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E-Bike-Expedition Teil 3 China - Online-Tagebuch 2015-2016

Energiemanagement im Min Shan Gebirge – Strecke wegen Atomkraftwerken für Auslände gesperrt

N 28°57’41.8’’ E 103°53’31.1
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    Datum:
    07.04.2016

    Tag: 284

    Land:
    China

    Provinz:
    Sichuan

    Ort:
    Muchuan

    Breitengrad N:
    28°57’41.8’’

    Längengrad E:
    103°53’31.1

    Tageskilometer:
    122 km

    Gesamtkilometer:
    16.378 km

    Luftlinie:
    79.98 km

    Durchschnitts Geschwindigkeit:
    21.6 km/h

    Maximale Geschwindigkeit:
    48.0 km/h

    Fahrzeit:
    5:37 Std.

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Maximale Höhe:
    500 m

    Gesamthöhenmeter:
    28.208 m

    Höhenmeter für den Tag:
    623 m

    Sonnenaufgang:
    06:48 Uhr

    Sonnenuntergang:
    19:25 Uhr

    Temperatur Tag max:
    24°C

    Temperatur Tag min:
    17°C

    Aufbruch:
    08:10 Uhr

    Ankunftszeit:
    16:00 Uhr

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

„Ihr könnt leider nicht auf der S306 nach Westen fahren“, sagt uns Fiona von Bosch in Schanghai während eines Telefonats. „Warum nicht?“, wundere ich mich. „Die Strecke zwischen den Städten Ebian und Jinhezhen ist für alle Ausländer gesperrt.“ „Gesperrt? Das kann doch nicht sein.“ „Doch, dort befinden sich Atomkraftwerke und die Regierung möchte anscheinend nicht, dass sich Ausländer in dieser Region frei bewegen.“ „Und die Regierung sperrt wegen Atomkraftwerken die gesamte Strecke? Wie sollen wir denn dann in den Westen kommen? Kannst du mir bitte den Gefallen tun und bei der dortigen Polizei noch mal anrufen?“ „Okay, mache ich Denis. Ich melde mich gleich wieder bei dir.“ 20 Minuten später klingelt mein Smartphone erneut. „Also, die Situation hat sich geändert. Es gibt zwei Möglichkeiten. Die erste ist, dass die Polizei eure Räder in ein Fahrzeug einlädt und euch durch das verbotene Gebiet fährt. Das finde ich sehr freundlich von ihnen. Die zweite Möglichkeit wäre, diese Region auf einer kleinen Landstraße zu umgehen. Die findet ihr aber nicht auf der Googlekarte. Dafür ist sie zu klein. Ihr müsstet euch dort einfach durchfragen. Was hältst du davon?“, fragt Fiona. Ich überlege eine Weile. „Das klingt jetzt zwar besser als am Anfang, aber was ist wenn wir beim Straßenposten ankommen und er uns einfach zurückschickt, da er von deinem Gespräch mit seinen Vorgesetzten nichts weiß? Abgesehen davon wissen die ja nicht, dass sie für unsere Räder mit Anhänger und Hund einen Minibus ohne Sitze benötigen, um uns irgendwohin fahren zu können. Ich glaube diese Variante enthält zu viele Unbekannte. Die zweite Lösung klingt auf dem ersten Blick nicht schlecht aber da unser Chinesisch nicht gut ist könnte es sehr schwer werden eine kleine Bergstraße zu finden. Auch ist es durchaus möglich, dass es sich dabei um eine vom Dauerregen der letzten Wochen aufgeweichte Erdpiste handelt. Da würden wir mit unseren schweren Rädern hoffnungslos einsinken“, gebe ich zu bedenken. „Und was wollt ihr dann machen?“ „Ich versuche eine Alternativroute zu finden. Ich melde mich wieder sobald ich mehr weiß“, sage ich, bedanke mich für ihre Hilfe und beende das Telefonat.

Nach einem längeren Kartenstudium finde ich tatsächlich eine andere Route die nur unwesentlich länger ist. Ich rufe Fiona an und teile ihr die Koordinaten für unsere nächste Destination mit. In der folgenden Mail von ihr erfahren wir, dass es in dem von mir ausgesuchten Ort keine Unterkunft für Ausländer gibt. Die nächste Übernachtungsmöglichkeit würde erst in 150 km kommen. „Fiona, wir können mit unseren Akkus keine 150 km über massives Gebirge fahren. Wir benötigen etwas in maximal 100 km vielleicht 120 km“, sage ich. „In der Region, in der ihr unterwegs seid, gibt es aber leider nichts. Ich habe alles gecheckt“, hören wir in einem längeren Telefonat, weswegen ich erneut die Karte studiere und eine dritte Route entdecke, die allerdings 200 km Umweg für uns bedeutet. Obwohl diese Strecke vielversprechender ist als die anderen zwei, liegt die einzige brauchbare Übernachtungsmöglichkeit erst in knapp 130 km Entfernung. Sollten sich auf diesem Abschnitt massive Steigungen erheben, wird es knapp. Aber was wäre ein Abenteuer ohne Herausforderung?

„Das könnten wir schaffen“, sage ich zu Tanja. Weil wir keine andere Chance besitzen, machen wir uns auf dem Weg. Klar könnte man sich an dieser Stelle fragen warum wir nicht einfach ein Zelt aufschlagen? Nun, dafür gibt es ein paar Gründe. Erstens: Im Gebirge gibt es oftmals nicht den kleinsten Fleck, um ein Zelt zu errichten. Jeder noch so kleine Raum wird genutzt, um irgendwelches Gemüse anzubauen. Auch werden die Straßen in die Berge regelrecht hineingefräst, so dass wenig Platz bleibt, nicht mal um E-Bikes von der Straße zu schieben. Zweitens sind wir mit E-Bikes unterwegs, die durch Stromenergie und Muskelkraft betrieben werden. Sind die Akkus leer, kommen wir wegen unserem Gepäck und den Anhängern mit alleiniger Muskelkraft nicht weit. Das heißt, wenn die Energie im Stromsammler verbraucht ist, müssen sie geladen werden. Da wir im winterlichen China und auch im beginnenden Frühling seit Monaten nur selten die Sonne zu sehen bekommen, können wir unsere Akkus nicht mit Solarenergie laden. Dafür gibt es nicht die geringste Chance. Wenn wir also nicht vorausschauend planen, bleiben wir zweifelsohne irgendwo im Gelände stehen. Wenn das geschehen würde, müsste einer von uns ein Auto anhalten, zur nächsten Stadt fahren, dort die Akkus laden und zurückkommen. Das wäre zeitaufwendig. Vor allem, was würde derjenige tun der zurückbleibt, um auf die Räder aufzupassen? Bis die Akkus geladen sind dauert es im Schnitt 3 Stunden. Dann kommt noch die Hin- und Rückfahrt zur Stadt oder Dorf. Zusätzlich die Zeit die man benötigt, um ein Restaurant oder Geschäft zu suchen, welches uns erlaubt, die Akkus zu laden. Es bleibt also sehr spannend wie wir uns mit Taktik und guter Vorausplanung durch fremde Länder mit fremder Kultur und Sprache bewegen. Bisher hat es mit einigen psychischen Tiefen und vor allem viel Höhen hervorragend geklappt. Jetzt, im Min Shan Gebirge, scheint es besonders schwierig zu sein in regelmäßigen Streckenabschnitten von 100 bis 130 km eine Bleibe für die Nacht zu finden.

Wegen dem Umweg müssen wir erstmal nach Leshan zurückfahren. Schwerer Smog hüllt die Stadt und ihre gesamte Umgebung in eine graue Wolke ein. Dann schlängeln wir uns am Rande des Min Shan Gebirge entlang, weswegen wir auf der 122 km langen Strecke bis zur Städtchen Muchuan nur 613 Höhenmeter überwinden müssen. Nach acht Stunden und einer reinen Fahrzeit von fünfeinhalb Stunden erreichen wir die Stadt, in der nahezu jedes Gebäude erst vor nicht all zu langer Zeit neu errichtet wurde und viele der Hochhäuser sich noch im Bau befinden. Rings um die Kleinstadt ziehen sich mit grünem Bambus bewachsene Berghänge in die Höhe. Zu unserer Freude dürfen wir mit unseren voll beladenen Rädern, inklusive angekuppelten Anhänger, über eine Rampe direkt in die Lobby rollen. Dort bekommen sie einen eigenen Raum. Es ist ein wirklich edler Schuppen, in dem wir da unterkommen. Noch dazu kostet die Nacht in einem schönen Zimmer nur 138 Yuan (18,88 €) inklusive Frühstücksbuffet. Gerne würden wir uns in diesem angenehmen Ambiente einen Tag länger ausruhen aber das gesamte Hotel ist wegen einer Veranstaltung komplett ausgebucht, weswegen wir am kommenden Morgen weiter müssen…

Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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