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E-Bike-Expedition Teil 3 China - Online-Tagebuch 2015-2016

Lebensgefährliche Straße der hunderttausend Lastwägen

N 39°01’20.1’’ E 111°05’02.7’’
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    Datum:
    04.11.2015 bis 08.11.2015

    Tag: 129-133

    Land:
    China

    Provinz:
    Shanxi

    Ort:
    Baode

    Breitengrad N:
    39°01’20.1’’

    Längengrad E:
    111°05’02.7’’

    Tageskilometer:
    135 km

    Gesamtkilometer:
    10.457 km

    Luftlinie:
    96.86 km

    Durchschnitts Geschwindigkeit:
    23.6 km/h

    Maximale Geschwindigkeit:
    44.2 km

    Fahrzeit:
    5:48 Std.

    Bodenbeschaffenheit:
    schlechter Asphalt

    Maximale Höhe:
    1.300 m

    Gesamthöhenmeter:
    6.861 m

    Höhenmeter für den Tag:
    350 m

    Maximale Tiefe:
    750 m

    Gegenwind Windstärke: 4
    20 km/h

    Sonnenaufgang:
    07:05 Uhr

    Sonnenuntergang:
    17:32 Uhr

    Temperatur Tag max:
    15 °C

    Temperatur Tag min:
    8 °C

    Aufbruch:
    Uhr 10:00 Uhr

    Ankunftszeit:
    Uhr 17:30 Uhr

    Platte Reifen gesamt:
    8

    Platte Vorderreifen:
    2

    Platte Hinterreifen:
    5

    Platte Anhängerreifen:
    1

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Link zum Kurzfilm

Mit verblüffender Genauigkeit hat der Wetterbericht für heute diesen sumpfig trüben Himmel vorhergesagt. Kein einziger Sonnenstrahl erhellt die traurig aussehende, von Abgasen und Schmutz gequälte Gegend, durch die wir unsere Aluminiumrösser lenken. Wieder sind die ersten Kilometer auf der sich von der Stadt entfernenden Straße angenehm zu befahren. Die PKW´s, Elektroroller und die lauten Dreiradmotorräder düsen, surren und knattern an uns vorbei ohne in uns den geringsten Stress auszulösen. Doch die Ruhe bleibt nicht lange. Schon von weitem sehen wir wie sich unsere friedliche Verkehrsader in einem weiten Bogen der S305 nähert, um dann von ihr regelrecht gefressen zu werden. Waren es die letzen Wochen schon schlimme Verhältnisse auf den Fernstraßen, so entwickelt sich die S305 zu einem neuen, für uns unbekannten Grad an Wahnsinn. Als würde eine überdimensional große, aus Blech und verrostetem Stahl bestehende Monster-Anakonda, mit ihren überdimensionalen Muskeln alles um sich herum zerdrücken, und mit ihrem riesigen Maul jedes Individuum verschlingen, walzt die Blechlawine rücksichtslos dahin. Unter ungeheurem Getöse und Geschepper donnern tausende, vielleicht zehntausende von Lastwägen in beiden Richtungen an uns Winzlingen vorbei. Etwas verwirrt und hilflos starren wir auf den schwarzen Teerstreifen. „Da müssen wir entlang?“, fragt Tanja kleinlaut. „Ja. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht“, antworte ich und frage mich wie ein kleiner Radfahrer solch ein Verkehrsirrsinn überleben soll. Mit höchstem Adrenalinspiegel fädeln wir uns in den Verkehr ein und strampeln am Seitenstreifen entlang. „Achtung Speed Bump!“, brülle ich als eine sich quer über die Straße ziehende Bodenschwelle den Schwerlastverkehr zwingt in die Eisen zu steigen. Nur so können sie einen Achsenbruch verhindern. Wir tun es den Lastwägen gleich, um nicht aus dem Sattel geschleudert zu werden oder unsere System zu Bruch zu fahren. Aus für uns nicht ersichtlichen Gründen tauchen diese gefährlichen Fahrbahnschwellen regelmäßig in unregelmäßigen Abständen auf. Manche von ihnen wurden von den mit Kohle beladenen Blechmonstern schon so oft übersehen, dass sie sich durch den tonnenschweren Druck in den Asphalt gearbeitet haben. Manche wiederum hat es aber auch in Einzelteile zerrissen, die sich wild über die Fahrbahn verteilen. Teilweise sind die aus Stahl oder Stahlbeton gebauten Geschwindigkeitskontrollen von den großen Lastwagenrädern aus dem Asphalt gefetzt worden, so dass nur noch die Stahlschraubenenden heraus sehen, über oder durch die wir uns schlängeln müssen.

„Tuuuhhhhht! Tuuuhhhhht! Tuuuhhhhht!“, brüllt es nur einen halben Meter neben uns. Keine Ahnung ob uns die Fahrer warnen, ärgern oder nur begrüßen wollen. Sicherlich können sie nicht im Traum erahnen wie so ein gewaltig lautes Horn einen ungeschützten Radfahrer in die Glieder fährt. Meine Nerven sind mittlerweile verdammt dünn geworden. Es fällt mir immer schwerer die nötige Konzentration aufrecht zu erhalten. Wenn ich es mir ehrlich eingestehe ist die unaufhörliche Bedrohung durch die furchtbar lauten Lastwägen mit einer Psychofolter gleichzusetzen. Wir können nur beten, dass nicht alle Straßen Chinas von solch einem Terror befallen sind. Dazu kommt der unsagbare Schmutz. Die Menschen scheinen hier alles wegzuwerfen. Die Straßenränder sind oft voller Schrott und Müll der noch dazu mit einer zentimeterdicken Kohlestaubschicht überzogen ist. An den Dörfern wird alles was man nicht gebrauchen kann in die Flüsse und Bäche gekippt. Die Berghänge, an denen so manche Siedlungen errichtet sind, bestehen zum Teil aus Müllhalden. Dazu gibt es Regionen in denen ein Kohlekraftwerk neben dem anderen seine umwelt- und gesundheitsschädlichen, mit Kohlendioxid, Schwefeldioxid, Flugasche, Feinstaub und Schwermetalle emittierten Wasserdampf in den gequälten Himmel blasen. Der Wind trägt die grauschwarzen Schwaden hinweg und läst sie in diesem Augenblick auf uns herabschweben. Oh wie sollen das die Lungen aushalten? Jetzt ist mir klar warum viele Chinesen einen Mundschutz tragen. Wenn man hier lebt muss man zwangsläufig an Krebs eingehen.

Plötzlich hört der Seitenstreifen auf, der uns bisher zumindest ein wenig Schutz geboten hat. Grobes Gestein und dicker Kohlestaub ist an seine Stelle getreten, so dass wir von nun an gezwungen sind uns den Asphalt mit den Brummis zu teilen. „Tuuuhhhhht! Tuuuhhhhht! Tuuuhhhhht!“, ertönt es hinter uns. „Wo sollen wir denn hin?!“, brülle ich. „Bleib ruhig Denis! Reg dich bloß nicht auf. Das kostet nur deine Konzentration!“, warnt mich Tanja. „Ist ja gut!“, antworte ich, wohl wissend wie Recht sie hat. „Tuuuhhhhht! Tuuuhhhhht! Tuuuhhhhht!“, schrillt es als uns ein Lastwagen entgegen kommt, der einen seiner Kollegen auf einer abschüssigen Passstraße überholt. „Der spinnt doch!“, rufe ich, lege eine Vollbremsung hin, verlasse im letzten Augenblick die Fahrbahn und rette mich auf den mit groben Steinen überzogenen Seitenstreifen. Tanja hat sehr gut reagiert und sich ebenfalls dicht hinter mir im Geröll gerettet. „Wooouuuhhh!“, faucht der Wahnsinnige mit seinem überladenen Kohletransporter an vorbei, so dass kleine Kohlestücke auf uns herabfallen. Die Kohlestaubwolke, die im Sog des Ungetüms über die Straße fegt, hüllt uns ein und nimmt uns für Augenblicke die Sicht. „Puhhh, das war knapp“, sage ich hustend. Nach ein paar Sekunden haben wir uns von dem Schreck erholt und setzen die Fahrt fort. „Stell dir ein goldenes Ei vor in dem du sitzt und dessen Energieschale dich schützt!“, rät Tanja. In der Tat hat uns diese Vorstellung schon auf serbischen, rumänischen, ukrainischen, russischen Autobahnen und Schnellstraßen geschützt. „Okay, mache ich“, antworte ich, weil mir in diesem Moment sowieso keine andere Alternative bleibt außer dieses Himmelfahrtkommando sofort abzubrechen. Aber was machen wir dann? Am Straßenrand stehen und winken? Darauf hoffend von einem der gestressten Fahrern mitgenommen zu werden? Vielleicht hinten auf der Ladefläche auf dem Kohlehaufen sitzend? Oder in der nächsten Stadt einen Kleintransporter mieten, um uns darin bis zur vietnamesischen Grenze bringen zu lassen? Auf so einer Reise gibt es immer Höhen und Tiefen. Es gibt immer Streckenabschnitte die kein Zuckerschlecken sind. So ist das Leben eines Langstreckenradlers und auch das Leben eines jeden Menschen. Im Augenblick radeln wir durch solch ein Psychotief obwohl wir uns hier über 1.300 Meter Höhe befinden.

Die Passstraße wird zu beiden Seiten von steilen Felswänden begrenzt. Stahlkonstruktionen und Netze sind angebracht, um herab fallendes Geröll aufzuhalten. Kinderkopfgroße Gesteinsbrocken liegen vor uns auf der Fahrbahn und zeugen davon was hier alles runterkommt. Ständig blicke ich die Berge hinauf und hoffe dadurch einen fallenden Stein rechtzeitig ausweichen zu können. Aber das ist natürlich lächerlich. Oder nicht? Keine Ahnung. Der unaufhörliche Lärm der vorbeidonnernden Trucks, die furchtbaren Abgase, die uns umhüllende alles bedeckende Kohlewolke, die Angst eines der vielen Löcher und tiefen Risse im Asphalt unter uns zu übersehen und in einer Luftrolle vom Bock zu fliegen, oder von einem der vielen herab fallenden Steine getroffen zu werden, die latente Gefahr von einem unaufmerksamen Lastwagenfahrer übersehen zu werden und hier in China zu sterben, die Verantwortung die ich für meine Frau fühle, vor allem weil ich sie in diese Lage gebracht habe, überfordert meinen Geist. Es kommt mir so vor als würde der feine Kohlestau mein Denkvermögen beinträchtigen. Ist das nach so kurzer Zeit überhaupt möglich? Mir ist bewusst, dass die Asche von verbrannter Kohle eine erhöhte Konzentration von Schwermetallen wie z.B. Arsen und Quecksilber, aber auch der radioaktiven Elemente Uran und Thorium enthalten. Ein furchtbarer Cocktail den kein Mensch freiwillig einatmen möchte. Und doch wird hier an allen Ecken und Enden mit Kohle geheizt. Jeder Haushalt, jede noch so kleine Hütte hat einen Kohlevorrat vor der Tür liegen. Überall rauchen die Kamine und Blechrohre, die aus den menschlichen Behausungen ragen und konkurrieren mit den gewaltigen, himmelhohen Schlöten der teils veralteten Kraftwerke. Laut offiziellen Aussagen befinden sich 16 von den 20 Großstädten mit der weltweit schlechtesten Luftqualität in China. Wegen dem ständig steigenden Energiebedarf der Wirtschaft ist das Land inzwischen der weltweit größte Produzent von Treibhausgasen. Auch wenn China deswegen einer der entscheidenden Verursacher der Globalen Erwärmung ist, sind alle Industrienationen unseres Planeten dafür verantwortlich. Letztendlich geht es um die Rettung und Erhaltung unserer Lebensplattform und nicht darum sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben und weiter Öl ins brennende Feuer zu kippen.

(Wenn die chinesische Internetzensur diese Zeilen lesen sollte, dann möchte ich darauf hinweisen, dass es uns nicht darum geht China zu verurteilen. Umweltproblematiken gibt es in allen Ländern. Je nach Größe eines Landes sind oftmals auch die Ausmaße. Uns geht es ausschließlich darum, dass wir Menschen, egal welcher Nation und welchem Stand wir angehören, beginnen über unser Handeln zu nachzudenken. Uns geht es darum, dass die Kinder der zukünftigen Erdgeneration noch frische Luft zum atmen besitzen, Vögel zwitschern hören und Bäume wachsen sehen.)

Wenn es möglich ist lasse ich meinen Blick über die malträtierte Landschaft schweifen. Alles ist grau, jeder Berghügel, Fluss, Bach, Pfütze, jeder Baum, jeder Strauch, die Häuser der Menschen, die kleinen Restaurants. Die davor hängenden roten Lampions sind schon lange nicht mehr rot. Dem Land wurde durch die Kohle jegliche Farbe geraubt. Die Bewohner dieser Bergregion sind arme Bauern. In Mitten der grauen Kohlewolken richten sie ihre Maislager ein, der einst gelb war und nun die Farbe der Welt um sich herum angenommen hat. Sie trennen die Spreu vom Weizen. Alles wirbelt durch die Luft und vermischt sich mit dem Kohlestaub, wodurch die Kohle in die Nahrungskette gelangt. Nahrungsmittel die zwangsläufig zur Sterbehilfe mutiert sind und in jedem Restaurant angeboten werden. Die Menschen müssen hier aus Kohle bestehen. Wieder geht mir die Zukunft der Menschheit durch den Kopf. Werden wir es so weit treiben, dass wir nur noch unter einer künstlichen Glocke leben können weil die Außenwelt von uns unrettbar zerstört wurde? Kann es sein das unser Wohlstand solch einen hohen Preis haben wird? Nicht nach dem Spruch außen Hui und innen pfui, sondern anders herum. Womit ich meine unter der Glaskuppel alles hui und außen alles pfui? Hauptsache wir fahren alle ein tolles Auto, leben ohne Rücksicht auf Verluste. Was für ein Wahnsinn wenn ich mir so manche Großstädte der Welt ansehe, deren Bewohner alle miteinander mindestens Lungenkrebsgefährdet sind. Was tun wir Menschen uns nur an? 24 Stunden am Tag rollt eine todbringende Kohlelawine durch diese Schluchten und Täler, vorbei an deren Bewohner die grau geworden sind. Was ist mit ihren Lungen? Sind die schwarz? Wie hoch ist ihre Lebenserwartung? Die Weltbank schätzt, dass alleine in China jedes Jahr 460.000 Menschen an den Folgen der Luft und Wasserverschmutzung sterben. Wie viele davon kommen aus diesem Tal? Im Tal der Vernichtung? Im Tal des Umwelthorrors? Abermillionen von Tonnen des schwarzen Sedimentgesteins, das durch Karbonisierung von Pflanzenresten entstand, wird in dieser Provinz aus der Erde gebuddelt und in massenhaften, 20 vielleicht 50 Meter hohen Kohlebergen, gleich neben der Straße gelagert.

„Tuuuhhhhht! Tuuuhhhhht! Tuuuhhhhht“, donnert es unaufhörlich, erbarmungslos, brutal und gnadenlos. Neben der Bundesstraße ist eine mehrspurige, hochmoderne Autobahn durch die Berglandschaft gesprengt und gebaut worden. Der Lärm der dort dahinrasenden Autos vermischt sich mit dem der Bundesstraße. Aber das ist noch nicht alles. Auch die Eisenbahn zieht ihre Spur über und durch die Berge. „Thhhüüüüüiiiiiiit! Thhhüüüüüiiiiiiit! Thhhüüüüüiiiiiiit!“, vereint sich das laute Horn einiger Zugmaschinen mit denen der Lastwägen. Ich blicke nach oben. Über unseren Köpfen grätscht sich eine mächtige, auf gewaltigen Betonpfeilern lagernde Brücke über das Tal. Staunend treffen meine Augen auf sage und schreibe acht hintereinander hängende Lokomotiven, die unzählige, mit Kohle beladene, Waggons ziehen. Das schrille Thhhüüüüüiiiiiiit der Zugmaschinen vereint sich mit dem tiefen Tuuuhhhhht! der Lastkraftwägen und dem Hupen der Autos auf dem Highway. In dem Straßendorf, durch welches wir gerade radeln, reihen sich zahllose Reparaturwerkstätten für LKW´s aneinander. Mit Pressluftmaschinen werden unter ohrenbetäubendem Lärm die rostigen Muttern der kaputten Lastwagenreifen geöffnet. Es wird auf Metall gehämmert, geschrien, geschimpft. Die Welt um uns herum ist unwirklich, nicht real und doch ist sie die nackte Wahrheit. Wir sind mitten drin, wissen wovon wir sprechen. Ich frage mich was wir hier zu suchen haben. Warum wir hier sind. Um das zu sehen? Um zu sehen was mit unserem Planeten geschieht? Um darüber zu schreiben? Wieder habe ich keine Ahnung. Vielleicht. Vielleicht ist es aber auch Zufall. Oder gibt es keine Zufälle? Ich weiß es zu dieser Stunde nicht. Bin beschäftigt mit dem bloßen Überleben. Meine Gedanken fliegen durcheinander. Kreuzen sich, streifen sich, vereinen sich, um sich dann wieder zu trennen. Ich glaube sehen zu können wie sie sich im Universum verdünnisieren nur um mit Gnadenlosigkeit, hüllenlos und ungeschminkt, wieder in mein Gehirn zu donnern. „Tuuuhhhhht! Tuuuhhhhht! Tuuuhhhhht!“, reißt es mich erneut ins Hier und Jetzt. „Wooouuuhhh!“, faucht uns so ein stinkender Blechdrache an. Wäre es nur ein Drache aus Fleisch und Blut, Mutter Erde hätte bestimmt eine gute Chance zu überleben. Aber den Konsumhunger der Menschen? Kann das so ein wundervoller blauer Planet überleben? Und was ist mit uns kleinen Erdbewohner die diesen Wahnsinn ausgelöst und zu verantworten haben? Spätestens die kommenden Generationen müssen das was wir hier verbrechen wieder reparieren. Wenn sie dafür überhaupt eine Chance bekommen, denn Reparaturen sind meist teurer als den Schaden von Beginn an zu verhindern. Als Beispiel dafür mussten die chinesischen Behörden im Jahre 2007 wegen hoher Verschmutzung sechs Tage lang die Wasserversorgung mehrerer Millionenstädte um den Tai-See (drittgrößter in China) stilllegen. Der 2.250 qkm große See ist ein riesiges Süßwasserreservoir. Die Reinigung des Sees kostetet 108,5 Milliarden Yuan (10 Milliarden Euro). Man versprach daraufhin 2000 Chemiefabriken zu schließen. Bis heute ist angeblich keine der Fabriken geschlossen worden.

Die Straße der hunderttausend Lastwägen windet sich erneut auf einen Pass. Oben teilt sie sich. Links führt sie weiter in Richtung Südwesten und rechts geht es zur 145.000 Einwohnerkleinstadt Baote. Am höchsten Punkt des Berges sehen wir sie in einem Talkessel zwischen den Wolken liegen. Ein mystischer Anblick. Da sich die Verkehrsader erneut teilt checke ich im Kartenprogramm die Richtung. Ein Auto hält vor uns. Ein betrunkener Chinese möchte uns zu sich einladen. „Xiexie. (Danke) Wir sind müde und suchen ein Hotel“, lehne ich ab. Den Mann interessiert das nicht. Wir sind Exoten und die möchte er gerne bei sich zu Hause präsentieren. „Bu xiexie“, „Nein danke“, sage ich, während Tanja auf der abschüssigen Straße Schwierigkeiten hat ihr schweres Rad zu bremsen. In der Kälte sind ihre Finger steif geworden weshalb sie nach einem Achtstundenhorrortag kaum noch in der Lage ist die Bremse zu ziehen. „Komm! Lass uns weiterfahren“, fordert sie mich auf. Weil ich auf der anderen Straßenseite stehe, um von dort einen besseren Einblick auf die sich steil ins Tal windende Passstraße besitze, sieht sie nicht dass mir der Chinese keine Gelegenheit lässt weiterzufahren. Noch dazu hält ein großer Geländewagen neben dem Betrunkenen. Es sind anscheinend seine Freunde. Die ernst dreinschauenden Männer zücken ihre schwarzen Ausweise. „China Police“, sagen sie. „Okay“, antworte ich freundlich und frage, nicht auf die Bitte reagierend mitzukommen, ob sie wissen ob diese Bergstraße zur Stadt führt. Nachdem sie bemerken, dass mein Chinesisch, in diesem Fall zu unserem Glück, unverständlich ist, lassen sie mich gehen. Der Betrunkene hat noch immer nicht aufgegeben uns zwanghaft einladen zu wollen. Ich lasse mein schweres Rad ein Stück zurückrollen, lege den zweiten Gang ein und fahre davon. Mit äußerster Vorsicht, auf dieser extrem steilen und schmalen Straße am Ende eines solchen Tages keinen Fehler zu machen, lassen wir unsere Böcke 300 Höhenmeter hinunterrollen. Unten angekommen wartet wieder der Betrunkene. Wir lenken in einem Bogen um sein Fahrzeug herum und verschwinden im Hauptverkehr von Baode. Musik dröhnt aus den vor den Läden aufgestellten Boxen. Räder, Elektroroller, Autos und zum Glück keine LKW´s, schwirren durch die Stadt. Als wir an unserem vorgebuchten Hotel ankommen und unsere Räder auf die Ständer stellen, versammeln sich schnell viele interessierte Menschen. Tanja eilt ins Innere und klärt unsere Buchung. „Komm schnell. Lass uns die Räder in die Lobby schieben“, rät sie auf die Straße kommend und sich einen Weg durch die größer werdende Menschentraube bahnend. „Dürfen wir das?“, wundere ich mich. „Ja, das Personal ist sehr freundlich“, antwortet sie, worauf wir uns dem Zugriff der Menschen entziehen. Kaum ist die Empfangstür geschlossen empfängt uns Ruhe. „Überlebt“, sage ich erleichtert und dankbar…

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