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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 3

Ein großer Augenblick in der Pionierzeit des Fliegens

N 23°18’28.1“ E 144°22’24.5“
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    Tag: 184 Etappe Drei / Expeditionstage gesamt 575

    Sonnenaufgang:
    05:30

    Sonnenuntergang:
    18:43

    Gesamtkilometer:
    5771 km

    Temperatur - Tag (Maximum):
    40° Grad, Sonne ca. 60°

    Temperatur - Nacht:
    21° Grad

    Breitengrad:
    23°18’28.1“

    Längengrad:
    144°22’24.5“

Bimbah-Camp — 16.11.2002

Unsere Gastgeber und wir stehen seit geraumer Zeit an einem Grenzzaun des kleinen Flughafen von Longreach und warten auf das größte Geschenk, welches die Stadt bisher je bekommen hat. Vor genau 82 Jahren gründeten hier zwei Piloten die heute weltweit bekannte Airline Qantas. Mit einem Doppeltdecker De Haviland 9C flogen sie Passagiere und Post zu abgelegenen Siedlungen. Da Fliegen damals revolutionär war und als äußerst gefährlich galt haben die Beiden in der Tageszeitung von Longreach Werbung für ihr junges Unternehmen geschaltet. „Laufen ist die billigste Form des Reisens, aber bedenken sie wie lange es dauert! Zeit ist Geld und deshalb ist laufen heutzutage nicht die billigste, sondern die teuerste Art der Fortbewegung und eine Reliquie der dunklen Vergangenheit.“

In einer weiteren Werbung der Tageszeitung verglich man die Zeitersparnis zwischen einem offenem Doppeldeckerflug und der Eisenbahn. Der Artikel zeigt nicht nur wie abgelegen die jeweiligen Siedlungen von der Außenwelt waren, sondern auch wie abenteuerlich und langwierig es gewesen sein musste von einem Ort zum anderen zu gelangen.

Longreach nach Roma:
Flug 14,5 Std., Kosten 12,- Pfund.
Eisenbahn 4 Tage, 16 Std., Kosten 10,- Pfund

Longreach nach Toowoomba:
Flug 24 Std., Kosten 14,- Pfund.
Eisenbahn 48 Std., Kosten 7,- Pfund.

Cloncurry nach Charleville:
Flug 28,5 Std., Kosten 21,- Pfund.
Eisenbahn 8 Tage, 16 Std., Kosten 16,- Pfund.

Longreach nach Winton:
Flug 1,25 Std.
Auto 5 Std.
Eisenbahn im Bau

Unfälle die Schäden am Flugzeug verursachten 6Unfälle in denen Menschen verletzt wurden null.

Schon im ersten Jahr zeigte sich der Erfolg der modernen Luftfahrt. In 1711 Flugstunden wurden 156 Passagiere und 82 Pakete zu entlegenen Siedlungen befördert.

Mit uns warten Tausende von Besuchern an speziell präparierten Parkplätzen auf den umliegenden Feldern unweit der kurzen Landebahn. Der Grund? Das Qantas Luftfahrtmuseum von Longreach und die Bewohner von West Queensland bekommen von Qantas einen ausgewachsenen Jumbojet geschenkt, der nach der hoffentlich sicheren Landung im Alter von 23 Jahren für immer hier bleiben wird. Besucher des Qantas Luftfahrtmuseum dürfen dann die 747-200 von innen und außen besichtigen und können sich von der spannenden und interessanten Gründungsgeschichte der Fluglinie in die Vergangenheit entführen lassen.

Ein Jahr haben die Gespräche, Verhandlungen und logistischen Vorbereitungen in Anspruch genommen, bis es soweit ist und die größte Passagiermaschine der Luftfahrt in wenigen Minuten hier landen wird. Weltweit sind ungefähr 360 747-200 zwischen den internationalen Flughäfen unterwegs. Viele der Anwesenden fragen sich mit Sicherheit wie solch ein großes Flugzeug auf so einem kurzen und schmalen Landestreifen sicher aufsetzen kann ohne das es darüber hinausschießt und in das direkt angrenzende Buschland donnert?

„Da kommt er! Da kommt er!“ ,rufen einige Menschen neben uns in den Himmel deutend. Tatsächlich können wir den jetzt noch klein aussehenden Jumbojet ausmachen. Gebannt blicken die Köpfe der Besucher in die blaue Ewigkeit. Wie in Zeitlupe nähert sich die 747 und wird nur langsam größer und größer. Dann zieht der Pilot ein paar Kreise über die Kleinstadt. „Wahrscheinlich sieht er sich die Landepiste noch mal an?“ ,höre ich eine Stimme neben mir. „Na, der wird erschrecken wie kurz sie ist,“ sagt ein Mann der auf dem Dach seines Jeeps steht und den Riesenvogel durch seine Videokamera beobachtet. „Also mir macht es gar nichts aus wenn der Jumbo über die Rollbahn hinausrast und in unserem Schulhaus landet. Wir benötigen dringend eine neue Schulküche,“ kreischt eine Hauswirtschaftslehrerin mit heller Stimme. „Ach was, er wird nicht in Richtung Stadt landen. Das ist viel zu gefährlich. Ich bin mir sicher, dass er über die Häuser fliegt und in Richtung Süden aufs Rollfeld aufsetzt,“ antwortet ihr Mann. „Über die Häuser fliegen? Niemals. Wenn so ein großer Vogel so dicht über die Dächer von Longreach donnert, benötigen wir alle neue Fenster,“ entgegnet ein Sportpilot.

Doch er hat nicht recht. Der Pilot der betagten 747 lässt seinen Riesenvogel über den linken Flügel abkippen, zieht eine beachtliche Schleife und schwebt nun hoch über den Dächern des Outbackstädtchens. „Viel zu hoch! Er fliegt viel zu hoch,“ höre ich es Fachsimpeln. Jetzt plötzlich drastisch an Höhe verlierend nähert sich das größte Passagierflugzeug aller Zeiten den letzten Hausdächern. Die vier Rolls Roys Triebwerke sind nicht mehr zu überhören. Gebannt beobachten wir wie sich das 70,66 Meter lange Monstrum, mit einem Eigengewicht von 169.960 Kilogramm, dem Asphaltstreifen nähert. Eine schwarze, explodierende Rauchwolke verrät uns, dass die Räder das Gewicht des Eisenvogels abfangen. Die Turbinen kreischen, zerreißen die Luft und lassen alle anderen Geräusche in Lächerlichkeiten ersticken. Die 59,64 Meter langen Flügel ragen weit über die Landepiste hinaus. Ein noch lauteres Aufheulen der Triebwerke kündigt das Bremsen an. Rote Erde wird vom Rückstoß der Antriebsmotoren in die Luft gewirbelt. Für wenige Augenblicke ist der Gigant verschluckt. Nur ein Augenzwinkern später schießt das Monstrum aus dem Staubnebel und ich kann es kaum glauben als er auch schon auf Rollgeschwindigkeit abgebremst hat. „Die Bremsen sind perfekt,“ klingt es aus dem Radiolautsprechers unseres Nachbarn. Er hat zufälligerweise die Frequenz des Piloten eingestellt, weshalb wir in der Lage sind das Gespräch des Kapitäns mit zu verfolgen. Lauter Applaus rauscht über das Rollfeld. Die Zuschauer dieses geschichtsträchtigen Augenblick sind von der Leistung des Piloten und allen Beteiligten dieses Unternehmens begeistert.

Eine aus Sydney extra gelieferte Zugmaschine zerrt den pensionierten Lufttransporter zu den Hallen. Er wird auf einen speziell für ihn gebautem Plateau seinen Ruhestand genießen. Seine winzig kleinen Kollegen, die hier vor 83 Jahren das Fliegen populär gemacht haben, werden jeden Besucher an die Zeit der Pioniere erinnern, an eine Zeit in der es normal war 20 Stunden in einem offenem Doppeldecker über die unberührte Einsamkeit zu fliegen …

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