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/Koktschetaw Link zum Tagebch: TRANS-OST-EXPEDITION - Etappe 3

Eigene Wohnung

N 53°18'18.8'' E 069°23'36.4''
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    Tag: 68

    Sonnenaufgang:
    05:32 Uhr

    Sonnenuntergang:
    21:25 Uhr

    Gesamtkilometer:
    8937.12 Km

    Temperatur – Tag (Maximum):
    44 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    25 °C

    Breitengrad:
    53°18’18.8“

    Längengrad:
    069°23’36.4“

Am Morgen wachen wir noch immer müde auf. Marat ist schon in der Arbeit. Es ist 10:00 Uhr. Wir sitzen bei Buchweizengries und Brot am Frühstückstisch. Gauhar füttert ihr Kind. Wieder befällt uns diese eigenartige Traurigkeit. Dann klingelt das Telefon aber Gauhar geht nimmt den Hörer nicht ab. Wir warten auf den Anruf von Alinberg. Wir wollen eigentlich weiterfahren oder die Zeit nutzen, um uns auszuruhen und zu schreiben. Die Zeit drängt nämlich, die Strecke bis zum Baikal ist nach wie vor sehr weit.

Endlich geht Gauhar ans Telefon. “Ich habe eine Wohnung für sie gefunden. Sie ist gleich im Nachbarhaus. Ich denke es wird ihnen gefallen. Wenn nicht finden wir etwas anderes. Wenn sie einverstanden sind komme ich gleich bei ihnen vorbei. Dann können wir sie uns ansehen”, erklärt er. “Gerne”, freue ich mich heute eventuell doch noch bleiben zu können.

Als uns Alinberg zum Nachbarhaus führt bezweifle ich in solch einem Bunker eine schöne Wohnung vorzufinden. “Unmöglich”, geht es mir durch den Kopf. Wieder steigen wir durch ein altes heruntergekommenes Treppenhaus nach oben. Im zweiten Stock öffnet uns eine freundlich lachende Kasachin die fette Stahltür die eher wie eine Safetür aussieht. Als wir die Wohnung betreten bleibt uns fast die Spucke weg. Helle toprenovierte Räume lachen uns regelrecht an. Der Boden ist gefliest, die Möbel sind neu und geschmackvoll. Es gibt einen funktionsfähigen Fernseher, eine klar aufgebaute Küche mit Herd, Kühlschrank, natürlich einer Mikrowelle und sogar einer Waschmaschine. Im Schlafzimmer steht ein neues Bett mit einer festen Matratze und einem großen dunklen Holzschrank. Das Badezimmer ist schimmelfrei, absolut sauber und das Heiß- und Kaltwasser fließt in solchen Mengen aus dem Hahn das man sich darunter sogar richtig duschen kann. “Wow”, staune ich und frage nach dem Preis. “6.000,- Tenge ( 33,- Euro) pro Nacht sagt die nette Vermieterin. Da wir wissen das die durchschnittliche Monatsmiete einer guten Wohnung in Kasachstan bei ca. 30.000,- Tenge ( 162,- Euro) liegt, finden wir ihre Forderung zu hoch. Abgesehen davon müssen wir auf solch einer langen Reise auf unser Budget achten. Selbst als die Frau den Preis für uns auf 5.000,- Tenge reduziert lehnen wir erstmal ab und verabschieden uns.

Wieder bei Alinberg im Auto blicken wir uns an. “Ob wir die Wohnung doch nehmen sollen?”, frage ich. “Ich weiß nicht. Schön ist sie schon und Ruhe benötigen wir auch”, überlegt Tanja. “Wenn wir hier bleiben dann bestimmt für vier Tage. Ich habe viel zu schreiben”, entgegne ich als Alinberg vor einem großen Hotel im Zentrum hält. Das billigste Zimmer kostet 6.000,- Tenge. Als wir es betreten schlägt uns wieder die bekannte Hitzewand entgegen. Die Betten sind alt, die Matratzen durchgelegen, es riecht nach Rauch, für unsere Fahrräder gibt es keine Abstellmöglichkeit und unser Gepäck hat kaum genügen Platz. “Auf keinen Fall”, sage ich und mache auf dem Absatz kehrt.

“Ich fahre sie erstmal zu meiner Firma. Dort können wir noch mal die Vermieterin der Wohnung anrufen. Vielleicht geht sie mit dem Preis weiter runter”, schlägt Alinberg vor.

Alinberg parkt seinen Lada vor einem Neubau. Drinnen finden wir Topmoderne, klimatisierte Büroräume vor, in denen die Menschen an ebenfalls modernen Computern sitzen. “Hier verkaufen wir alles was mit Computern zu tun hat”, sagt er und zeigt uns das große Ladengeschäft. “Das ist übrigens der beste Techniker der Stadt. Einmal im Monat ist er für zwei bis drei Tage verschwunden. Dann hat er zuviel Wodka getrunken. Aber er ist wirklich der beste Mann den wir bekommen können. Deswegen kann ich ihn nicht entlassen”, erklärt der sympathische Mann lachend. “Ich habe fünf Jahre als Anwalt gearbeitet. Aber jetzt bin ich die Rechte Hand vom ehemaligen Bürgermeister von Koktschetaw. Wir machen viele Geschäfte. Nächstes Jahr steigen wir hoffentlich in Weizen ein. Mal sehen wie sich dieses Jahr entwickelt”, sagt er uns durch die Räume führend. Bevor wir gehen gibt es auf Wunsch des Personals noch ein  Gruppenfoto mit uns, dann fahren wir zur Wohnung zurück. Die Vermieterin hat den Preis noch mal um 500 Tenge gedrückt. “Leben und Leben lassen”, ist unsere Devise und für 27,- ? am Tag bekommt man in kaum einer Stadt der Welt so ein schönes Appartement.

Marat hilft uns die Räder, Anhänger und Ausrüstung von seiner Wohnung in das Appartement zu schleppen. “Schön, dass wir Nachbarn sind. Jetzt können wir uns jeden Tag sehen”, sagt er lachend als wir uns verabschieden. Dann schließen wir die Tür und freuen uns wie die kleinen Kinder über die wunderschöne Bleibe.

Während Tanja einkaufen geht, um den Kühlschrank zu füllen, beginne ich ein Rad unter die Dusche zu stellen um es von dem ganzen trockenen Matsch zu reinigen. Am Abend feiern wir den Augenblick mit frischen Salat, Lachs, frischem Brot, Pistazien, Sekt und Bier.

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