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Mongolei/Tsagaan Nuur Camp MONGOLEI EXPEDITION - Die Online-Tagebücher Jahr 2011

Es gibt keine Zeit am Tsagaan Nuur

N 51°21'785'' E 099°21'046''
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    Tag: 131-132

    Sonnenaufgang:
    09:05/09:07

    Sonnenuntergang:
    17:17

    Gesamtkilometer:
    1211

    Bodenbeschaffenheit:
    Eis, Schnee

    Temperatur – Tag (Maximum):
    minus 10°C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    minus 25°C

    Temperatur – Nacht:
    minus 34°C

    Breitengrad:
    51°21’785“

    Längengrad:
    099°21’046“

    Maximale Höhe:
    1475 m über dem Meer

Tanja
Mit Ankunft am „weißen See“, dem Tsagaan Nuur, ändert sich unsere Lebensform vom Nomadentum zu sesshaften Seebewohnern. Denis und ich teilen uns unsere Aufgaben und so ist es nur selbstverständlich, dass er das Holz hackt und ich den Job des Wasserholens und Einkaufens übernehme. Während Denis fleißig mit den Aufzeichnungen unsere Erlebnisse beschäftigt ist, genieße ich es draußen unterwegs zu sein und die kleine Welt dieser Ortschaft zu erleben.

Wasserholen freut mich immer besonderst. Hier treffe ich oft irgendjemanden und es gibt einen kleinen Plausch. Immer wieder werde ich speziell von Kindern überrascht wie sie hier mit der Kälte und ihren täglichen Pflichten umgehen. Ein Mal wundere ich mich über einen zwölfjährigen Jungen. Er kommt mit einem Motorrad angebraust, füllt zwei Kanister mit Wasser, lädt diese aufs Motorrad und fährt schnell wieder über die Eisdecke davon. Ein anderes Mal treffe ich ebenfalls einen Zwölfjährigen welcher seinen Kanister mit gesamter Hand komplett in das Wasserloch taucht ohne seinen Handschuh auszuziehen. Nur beim Anblick der nassen Jungenhand bei minus 26 °C schüttelt es mich. Der Gedanke daran beschäftigt mich eine Zeit lang und ich probiere am nächsten Tag aus, wie es sich anfühlt in das Eisloch zu fassen. Für kurze Zeit gar nicht so schlimm. Allerdings muss ich unbedingt anmerken, dass ich für diesen Versuch meine Handschuhe ausgezogen habe.

Was ich in der Mongolei Grundsätzlich sehr genieße ist die Gelassenheit der Menschen. Am Tsagaan Nuur ticken die Uhren noch ein wenig langsamer. Tsendmaa besucht uns täglich in unserer Jurte. Wir trinken Tee und unterhalten uns oder wir kochen gemeinsam und ich darf lernen wie auf unserem Ofen Brot gebacken wird. Teilweise verfalle ich noch in ein gewohntes Verhaltensmuster und frage wann etwas stattfindet, worauf mir Tsendmaa regelmäßig antwortet; „Es gibt keine Zeit am Tsagaan Nuur.“

Seit der Reise Etappe von Mörön hierher besitze ich einen Dell (Traditioneller Mongolischer Mantel) dieser schöne Schaffellmantel hat mir schon so einige treue Dienste geleistet und mich warm gehalten. Von Tsendmaa lerne ich wie sehr darauf geachtet wird den Mantel sauber zu knöpfen und ebenfalls den Gürtel um die Taille richtig zu binden. Wie zum Beispiel im Uhrzeigersinn und das Endstück wird von unten nach Oben unter der Verschnürung versteckt. Die Tatsache dass ich ein mongolisches traditionelles Kleidungsstück trage trifft auf Wohlwollen der Bevölkerung. Leider ist jegliche Ausrüstung auf einer Expedition stark beansprucht, somit musste das gute Stück an einigen Stellen repariert werden. Tsendmaa und Tsenden-ish lassen es sich nicht nehmen mich darin zu unterweisen wie der Mantel ausgebessert werden muss. Während wir zu dritt den Deel wieder flott bekommen, ist Ayush damit beschäftigt traditionelle Stiefel zu fertigen. Viele Menschen hier sind Handwerklich begabt und arbeiten sehr sauber. Von Bilgee durfte ich viel lernen. Unter anderem auch wie man Filzdecken ordentlich verarbeitet. Diese verwenden wir für unsere Türe und Wandan als Kälteisolation.

Denis
Gleich am Morgen rufe ich Tsaya an. Da ihr Mobiltelefon in der Taiga nicht immer Empfang hat bin ich froh sie zu erreichen. „Und wie sieht es aus? Wie hat sich das Volk der Tuwa entschieden?“, frage ich nervös. „Nun, Denis. Ich hatte gestern alle die zurzeit in der Taiga sind zusammengerufen. Wir haben uns lange besprochen. Wie schon erwähnt, sind die Meisten von uns damit einverstanden unser leben mit euch zu teilen. Einige sind aber dagegen. Wir haben einen Kompromiss gefunden. Was haltet ihr davon erstmal für einen Monat zu kommen? Wenn dann keiner etwas dagegen hat könnt ihr länger bleiben“, schlägt Tsaya vor. „Das ist eine gute und reife Entscheidung. Tanja und ich möchten auch nicht, dass sich bei uns Fremde für mehrere Monate in unser Haus einnisten, nur weil sie vorgeben ihr Leben mit uns teilen zu wollen. Ein Monat ist sogar recht großzügig. Sag allen vielen Dank für ihr Vertrauen. Wir werden es nicht missbrauchen. Wir kommen sobald es uns möglich ist. Jetzt müssen wir noch den Umzug unseres Hausstands zu euch organisieren. Leider ist da noch das Problem mit eurer Bürgermeisterin. Sie ist ja noch immer dagegen. Wir warten auf ein Gespräch mit Herrn Ochirhuyag, dem Bürgermeister von Mörön. Wenn er uns die versprochene Rückendeckung gibt und bei der Bürgermeisterin von Tsagaan Nuur ein persönliches Wort für uns einlegt, kann eure Tuwabürgermeisterin nicht mehr dagegen sein“, erkläre ich. „Okay, dann viel Glück. Wir freuen uns auf euch“, sagt Tsaya.

Am Nachmittag besucht uns Shagai und seine Frau Dalai. Da Dalai etwas Englisch sprich können wir uns unterhalten. Wir besprechen uns wie wir das nötige Feuerholz in der Taiga organisieren. „Das ist kein Problem. Wir werden am Rande der Taiga Holz schlagen und wenn wir mit dem Lastwagen eure Sachen reinbringen, können wir diese im Tuwacamp abladen und danach das Holz holen“, erklärt er. Wir reichen ihm, wie von ihm verlangt, 60.000 Tugrik (34,- €) für eine Lastwagenladung Holz und vereinbaren unseren Aufbruch für den 15. Dezember.

„Ich bin übrigens kein Tuwa aber meine Frau Dalai“, erklärt er im Laufe des Gespräches. „Welchem Volksstamm gehörst du dann an?“, frage ich. Mein Vater ist Burjate. Er kommt von der Region am Baikalsee. Ich selbst gehöre zum Stamm der Darkhaden. Du weißt das in dieser Provinz Mongolen, Darkhaden und die Tuwa leben?“, erklärt und fragt er. „Ja, ja, weiß ich. Ist interessant wie sich die Stämme untereinander vermischen“, antworte ich. Von Tsaya habe ich erfahren, dass die Tuwas sich sogar wieder vermehren. Grund dafür ist die Vermischung mit den anderen Volksstämmen aus der Region. Laut ihrer Aussage passen sich die Eingeheirateten der Lebensweise der Tuwa an. Ein Grund dafür warum die Kultur dieses Volksstammes Chancen besitzt erhalten zu bleiben.

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