Johanns Geschichte

Um 5:00 am Morgen werde ich von zuschlagenden Autotüren aus den Schlaf gerissen. Ich lausche und frage mich wer um diese Zeit so einen Krach macht? “Ach klar, wir nächtigen in einer Busbahnhof-Gastiniza”, fällt es mir ein. Dann vernehme ich deutsche Wörter. Erst glaube ich mich verhört zu haben jedoch ist es eindeutig. Bei genauerem Hinhören bemerke ich den österreichischen Dialekt. Sofort springe ich aus dem Bett und sehe aus dem Fenster. Tatsächlich steht ein PKW aus unserem Nachbarland davor. Ein junges Paar checkt gerade in die Unterkunft ein. “Wo kommt ihr denn um diese Zeit her?”, frage ich überrascht und neugierig. “Wir sind auf einer dreimonatigen Reise von Österreich nach Kasachstan und zurück. Haben so ungefähr 30.000 Kilometer vor uns”, erklärt der junge Mann ein wenig stolz. “Ist ja fantastisch”, meine ich begeistert. “Und warum fahrt ihr in der Nacht?” “Hat sich so ergeben. War 500 Kilometer von einer zur anderen Gastiniza.” “Schlaft ihr nicht im Zelt?” “Nein wir haben kein Zelt dabei. Wir wollen mit dem Auto nicht einfach in der Pampa nächtigen. Außerdem sind dann die Übernachtungen günstiger. Wenn wir früh am Morgen einchecken dürfen wir 24 Stunden bleiben. Das heißt wir bekommen zwei Nächte zum Preis von einer.” “Ach so. Hm, aber dann seht ihr ja nichts vom Land wenn ihr nachts unterwegs seid.” “Doch, wir fahren heute Nachmittag zurück und sehen uns das an was wir in der Nacht verpasst haben.” “Das kostet euch aber auch viel Sprit oder nicht?” “Der Treibstoff ist günstig in Kasachstan.” “Die Unterkünfte im Regelfall doch auch”, entgegne ich. “Ja das ist richtig, trotzdem ist es ein gutes System. Meine Freundin und ich sind Studenten. Wir machen das jedes Jahr. Wir waren schon in Afrika, Skandinavien uns Island. Immer ca. 30.000 Km. Wir kennen uns aus.” “Und immer mit diesem Auto?” “Ja, der hält was aus. Ist ein treuer Gefährde.” Da er die ganze Nacht gefahren ist und ich auch noch sehr müde bin verschieben wir unsere Unterhaltung auf später und verabschieden uns erstmal.

Um 10:30 Uhr steigen wir noch immer müde aus unseren durchgelegenen Matratzen. Während Tanja die Zeit nutzt ein paar Klamotten zu waschen schreibe ich. Die Zeit vergeht wie im Flug und ehe wir uns versehen ist es Nachmittag. Wir treffen Ivan. Er stellt uns seinen Freund Johann vor. Er ist ebenfalls Wolgadeutscher und wie auch Ivan sehr freundlich. “Wollen sie etwas Essen? Sie müssen doch hungrig sein?”, fragt er in perfektem Deutsch. “Ja, wir haben einen Bärenhunger.” “Na dann fahre ich sie gerne in ein Restaurant”, bietet er uns. Es dauert nicht lange und ich stelle auch ihn ein paar Fragen über seine Vergangenheit. “Es ist wie es euch Ivan schon erzählt hat. Wir waren alle euphorisch in die Heimat unserer Vorfahren zu kommen. Wir hatten ja nur Gutes von Deutschland gehört. Ein reiches Land in dem es jedem der dort wohnt bestens ergeht. Zumindest war das unsere Meinung. Ich war hier der stellvertretende Werksleiter des großen Silos. 300.000 Tonnen Weizen kann er fassen. Um diese Menge Weizen zu verwalten hatten wir 200 Arbeiter. Ich war der Chef von 100 Menschen und hatte für kasachische Verhältnisse ein gutes Auskommen. Wir hatten ein schönes Zuhause, Tiere und ein Feld. Uns ging es also sehr gut. Nach der allgemeinen Euphorie die wie eine Welle von Dorf zu Dorf ging, habe ich alles was ich besaß hingeworfen, um in die neue Welt zu reisen. Ein neues Leben zu beginnen. Aber wir waren schnell ernüchtert. Ich selbst musste nicht lange auf die Schule gehen, um Deutsch zu lernen weil ich das Glück hatte sofort einen Job als Zimmermann zu bekommen. Viele aber waren für den deutschen Markt nicht ausgebildet und mussten erstmal lernen. Trotzdem bekamen sie oftmals keine Arbeit. Nach 10 Jahren, genau zu meinem fünfzigsten Geburtstag, wurde ich entlassen und war arbeitslos. Meine Frau und ich haben lange gespart und uns ein hundert Jahre altes Haus gekauft. Als Handwerker konnte ich es in jahrelanger Arbeit herrichten. Unsere Belastung war nicht all zu groß. Nur 500,- Euro im Monat. Nachdem ich aber keinen Job mehr besaß konnte ich die Schulden nicht abbezahlen. Die Bank wollte das Haus zwangsversteigern. Das ließen wir nicht zu und verkauften es selbst. Ist entschieden besser. So konnten wir wenigstens den Grund retten und waren schuldenfrei. Drei Jahre habe ich dann versucht eine Arbeit zu bekommen aber es war aussichtslos. Das hat schwer an meinem Selbstvertrauen genagt und ich wurde depressiv. Meine Ehe ist zerbrochen. Nun lebt meine Exfrau mit unseren Zwillingen in Deutschland und ich hier. Meine Frau ist ebenfalls arbeitslos. Hat eine Lehre als Kaufmann abgeschlossen aber sie bekommt nichts. Ich bin nach Kasachstan zurückgezogen. Habe es in Deutschland nicht mehr ausgehalten. Möchte arbeiten. Jetzt besitze ich hier wieder ein hübsches Häuschen mit fließend Wasser, Heizung usw. Habe mir wieder eine Existenz aufgebaut.” “Wie denn?” “Ich kam hierher und habe erstmal für einige Monate analisiert was der Ort benötigt. Dann kam mir die Idee einen kleinen Baustoffhandel zu eröffnen. Ich steckte meine letzten Euros in das Geschäft und heute ist es gesund und ich kann prima davon leben. Nun kann ich meiner Exfrau und meinen Kindern jeden Monat Geld schicken.” “Du schickst von Kasachstan nach Deutschland Geld?” “Aber ja. Ich verdiene gut hier. Seitdem ich hier bin geht es mir auch wieder bestens. Ich bin was wert. Habe Arbeit. Das einzige Unangenehme ist das man uns Wolgadeutsche in Deutschland manchmal als Russenschweine bezeichnete und hier manchmal als Faschisten. Ich bin nirgends richtig Zuhause. Ist schon eine verrückte Welt. Viele von uns wollen Deutschland wieder verlassen und in die alte Heimat zurück. Sie können aber nicht weil sie Schulden gemacht haben.” “Bereust du es jemals nach Deutschland ausgewandert zu sein?” “Aber natürlich. Ich habe 11 Jahre meines Lebens verloren.”

Johann lässt sich nicht davon abbringen die Rechnung des Mittagessens zu bezahlen. “Sie sind doch unsere Gäste”, sagt er mit Überzeugung. “Wenn sie wollen fahre ich sie ein wenig durch den Ort. Ich zeigen ihnen den großen Getreidespeicher in dem ich früher gearbeitet habe, mein Geschäft und das Haus. Dann können sie mal sehen wie wir hier in Kasachstan wohnen. Wollen sie?” “Aber gern”, freuen wir uns und verbringen somit den gesamten Nachmittag mit ihm.

Etwas Anderes!!!

Lieber Leser unseres Tagebuches!

Bitte vergesst nicht unsere Grüne Ader. Wir wollen nicht aufdringlich sein aber in den letzten Wochen ist sie nur wenig gewachsen. 25.000 Bäume wollen wir zusammen mit Euch noch während unserer Trans-Ost-Expedition das Leben schenken. Für jeden zurückgelegten Kilometer ein Baum. Ein Baum kostet nur ? 5,-. Die Bäume werden genutzt um kaputte und nicht lebensfähige Wälder in Deutschland zu regenerieren. Wir brauchen gesunde Primärwälder. Das heißt überlebendfähige Urwälder die es kaum noch gibt. Überall auf der Welt werden Wälder gerodet. Wir möchten mit unserer gemeinsamen Leistung etwas dagegen setzen. Etwas an Mutter Erde zurückgeben was wir uns täglich nehmen. Wir sind der Meinung dass auch die Kinder der zukünftigen Generationen eine Überlebenschance haben sollen. Bitte helft uns dabei etwas zu schaffen. Damit auch der Menschen in der Zukunft noch Vögel zwitschern hören und sich in den Schatten eines Baumes stellen können.

Infos zur Grünen Ader findet ihr auf unserer Webseite.
www.denis-katzer.com

Von den Spenden haben wir nicht den geringsten finanziellen Vorteil. Alles was ihr gebt kommt Mutter Erde zu Gute!!! Dafür garantieren wir mit unserem Lebensprojekt und unserem Namen.

Spenden sind herzlich willkommen unter:
Bergwaldprojekt e.V.
Stichwort:Grüne Ader
GLS Gemeinschaftsbank
BLZ 43060967
Kontonummer 8022916200

Mutter Erde lebt!

Wir freuen uns über Kommentare!