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Link zum Tagebuch: TRANS-OST-EXPEDITION - Etappe 1

Die Welle der Freude in den Himmel jubelnd

N 48°24'219'' E 015°35'535''
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    Tag: 53

    Sonnenaufgang:
    06:29 Uhr

    Sonnenuntergang:
    19:10 Uhr

    Luftlinie:
    55,39 Km

    Tageskilometer:
    72,01 Km

    Gesamtkilometer:
    1281,52 Km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Temperatur – Tag (Maximum):
    21,9 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    20 °C

    Temperatur – Nacht:
    14,6 °C

    Breitengrad:
    48°18’667“

    Längengrad:
    016°19’682“

    Maximale Höhe:
    191 m über dem Meer

    Aufbruchzeit:
    09.00 Uhr

    Ankunftszeit:
    14.45 Uhr

    Durchschnittsgeschwindigkeit:
    16,79 Km/h

Es ist interessant wie leistungsfähig ein Körper ist wenn man ihn langsam und bedacht trainiert. Am Anfang unserer Radreise waren wir froh an einem Tag 30 Kilometer zurückzulegen. Muskelkader, Verspannungen und andere kleinere Wehwehchen waren trotzdem ständige Begleiterscheinungen. “Lasst es bloß nicht zu schnell angehen!”, wurden wir ja immer wieder gewarnt. Obwohl es manchmal nicht leicht fällt einfach schon eine Stunde früher zu stoppen haben wir versucht unsere Kraftreserven zu halten. Mittlerweile ist uns klar was es bedeutet wenn man sich ausbrennt und auch die restlichen Energien in die Pedale steckt. Der kommende Tag beginnt dann mit Schmerzen und so kann sich die ganze Sache hochschaukeln bis Kraft, Lust und Spaß völlig hinüber sind und man am liebsten aufgeben möchte. Auf der anderen Seite ist es wiederum nicht gerade befriedigend keine größeren Strecken zurückzulegen. Das goldene Mittelmaß ist auch hier angebracht. Im Augenblick scheint es sich bei uns so einzupendeln das wir eine Symbiose zwischen Krafthaushalt, zurückgelegte Strecke, Kultur, Arbeit und Spaß finden. Während wir uns in den ersten Wochen mit ca. 35 Kilometer am Tag zufrieden gaben lag der spätere Streckenwert bei 50 bis 60 Kilometer. Im Augenblick glauben wir uns auf Tagesetappen von 60 bis 80 Kilometer einzuradeln. Wir verspüren also tatsächlich Erfolge. Eine unserer Herausforderungen sind die längeren Pausen der Dokumentation, die dann wieder für Muskelkader sorgen. Aber auch der ist heute eher angenehm und trägt zu einem gesunden Körperempfinden bei.

Die schöne Wachau hinter uns lassend kommen wir wieder an einer etwa 40 Mann starken Radgruppe vorbei die gerade eine kurze Rast einlegt. “Hu! Hu! hu! Schaut euch das Gepäck an!”, rufen sie und lachen freundlich. Einige von ihnen klatschen entzückt in die Hände und grüßen uns gut gelaunt. Im Laufe des Tages überholen wir uns gegenseitig. Nach einer Brückenüberquerung lassen sie uns an sich vorbei. Um nicht immer wieder von ihnen eingeholt zu werden beginne ich uns zu motivieren. Lauthals vordere ich Tanja und mich auf schneller zu radeln. Plötzlich wirkt die Selbstmotivation so stark, dass wir zu lachen beginnen und mir immer bessere Sprüche einfallen. “Ja, das Team Katzer hat sich erfolgreich von der Gruppe abgesetzt! Im Augenblick beträgt der Vorsprung etwa 10 Sekunde. Er wird zusehend größer. Die Muskeln brennen. Sie schreien auf. Die Pedale kreisen und die Räder ziehen eine Schneise in den Asphalt!”, kommentiere ich unser Dahinbrausen. “Hi, hi, hiii! Hör bloß auf. Ich kann bald nicht mehr vor Lachen!” ruft Tanja außer Atem. “Wien wartet auf die Sensation! Die zwei Radfahrer mit ihren schweren Anhängern schaffen das Einmalige in der Geschichte. Sie hängen ihre Verfolger vollkommen ab. Das war noch nie da!”, brülle ich mich in Rage. “Die Bäume biegen sich, das Gras legt sich flach. Mit etwa 19 Stundenkilometer durchbrechen sie jegliche Rekorde. Applaus! Applaus! Applaus! Und jetzt kommt das Unfassbare!” rufe ich ein Rentnerpaar auf Rädern vor uns ausmachend. “Das Team Katzer ist im Begriff in die Geschichte einzugehen. Werden sie es schaffen? Ja! Sie werden in wenigen Augenblicken das erste Mal seit Gedenken eine Überrundung einleiten!” “Denis! Hör um Gottes Willen auf! Ha, ha,  ha! Ich kann nicht mehr. Wenn du möchtest das ich in deinem Windschatten bleibe hör auf mit deinen Sprüchen.” Als wir das alte Ehepaar auf ihren wackeligen Drahteseln überholen sage ich etwas leiser: “Noch können sich die zwei Roadtrainrennfahrer nicht über ihren sensationellen Erfolg freuen. Es wäre zu demoralisierend für die Überrundeten. Aber nach der nächsten Kurve darf die Welle der Freude in den Himmel gejubelt werden!”, rufe ich wieder lauter. Noch viele Kilometer hämmere ich uns mit meinen Motivationssprüchen voran bis mir plötzlich die Hex ins Kreuz fährt. “Oh, ich glaub wir müssen mal kurz anhalten Tanja.” “Warum?” “Mir ist es gerade in den Rücken geschossen. Zeit mich einzurenken”, antworte ich viel kleinlauter als vor 20 Minuten. Nach einer kurzen und erfolgreichen Einrenkung geht es nun etwas stiller weiter.

Wir suchen einen der vielen Heurigen oder Jausenstationen, um uns bei einem Glas Sturm zu stärken. (Trüber Traubenmost der in den ersten Wochen der Gärphase entsteht) Leider gibt es hier kurz vor Wien kaum noch solch gemütliche Radlertreffs wie in der paradiesisch schönen Wachau, weshalb wir gezwungen sind weiterzufahren. Es ist bewölkt als wir den Zeltplatz am Fuße des beeindruckenden Klosters Neuburg erreichen. Da es laut Karte die nächsten 60 Kilometer keinen Campplatz gibt bleiben wir und versuchen die frühe Rast zu genießen. Kaum haben wir es uns an der Holzbank gemütlich gemacht werden wir von Moskitos regelrecht überfallen. “Hua, das ist ja ein Alptraum”, meint Tanja sich mit Moskitomittel einreibend. Wir wedeln und schlagen um uns, selbst das Mittel scheint auf die Stechmücken keinen Eindruck zu machen. Als Tanja sich duschen geht flüchte ich mich dann ins Vorzelt. Kauernd und immer noch um mich schlagend warte ich bis sie wieder da ist. Erst dann kann auch ich mich in den Waschraum begeben. Wir können es uns nicht erlauben die teure Technik unbeaufsichtigt im Zelt zurückzulassen. Auch wenn wir den Campern nichts Böses nachsagen wollen haben wir wie schon erwähnt schlechte Erfahrungen gemacht.

Wir freuen uns über Kommentare!

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