Skip to content
Abbrechen
image description
AUFGELADEN zu den Polarlichtern im hohen Norden - 2020

Hilfsbereite Norweger und Schilderwald der seines Gleichen sucht

N 58°54.05.7’’ E 006°06’27.8’’
image description

    Datum:
    28.08.2020 bis 29.08.2020

    Tag: 026 – 027

    Land:
    Norwegen

    Ort:
    Vor der Schule

    Tageskilometer:
    160 km

    Gesamtkilometer:
    2825 km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Brückenüberquerungen:
    1

    Tunneldurchfahrten:
    11

    Sonnenaufgang:
    06:20 Uhr

    Sonnenuntergang:
    20:54 Uhr

    Temperatur Tag max:
    17°

    Temperatur Nacht min:
    11°

    Aufbruch:
    12:00 Uhr

    Ankunftszeit:
    22:00 Uhr

     

 Hier geht´s zum Podcast!Link zur aktuellen Reiseroute 
(Für weitere Beiträge klick auf eines der Fähnchen in der Karte)

„War ein toller Tag gestern“, begrüßt Tanja den neuen Morgen. „Nach den vielen Besichtigungen der letzten Wochen war das mal wieder ein wenig Abenteuer“, pflichte ich ihr bei. „Zum Glück ist alles gut gegangen.“ „Ja zum Glück.“ Als ich mich aus dem Bett schwinge, verspüre ich sogar einen kleinen Muskelkater. Gut gelaunt frühstücken wir. Dann verlassen wir den See und suchen in der nächsten Stadt ein Einkaufszentrum auf, um für Tanjas Geburtstag Lachs, Kartoffeln usw. einzukaufen. Um einen kostenfreien Parkplatz zu bekommen, kurven wir eine Weile durch die Straßen. „Keine Chance“, sage ich genervt. „Dort neben dem Einkaufszentrum ist ein großer Parkplatz“, navigiert mich Tanja. „Da kann man sogar für eine Stunde kostenfrei stehen.“ Tanja ist im Begriff, die Terra zu verlassen, als ein älterer Herr an die Scheibe klopft. Ich lasse das Fenster herunter, um zu fragen, was er möchte. „Hier haben sie ein Parkticket. Das gilt für eine Stunde und kostet nichts. Ich habe mir gedacht, dass sie vielleicht nicht wissen, wie man es aus dem Automaten bekommt und wenn sie es nicht sichtbar aufs Armaturenbrett legen, bekommen sie von einem der Parkwächter sofort eine hohe Strafe.“ „Das ist wirklich sehr freundlich von ihnen“, bedanke ich mich. „Mache ich gerne. Als Ausländer weiß man ja nicht, was auf den vielen Schilder steht und die Automaten hier sind auf Norwegisch“, erklärt er und verabschiedet sich.

An einer Tankstelle nutzen wir das freie WLAN. „Vielleicht ist es da drin, angenehmer als in einem der Fast-Food-Restaurants“, erwäge ich. Tatsächlich gibt es eine kleine Sitzecke neben dem Eingang. „Steckdosen, WLAN und Tisch. Alles da was wir benötigen“, freue ich mich. Obwohl ich nie Hamburger und Derartiges esse, bestelle ich einen. „Na du bist mutig“, wundert sich Tanja. „Sieht auf dem Werbeplakat so lecker aus. Der ist bestimmt nicht schlecht“, rechtfertige ich mich. Dann kaufe ich noch einen Becher für 20,- €. Damit bekommt man für ein Jahr so viel Cappuccino, wie man möchte. „Eine tolle Tankstellenkette“, frohlocke ich weiterhin bestens gelaunt, endlich dem Dauerpiepen und teils klebrigen Böden entkommen zu sein. Das freundliche Mädchen hinterm Tresen serviert mir nur fünf Minuten später den hochgepriesenen Hamburger, der wenig mit dem Plakatbild gemein hat. „Hi, hi, hi. Guten Appetit“, kichert Tanja verhalten. Schon beim ersten Bissen denke ich, an das arme Schwein was dafür sein Leben lassen musste. Beim zweiten Bissen bemerke ich, dass der übelschmeckende Fleischbatzen da drin halb roh ist. „Wuuäähh“, schüttelt es mich. „Das war doch absehbar“, höre ich Tanjas Worte. Den aus Weißmehl puffigen Hamburger mit seiner rohen Schweinefleischeinlage in der Hand gehe ich zum Tresen. „Können sie den bitte noch mal in die Pfanne hauen. Der ist noch blutig.“ „Oh das tut mir leid. Ich bereite ihnen sofort einen Neuen zu.“ „Nicht nötig. Hauen sie den einfach noch mal zwischen die Heizbacken dort“, antworte ich auf das Gerät deutend. „Geht nicht, da ist Käse mit drin, das kann ich nicht noch mal auf die Heizplatten legen. Ich bereite ihnen einen leckeren Neuen zu“, sagt sie, schmeißt meinen in die Tonne und holt eine tiefgefrorene Fleischscheibe aus der Plastikverpackung. „Was habe ich mir nur dabei gedacht so etwas zu bestellen?“, geht es mir durch den Kopf. Wenig später bringt mir Sindy, so heißt die junge Frau, ihre neue Kreation, die genauso aussieht wie ihr Vorgänger. Diesmal etwas verhalten, beiße ich in den Hochgepriesenen. Das Fleisch ist nun durch, schmeckt aber trotzdem schrecklich. Die groben Zwiebeln, die den Geschmack abrunden sollen, sind extrem scharf, sodass meine Speiseröhre um Hilfe ruft als sie da durchrutschen. Der Käse ist sicherlich ein Kunstprodukt, denn er schmeckt nicht wirklich nach Käse und die Tomate kommt wahrscheinlich aus einem holländischen Gewächshaus. „Wuuäähh“, entfährt es mir nach dem dritten Bissen, das fünf Euro teure scheußliche Teil auf die Seite legend. „Bin für den Rest meines Lebens kuriert“, sage ich angewidert. Mir ist es ein Rätsel, warum die Menschen so etwas mögen. Noch dazu das dafür unsere Mitbewohner die Schweine unter fürchterlichen Bedingungen aufwachsen müssen. Wenn man bedenkt, dass sie mit Wachstumshormonen und Antibiotika gepumpt werden, um so schnell wie nur möglich auf einen der elenden Tiertransporten verladen zu werden, bloß um dann auf so einem abscheulichen Hamburger zu landen.

Am frühen Abend fahren wir in einen der vielen Tunnel, die ganze Berge durchbohren oder sogar Inseln verbinden. Als wir auf der anderen Seite rauskommen, ist es dunkel. Vor der berühmten Touristenattraktion, dem Breikestolen, einer natürlichen Felsplattform, die wir morgen besteigen wollen, suchen wir einen Stellplatz für die Nacht. Wie so oft ist in der Region jegliches Parken untersagt und man zwingt die Reisenden auf einen der Campingplätze. „Da ist noch ein Platz frei!“, ruft Tanja als wir in der Finsternis der Nacht eine Parkbucht passieren. „Kein guter Platz“, entscheide ich in Bruchteilen von Sekunden weiterfahrend. Wir biegen links ab. Die schmale Straße windet sich in die Höhe. Links und rechts Halteverbotsschilder. „Das muss hier in der Hauptsaison schlimm zugehen. Denke, dass sich die Behörden nur noch mit diesem Schilderwald retten können“, grübele ich. Dann entscheide ich mich umzukehren. „Wir fahren einfach die Bundesstraße noch ein paar Kilometer weiter, bis wir eine Parkbucht finden. Irgendwann kommt bestimmt eine. Es ist nur eine Frage der Zeit,“ folgere ich. Kilometer für Kilometer fahren weiter, aber es wie verhext, auf einmal gibt es auf dieser Straße nicht die geringste Möglichkeit, nicht die kleinste Bucht, um uns für die Nacht abzustellen. „Hier ist was“, sage ich, setze spontan den Blinker und biege links ab. „Was soll da sein. Ist nur eine klitzekleine Straße, die zu einem klitzekleinen Hafen führt“, erwidert Tanja. „Na und, wer weiß, vielleicht finden wir an dem klitzekleinen Hafen einen Stellplatz für die Nacht“, entgegne ich. „Glaube ich nicht.“ „Egal, wer es nicht versucht wird nichts finden“, sage ich die Terra die schmalen Straßenwindungen in die Tiefe lenkend. Unten angekommen überrascht uns ein Schilderwald, der jegliches Parken in jeglichem Winkel verbietet. „Die Norweger leiden anscheinend unter einem aggressiven Übertourismus oder sie regeln sich selbst zu tote“, meine ich frustriert. Wir kurven den asphaltierten Weg wieder nach oben und setzen unsere Suche auf der Bundesstraße fort, bis wir 20 Kilometer weiter ein Dorf erreichen und vor der Dorfschule einen Platz ohne Verbotsschilder ergattern. „Hier bleiben wir“, beschließe ich todmüde. „Sieht gut aus“, ist Tanja sichtlich erleichtert…

 

 

This site is registered on wpml.org as a development site.