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Link zum Tagebuch: TRANS-OST-EXPEDITION - Etappe 1

Befreiung für die Muskeln

N 48°24'219'' E 015°35'535''
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    Tag: 52

    Sonnenaufgang:
    06:31 Uhr

    Sonnenuntergang:
    19:16 Uhr

    Luftlinie:
    27,61 Km

    Tageskilometer:
    45,75 Km

    Gesamtkilometer:
    1209,51 Km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Temperatur – Tag (Maximum):
    23 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    20 °C

    Temperatur – Nacht:
    14,6 °C

    Breitengrad:
    48°24’219“

    Längengrad:
    015°35’535“

    Maximale Höhe:
    270 m über dem Meer

    Aufbruchzeit:
    14.22 Uhr

    Ankunftszeit:
    18.30 Uhr

    Durchschnittsgeschwindigkeit:
    17,14 Km/h

Obwohl wir heute aufbrechen wollen werde ich mit meiner Arbeit nicht fertig. Es dauert noch Stunden bis ich endlich das plötzlich entstandene Chaos in meinem Laptop wieder ordnen kann. Hunderte von Bilder sind, aus für mich unersichtlichen Gründen, durcheinander geraten und was noch viel schlimmer ist, viele der Beschriftungen sind spurlos verschwunden. Ich bin kurz vorm Verzweifeln. Um 13:00 Uhr ist wieder Ordnung in meinen Itronix, der guten Seele der Expedition, eingekehrt und das Update versendet. In freudiger Erwartung meinen Körper wieder bewegen zu können hole ich unsere Drahtesel aus dem Schuppen und unterziehe sie einer kurze Inspektion. Zufrieden über ihren gesunden Zustand beladen wir sie und endlich geht es weiter. Wir verabschieden uns von Gerda, bedanken uns für ihre großzügige Gastfreundschaft und lassen die Räder den Berg hinunterrollen, den wir vor einer Woche hoch geradelt sind.

Obwohl der Wetterbericht Regen gemeldet hat klart es am Nachmittag auf. Die angenehm wärmenden Sonnenstrahlen scheinen die immer schöner werdende Landschaft zu verzaubern. Es ist regelrecht befreiend die Beine wieder kreisen zu lassen und das Pulsieren des Blutes in den Adern zu spüren. Welch ein Wandel, denke ich an den Beginn unserer Reise. Was Anfänglich oftmals nichts als Schmerz bedeutete bereitet jetzt Freude. Wir haben das Gefühl als würden unsere Poren regelrecht aufatmen. Bestens gelaunt gleiten wir an einem der landschaftlichen Höhepunkte der Donau vorbei. Die Wachau mit ihrer Milde und Heiterkeit, mit ihren Heurigen, Jausenstationen, den vielen lieblichen Gärten, in den Himmel ragenden Weinbergen, den prachtvollen Schlössern, Burgen und bilderbuchschönen Orten zieht uns in ihren bezaubernden Bann. Es geht vorbei an der Fundstätte der berühmten Venus von Willendorf. Die Entdeckung der 11 Zentimeter kleine fettleibige Frauenfigur aus der Altsteinzeit war eine wissenschaftliche Sensation. Sie gilt als Ausdruck eines Fruchtbarkeitskultes und soll im Vergleich zu 130 Objekten die man von Südwestfrankreich bis Sibirien gefunden hat die Formschönste sein.

Durch Weinterrassen radelnd lassen wir den Tausendeimerberg hinter uns der so heißt, weil seine Reben in guten Jahren 1.000  Eimer Wein, 56.000 Liter entsprechend, erbringen sollen. Weinanbau gibt es hier schon seit Karl des Großen. Eine Klimaverschlechterung im Mittelalter und chaotischen Verhältnissen des Dreißigjährigen Krieges führten zum Verfall vieler Weingärten. Heute jedoch hat sich der Anbau wieder vollständig erholt und die Trauben die hier wachsen reifen zu weltweit hochgeschätzten Weinen heran. Hinter jeder Biegung entdecken wir an diesem Nachmittag Neues. Auf den Hügeln und Hängen thronen auf teilweise schroffen Felsen Ruinen die mit ihren Mauern und Rundtürmen ihre rumreichen und auch traurigen Geschichten ins Donautal zu rufen scheinen. Wie zum Beispiel die romantische Ruine Dürnstein in dessen seit dem Dreißigjährigen Krieg verlassenen Mauern König Richard Löwenherz gefangen gehalten wurde. Etwa 3000 Burgen, Schlösser und Ruinen stehen auf österreichischem Boden. 2100 sind noch oder wieder bewohnt. Die meisten der prächtigen Gebäudekomplexe befinden sich nach wie vor in Familienbesitz.“Denis! Halt doch mal an! Du musst unbedingt mal ein Bild schießen!”, ruft Tanja hinter mir. Wegen der vielen Arbeit der Archivierung habe ich mir seit heute morgen vorgenommen weniger zu fotografieren. Trotzig radle ich nun schon seit geraumer Zeit an der einmaligen Kulisse vorbei und denke mir dass morgen ja auch ein Tag ist, um die Kamera auszupacken. Tanjas Ruf lässt mein schlechtes Gewissen erwachen. “Meinst du wirklich?”, frage ich. “Klar, schau doch wie schön es hier ist. Ich kann ja verstehen das du heute die Nase voll hast von deiner Arbeit aber die Pracht hier musst du festhalten”, fordert sie mich mit einem Schmunzeln in der Stimme auf. Leider besitze ich nicht mehr viel Gelegenheit irgendetwas mit meiner Kamera einzufangen, denn wir erreichen den Zeltplatz bei Krems, der ältesten Stadt Niederösterreichs.

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