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AUFGELADEN zu den Polarlichtern im hohen Norden - 2020

Gastanken ein Problem in Norwegen?

N 60°37’05.21’’ E 006°22’27.2’’
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    Datum:
    12.09.2020 bis 15.09.2020

    Tag: 041 – 044

    Land:
    Norwegen

    Ort:
    Voss

    Tageskilometer:
    198 km

    Gesamtkilometer:
    3418 km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Fähre
    0

    Brückenüberquerungen:
    0

    Tunneldurchfahrten:
    42

    Sonnenaufgang:
    06:49 Uhr bis 06:54

    Sonnenuntergang:
    20:13 Uhr 20:06

    Temperatur Tag max:
    11°

    Temperatur Nacht min:
    09°

    Aufbruch:
    10:0

    Ankunftszeit:
    17:10

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

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„Wer hätte gedacht, dass es so schwer ist, in Norwegen Gas zu tanken“, sage ich, als wir bei der x-ten Tankstelle abblitzen. „Versuchen sie es mal bei einer BB“, empfiehlt ein Angestellter einer Tankstelle. „Habe noch nie eine BB-Tankstelle in Norwegen gesehen. Entweder die sind sehr selten oder es gibt sie gar nicht“, vermute ich. „Wenn wir kein Gas bekommen, gibt es in der Zukunft kein Heißwasser für die Dusche, die Heizung wird auch ausfallen und kochen kann ich auch nicht mehr“, sagt Tanja. „Im Worst Case müssen wir auf die Gasheizung verzichten und auf die Dieselheizung umstellen. Das wäre kein Problem. Mit dem Duschen und kochen sieht es da schon anders aus. Aber wenn wir ab heute auf die Dieselheizung umstellen, können wir noch ein paar Wochen kochen und ab und an warm duschen.“ „Wieso sollte das noch so lange gehen?“ „Ich habe gerade unseren Gastank geprüft. Der ist noch halb voll. Sollten wir aber wirklich kein Gas in Norwegen bekommen, was ich nicht glaube, wird es uns auf dieser Tour ausgehen. Wenn es im hohen Norden zu schneien anfängt, wird es ungemütlich“, sinniere ich.

Wir googeln nach LPG-Tankmöglichkeiten und finden eine APP, die uns aber ins Nichts führt. „Ich sehe mal für sie nach“, hilft uns ein junger Arbeiter einer weiteren Tankstelle und googelt mit seinem Smartphone. Es dauert nicht lange und er wird fündig. „Tausend Dank“, rufen wir und fahren weiter. 20 km hinter der Stadt Bergen erreichen wie den Gasanbieter. „Tut mir leid. LPG hatten wir mal vor Jahren. Jetzt verkaufen wir nur noch Gasflaschen für den Campingbedarf. In Norwegen fahren mittlerweile viele Elektrofahrzeuge. Kaum jemand nutzt Gas als Treibstoff. Ich gebe ihnen eine Adresse. Dort sollten sie erfolgreich sein“, sagt der Verkäufer. Weitere 17 Kilometer der Straße entlang sehen wir viele Wohnwägen und Mobile stehen. „Die werden hier definitiv verkauft“, folgere ich. „Und wo soll es da Gas geben?“, wundere ich mich, da wir nirgends eine Tankstelle entdecken. „Dort ist ein großer weißer Tank!“, ruft Tanja. „Das ist es“, freue ich mich direkt davor parkend. Ich inspiziere die Anlage. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen, aber ein Kreditkartenautomat deutet daraufhin, dass man hier tatsächlich Gas bekommt. An der Zapfsäule ist ein schwarzer Schlauch. Ich hake ihn aus der Verankerung und erschrecke. „Die haben hier völlig andere Anschlüsse als in Deutschland“, stelle ich fest. „Und was machen wir jetzt?“, fragt Tanja. „Keine Ahnung. Ah, mir fällt ein, dass ich vor unserer Abreise noch ein Adapterset für die unterschiedlichen Gasanschlüsse gekauft habe. Vielleicht haben wir Glück.“ „Du bist ein Genie“, jubiliert Tanja. „Freu dich nicht zu früh. Ich muss erst mal sehen, ob da was Passendes dabei ist“, meine ich das Etui mit den Anschlüssen aus einem Schrank in der Terra holend. „Sieht gut aus“, bin ich zuversichtlich, den passenden Adapter auf unseren 30 Liter Gastank schraubend. Während Tanja die Kreditkarte einsteckt, warte ich darauf, dass die Anlage anspringt und wir den edlen Stoff tanken können. Leider tut sich nichts. Wir versuchen es wieder und wieder, jedoch bleibt die Zapfsäule stumm. „So ein Scheiß!“, schimpfe ich. Wir sind gerade im Begriff weiterzufahren, als ein älterer VW-Bus hinter uns hält. Drei Angler aus Ostdeutschland haben es trotz Quarantäne irgendwie über die Grenze geschafft. Einer von ihnen steigt aus und begrüßt uns freundlich. „Ich glaube, die Zapfsäule funktioniert nicht, aber vielleicht hast du mehr Glück.“ Der Mann steckt seine Kreditkarte in den Slot, klickt den Schlauch aus und siehe da, die Anlage läuft los. „Ihr müsst erst die Karte einstecken, dann euren Pin eingeben und dann die Karte wieder rausziehen“, erklärt er. Gesagt, getan und siehe da es klappt. „War wieder einmal Glück, das die Angler gerade zum rechten Augenblick um die Ecke kamen“, stelle ich fest.

160 Kilometer später halten wir an einer kleinen Parkbucht, um etwas zu essen. Danach nutzen wir die Zeit und packen in der Terra etwas um. „Da ist alles nass!“, rufe ich entsetzt, als ich im Alkoven aufräume. „Nass?“ „Ja“, bestätige ich und prüfe, woher das Wasser kommt. „Es ist Kondenswasser. Wir dürfen unter keinen Umständen den nassen Rucksack da oben verstauen“, sage ich, da Tanja nach dem Einkaufen ihn dort oben reingesteckt hat. Die größte Herausforderung allerdings ist Ajaci. Damit er seinen nötigen Auslauf bekommt, geht Tanja jeden Tag dreimal mit ihm spazieren. Die beiden kommen jedes Mal klatschnass zurück. Bei diesem Sauwetter ist es eine Herausforderung, die nasse Kleidung, Schuhe und einen großen 35 Kilogramm schweren Hund mit langen Haaren und dichter Unterwolle trocken zu bekommen. In so einer kleinen Kabine fast unmöglich. „Während der Regentage müssen wir viel Lüften“, beschließe ich unsere Terra weiter auf Nässe untersuchend. An vielen Kältebrücken hat sich Kondenswasser gebildet. Kein Wunder, denn es regnet jetzt seit bald zwei Wochen jeden Tag unaufhörlich.

40 Kilometer weiter der Straße entlang finden wir einen schönen Rastplatz an einem See. Nachdem die Wetter-App die kommenden drei Tage weiteren Dauerregen vorhersagt, entscheiden wir uns hier auszuharren, bis es besser wird. „Können wir uns den langen Aufenthalt leisten?“ „Du meinst, ob wir es dann in der uns zur Verfügung stehenden Zeit noch bis zum Nordkap schaffen?“ „Ja genau.“ „Weiß nicht. Ich hoffe. Aber es ergibt auch keinen Sinn, bei Nebel und dichten Wolken weiterzufahren. Die Strecke bis zum Geiranger Fjord soll eine der interessantesten und schönsten Straßen Europas sein. Die würde ich gerne erleben. Wenn wir am Geiranger ankommen, müssen wir Gas geben und größere Entfernungen hinter uns bringen. Dann werden wir es schon schaffen…

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