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AUFGELADEN zu den Polarlichtern im hohen Norden - 2020

Gülle und Tunnel für Radfahrer gesperrt

N 59°06.54.3’’ E 005°41’54.0’’
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    Datum:
    31.08.2020 bis 01.09.2020

    Tag: 029 – 030

    Land:
    Norwegen

    Ort:
    Geburtstagscamp

    Gesamtkilometer:
    2915 km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Sonnenaufgang:
    06:27 Uhr

    Sonnenuntergang:
    20:48 Uhr

    Temperatur Tag max:
    17°

    Temperatur Nacht min:
    11°

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

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Ich beginne den Morgen mit Yoga am See. Ajaci liegt neben mir, öffnet ab und an ein Auge, um mir mehr oder wenig uninteressiert zuzusehen. Als Papaschwan und Mamaschwan mit ihren drei Kindern zu uns ans Ufer schwimmen, ist er plötzlich hellwach. Wow! Wow! Wow! „Lass die in Ruhe“, fordere ich ihn auf die Bellerei zu unterlassen. Ich unterbreche mein Yoga, laufe zur Terra und hole ein paar alte Brotscheiben, um sie der Schwanenfamilie anzubieten. „Euer Frühstück“, sage ich und werfe ihnen ein paar Happen zu, als mich plötzlich Papaschwan fauchend angreift. „Äh, äh, ich tu deinen Kleinen nichts“, schrecke ich zurück. „Na das wäre es. Abenteurer während einer Wohnmobiltour durch Norwegen vom Schwan verletzt.“, sehe ich die imaginäre Überschrift einer Tageszeitung.

„Uuaah, was ist das für ein übler Geruch“, fragt Tanja während des Frühstücks. „Der Bauer nebenan bringt seine Gülle auf der Wiese aus. Könnte aber auch sein, dass er sie entsorgt“, antworte ich aus dem Fenster blickend. „In Norwegen entsorgt doch keiner einfach so seine Gülle“, entgegnet Tanja. „Ich glaube nicht, dass die Norweger viel besser sind als die Deutschen. Ihr Glück, dass in diesem Land 15 Mal weniger Menschen leben als in Deutschland und das ihr Land 28.000 km² größer ist als unsere Heimat. Da fällt weniger Schmutz an und er verteilt sich auch besser. Und trotzdem gibt es in Norwegen Seen, die stark belastet sind. Zum Beispiel der Vansjø See unter halb von Oslo.“ „Welcher See?“ „Na der See, an dem wir den Bärenjäger getroffen hatten. Er ist einer der Seen in Norwegen, der unter den Abwässern der umliegenden Siedlungen, den nahe gelegenen Flughafen und durch die landwirtschaftliche Nutzung stark belastet ist. Also wer weiß, ob der Bauer vor seinem massiven Ausbringen der Gülle eine Bodenprobe entnommen hat, um festzustellen, was der Erde fehlt. Wir können nur hoffen, dass der Wind die Richtung ändert. Wenn nicht, fahren wir weiter“, sage ich.

Am Nachmittag kümmere ich mich um unsere Drohne, die ich gerne schon auf dem Kjeragbolten oder Breikestolen geflogen hätte. Leider sind dort Drohnenflüge verboten. „So ein Mist“, schimpfe ich. „Was denn?“ „Ich habe mein altes Smartphone zu Hause gelassen. Da ist die App drauf, um die Drohne fliegen zu können.“ „Hm, kannst du so eine App nicht herunterladen?“, fragt Tanja. „Mal sehen. Weiß gar nicht, was für ein App das war. Für jedes Gerät braucht man heutzutage so eine App. Manchmal weiß ich vor lauter Apps gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht. App für die Kamera, die GoPro, den Gimpel ja sogar für die Stirnlampe. Die Appen sich noch verrückt“, zetere ich weiter vor mich hin. Eine Stunde später ist die App für die Drohnensteuerung auf meinem neuen Smartphone installiert. Ich checke die Ladesituation der Handsteuerung und der Batterien und verlasse aufgeregt die Terra. „Hoffe, es funktioniert alles“, geht es mir durch den Kopf. Dann hebt die Mavic 2 ab und liefert die ersten Aufnahmen der Umgebung. „Klappt es?“, ruft Tanja. „Super!“, antworte ich zufrieden.

Nock! Nock! Nock! Klopft es abends an die Tür. Vor mir steht ein sehr schlanker junger Mann. „Entschuldigung die Störung. Ich bin mit meinem Fahrrad unterwegs und komme gerade vom Nordkap. Fahrt ihr zufällig in Richtung Stavanger?“ „Wir fahren in Richtung Bergen. Warum?“ „Ach der nächste Tunnel ist nicht für Radfahrer zugelassen. Dachte, ihr könnt mich vielleicht mitnehmen.“ „Gesperrte Tunnel sind ein echter Albtraum für Radler. Wie umgehst du sie denn?“ „Ich fahre außen herum, oft über schmale Passstraßen, und wenn es keine andere Möglichkeit gibt, nehme ich den Bus.“ „Gibt ja unzählige Tunnel in Norwegen“, sage ich und denke dabei an die vielen Tunnel, die wir mit unseren Bikes in China durchfahren mussten. „Ja, viele und manchmal ist es echt beängstigend. Wegen dem Widerhall klingt ein kleiner Polo wie ein großer Truck und ein Truck wie ein Vulkanausbruch, aber das brauche ich euch ja nicht zu erzählen“, lacht er. „Bist du schon lange unterwegs?“ „Seit einem halben Jahr. Jetzt muss ich in den Süden abhauen. Dort oben im Norden wird es bald regnerisch und kalt. Leider hat mir Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mal sehen, ob die Grenzen offen sind, wenn ich Südeuropa in Angriff nehme. Also ihr fahrt für mich in die falsche Richtung. Dann mache ich für heute Schluss und haue mich mit meinem Zelt auf die schöne Wiese da. Wünsche euch noch einen schönen Abend.“ „Danke, wünschen wir dir auch, vor allem immer genügend Luft in den Reifen.“…

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