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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 1

Ich übernehme die Führung der Karawane

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    Tag: 27

    Sonnenaufgang:
    07:04

    Sonnenuntergang:
    17:16

    Luftlinie:
    16,6

    Tageskilometer:
    22

Amery-Camp — 07.06.2000

Heute ist mein erster Tag an dem mir Jo die Führung unsere Karawane übergibt. Auch wenn es anstrengender ist, als einfach nur vorauszulaufen, empfinde ich dabei eine innere Freude. Es ist ungefähr damit zu vergleichen, selber hinter dem Steuer zu sitzen und das Auto zu fahren. Vorher war ich nur der Beifahrer.

Sebastian eilt wie immer mit schnellen Schritten voran. Auch ich habe alle Mühe ihn in seinem euphorischen Schritt zu bremsen. Jafar humpelt wieder, was mir große Sorgen bereitet. Schon während der Mittagsrast verabreichen wir ihm wieder seine Medizin. Ich kann nur hoffen, dass seine Verletzung nicht schlimmer ist als wir vermuten. Sebastians Knie platzt immer wieder mal ein bisschen auf, aber es macht Fortschritte. Ihn selbst scheint es nicht zu belasten denn seine Geschwindigkeit ist ungebremst. Wir fühlen uns als würden wir durch Australien joggen.

Nach einigen Kilometern beginnt mein Kniegelenk zu schmerzen. Vor vielen Jahren spielte ich in der ersten Bundesliga American Football, doch schon nach einem knappen Jahr verletzte ich mich am Knie. Seitdem musste ich drei Operationen über mich ergehen lassen und jetzt laufe ich mit einem künstlichen Kreuzband und einigen Schrauben im linken Knie herum. Ich kann wie immer nur hoffen, dass es durchhält. Manchmal fühle ich mich durch meine alten Sportverletzungen recht angeschlagen, doch irgendwie geht es immer weiter.

Gegen 13:00 Uhr legen wir wie immer eine Rast ein. Kaum habe ich die Kamele absetzen lassen, kommen uns drei Frauen entgegen. Nach einem kurzem Gespräch stellt sich heraus, dass sie von der Tageszeitung des vor uns liegenden Ortes Dowerin sind. Die freundlichen Damen fragen uns über unsere bisherige Reise aus. Leider funktioniert ihre Kamera nicht, worauf Jo ihnen den Zugriff auf unsere Webseite anbietet. Wenig später verabschieden sie sich von uns. Jetzt haben wir Zeit unser verdientes Mittagessen einzunehmen. Jeder von uns bekommt eine Fertigsuppe, ein paar Scheiben Brot, die wir noch von Goomalling besitzen und einen Apfel. Als besonderen Leckerbissen dürfen wir in die Keksdose greifen. Tanja, die für die Einteilung und die Logistik der Lebensmittel verantwortlich ist, achtet darauf, dass ich die Schachtel nicht einfach plündere. “Denis, jetzt gibt es aber keinen mehr! Du isst schon wieder deine Ration von morgen,” warnt sie mich, worauf ich mich wieder einmal ertappt fühle und blitzschnell meine Hand aus der Dose ziehe.

Auf dem weiteren Marsch hänge ich meinen Gedanken hinterher und setze einen Schritt vor den anderen. Die Schmerzen in meinen überbeanspruchten Kniegelenken sind irgendwie dumpf geworden und nicht mehr so einschneidend wie am Morgen. Ich versuche sie soweit es geht zu ignorieren und hoffe, dass sich mein Körper in den nächsten Wochen an den Rhythmus des Laufens gewöhnt. Die Zeit vergeht wie im Flug und ehe ich mich versehe erreichen wir nach 22 Kilometern unseren Campplatz bei Amery.

Nachdem wir die Kamele gehütet und unsere Zelte aufgebaut haben, stelle ich das erste Mal unser Flying Doktor Radio auf. Wir wollen zu Tom Kontakt aufnehmen. In Zukunft wird dieses Radio uns mit der Außenwelt verbinden. Das Funkradio brauchen wir für den Notfall. Auch ist es für uns wichtig, wenn wir Nachschub benötigen. Jo und Tom bilden für die nächsten Monate das Nachschubteam. Sie müssen dann wissen, wo wir uns befinden und bringen uns für diese Zeit unsere Verpflegung nach. Bei einer Expedition die drei Jahre dauert, können wir natürlich nicht alles auf die Kamele laden. Es gäbe für uns die Möglichkeit alle zwei bis drei Monate ein Dorf in den Outback anzusteuern in dem wir dann unsere Lebensmittel aufstocken, doch ist dort, weit ab der großen Städte, alles was man zum Leben benötigt extrem teuer. Also haben wir uns für diesen Weg entschieden. Später, wenn wir uns von Jo und Tom zu weit weg entfernt haben werden sie uns die Verpflegungssäcke zu einer Station (Farm) schicken die wir dann ansteuern werden.Die erste Funkverbindung mit Tom klappt prima. Wir vereinbaren, dass er morgen Abend Jo abholt die sich nach ihrem Mann, einer heißen Dusche, ihrem Bett und ihrer elektrischen Wärmedecke sehnt.

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