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/Kromthau Link zum Tagebch: TRANS-OST-EXPEDITION - Etappe 3

Müssen Paviane leiden?

N 50°15'28.1'' E 058°26'08.7''
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    Tag: 39

    Sonnenaufgang:
    04:58 Uhr

    Sonnenuntergang:
    21:20 Uhr

    Luftlinie:
    91.24 Km

    Tageskilometer:
    103.69 Km

    Gesamtkilometer:
    7758.77 Km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Temperatur – Tag (Maximum):
    33 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    23 °C

    Breitengrad:
    50°15’28.1“

    Längengrad:
    058°26’08.7“

    Maximale Höhe:
    501 m über dem Meer

    Aufbruchzeit:
    9.00 Uhr

    Ankunftszeit:
    18.30 Uhr

    Durchschnittsgeschwindigkeit:
    15.24 Km/h

Obwohl mir bewusst war wie anstrengend ein Radtag durch die Steppe Kasachstans ohne ausreichend Schlaf ist konnte ich nicht widerstehen das Endspiel der Fußballeuropameisterschaft im Fernsehen mitzuverfolgen. Wegen der Zeitverschiebung hat es erst um 23:45 Uhr begonnen. “Egal, wenn Deutschland es bis ins Endspiel geschafft hat kann ich mir die Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen”, dachte ich. Um 2:00 Uhr am Morgen habe ich dann völlig frustriert den kleinen Fernseher ausgeschaltet und bin ins Bett gekrochen. Obwohl ich kein Fußballspeziallist bin und der russische Kommentator für mich kaum zu verstehen war, verstand ich, dass die Spanier die deutsche Nationalmannschaft in Grund und Boden gespielt und hoch verdient gewonnen hat.

Um 9:00 Uhr am Morgen sitze ich todmüde auf meinem Bock und strample ihn durch die Stadt Aktöbe. Die Autos erschrecken mich unaufhörlich mit ihrem lauten Gehupe. Die Insassen winken und rufen, johlen uns freudig zu. Auch wenn sie es gut meinen ist meine Stimmung nicht gerade bestens. Ob meine Laune in anderer Verfassung wäre wenn das Spiel für die Deutschen einen positiven Ausgang gefunden hätte? “Denis mein Rad federt wie ein altes Sofa!”, reißt mich Tanjas Stimme aus meinen müden Gedanken. Wir finden einen staubigen Platz am Straßenrand, lehnen unsere Intercontinental an einen Zaun. “Das Federbein von Magura ist platt”, stelle ich verdutzt fest. Auf dieser Etappe ist in dem Radrahmen von riese und müller zum ersten Mal ein luftgefederter Hauptdämpfer von Magura eingebaut. Der Komfort mit solch einer Hightechfederung ist verblüffend. In naher Zukunft wird dieses Federbein auf den Markt kommen. Unsere Reise ist ein gutes Testfeld für solche technische Neuerrungenschaften. Bisher hat es auch den Härtetest bestens ausgehalten, doch jetzt ist die Federung urplötzlich aufgehoben. “Wenn das wichtige Federbein den Geist aufgegeben hat weiß ich nicht wie wir weiterkommen sollen”, murmele ich noch missgelaunter als vorher. Wenige Minuten später stelle ich erleichtert fest, dass die Federung nach dem aufpumpen wieder perfekt arbeitet. “Irgendwer im Hotel muss uns da einen Schabernack gespielt haben”, urteile ich. “Wie meinst du das?” “Ich glaube da hat jemand einfach die Luft raus gelassen.” “Hm, kann schon sein. Die Räder standen ja in einem für jedermann zugänglichen Zimmer des Konferenzraums. Dort waren viele Menschen”, sagt Tanja. “Stimmt. Auch hätte ich mir nur schwerlich vorstellen können, dass dieses robuste Federbein uns einfach so im Stich lässt.”

Nun wieder bestens gefedert lassen wir die Stadt hinter uns. Leichte Bewölkung und endlich mal wieder Rückenwind treiben uns die ersten Kilometer gut voran. Trotzdem spüre ich nach der Schreibpause meinen Hintern. Er brennt wie Feuer und ich weiß nicht wie ich sitzen soll. “Geht es dir auch so?”, möchte ich wissen. “Es geht schon”, antwortet Tanja, weswegen ich die augenblickliche Pein mit ihr nicht teilen kann “Gott sei Dank ist der Meister heute nicht gegen uns”, stelle ich Minuten später fest. Seit einiger Zeit nennen wir den Wind nicht mehr bei seinem Namen. Weil er permanent aus der falschen Richtung blies habe ich ihm einer intelligenten Wesenheit zugeschrieben die uns bewusst einen Streich spielt. Wenn wir uns jetzt unterhalten geben wir keine Angaben mehr wohin wir fahren, was uns gefällt oder missfällt. Wir betreiben somit eine Verwirrungstaktik damit er nicht mehr weiß wo und wann er sich gegen uns stellen kann und soll. Wenn es um den Wind geht sprechen wir nur noch in Codewörtern. Nur in geschlossenen Räumen, dort wo er uns nicht hören kann, nennen wir ihm bei seinem Namen. Meist scherzen wir und lachen über unsere Taktik. Heute scheint sie gewirkt zu haben, denn er drückt uns mit ungewohnter Stärke nach vorne. “Ich glaube jetzt ist er ganz durcheinander. Auf der Strecke nach Aktöbe kam er aus Osten und jetzt aus dem Westen”, stelle ich fest. “Unsere List wirkt prima!”, entgegnet Tanja. “Ha! Ha! Ha”, lache ich vergnügt. “Lache nicht zu laut, am Schluss weiß er wen wir meinen und er treibt sein Spiel noch schlimmer mit uns.” “Nein er weiß nicht wen wir meinen. Wie denn? Meine Winde im Bauch kreisen doch auch ständig hin und her, einmal von links nach rechts und ein anderes Mal von rechts nach links.” “Hast Recht. Es gibt ja viele Meister. Den Großmeister, den Bäckermeister, Den Betriebsmeister, den Innungsmeister.” “ Ja und der Meister ist heute gut drauf.” “Ja, ein Meister der einen den Rücken stärkt ist ein guter Meister. Gibst du mir Recht?” “Aber ja. Ein Meister im Rücken ist perfekt. Ha! Ha! Ha!” “Hi! Hi! Hi!”, erwidert es aus Tanjas gesunden Lungen.

Hinter uns liegen die ersten 40 Kilometer des Tages. Wir heben unsere Hintern aus dem Sattel, um eine kurze Rast einzulegen. Unweit von uns entfernt treibt ein Reiter seine Kamelherde über die Steppe. Friedlich grasen die Könige der Wüste in der saftig grünen Einöde und erinnern uns an die anstrengenden aber sehr schönen Jahre die wir mit unseren sieben Dromedaren im Outback Australiens verbrachten. “War eine unvergessliche Zeit”, sage ich auf die Trampeltiere deutend. “Ja, vor allem das vierte Jahr. Da lief es wirklich gut.” “Stimmt, da waren wir und unsere Jungs (so nannten wir unsere Kamele) an das Nomadenleben und die Routine gewöhnt. Wir waren ein zusammengeschweißtes Team”, antworte ich etwas reumütig. Nachdenklich genießen wir den Anblick und die wohltuende Ruhe. Um unseren Dauerhunger zu befriedigen essen wir Brot, ein paar Tomaten, Gurken und Eier. Dann setzen wir unseren Ritt durch das baumlose Grasland fort. Nach 10 ½ Stunden erreichen wir die Minenstadt Khromtau. Überall ragen von Menschenhand geschaffene dunkle Berge aus der flachen Prärie. Hier wird nach Erzen gegraben aus denen man vor allem Chrom gewinnt, berichtet man uns. Wir treiben unsere Roadtrains über einen anstrengenden Hügel und lassen uns auf der anderen Seite in die Siedlung rollen. “Eine Gastiniza finden sie im Zentrum”, erklärt uns die freundliche Frau einer Tankstelle.

Tatsächlich erwartet uns ein überraschend neu aussehender Bau. “Ist bestimmt teuer”, sage ich. “Warum glaubst du das?” “Na sieht aus als würden hier die Geschäfts- und Fachleute aus aller Welt übernachten”, antworte ich mich auf den Weg zur Rezeption machend. “Wo kommen sie denn her?”, fragen zwei Männer in perfektem Englisch die nicht wie Kasachen aussehen. “Na da haben sie sich ja etwas vorgenommen”, antworten die beiden finnischen Geschäftsleute den Kopf schüttelnd nachdem ich ihnen unsere Reispläne erzählte. Ein junger Kasache steht neben ihnen. Er dient den beiden Fachleuten als Übersetzer und hilft mir der Frau am Empfang zu erklären wie riskant es ist unsere Räder nachts draußen auf dem Parkplatz stehen zu lassen. Es dauert nicht lange und die nette Dame erlaubt uns die Bikes in einen feuchten, dunklen Arbeits- und Lagerraum unterzustellen. “Hier haben sie den Schlüssel. Wenn sie morgen früh gehen geben sie ihn bitte meiner Kollegin”, sagt sie fürsorglich lächelnd. Wie gewohnt schleppen wir unsere Ausrüstung in den ersten Stock der Bleibe. Nach 103 Kilometern wie immer ein Kraftanstrengung die uns noch mal richtig fordert. Dann sitzen wir bei 33 Grad Temperatur in dem kleinen Zimmer. Unser Gepäck bringen wir geradeso unter. Das Restaurant hat bereits geschlossen. Mit brennenden Muskeln suchen wir ein Magazin, um uns etwas Nahrung und Getränke zu kaufen. Das Angebot ist wie immer nicht üppig. Vor 10 oder 15 Jahren allerdings gab es nahezu gar nichts. Also können wir sehr zufrieden sein. Wir kaufen das obligatorische und einzig zu bekommende Weißbrot, eine Majonäse, etwas Käse, Tomaten und ein paar Gurken. Wieder im Zimmer duschen wir den Staub und Schweiß der Straße von unseren Körpern. Als mir das Wasser den Rücken hinunter läuft und über die Rundungen meines Pos auf den Boden tropft könnte ich aufschreien. Die Sitzflächen meines Gesäßes sind wund. “Schau mal, sieht das schlimm aus?”, frage ich Tanja. “Wie ein Pavianpopo”, antwortet sie witzelnd. “Na die armen Kerle müssen ja unglaublich leiden. Die haben ja ihr gesamtes Leben so einen Hintern. Bin froh keiner zu sein”, entgegne ich mich langsam und bedacht auf den einzigen im Zimmer vorhandenen Stuhl niederlassend. “Warum ist es hier denn so heiß?”, wundert sich Tanja. “Im Bad ist die Heizung an. Die lässt sich nicht abstellen. Heute Nacht müssen wir unbedingt die Badetür geschlossen halten”, beschließe ich etwas gequält. “Und Moskitos gibt es hier auch in großer Zahl”, stellt Tanja fest unser Mahl auf dem kleinen Kühlschrank herrichtend, denn es gibt keinen Tisch. “Na ja für 6.000 Tenge (33 Euro) müssen uns die Herren des Hauses doch etwas bieten.” “Ha! Ha! Ha! Sehr witzig”, antwortet Tanja lachend.

Lieber Leser unseres Tagebuches!!!

Gerne schreiben wir unsere Erlebnisse hier nieder. Gerne teilen wir mit Euch unsere Erfahrungen. Jedoch hat unsere Reise für uns auch eine Bedeutung, einen tieferen Sinn. Nur für die Lust und Laune setzen wir uns solchen Anstrengungen nicht mehr aus. Dafür haben wir zuviel erlebt. Natürlich ist es noch immer unsere Motivation Völker, Kulturen, deren Sitten und Gebräuche zu erleben. Noch immer erforschen wir mit ungestilltem Wissensdurst die für uns unbekannten Winkel unserer Mutter Erde. Es gibt uns Energie und Lebensinhalt. Jedoch haben wir bei all dem Positiven auch viele Schattenseiten der menschlichen Zivilisation erlebt und erfahren. Wir haben mit eigenen Augen ungeheuer viel menschliches Leid und Umweltvernichtung gesehen. Es schmerzt uns als würde ein Messer tief in unsere eigene Haut eindringen. Unsere Lebensprojekt “Die große Reise” hat für uns schon seit Jahren eine andere Dimension erreicht. Es geht uns während der Reise, während unseres Reiselebens auch darum etwas Ausgleichendes zu tun. Etwas an den geplagten Planeten zurückzugeben. Nicht aus Egoismus oder Befriedigung oder Selbstverherrlichung, sondern um wirklich nachhaltig etwas zu tun. Etwas für uns Menschen zu tun. Für unsere Kinder. Damit auch sie morgen noch frische Luft atmen können. Damit auch sie unter freiem Himmel im Sandkasten spielen können, in sauberen Flüssen baden können. Wir wünschen uns für alle Wesenheiten dieses wunderbaren, fantastischen Planeten eine lebenswerten Zukunft. Also bitte wir sie dringend vielleicht einmal im Monat wenigstens einen Baum für die Grüne Ader zu pflanzen. Infos dazu findet ihr auf unserer Webseite. (Ein Baum 5,- Euro) Wir allein können es nicht schaffen. Wir haben nicht die finanziellen Mittel dazu. Noch nicht. Nur wir gemeinsam können etwas bewegen. Unsere Motivation liegt nicht nur darin zu wissen dass unsere Texte von im Augenblick zwischen 40.000 und 50.000 (vierzigtausend und fünfzigtausend) Menschen im Monat gelesen werden. Unsere Motivation liegt darin gemeinsam etwas Nachhaltiges für unsere Menschenzukunft zu schaffen. Gemeinsam heißt mit Euch allen zusammen. Dafür schreiben wir, dafür könnt ihr die Texte ohne finanziellen Einsatz lesen. Also bitten wir um eine Spende an das Bergwaldprojekt. Ein Projekt das ohne Profit arbeitet. Ein Projekt nachdem wir Jahre gesucht haben, um unseren Namen dafür zu geben. Ein Projekt dem wir vertrauen. Wir bitten Euch darum Bäume zu spenden. Bäume die uns Luft zum Amten schenken. Lebensraum für Insekten und Vögel. Lebensraum für die Erdbevölkerung in den zukünftigen Jahren. Von den Spenden haben wir nicht den geringsten finanziellen Vorteil. Alles was ihr gebt kommt Mutter Erde zu Gute!!! Dafür garantieren wir mit unserem Lebensprojekt und unserem Namen.

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