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E-Bike-Expedition Teil 3 China - Online-Tagebuch 2015-2016

Lotuspflanzen und Moskitos

N 24°06’50.2’’ E 103°24’44.3’’
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    Datum:
    20.05.2016

    Tag: 328

    Land:
    China

    Provinz:
    Yunnan

    Ort:
    Mile Shi

    Breitengrad N:
    24°06’50.2’’

    Längengrad E:
    103°24’44.3’’

    Tageskilometer:
    85 km

    Gesamtkilometer:
    17.066 km

    Luftlinie:
    74.05 km

    Durchschnitts Geschwindigkeit:
    21.7 km/h

    Maximale Geschwindigkeit:
    53.4 km/h

    Fahrzeit:
    03:53 Std.

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt /Schotter

    Maximale Höhe:
    2.000

    Gesamthöhenmeter:
    39.704 m

    Höhenmeter für den Tag:
    689 m

    Sonnenaufgang:
    06:21 Uhr

    Sonnenuntergang:
    19:44 Uhr

    Temperatur Tag max:
    25°C

    Temperatur Tag min:
    17°C

    Aufbruch:
    08:40 Uhr

    Ankunftszeit:
    15:00 Uhr

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Das Karstgebirge mit seinen eigenwilligen Steinformationen aus der Urzeit begleitet uns heute noch für geraume Zeit. Dann ändert sich die Landschaft. Pinienwälder erstrecken sich über 2.000 Meter hohe, stumpfe Bergkegel. In den weiten Tälern, aber auch an den Berghängen, oder zwischen groben Felsbrocken, wird jeder Quadratmeter für den Feldanbau genutzt. Die Erde sieht trocken aus, weswegen wir uns nicht vorstellen können, dass hier jemals etwas wachsen und gedeihen kann. Vor allem frage ich mich, wie die Bauern in dieser Bergregion die zarten Pflänzchen bewässern wollen? (Zu dieser Stunde wissen wir noch nicht, dass die Zeit des Monsun begonnen hat und den Süden Chinas sowohl auch das vor uns liegende Vietnam mit sintflutartigen Regenfällen regelrecht unter Wasser setzt.)

Gegen Mittag erreichen wir wieder eine einfache Unterkunft deren Inhaber unsere Räder nicht ins Haus lassen wollen. Ich studiere die Karte. „Entweder wir finden einen Platz für unser Zelt, oder in der 20 km entfernten Ortschaft eine Bleibe“, sage ich, worauf wir weiterfahren. Unter dem schattenspendenden Dach einer Tankstelle halten wir kurz an und fragen ob es hier Kaffee gibt. „Bu“, (Nein) antwortet der Inhaber und überreicht uns 12 Flaschen Wasser. „Sorry, ich brauche kein Wasser“, lehne ich ab. „Ist ein Geschenk.“ „Tuijianshu?“„(Geschenk)?“, frage ich verblüfft. „Shi“, (Ja) sagt er freundlich lachend. „Wo sollen wir die hinpacken?“, frage ich Tanja. „In deinen vorderen Radtaschen ist noch Platz“, antwortet sie. „Um das großzügige Geschenk nicht ablehnen zu müssen, schlichte ich je vier, ½ Literflaschen, in die Vordertaschen. Zwei trinken wir aus und zwei geben wir zurück. Der freundliche Chinese wünscht uns einen schönen Tag. Wir bedanken uns noch mal und setzen unsere Fahrt fort, auf der wir ständig nach einem Campplatz Ausschau halten. Jedoch ist überall Gemüse angebaut, oder es wächst dichtes Gestrüpp. Umso mehr wir uns dem Ort Mile Shi nähern, desto mehr Gräber befinden sich an den Berghängen. Über viele Kilometer zieht sich dieser eigenartige Friedhof der Straße entlang. „Hier können wir nicht nächtigen, außer wir campen zwischen den Grabsteinen“, sage ich. „Kann mir einen besseren Ort vorstellen als neben diesen Begräbnisstätten zu schlafen“, antwortet Tanja.

In Mile Shi finden wir ein einfaches Gästehaus. Der Besitzer akzeptiert unseren Hund und die Räder kommen in einem Vorraum unter. Direkt hinter unserer Bleibe erstreckt sich ein See, der von Anfang bis Ende mit Lotusblumen bewachsen ist. Zum ersten Mal in unserem Leben sehen wir ein Anbaugebiet dieser Gewächse mit ihren herrlichen Blüten. Es ist eine richtige Wunderpflanze weil man alles von ihr verwerten kann. In ganz Asien wird die Lotuswurzel auf unterschiedlichste Art und Weise zubereitet. In Japan zum Beispiel wird sie in Öl gebraten und in Zitronenwasser gegart. Hier in China kandiert man sie und genießt sie als Leckerei zum Neujahrsfest. In Indien dagegen serviert man sie als eingelegte scharfe Pickels, und das sind nur ein paar wenige Möglichkeiten der bald unzähligen Zubereitungsarten. Aber nicht nur ihre Wurzel wird verspeist, sondern auch ihre Früchte, Samen und Stängel. Die Blätter nutzt man als Verpackungen für Speisen. Sicherlich umweltfreundlicher und billiger als die Plastikbeutel, die jeden Winkel des Landes verseuchen. Selbst in der Medizin wird sie eingesetzt, da man jegliche Teile der Pflanze zu Arzneien oder Tees verarbeitet. Die Verwendungsmöglichkeiten der Pflanze, die unter anderem auch eine religiöse und heilige Bedeutung hat, scheinen unbegrenzt. Die getrocknete Lotusfrucht wird selbst als Kalligraphiepinsel genutzt, deren Samenkerne sogar zu schönen Gebetsketten aufgereiht, und aus der Faser der getrockneten Stängel und Blätter Lotusseide gesponnen.

„Das sumpfige Gelände ist sicherlich der Grund warum es hier so viele Moskitos gibt“, sage ich missbilligend auf die zahlreichen kleinen dunklen Flecken, an der Decke und den Wänden unseres Zimmers, deutend. „Da sind deine Jägerqualitäten gefordert“, meint Tanja grinsend. „Hm, mache ich später“, antworte ich, packe meinen Laptop aus, um die Kurzaufzeichnungen des Tages einzutippen.

Am Abend sitzen wir in einem einfachen Stelzenrestaurant, welches über dem Blätterteppich der Lotuspflanzen schwebt. Mit einer kleinen Gruppe Chinesen sind wir die einzigen Gäste der Familie. Auf der Jagt nach Insekten flattern in der zunehmenden Dämmerung Fledermäuse lautlos über dem See. Nach dem leckeren Abendessen lassen wir uns auf die zusammengenagelten Bretter des Restaurantsteges nieder und genießen das Zirpen und Surren der aufkommenden Nacht, bis uns die Stechmücken vertreiben. Als wir dann unser kleines Zimmerchen betreten, erschrecken wir regelrecht. Weil die Inhaber des Hauses tagsüber das Fenster offen ließen, eroberten es die Moskitos für sich. 1 ½ Stunden gehe ich mit einem Handtuch bewaffnet auf die Jagd. Es ist 22:30 Uhr. Tanja schläft schon seit geraumer Zeit. Ich schüttle noch mal die Vorhänge und wedle mit dem Handtuch unter die Betten. Nichts rührt sich. Keines dieser lästigen und wegen Malaria gefährlichen Moskitos, surrt durch den warmen Raum. Zufrieden und hundemüde lege ich mich auf die brettharte Matratze und falle in einen wohlverdienten tiefen Schlaf…

Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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