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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Gehen wie auf Stöckelschuhen

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    Temperatur - Tag (Maximum):
    ca. 30 Grad

Anna Plains Station — 09.05.2001 – 10.05.2001

Die Tage vergehen wie im Flug. Stück für Stück kommen wir mit Edgar und Jasper weiter. Es ist eine ausgesprochen befriedigende Arbeit Tiere trainieren zu dürfen. Nie hätte ich gedacht so viel Spaß dabei zu haben und nie hätte ich gedacht soviel lernen zu dürfen. Das tägliche Training kommt mir bald so vor wie ein Geben und Nehmen. Geduld, Durchhaltevermögen, Gelassenheit, Kraft, Schnelligkeit, Geist, Ideen, Einfühlungsvermögen, Toleranz und Selbstkontrolle sind nur einige der Eigenschaften die uns von Edgar und Jasper abverlangt werden. Jeden Tag werden wir aufs Neue auf die Probe gestellt und jeden Tag belohnen uns die intelligenten Tiere mit Dazugelerntem.

Nach den ständigen Huschdown – Übungen legen wir ihnen das erste Mal Hoppeln an. Wie immer ist Edgar an dem Pfosten angebunden dessen Fundament ich mittlerweile ausgebessert habe. Wir bringen es nun fertig ihn absetzen zu lassen, doch sobald wir ihn berühren, springt er in die Höhe und schlägt aus. Lange stehen wir vor dem Tier und überlegen uns wie wir an ihn herankommen können, denn absetzen ist zwar wichtig aber noch lange nicht alles. Nach einigem Hin und Her sind wir uns einig wieder sein linkes Bein mit einem Seil anzuziehen. (Beschreibung 05.Juni) Sobald er dann sitzt ziehe ich weiterhin sein Bein nach oben. Edgar möchte aufspringen muss jedoch bemerken, dass er dann auf drei Beinen stehen muss. Nach mehrfachen Aufspringen bleibt er endlich sitzen. Während Tanja jetzt an dem Beinseil zieht, berühre ich ihn an seinem Nacken knote dem brüllendem Tier beide Vorderbein zusammen. Edgar ist nun gezwungen sitzen zu bleiben. Diese Übung ist ebenfalls enorm wichtig, denn wenn wir ihn beladen müssen, darf er unter keinen Umständen ständig nach oben springen. Dabei könnten wir uns schwer verletzen indem wir den Sattel an den Kopf bekommen, getreten oder einfach zwischen den Kamelen zerquetscht werden. Nachdem Edgar in dieser Stellung an den Pfosten gebunden ist legen wir ihm Hoppeln oder besser gesagt Fußschellen an. Tanja kniet sich dazu neben ihm auf den Boden und muss ihm zwischen die Vorderfüße fassen. Edgar brüllt wie am Spieß, reißt seinen Kopf zur Seite und schafft es fast sie zu beißen. Sofort binde ich sein Haupt noch näher an den Pfosten, somit sind wir in der Lage an seinen Beinen arbeiten zu können ohne in den Kopf gebissen zu werden. Dann legt Tanja eine Lederschlaufe um sein linkes und rechtes Knöchelgelenk und schließt jede mit einer Art Gürtelschnalle. Verbunden sind die beiden Lederschlaufen durch ineinander geschweißte Stahlringe. In der Mitte dieser Kette befindet sich ein Eisengelenk dessen beiden Enden sich 360 Grad um die eigene Achse bewegen können. Das Gelenk sorgt dafür, dass sich die Kettenstücke nicht verdrehen. Edgar hat durch die jetzt angelegten Fußschellen nicht mehr die Möglichkeit mit einem seiner Vorderfüße nach vorne zu kicken oder abzuhauen. Abgesehen davon müssen sich die Tiere an Hoppeln gewöhnen. Während der Expedition sind sie nur ohne, wenn sie in der Karawane gehen. Abends zum Fressen müssen sie gehoppelt sein, damit sie nicht einfach davonlaufen.

Wir lassen Edgar aufstehen. Seine ersten Gehversuche wirken tollpatschig. Es sieht bald so aus als würde eine Frau das erste Mal in ihrem Leben mit hohen Stöckelschuhen laufen.

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