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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Max bekommt die wichtige Aufgabe des Schlussmanns

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    Tag: 65 Etappe Zwei

    Sonnenaufgang:
    06:09

    Sonnenuntergang:
    17:38

    Luftlinie:
    26,1

    Tageskilometer:
    27

    Temperatur - Tag (Maximum):
    30 Grad

Spitzblatt-Camp — 19.08.2001

Ohne Zwischenfälle verläuft heute das Laden der Kamele. Selbst Edgar scheint sich zu besinnen, dass es wenig Sinn macht sich ständig auf die Seite zu werfen, nur um dann wieder angeschrieen und geschimpft zu werden. Er ist zwar immer noch hoch nervös, aber wir sind uns sicher, dass er seine Angst irgendwann ablegen wird. Max laden wir als Letzten. Laut Aussage seines Vorbesitzers soll er ein guter Schlussmann sein und wenn er die Position schon gewohnt ist wollen wir es mal ausprobieren. Durch seine aufgescheuerten Knie kann er sowieso nicht lange sitzen und macht Edgar unruhig, also liegt es nahe ihm diesen wichtigen Posten zukommen zu lassen. Das letzte Kamel sollte von seiner Charaktereigenschaft ruhig, voraussehend, besonnen, nicht ängstlich und intelligent sein. Wir haben auf unserer ersten Teiletappe mit Istan als Schlussmann mehrer Alptraumsituationen erlebt (Etappe 1, Tag 18 / 29.05.00 oder Tag 77 / 27.07.00 beschrieben.) Ein nervöses Tier würde bei jeder Kleinigkeit nach vorne schießen und die Karawane glatt aufmischen. Es braucht nur etwas ungewohntes wie ein Auto, Pferd oder sonst etwas auftauchen und das Chaos beginnt. Auch muss das letzte Kamel vor plötzlich erscheinenden Hindernissen wie ein Baum, ein Spalt in der Erde, Felsen und anderes was durch das vor ihm laufende Tier nicht rechtzeitig zu sehen ist, blitzartig ausweichen können. Max muss also schnell sein aber nicht hypernervös. Es dauert oft lange bis ein Kamel so erfahren ist, um in einer langen Karawane selbständig und sicher hinten laufen zu können. Jasper, den wir auf Anna Plains trainiert haben, ist nicht schlecht aber in vielen Situationen etwas langsam. Wir können demzufolge nichts verlieren. „Bist ein guter Junge Max. Du machst das schon. Darfst dich bloß nicht mehr auf die Seite werfen,“ rede ich sanft auf ihn ein während ich ihm das Fell bürste. Iiiöööäää, brüllt er plötzlich und reißt sein Maul auf, um uns seine Zähne zu zeigen als ich seine Schulter berühre. „Er hat Schmerzen. Ich kann nicht glauben, dass der alte Sattel von Hardie ihm nach einem Marschtag bereits Druckstellen verursacht hat,“ sage ich besorgt und fühle vorsichtig mit der Hand über die Stelle. „Das war wahrscheinlich der Grund warum er sich beim Entladen so schrecklich aufgführte,“ meint Tanja seinen Kopf streichelnd. „Wahrscheinlich,“ antworte ich und frage mich wie er in diesem Fall 100 Liter Wasser bis Kunawarritji tragen soll. „Lass uns abwarten wie er heute Abend reagiert und wenn es schlimmer wird müssen wir uns spätestens dann etwas einfallen lassen,“ sage ich und hebe mit Tanja den Sattel auf seinen Rücken. Dann lassen wir ihn gleich aufstehen und öffnen auch bei den anderen die Beinseile. „Kamele walk up,“ rufe ich Minuten später und der Zug setzt sich wiedereinmal in Bewegung.

Mit kräftigen Schritten laufen wir auf dem Kidson Track und kommen schnell voran. Wir sind guter Dinge. Keine Zwischenfälle stören den Ablauf des Tages. Nach über sechs Laufstunden erreichen wir um 14 Uhr 30 einen leicht erhöhten Flecken Erde den wir als Übernachtungsplatz wählen. „Meinst du die Pflanzen dort drüben sind giftig? ,erschreckt mich Tanjas Frage. „Keine Ahnung. Es ist zumindest keine der Pflanzen die auf eine der Beschreibungen passt,“ antworte ich. Nachdem ich die Kamele hintereinander absetzen lasse beginnen wir mit dem Abladen. Max ist der Erste. Sofort prüfe ich die Druckstellen an seinen Schulter. Er reagiert wie am Morgen mit Brüllen und schnappt mit seinem Maul um sich. „Ich werde seine Sattelpolster klopfen. Das wird bestimmt helfen,“ meine ich und lasse ihn aufstehen. Ehe wir es mitbekommen ist Max zu der eigenartigen Pflanze mit ihren spitzen, saftiggrünen Blättern marschiert und beißt heißhungrig hinein. Machtlos sehen wir zu und beten nicht gleich schon wieder eine Herausforderung am Hals zu haben die unser neues Expeditionsmitglied tötet. Überrascht bemerken wir, dass er das offensichtlich abscheulich schmeckende Gewächs wieder ausspuckt und sich einem Busch widmet den wir kennen. Wir lachen erleichtert und setzen unsere Entladetätigkeit fort. Auch die anderen Kamele riechen an dem Spitzblattbusch, lassen ihn jedoch links liegen und hauen sich an all den anderem Grünzeug voll.

Als die Sonne untergeht sitzen wir in unseren Stühlen. Ich studiere die Karte und trage unsere Position ein. „27 Kilometer haben wir heute zurückgelegt. Ich denke damit können wir zufrieden sein. Wenn wir ab jetzt jeden Tag zwischen 25 und 30 Kilometer schaffen erreichen wir in spätestens drei Wochen Kunawarritji,“ stelle ich zufrieden fest. „Es wird aber auch Zeit endlich mal Strecke zu machen,“ antwortet Tanja die gerade die Thermet mit kleinen Stöckchen füttert um heißes Wasser für ein Fertigessen von Reiter zu kochen. Kaum haben wir uns den Bauch voll geschlagen machen wir uns fürs Zelt fertig. Zwischen Tanja und mir entsteht jeden Abend ein Wettrennen wer der Erste ist der sich in den Schlafsack kuscheln kann. Bisher verliere ich nahezu immer. Nicht weil ich der Reinlichere von uns beiden bin, sondern in diesem Fall schlichtweg der Langsamere. „Hast es wieder geschafft,“ rufe ich als sie in unserer Schlafburg verschwindet während ich immer noch dasitze und meine Zähne putze. „Ja,“ kichert sie und schließt bei jetzt nur noch 10 Grad den Reißverschluß des Zeltes. „Und wie ist es?“ ,frage ich wie jeden Tag. „Ah wunderbar und du hast wieder die Isomatte so toll aufgeblasen,“ höre ich ihre sich wiederholende Antwort die mich zum Schmunzeln bringt. „Vergiss nicht das Gewehr vors Zelt zu legen und die Schusslampe mitzubringen,“ erinnert sie mich wie ebenfalls täglich. „Ja, ja ich vergesse es nicht,“ antworte ich, schnalle das Gewehr von Sebastians Sattel und hole unsere Ersatztaschenlampe aus meinem kleinen Rucksack die seit der Kamelbullenangriffe immer mit einem neuen Satz Batterien geladen ist. Dann nehme ich den Schlafsack von Rufus und fordere ihn auf: „Komm lass uns ins Bett gehen.“ Rufus der neben dem ausgehendem Lagerfeuer liegt springt in die Höhe und folgt mir mit wedelndem Schwanz. Kaum habe ich seinen Schlafsack vor den Zelteingang gelegt macht er es sich darauf bequem und es dauert im Regelfall nur Minuten bis er im Hundetraumland nach Echsen oder sonstiger Beute jagt. Als ich dann endlich in unser Zuhause krieche und mich gerade ausstrecke schmerzen mir die Knochen von den Anstrengungen des Tages. „Lass uns beten das auch heute Nacht keine Kamelbullen ins Camp kommen,“ flüstert Tanja im Halbschlaf. „Sie wissen mittlerweile was geschieht wenn sie uns angreifen. Ich glaube sie lassen uns in Ruhe,“ antworte ich und beobachte noch eine Weile die Sterne bis auch mich die Müdigkeit hinwegrafft.

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