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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Köstlicher Fresscocktail

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    Temperatur - Tag (Maximum):
    ca. 30 Grad

Anna Plains Station — 01.05.2001

Gleich am frühen Morgen sehen wir wieder nach unseren Kamelen. John, der uns bald wie ein Engel vorkommt, hat uns erlaubt das alte Heu und Pferdefutter zu verwenden, welches reichlich in der Scheune neben der Pferdekoppel lagert. Unsere Tiere freuen sich über die Kraftnahrung. Sie haben es bitter nötig, denn obwohl sie über drei Monate im Busch grasen und fressen konnten, sind sie nicht gerade besonders gut genährt. Luke hat uns erzählt, dass durch den vielen Regen das Gras zwar saftig aussieht aber nicht genügend Nährwert besitzt. Die Höcker unserer Jungs sind sehr klein und haben keine Fettreserven gebildet. Auch sieht ihr Fell nicht besonders gut aus. Überall sind offene Stellen zu entdecken an denen sie sich die Haare vom Leib gekratzt haben. Anscheinend wurden sie von Fliegen und Insekten geplagt. Ihre Nasenrücken sind teilweise total haarlos.

Durch Johns Angebot wird ein weiteres, großes Problem gelöst, denn wie sollen wir mit den Tieren trainieren, wenn sie sich zum Fressen auf der großen Weide befinden? Dadurch das wir ihnen die nötige Kraftnahrung hier in den Gehegen füttern dürfen, können wir uns voll und ganz auf die Trainingsarbeit konzentrieren. Unsere Jungs werden satt und zufrieden sein und das Beste ist, wir müssen sie nicht von einander trennen. Wenn wir mit Jasper und Edgar arbeiten, dürfen die anderen in der Nähe oder in der gleichen Einzäunung bleiben. Sie werden sich also nicht alleine und verlassen fühlen.

Hinter der Scheune befinden sich große, runde Ballen, dessen Gras auf den ausgedehnten Flächen von Anna Plains wächst. Das Heu ist so stark zusammengepresst, dass ich hart arbeiten muss, um es für unsere Jungs aus der riesigen Grasrolle herauszurupfen. Es ist zwar ebenfalls nicht besonders nahrhaft, aber besser als gar nichts ist es allemal. Wir werfen es unseren Jungs hin, doch zu unserer Enttäuschung wollen sie es nicht fressen. „Ich werde es mit dem Kraftfutter mischen,“ sage ich zufrieden mit meiner Idee. Tatsächlich funktioniert diese Methode. Die Kamele machen sich wie die Irren über das anscheinend leckere Pferdekraftfutter. Da die kleinen schmackhaften Würfelchen sich automatisch mit dem Gras vermischen, sind unsere Jungs auch gezwungen davon zu fressen, um an die Leckerbissen heranzukommen. Später finde ich unter dem trockenen Wiesenheu etwa 15 Ballen gepresstes, hochwertiges Heu. Es ist zwar auf der am Boden liegenden Seite verschimmelt, aber wenn ich diese verdorbene Schicht mit einem Spaten abschabe ist es ein wunderbares Fresschen. Ich nehme einen halben Ballen von dieser Köstlichkeit und mische es unter das Wiesenheu. Unseren Tieren quellen vor Genuss fast die Augen aus den Höhlen, denn so einen traumhaften Fressenscocktail haben sie noch nie von uns bekommen. Vergnügt sitzen Tanja und ich wieder auf dem hohen Zaun und sehen unseren Kindern bei der Fressorgie zu. „Wenn sie das zweimal am Tag genießen, werden sie bis zu unserem Aufbruch bestimmt dick und rund,“ sage ich zufrieden mit meiner Mixtur.

Am Nachmittag beginnt Tanja sich mit der verantwortungsvollen Arbeit der Nahrungslogistik zu beschäftigen. Sie muss unsere von Perth mitgebrachten Lebensmittel fein säuberlich in eine Liste eintragen, damit sie weiß was wir morgens, mittags und abends zum Essen zur Verfügung haben. Für 8 Monate sind es 560 Kilogramm an Lebensmittel die in wasserdichten Ortliebsäcke verpackt werden. Um das Gewicht der einzelnen Säcke in Grenzen zu halten, wird sie in den nächsten Tagen alles auf 15 Säcke verteilen, wovon uns Einer für zwei Wochen das Überleben garantiert. Es ist nicht nur eine elende Schufterei die wahrscheinlich 10 Tage beanspruchen wird, sondern auch eine Aufgabe die höchste Konzentration verlangt. So muss Tanja zum Beispiel daran denken wie viel Zucker wir in 8 Monaten konsumieren. Es darf auf keinen Fall zu wenig sein, aber zuviel auch nicht. Alles was zuviel ist müssen wir jeden Tag laden und die Tiere müssen es schleppen. Dabei geht es nicht nur um Zucker, sondern auch um Mehl, Reis, Nudeln, Müsli, Gewürze, Hundefutter, Medizin für Mensch und Tier, Hygieneartikel wie zum Beispiel Toilettenpapier und und und. Ich bin froh das sie diese Aufgabe übernommen hat, denn ich persönlich kann alleine das Listen schreiben nicht leiden. Tanja ist in solchen Arbeiten viel besser als ich und so nutze ich die Gelegenheit, um die zwei völlig verschmutzten Wassertröge in der Pferdekoppel von dem lästigen Algenbewuchs zu befreien. Anscheinend hat das schon seit Jahren keiner mehr gemacht, denn nur mit einer Stahlbürste habe ich gegen den verkrusteten Schmutz eine Chance.

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