Goldener Herbst zum Abschied
N 44°18'995'' E 025°54'017''Tag: 90-92
Sonnenaufgang:
06:38 – 06:41 Uhr
Sonnenuntergang:
17:28 – 17:20 Uhr
Luftlinie:
69,74/54,82/47,93 Km
Tageskilometer:
90,77/63,12/57,53 Km
Gesamtkilometer:
2942,99 Km
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt
Temperatur – Tag (Maximum):
23,8 – 28 °C
Temperatur – Tag (Minimum):
19 – 20 °C
Temperatur – Nacht:
4 – 13 °C
Breitengrad:
44°18’995“
Längengrad:
025°54’017“
Maximale Höhe:
40 – 101 m über dem Meer
Durchschnittsgeschwindigkeit:
17,76 – 18,36 Km/h
Das Wetter meint es noch mal sehr gut mit uns und beschert uns wunderschöne Tage. Die Köchin des angenehmen Motels an der Donau schenkt uns zum Abschied ein Lunchpaket und wünscht uns eine sichere und gute Reise. Winkend lassen wir auch diesen Ort hinter uns. Wir kommen bei traumhaftem Sonnenschein gut voran. Nach unserer Rechnung müssten wir in drei Tagen die Hauptstadt von Rumänien erreichen. Die Landschaft meint es ebenfalls gut mit uns und zeigt sich mit ihrer freundlichen und zum großen Teil liebevollen Bevölkerung von seiner besten Seite. Die Menschen nutzen die goldenen Herbsttage, um den Rest ihrer Ernte einzubringen und die Äcker zu pflügen. Pferdewägen stehen in den bereits geernteten Maisfeldern. Der ärmere Teil der Bevölkerung schneidet die leeren Maisstängel mit der Hand und belädt die Pferdewägen. “Für was braucht ihr die halbverdorrten Maisstängel?”, möchte ich wissen. “Hauptsächlich um unsere Pferde durch den kommenden Winter zu bringen. Es ist gutes Futter für sie”, klärt mich ein junger Mann freundlich auf und posiert mit seiner Familie lachend vor unserer Kamera.
Auf den Fahrten durch die Städte kommen wir immer wieder in Kontakt mit Straßenkindern. Einer hebt neben uns eine leere Whiskyflasche auf, setzt sie an seinen Mund und sagt: “Ah, guter Saft.” Andere kommen zum betteln. Als wir nichts geben fliegen Steine. Tanja wird am Arm getroffen aber nicht verletzt. Wir steigen in heruntergekommenen, mit Stechmücken verseuchten Hotels ab. Gute sind nicht vorhanden. Es gibt kein Wasser zum Duschen. In den Toiletten fließt es nur am Abend für ein paar Stunden. In einem Saal wird trotz des Wassermangels eine große Hochzeit gefeiert. Die fremd klingende Musik lässt das alte Gemäuer bis am frühen Morgen erzittern und uns nicht schlafen. Auf den Dorfstraßen kommen uns manchmal Festzüge entgegen. Wir wissen nicht ob es eine Taufe zu feiern gibt? “Nehmt einen Schluck Wein!”, werden wir überschwänglich eingeladen. Jugendliche sehen uns herannahen, beenden ihr Fußballspiel, stehen an der Straße Spalier, klatschen und jubeln uns zu. Es ist ein schönes Land. Ein Land mit verschiedenen Gesichtern. Ein Land in dem die Schere zwischen arm und reich einen unvorstellbaren Spagat vollzieht.
Nur 25 Kilometer vor Bukarest entscheiden wir uns schon am frühen Nachmittag in eine Truckerunterkunft einzuchecken. Tanja und ich sind uns einig die Millionenmetropole erstmal für uns zu erkunden bevor wir sie mit den Rädern erobern. Wir haben großen Respekt vor dem Verkehr, den Straßenkids, der Armut und Kriminalität. In einer Sammeltaxe sitzend lassen wir uns in das Innere des pochenden Herzens fahren, kaufen ein Zugticket und finden ein Hotel genau gegenüber vom Bahnhof. Morgen wollen wir die letzten Kilometer in Angriff nehmen, um die Herausforderung Großstadt zu wagen, mit das Gefährlichste für einen Radfahrer. Mal sehen wie wir uns dort durchschlagen werden. Wir hoffen sehr nicht am Ende unserer Donaureise noch vom Rad geholt zu werden.