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E-Bike-Expedition Teil 4 Vietnam - Online Tagebuch 2016-2017

Motor unter Wasser – unvergesslicher Geburtstag – abgefahrene Idee

N 16°02’55.0’’ E 108°14’54.2’’
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    Datum:
    25.01.2017 bis 26.01.2017

    Tag: 575 -576

    Land:
    Vietnam

    Provinz:
    Quảng Nam

    Ort:
    Da Nang

    Breitengrad N:
    16°02’55.0’’

    Längengrad E:
    108°14’54.2’’

    Tageskilometer:
    118 km

    Gesamtkilometer:
    21.629 km

    Luftlinie:
    84 km

    Durchschnitts Geschwindigkeit:
    19.9 km/h

    Maximale Geschwindigkeit:
    47.7 km/h

    Fahrzeit:
    5.54 Std.

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Maximale Höhe:
    480 m

    Gesamthöhenmeter:
    59.238 m

    Höhenmeter für den Tag:
    739 m

    Sonnenaufgang:
    06:18 Uhr

    Sonnenuntergang:
    17:39 Uhr

    Temperatur Tag max:
    21°C

    Aufbruch:
    09:00 Uhr

    Ankunftszeit:
    17:40 Uhr

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

„Alles Gute zum Geburtstag mein geliebter Schatz. Ich wünsche dir noch viele wunderbare Reisen und Expeditionen. Vor allem Gesundheit, Zufriedenheit, Glück, den Genuss des Augenblicks, Erfüllung und Erfolg“, weckt mich Tanjas Stimme. „Danke“, antworte ich und lausche auf den wolkenbruchartigen Regen, dessen ungemütliches Plätschergeräusch ins Innere unseres Zimmers dringt. „Ob es Sinn macht bei diesem Dauerwolkenbruch weiterzufahren?“ „Es ist Dein Tag. Du kannst entscheiden wie du möchtest. Wenn du hier bleiben willst ist das für mich völlig okay.“ „Eigentlich wollte ich meinen Geburtstag nicht in so einem abgelegenen, verregneten Dorf verbringen.“ „Kann ich verstehen. Dann fahren wir halt nach Da Nang. Das ist eine große Stadt und dort finden wir bestimmt eine bessere Bleibe und vielleicht ein Restaurant in dem es etwas Leckeres zum Essen gibt.“ „Hm, das würde aber bedeuten nicht nur 120 km durch dieses Sauwetter zu radeln, sondern auch noch den Wolkenpass überqueren zu müssen.“ „Wer darf schon an seinem Geburtstag bei Monsun durch Vietnam radeln? Das wirst du sicherlich nicht vergessen.“ „Weiß nicht ob mich das gerade motiviert. Denke ich würde lieber bleiben. Wir können ja in das Straßenrestaurant von gestern Abend gehen. Das Essen dort war doch gar nicht so schlecht“, antworte ich unschlüssig. Nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns zu bleiben. Um 8:00 Uhr lässt der starke Regen etwas nach. Ich stehe unter dem kleinen Vordach vor dem Zimmer und blicke nachdenklich in den grauen Himmel. „Vielleicht sollten wir doch aufbrechen?“, überlege ich unsicher. „Wie du möchtest“, antwortet Tanja. „Okay, dann lass uns fahren“, entscheide ich. Kaum sind unsere Satteltaschen gepackt, schüttet es wieder wie aus Eimern. Dessen ungeachtet beladen wir unsere Bikes und lassen das Küstendörfchen hinter uns. Es dauert nicht lange als das Wasser durch die Reisverschlüsse unserer Regenhosen dringt und trotz des Schutzes in die Schuhe läuft. Nach 30 Minuten sind wir klatschnass. Wie auch gestern radeln wir auf schmalen Straßen durch viele Dörfer, die, würde es nicht ständig regnen, sicherlich idyllisch wären. Nach 50 km treffen wir erneut auf den Highway A 1 auf dem die Lastwagen hin und herfauchen. An einer Straßengabelung verbieten uns Hinweisschilder die Einfahrt in den 6,3 km langen Hai-Van-Tunnel, der den vor uns liegenden gleichnamigen Pass durchbohrt. Nur Autos und Lastwägen dürfen ihn nutzen. Zweiräder jeglicher Art sind gezwungen über den knapp 500 Meter hohen und 20 km langen Pass zu fahren. Schulterzuckend nehmen wir die nächste Herausforderung, bei diesem Sauwetter über den wolkenverhangenen Hai-Van oder Wolkenpass zu strampeln, hin. Klick, klick, klick, schalte ich die Rohloff vom vierzehnten in den dritten Gang herunter, um die Steigung zu meistern. Auch bei diesem furchtbaren Wetter funktioniert die Biketechnik fehlerfrei. Obwohl der Motor wegen den tiefen Pfützen zeitweise mehr unter als über dem Wasser ist, schnurrt er zuverlässig.

Das Chinesische Meer taucht links neben uns auf. Tiefhängende Wolken vereinen sich mit der schäumenden Gischt der meterhohen Wellen. Das Brausen der Brandung weit unter uns dringt über den tropfenden Tropenwald bis an unsere Ohren. Zahlreiche Motorradfahrer knattern an uns vorbei. Einige Fahrer und Beifahrer strecken uns ihren erhobenen Daumen entgegen und motivieren uns mit ihren aufmunternden Zurufen. Wenn der Regen ein wenig nachlässt halten wir an, um ein paar Fotos zu schießen. Kaum ist die Kamera ausgepackt, öffnen sich erneut die Himmelspforten. Schnell verstaue ich die teure Technik wieder in die am Sattel hängende Kameratasche. Hoffe sie hält das aus. Umso höher wir kommen, desto dichter werden die Wolken. Es dauert nicht lange bis die wabernde graue Wand die zwei Radler in sich hineinzieht und die Sicht auf wenige Meter begrenzt. Um gesehen zu werden schalten wir das Frontlicht ein und befestigen unsere rot blinkenden Rückleuchten an den Anhängern. Tuuuuuhhhhht!, erklingt das laute Horn einer Eisenbahn, die sich unweit neben uns über den einst strategischen Bergpass arbeitet, der die natürliche Wetterscheide zwischen Süd- und Nordvietnam bildet. Aus dem Nebel schimmern die Überreste eines alten Bunkers. Ein Zeuge aus der Zeit, als während des Indochina- und Vietnamkrieges genau hier schwere Kämpfe stattfanden. Tuuuuuhhhhht!, brüllt das Horn der Eisenbahn durch die Nebelwand und erinnert an das furchtbare Unglück, als der Việt Minh am 24. Juni 1954 einen Brückenpfeiler sprengte. Zwei Lokomotiven und 18 Wagen stürzten damals knapp 20 Meter in die Tiefe und rissen 100 Menschen in den Tod.

Nachdem wir den höchsten Punkt des Wolkenpasses überquert haben, lassen wir unsere Räder kontrolliert nach unten rollen. Mit jedem Meter, den es tiefer geht, wird die Sicht wieder besser. „Ich glaube hier ist es tatsächlich wärmer!“, ruft mir Tanja, ihren Daumen nach oben streckend, freudig zu. Der Bordcomputer zeigt 100 Kilometer an. Wir radeln in die drittgrößte Stadt Vietnams ein. Da Nang empfängt uns mit verrücktem Verkehrschaos, welches von uns höchste Konzentration abfordert. Im Flowmodus wuseln wir uns durch abertausende von Mopeds jeglicher Art, folgen den Windungen der Blechanakonda durch die Metropole. Starker Wind bläst uns vom Südchinesischem Meer entgegen. Zum Glück haben wir die schreckliche Nässe auf der anderen Seite des Wolkenpasses gelassen und sind, bis auf die noch immer triefenden Schuhe, fast wieder trocken. Mein Navi leitet uns durch Hochhausschluchten. Wegen der angehenden Dämmerung blinken uns die Lichter zahlreicher, teils teurer Hotels, entgegen. „Hier ist es“, sage ich nach 118 Tageskilometer, auf das Hotel deutend, welches wir gestern vorgebucht hatten und die unseren Hund akzeptieren. „Wenn sie ihren Hund mit ins Zimmer nehmen möchten kostet das 100.000 Dong (4,15 €) extra“, sagt die Rezeptionistin zu Tanja. „Aber sie werben doch damit das Hunde bei ihnen ohne Extrakosten akzeptiert sind“, widerspricht sie. Nach einem Telefonat mit dem Inhaber des Hauses will man noch immer 50.000 Dong (2,08 €) von uns. Tanja ist sauer und akzeptiert keinen Aufpreis, weswegen wir uns wieder in den Sattel werfen und weiterfahren, um eine andere Unterkunft zu suchen. Die ersten zwei angesteuerten Hotels dulden keine Hunde, und das Dritte würde ein tiefes Loch in unsere Kasse reißen. „Lass uns wieder zurückgehen und den Extrapreis bezahlen. Falscher Stolz führt uns nirgendwohin“, sage ich. „Du hast recht“, antwortet Tanja.

Nach knapp neun Stunden im Sattel rollen wir unsere Bikes in die Tiefgarage und reinigen die Satteltaschen unter einem Wasserstrahl. Eine weitere Stunde später öffnen wir die Tür zu unserem schönen, sauberen und trockenen Zimmer. Geschafft lasse ich mich auf das bequeme Bett fallen. „Denke du hattest recht.“ „Wie meinst du das?“ „Den Geburtstage werde ich definitiv nicht vergessen“, antworte ich mich wieder erhebend.

„Gibst du mir bitte mal deine Taschenlampe?“, fragt Tanja, die gerade in einer ihrer Radtaschen etwas sucht. „Ja“, antworte ich, kann sie aber nicht finden. „Hast du sie in der letzten Unterkunft liegen lassen?“ „Quatsch, ich lasse doch meine wertvolle Stirnlampe nirgends liegen“, antwort ich leicht verärgert. „Na wo ist sie denn dann?“ „Keine Ahnung“, antworte ich nun alle vier Radtaschen ausleerend. „Nicht da. Sie ist nicht da. Ich glaube es einfach nicht. Im Zimmer lag doch nichts mehr herum als wir gingen“, meine ich und überlege wo der wichtige Ausrüstungsgegenstand sein könnte. „Vielleicht hast du sie im Bett liegen lassen?“ „Im Bett? Hm, könnte tatsächlich sein. Ist möglicherweise zwischen die Matratzen gerutscht. Oder unterm Kopfkissen? Mann oh Mann ich glaube ich habe sie tatsächlich vergessen. Na das ist ein scheiß Geburtstagsgeschenk“, ärgere ich mich. „Jetzt lass dir wegen der Stirnlampe nicht den Geburtstag verderben. Ist nur eine Lampe.“ „Aber eine sehr teure und abgesehen davon brauchen ich sie jeden Tag.“ „Dann müssen wir in Zukunft mit meiner Lampe auskommen. Abgesehen davon glaube ich nicht an ihren Verlust.“ „Wie das denn? In den Taschen ist sie nicht, also habe ich sie dort vergessen. Wir wissen nicht mal wie das Gästehaus heißt, haben keine Telefonnummer und wenn, könnten wir nicht mal danach fragen weil sie dort kein Wort Englisch sprechen.“ „Ich habe eine Idee wie wir sie zurückbekommen können.“ „Na da bin mal gespannt.“ „Wir rufen die Rezeptionistin vom der Beachbar Hue an die uns zu der einfachen Unterkunft geschickt hat nachdem wir nicht geblieben sind. Vielleicht kann ich sie dazu bewegen dort vorbeizuschauen und nach der Lampe zu fragen.“ „Und dann?“ „Na wenn die Stirnlampe noch dort ist und der Besitzer ehrlich ist, wird er sie ihr geben. Ich werde sie bitten uns die Lampe mit der Post hierher zu schicken.“ „Wow, eine abgefahrene Idee. Wenn die funktioniert glaube ich an Wunder.“ „Wunder gibt es immer wieder. Ich habe dabei ein gutes Gefühl.“ Durch Tanjas motivierende Worte wieder besser gelaunt verlassen wir unsere Bleibe und suchen eines der vielen Restaurants auf. Nachdem man uns überteuerte, noch dazu verbrannte, Tintenfischringe serviert, verlassen wir den Abzockeladen und finden ein besseres Restaurant. Weil ich Geburtstag habe spendiert uns der Manager zwei Büchsen Bier. Ich genieße eine Seafootpizza. „Sag mal Tanja. War nicht Da Nang eine von der Umweltkatastrophe betroffenen Stadt an der Küste Zentralvietnams?“, frage ich genüsslich kauend. Tanja sieht mich mit großen Augen an. „Du meinst doch nicht etwa den taiwanesischen Konzern FORMOSA PLASTICS GROUP der hochgiftiges Abwasser in das Meer leitete, und damit die größte Umweltkatastrophe seit dem Einsatz von Agent Orange durch die Amerikaner im Vietnamkrieg auslöste?“ „Genau diese Verbrecher meine ich“, antworte ich die Fischstückchen aus der Pizza pulend…

Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung. Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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