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Mongolei/Tuwa Camp MONGOLEI EXPEDITION - Die Online-Tagebücher Jahr 2011

Hustender Steinbohrer

N 51°33'337'' E 099°15'341''
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    Tag: 268

    Sonnenaufgang:
    06:22

    Sonnenuntergang:
    20:22

    Gesamtkilometer:
    1341

    Bodenbeschaffenheit:
    Eis, Schnee

    Temperatur – Tag (Maximum):
    10°C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    minus 5°C

    Temperatur – Nacht:
    minus 10°C

    Breitengrad:
    51°33’337“

    Längengrad:
    099°15’341“

    Maximale Höhe:
    1981 m über dem Meer

Das Wetter scheint von Tag zu Tag winterlicher zu werden denn es schneit nun täglich bis zu 20 Zentimeter. Wegen dem Leben in unserem Tipi ist uns unaufhörlich kalt. Das für einen Tag gedachte Provisorium wird zur Dauerbleibe. Wer hätte das Gedacht? Bilgee besucht uns täglich zum Frühstücken oder Abendessen. In seinem Zelt ist es entschieden kälter als in unserem beheiztem Tipi. Aber über seine Lippen kommt kein Wort der Klage. Ganz im Gegenteil ist er jeden Tag gut gelaunt. Er hilft mir beim Holzhacken und Sägen. Wir sind gerade damit beschäftigt die gehackten Holzscheide aufzuschlichten als die Camphunde anschlagen. „Ob bei diesem Sauwetter ein Jeep kommt?“, frage ich. Dann sehen wir einen schwarzen Schatten im Wald. „Was ist das denn für ein Tier?“, frage ich erneut als wir wenige Augenblicke später Mogi erkennen der einen drei Meter langen Holzbalken hinter sich herschleppt. „Unglaublich. Das ist der Balken an dem ich ihn festgebunden habe. Gut das der Stamm sich in keinem Gestrüpp oder Baum verhängt hat. Das wäre sicherlich nicht gut ausgegangen“, meint Bilgee erstaunt. „Ja Mogi? Was machst du denn für Sachen? Hast wohl Sehnsucht nach uns gehabt?“, begrüße ich ihn. Bilgee berfreit ihn. Mogi wedelt mit dem Schwanz und freut sich mit seiner schweren Last die ca. zwei Kilometer lange Strecke vom Bilgeecamp bis ins Tuwalager geschafft zu haben. „Na du wärst ein prima Schlittenhund“, sage ich ihn tätschelnd. Weil wir Mogi Bilgee als Wachverstärkung zur Seite gestellt haben verbringt er seither die Tage auf der Lichtung. So kann er unseren Pferdemann warnen wenn sich irgendetwas Ungewöhnliches zeigt. Für unseren Hund ist es dort langweilig. Er braucht und liebt die Action im Camp.

Gegen Mittag verziehen sich die dunklen Wolken. Es dauert nicht lange und die Sonne hat den Schnee vollständig weggeschleckt. Die Tuwa versuchen schon seit dem Morgen vergeblich einen 40 Kilogramm schweren und nagelneuen Steinbohrer anzulassen. Ohne Unterlass zerren sie abwechselnd an dem Anlasserseil. „Sansar und Ultsan haben den Steinbohrer von einem Jadehändler bekommen. Im Gegenzug müssen sie ihm 80 Kilogramm Jade bringen“, erklärt Tsaya. „80 Kilogramm? Das wäre bei einem gut erzieltem Preis 1,6 Millionen Tugrik?“, rechne ich schnell zusammen. „Ist ein Spotpreis. Sie mussten nicht Mal eine Anzahlung machen weil der Händler ihnen vertraut. Vor ein paar Jahren suchte der junge Mann den Jadeplatz und hatte sich in der Taiga verirrt. Ultsan brachte ihn ins Camp. Wir gaben ihm zu essen und trinken. Dann zeigte Ultsan ihm den Weg. Heute ist er ein reicher Jadehändler. Um seine Schuld zu begleichen gab er jetzt Ultsan und Sansar den Steinbohrer. Für uns ist dieses Maschine eine gute Möglichkeit mehr Jade abzubauen und somit mehr Geld zu verdienen.“ „Die ist bestimmt in China produziert?“ „Aber ja. Alles was wir bekommen ist in China produziert.“ „Na hoffentlich sind die Männer in der Lage diese Monstermaschine zu starten“, meine ich.

Am kommenden Tag, nach 12 stündiger Schwerstarbeit, hustet der Steinbohrer ab und an. Dann startet er und läuft für etwa eine Minute. Ich bewundere die Ausdauer der Männer denn ich hätte dieses Scheißteil schon lange verbrannt oder wieder in die Holzkiste gepackt und dem Händler geschickt. Aber wir befinden uns hier am Ende der Welt. An solch einem abgeschiedenen Ort verbrennt man nichts oder versendet es nicht da es hier keine Post gibt. Die einzige Möglichkeit besteht darin solange daran herumzuschrauben bis es geht. In der Tat zerlegen die Tuwas den Steinbohrer bis zur letzten Schraube, reinigen alles und setzen ihn wieder zusammen. Dann erneute Startversuche. Erst vergeblich aber siehe da nach einer weiteren Stunde des Einstellens und immensen Kraftaufwandes, weil Anlassen sehr schwer, hustet das Ding wieder. Es hustet nun öfter als vorher bis es stotternd zu laufen beginnt. Die Begeisterung unter den Männern ist groß. Sogleich schleppen sie das gusseiserne, grobe Teil zu einem Felsen in der Mitte des jetzt wieder schneefreien Platzes, um ihn unter ohrenbetäubendem Lärm gnadenlos zu malträtieren. Nach einer Stunde sieht er wie ein Schweizer Käse aus. Nun können Sansar und Ultsan sich daran machen 80 Kilogramm Jade zusammenzubohren, um erstmals die Maschine zu bezahlen. Hoffentlich ist der Bohrer danach nicht völlig im Eimer. Ich beglückwünsche die erfolgreichen Taigamechaniker und nutze die Gelegenheit jedem der Männer eine Brille zu schenken. „Nun müssten alle Männer eine besitzen?“, frage ich Tsaya. „Ultsans Onkel Bayandalai hat noch keine. Er ist gerade im Camp, um die Pferde zu holen“, sagt sie. Sofort gehe ich zu Bayandalai und überreiche ihm ebenfalls eine der heißbegehrten Sonnenbrillen. „Ah, du bist ein guter Mensch Denis. Vielen, vielen Dank. Ich werde die Brille mit meiner Frau teilen weil sie immer entzündete Augen hat. Damit sind wir die zwei Schönsten in Tsagaan Nuur“, sagt er, weil er wegen seinen schulpflichtigen Kindern die meiste Zeit in Tsagaan Nuur lebt. „Danke für das Kompliment“, sage ich und als ich im Begriff bin zu gehen ruft er noch; „Ich werde dich und Tanja im Frühjahrscamp besuchen! Ganz bestimmt!“ „Die Tür unseres Tipis ist immer offen für dich“, antworte ich.

„Die Männer haben sich über eure Geschenke sehr gefreut“, sagt Tsaya als wir wieder zu ihrer Baishin laufen. „Ja, absolut. Es war eine gute Idee von Ultsan uns die Geschichte zu erzählen und wir sind froh das unser Sponsorpartner sich der Sache angenommen hat“, entgegne ich. „Übrigens bringen heute die ersten Männer ihre Ausrüstung ins Frühjahrscamp“, sagt Tsaya ganz beiläufig. „Was? Echt? Na da hätten wir doch mitgehen können“, antworte ich. „Wir werden morgen unseren Hausstand ins Camp bringen. Da könnt ihr mitreiten“, meint sie. „Gut, dann ist morgen der Tag des Aufbruchs?“ „Absolut. Jetzt müssen nur noch unsere Pferde kommen. Sansar und Hoo brechen heute Nachmittag auf um sie zu holen“, erklärt sie worauf wir mit Bilgee vereinbaren das er morgen um spätestens 11:00 Uhr mit unseren Pferden im Tuwacamp ist.

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