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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

Jasper treibt uns zur Verzweiflung

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    Temperatur - Tag (Maximum):
    ca. 30 Grad

Anna Plains Station — 11.05.2001

In der Zwischenzeit findet sich auf Anna Plains wieder neues Personal ein. Auch Touristen bekommen hier die Chance sich als Jilleroo oder Jackeroo zu bewehren. Zwei Holländerinnen, ein Holländer und ein Engländer befinden sich neben Australiern auf der Homestead. Wir begrüßen sie, zeigen ihnen die Kamele und wünschen ihnen viel Spaß und Freude bei der Farmarbeit und dem Rinderzusammentrieb.

Während für die neuen Mitarbeiter eine spannende Zeit beginnt setzen wir das Training fort. Bisher liegen wir gut im Zeitplan und wenn es so weiter geht könnten wir unseren Aufbruchtermin einhalten.

Heute beginnen wir damit Jasper und Edgar am Nackenseil durch das Trainingsgehege zu führen. Edgar kommt mit den Hoppeln schon viel besser zurecht als Jasper der sich recht unbeholfen anstellt. Nach einigen Runden und mehreren Absetz- und Aufstehübungen lassen wir Edgar erst mal in Frieden. Jasper hingegen möchte nicht laufen. Er stemmt sich wie ein Amboss in die Erde und bewegt sich keinen Zentimeter. „Mein Gott, was für ein Kamel,“ fluche ich. „Wenn er nicht laufen will, wie sollen wir ihn dann in eine Karawane einspannen?“ ,schimpfe ich weiter und frage mich welchen Schritt wir als nächstes unternehmen. „Wir binden ihn an Sebastian,“ schlage ich vor. Sebastian kommt bereitwillig zu seinem ersten Einsatz seit Monaten. Wir schlingen ihm Jaspers Nackenseil um den Hals und lassen ihn loslaufen. Erst möchte Jasper Wiederstand leisten, doch Sebastian zieht ihn einfach weiter. „Hurra, wir haben gewonnen,“ jubiliere ich laut doch nur Minuten später bleibt mir der Jubel im Hals stecken. Jasper stemmt sich einfach mit allen Vieren in den Boden. Das Seil spannt sich so stark um Sebastians Schulter, dass er aufbrüllt und stehen bleibt. Ratlos versuche ich Sebastian zum Weiterlaufen zu bewegen jedoch ohne den geringsten Erfolg. Tanja und ich greifen nun zu Plan C und holen ein zwei Meter langes Plastikrohr dessen Durchmesser ca. 5 Zentimeter ist. Während ich an Sebastians Führungsseil ziehe schwingt Tanja das Rohr in der Luft. Erschrocken vor dem schwarzen Ding hüpft Jasper nach vorne. „Na also, wir haben immer eine Idee für die Aufmüpfigen parat,“ frohlocke ich, doch kaum ist mir der Satz über die Lippen gegangen verwandelt sich mein Frohlocken in Fluchen. Jasper setzt sich einfach ab und der arme Sebastian brüllt und jammert. „Wir holen Goola der ist in der Lage eine Jumbo zu ziehe,“ schlage ich vor. In der Tat spannte ihn sein damaliger Besitzer vor einigen Jahren für eine Werbeaufnahme der Australischen Luftwaffe vor einen Truppentransporter der auch in der Lage ist ganze Panzer in seinem Bauch aufzunehmen. Es sollte ein Witz sein. Man legte Goola ein Seil um den Nacken und befestigte es an dem großen Flugzeug. Der Kamelmann ließ Goola ein paar Meter nach vorne laufen damit sich das Seil spannt, denn die Aufnahme sollte ja echt aussehen. Plötzlich hatte sich Goola in den Kopf gesetzt ein bisschen an dem Seil zu ziehen und als sich die Maschine langsam nach vorne bewegte brach regelrecht Panik aus. Die Verantwortlichen hatten Angst das Kamel könnte die Maschine von der Rollbahn zerren.

Tatsächlich klappt es mit Goola sehr gut. Ich verkneife mir diesmal zu jubeln oder zu frohlocken weil ich das Gefühl habe Jasper hält uns hier zum Narren. Goola gelingt es ihn ca. 20 Meter zu zerren und zu ziehen bis auch er aufgibt. Bald verzweifelt ringe ich um meine Fassung. Meine Beherrschung ist an der Grenze angelangt und ich fühle mich wie Daniel Düsentrieb der jeden Augenblick in die Luft geht. „Tanja, ich glaube jetzt habe ich die zündende Idee.“ „Was schlägst du diesmal vor?“ ,fragt sie trocken. „Wir binden Jasper an Goola und Sebastian. Zusammen werden sie keine Problem bekommen diesen Sturkopf zum Laufen zu bringen.“ „Wenn du meinst. Aber wir müssen darauf achten das wir Jasper nicht verletzen.“ „Klar, ich bin mir jedoch sicher das es funktioniert.“ Wie geplant spannen wir Goola und Sebastian vor Jasper. „Kamel, walke up!“ ,gebe ich den Befehl zum Loslaufen. Diesmal wird Jasper mit von sich spreizenden Beinen über den Platz gezogen bis er ein paar Meter läuft. Dann setzt er sich mitten in der Aktion einfach ab wodurch Goola und Sebastian machtlos sind. Selbst das durch die Luft sausende Plastikrohr regt Jasper nicht mehr auf. Er bleibt einfach sitzen und hat uns durch seine Methode offensichtlich geschlagen. Ratlos geben wir auf und sind am Boden zerstört. Bis heute lief alles prima und auf einem Schlag stoßen wir auf eine undurchdringliche Mauer. Wir binden Jasper an den Pfosten lassen ihn absetzen und verschnüren seine Vorderfüße. Dann setzen wir uns an das Gatter, trinken Wasser und überlegen wie es mit ihm weitergehen soll. „Bisher ist er doch gelaufen. Woran kann das nur liegen? Ob er wirklich nur stur ist?“ ,überlege ich laut. „Vielleicht hat er eine Blockade im Hirn und glaubt sich mit den Hoppeln nicht bewegen zu können?“ „Wer weiß?“ ,antwortet Tanja ebenfalls nach einer Lösung suchend. „Wir versuchen es ohne Hoppeln,“ entscheide ich, denn etwas anderes fällt mir nicht mehr ein. Tanja nimmt ihn die Hoppeln ab, während ich Sebastian hole und ihm an seinen Nacken festzubinden. „Camis, walke up!“ ,rufe ich und laufe los. Wir kommen die ersten Meter ganz langsam voran. Dann realisiert Jasper das seine Vorderfüße nicht mehr zusammengebunden sind und macht einen ausgreifenden Schritt, und plötzlich läuft er ohne weitere große Schwierigkeiten zu bereiten. Aus Angst er könnte jeden Augenblick stehen bleiben freue ich mich diesmal leise. Nach dem wir drei Runden zurückgelegt haben brechen wir für heute die Übung ab.

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