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Mongolei/Tsagaan Nuur Camp MONGOLEI EXPEDITION - Die Online-Tagebücher Jahr 2011

Der Rat der Tuwa stimmt ab

N 51°21'785'' E 099°21'046''
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    Tag: 130

    Sonnenaufgang:
    09:04

    Sonnenuntergang:
    17:18

    Gesamtkilometer:
    1211

    Bodenbeschaffenheit:
    Eis, Schnee

    Temperatur – Tag (Maximum):
    minus 13°C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    minus 18°C

    Temperatur – Nacht:
    minus 34°C

    Breitengrad:
    51°21’785“

    Längengrad:
    099°21’046“

    Maximale Höhe:
    1475 m über dem Meer

Eigentlich sollten wir heute wieder die Bürgermeisterin der Tuwa besuchen. Wegen den Umständen und einem eventuell unangenehmen Gespräch, verschieben wir den Besuch. „Es ist besser ihr haltet euch von ihr fern“, empfiehlt Saraa während eines Telefonates. „Ich spreche erstmal mit dem Bürgermeister von Mörön. Er ist einer der mächtigsten Männer unserer Provinz. Er hat euch seine Unterstützung angeboten. Ich hoffe, dass er die zwei Bürgermeisterinnen von Tsagaan Nuur anruft und sich für euch einsetzt. Dann wäre das Problem mit der Jurte vom Tisch.“ „Das ist eine fantastische Idee. Dann warten wir was in den nächsten Tagen geschieht. Vielleicht löst sich ja dann die Angelegenheit in Wohlgefallen auf“, antworte ich mich über Saraas Einsatz und Engagement freuend.

Am Abend rufe ich Tsaya an, um zu erfahren wie die Tuwa mittlerweile zu unseren Aufenthalt bei ihnen stehen. „Ich habe keine so guten Neuigkeiten für euch Denis. Einige unserer Männer wollen nicht dass ihr bei uns lebt. Die Meisten von uns jedoch befürworten eure Anwesenheit.“ „Oh, das ist in der Tat eine schlechte Nachricht. Wie kommt es zu dem plötzlichen Sinneswandel? Als wir euch besuchten war doch alles klar?“, frage ich enttäuscht. „Wie du weißt ist unsere Bürgermeisterin gegen euch. Sie möchte nicht dass ihr bei uns lebt. Und das hat nicht einmal etwas mit der Jurte zu tun. Sie sagt ihr schreibt ein Buch über die Tuwa und das ist ein Geschäft. Ihr dürft kein Geld mit uns verdienen meint sie und hat einige Leute von uns beeinflusst“, höre ich entsetzt. „Aber das ist ja völliger Schwachsinn. Mit einem Buch verdient man im Regelfall kein Geld. Dafür steckt viel zu viel Zeit in solch einem Projekt. Es geht doch bei unserem Besuch nicht um das Buch sondern darum das Leben mit euch zu teilen und wenn alles nach Plan läuft den Menschen in der Außenwelt von einer wunderbaren Lebensform zu berichten. Eine Lebensform von der sich die Industrienation etwas abschneiden kann, von der wir lernen können. In sofern seid ihr unsere Lehrmeister. Und wer weiß, vielleicht bringt es auch Touristen zu euch mit denen ihr dann wiederum euren Lebensunterhalt verdienen könnt?“, erkläre ich. „Ich weiß Denis. Wir sind ja zum Großteil dafür. Aber im Augenblick hat sich das Blatt eben gewendet. Ich werde heute Abend noch mal über euere Anliegen sprechen. Am besten dann wenn alle Männer von der Jagd zurück sind. Vielleicht finden wir einen Kompromiss“, beruhigt sie mich. „Vielen Dank Tsaya. Wir drücken uns die Daumen“, beende ich das Telefonat.

Als wir uns abends auf unser Wanda zurückziehen denke ich über Alternativen nach, denn es macht für uns keinen Sinn den gesamten Winter hinter dem Blockhaus vom Geizkragen Ayush zu verbringen. Das wäre zwar auch eine Überwinterung am kältesten Ort der Mongolei aber auf Dauer gesehen eventuell eintönig und wegen dem alten Herren auch nervig. Erst gestern hörten wir von einem weiteren Stamm der Tuwa die weit ab jeglicher Zivilisation in der Westtaiga leben. „Vielleicht sollten wir dorthin gehen?“, geht es mir durchs Gehirn. Jedoch sind die Tuwa der Westtaiga noch schwerer zu erreichen. Soweit wir informiert sind fährt dort nicht mal ein Allrad getriebener Lastwagen hin. Und da unsere Pferde in Mörön sind können wir auch nicht hinreiten. Abgesehen davon wäre es uns unmöglich unsere Jurte in diese Region zu bringen. Viel zu schwer. Und ein Leben im Zelt bei minus 40 °C bis minus 55 °C wäre auf einen Zeitraum von mehreren Monaten lebensgefährlich und sicherlich kein Vergnügen. Na wir werden sehen was die nächsten Tage bringen. Fakt ist, diese Expeditionsreise ist psychisch gesehen eine der schwierigsten die wir je unternommen haben. Sicherlich gleichwertig mit unserem 7.000 Kilometer langen Fußmarsch durchs australische Outback.

Wir freuen uns über Kommentare!

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