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/Birken-Camp Link zum Tagebch: TRANS-OST-EXPEDITION - Etappe 3

Hahn hat verpennt

N 53°02'56.5'' E 066°01'39.9''
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    Tag: 63

    Sonnenaufgang:
    05:39 Uhr

    Sonnenuntergang:
    21:45 Uhr

    Luftlinie:
    76.82 Km

    Tageskilometer:
    86.65 Km

    Gesamtkilometer:
    8676.55 Km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt – Schotter

    Temperatur – Tag (Maximum):
    38 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    17 °C

    Breitengrad:
    53°02’56.5“

    Längengrad:
    066°01’39.9“

    Maximale Höhe:
    203 m über dem Meer

    Maximale Tiefe:
    72 m über dem Meer

    Aufbruchzeit:
    06.10 Uhr

    Ankunftszeit:
    14.50 Uhr

    Durchschnittsgeschwindigkeit:
    14.13 Km/h

Um 10 Minuten nach 5:00 Uhr sehe ich erschrocken auf die Uhr. “Dein doofer Hahn sollte uns doch schon vor 10 Minuten angeschrieen haben. Er hat anscheinend verpennt! Los aufstehen”, sage ich zu Tanja und beginne mich sogleich anzuziehen. Wegen der großen Anstrengung haben wir uns wieder entschieden noch vor Sonnenaufgang aufzustehen, um die frühen Morgenstunden zu nutzen in denen der Meister noch schläft. Wegen den Moskitoschwärmen müssen wir lange Hosen und die Windstopperjacke überziehen. Dann verlassen wir unsere Stoffbehausung. Obwohl wir sehr schnell sind und auf unser Frühstück verzichten, benötigen wir eine Stunde bis unsere Räder startklar sind. Dann schieben wir die Böcke durch hohes Gras und durch den Fichtenwald bis wir die Straße erreichen. Die Sonne ist vor kurzem aufgegangen und wirft ihr Licht durch bizarre Löcher in den Wolken. “Ahh ist das eine Wohltat den Stechmücken entkommen zu sein!”, rufe ich die dunklen Schwärme hinter uns lassend. “Ja, wirklich gut das sie unseren Rädern nicht folgen können”, antwortet Tanja ebenfalls erleichtert. Obwohl sich noch kein Luftzug rührt müssen wir für eine Stunde eine leichte Erhebung erklimmen. Dann erreichen wir ein kleines Cafe. “Kuschet jeest”, ( Essen gibt es ) sagt die nette Wirtin. Weil wir ohne Frühstück aufgebrochen sind haben wir jetzt nach 38 Kilometern einen Bärenhunger. Ich vertilge gleich zwei Lachman und ein halbes Brot. Dann löschen wir unseren Durst mit ein paar Tassen Tee. Lastwagen- und Autofahrer betreten ebenfalls das Raststättenrestaurant. Obwohl wir zu müde sind, um all die Fragen zu beantworten, erklären wir trotzdem jedem unsere Route.

Unseren Nachkommen das Paradies Erde erhalten

“Habt ihr Kinder?”, möchte ein Autofahrer wie so oft wissen. “Kinder? Nein haben wir nicht”, antworte ich wie immer. “Was? Keine Kinder? Ist mit dir alles in Ordnung?”, fragt er schmutzig lachend. “Denke schon”, sage ich laut prustend und ebenfalls lachend. “Na wenn alles in Ordnung ist müsst ihr doch Kinder haben?”, erwidert er. Wie so oft versuchen wir dann zu erklären unser Leben dem Reisen verschrieben zu haben und das solche oftmals anstrengenden und manchmal gefährlichen Unternehmungen für Kinder viel zu riskant sind. Der Mann versteht nicht und schüttelt den Kopf. Für die meisten Völker dieser Erde ist es das höchste Lebensziel Kinder in die Welt zu setzen. Ganz besonders in moslemischen Ländern. Kinder gegen eine Lebensreise einzutauschen ist für nahezu alle Menschen nicht nachvollziehbar und greifbar. Bald täglich begründen wir deshalb warum wir reisen, erklären, dass wir mit unseren Unternehmungen Brücken der Verständnis zwischen verschiedenen Kulturen, Religionen und Völker errichten wollen, das wir durch unsere Berichterstattung aufklären wollen und Missverständnisse aus der Welt schaffen möchten, das es unser Wunsch ist den Menschenkindern von Morgen eine saubere lebensfähige Welt zu hinterlassen, das auch sie die Chance bekommen noch echte Bäume zu sehen und Vögel zwitschern zu hören und wie wichtig es deswegen ist unseren Planeten sauber zu halten und die Natur zu respektieren, sie als untrennbar von uns selbst zu betrachten und obwohl die Menschen zuhören können viele noch immer nicht verstehen wie wichtig der Handlungsbedarf eines jeden Einzelnen mittlerweile geworden ist. Oftmals fehlen uns auch die Sprachkenntnisse, um solche Details zu erläutern. Uns ist klar nicht jeden den wir treffen im Herzen berühren zu können, doch zeigt uns der Erfolg unserer Arbeit, dass es immer mehr Erdenbürger gibt die über den Tellerrand hinaussehen wollen, das es immer mehr Menschen gibt die ihre Kraft und Energie einsetzen, um unsere Lebensplattform Mutter Erde zu retten, um unseren Nachkommen das Paradies Erde zu erhalten.

Der Meister zeigt offensichtlich Barmherzigkeit und bläst uns in einem leichten Winkel in den Rücken. Wir genießen und schweigen. Wollen ihn nicht dazu veranlassen seine Meinung wieder zu ändern. Wir wissen wie launisch er ist und wie leicht es ihm fällt uns die Augenwimpern nach oben klappen zu lassen.

Es ist erst 14:50 Uhr als Tanja eine Lehmpiste entdeckt die von der Straße zu einer Waldinsel führt. “Was meinst du?”, fragt sie. “Sieht gut aus”, antworte ich zufrieden und lasse mein Bike die Böschung hinunter gleiten. Dann müssen wir wieder schieben. Ein hüfthohes Blumenmeer neigt sich vor unseren Vorderreifen. Moskitos flüchten aus ihrem Versteck und Vögel zwitschern. Ich halte kurz inne, um mich zu konzentrieren. Mein Blick gleitet am Waldrand hin und her. Ein grüner Vorsprung verspricht uns Sichtdeckung zur Straße. “Dort!”, rufe ich und wir drücken unser Gepäck weiter durch die üppig bewachsene Wiese. Unter großen Birken finden wir eine passende Lichtung. Während Tanja verschnauft trete ich die Sommerwiese nieder und breite unsere Plane aus auf der wir uns erstmal niederlassen. Es dauert nur Minuten bis uns der Schlaf überfällt. Eine Stunde später raffen wir uns wieder auf, um unser Zelt aufzustellen und die Schlafutensilien hineinzulegen. Dann richtet uns Tanja das Abendessen. “Schau dir mal den Himmel an. Es wird doch kein Gewitter geben?”, fragt sie. “Sieht ganz danach aus”, antworte ich die sich schnell bewegenden Wolken studierend. Ich beiße gerade in mein mit Tomaten belegtes Brot als sich uns plötzlich eine regelrechte Wasserwand in rasender Geschwindigkeit nähert. “Das ist ein Wolkenbruch! Schnell wir müssen alles ins Zelt räumen!”, rufe ich, doch bevor wir uns erheben erwischt uns das Nass. Kaum sitzen wir bei Bruthitze im schwülen Zelt als der Regen aufhört. Wir krabbeln wieder nach draußen, um unser Essen fortzusetzen. Die Wolken verziehen sich und es ist heiß. Idealbedingungen für Stechmücken. Um 21:00 Uhr verziehen wir uns ins Zelt. Weil die Abendsonne ihre Hitzestrahlen durch einen breiten Baumkorridor direkt auf unsere Behausung wirft, ist es innen bald unerträglich heiß. Wir glitschen in unserem eigenen Schweiß auf den Isomatten hin und her und leiden. Draußen können wir nicht bleiben weil wir dort gnadenlos zusammen gestochen werden und drinnen ist es mit einem Backofen vergleichbar. Selbst nachdem die Sonne untergegangen ist sinkt die Temperaturanzeige unseres Thermometers kaum. Erst um vier Uhr morgens falle ich in einen leichten Schlaf.

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