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Mongolei/Tuwa Camp MONGOLEI EXPEDITION - Die Online-Tagebücher Jahr 2011

Die Natur erwacht

N 51°39'155'' E 099°21'977''
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    Tag: 283

    Sonnenaufgang:
    05:51

    Sonnenuntergang:
    20:47

    Gesamtkilometer:
    1361

    Bodenbeschaffenheit:
    Eis, Schnee

    Temperatur – Tag (Maximum):
    16°C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    6°C

    Temperatur – Nacht:
    minus 8°C

    Breitengrad:
    51°39’155“

    Längengrad:
    099°21’977“

    Maximale Höhe:
    1858 m über dem Meer

Seit Mitte Oktober letzten Jahres, also seit bald acht Monaten, begrüßt mich heute mit 16 °C der erste Warme Tag. Ich kann es kaum glauben und genieße die Sonnenstrahlen, die ab und an durch die Wolken spitzen. Ich sitze in meinem Vorzelt und blicke auf die Tipis, die ihre gekreuzten Zeltstangen in den Himmel recken. Plötzlich höre ich das tiefe Brummen einer fetten Fliege. Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal in meinem Leben dieses Geräusch als angenehm empfinde. Aufmerksam geworden gleitet mein Blick auf den Boden. Die ersten Ameisen und vorwitzigen Käfer fallen mir auf die vereinzelt im niedergetretenen Gras herumwuseln. Sogar ein Schmetterling flattert aufgeregt zu mir ins Zelt. Die Natur erwacht. Darin besteht kein Zweifel. Man ist das schön wenn sich nach der ewigen Starre wieder etwas bewegt. Die Bäume und das Gras sind allerdings nach wie vor grau und braun. Bei Nachtfrösten von noch immer bis zu minus 15 °C kein Wunder.

Ich warte auf Tanja und Bilgee die heute im Frühjahrscamp ankommen müssten. Ich hoffe das keiner von ihnen vom Pferd gefallen ist, das Naraa und Tuya und die anderen Pferde wohlauf sind. Ultsan sucht mich auf und fragt ob wir einstweilen die Stangen für unser Tipi errichten sollen. Ich freue mich über seine Hilfe, springe aus meinem Campstuhl und helfe ihm das Gerüst für unser neues Heim zu errichten. Da Tanja die restliche Zeit noch in unserem alten Tipi im Wintercamp lebten werden Tanja und Bilgee die Zeltbahn erst mitbringen. Auch wenn wir deswegen das Indianerzelt nicht fertig aufbauen können ist es gut wenn schon mal das Gerippe steht.

Um 18:30 Uhr gehe ich im guten Gewissen mein Zelt alleine lassen zu können zu Tsaya und Ultsan. Wieder werde ich zum Essen eingeladen. Es gibt Reis mit Gazellenfleisch. Sehr lecker. Auch diesmal reicht mir Tsaya eine gehäufte Schüssel die mich nachhaltig sättigt. „Hier ist das Taschenradio von Saintsetseg. Ich habe es repariert“, sage ich und reiche es Ultsan. Da es sein Bruder Hoo gestern aus Versehen kaputt gemacht hat freut sich Ultsan. „War kein Problem. Seit ich neues Lötzinn besitze bin ich wieder in der Lage solche Reparaturen durchzuführen“, erkläre ich. Nach dem Essen zeigt er mir das Ladegerät welches wir ihm vor einiger Zeit geschenkt haben damit er seine Autobatterie über Solar laden kann. „Unser Welpe Guni (nach dem Helden eines koreanischen Dramas benannt) hat einen Kurzschluss verursacht und es zerstört“, erklärt er traurig. Ich öffne die kleine Box und entdecke die kalte Lötstelle. „Ich hole schnell meinen Gaslötkolben und repariere es“, verspreche ich und laufe zum Zelt. Erleichtert sehe ich das keiner der Hunde meine Burg erobert hat. „Na, euch habe ich es gezeigt“, sage ich siegessicher und eile wieder zu Ultsans Tipi. Eine halbe Stunde später ist das Ladegerät in Ordnung. „Tschin setgeleesee bajrlalaa“, („Herzlichen Dank“) bedankt er sich überschwänglich. Da die Tuwa ihren Fernseher und Satellitenschüssel auf ihren Rentieren mit ins Frühjahrscamp transportierten sind sie in der Lage jeden Abend ihr koreanisches Drama anzusehen. Mit dem Ladegerät ist nun auch gesichert das die Autobatterie richtig mit Energie gespeist wird. „Dsüüger, dsüüger“, („Kein Problem“) antworte ich und freue mich auf diese Weise helfen zu können. Leider zerstört einer der Campbewohner durch unentwegtes An- und Ausschalten am kommenden Tag das Ladegerät erneut. Diesmal aber ist es unreparabel.

Ich trinke noch einen Tee, heute mit frischer Rentiermilch und kehre in mein Heim zurück. Fassungslos bemerke ich das die Mülltüte ausgeleert und über den Boden verstreut ist. Kopfschüttelnd laufe ich ums Zelt, um die undichte Stelle zu suchen. Tatsächlich hat es einer meiner Feinde geschafft einen der Balken und großen Stein mit seinen Pfoten auf die Seite zu rollen, um seinen Körper unter die Zeltbahn zu pressen. Diesmal hat er aber außer Müll nichts geraubt. Die drei Essenskartons habe ich wohlweislich in die Schlafkabine gestellt die mit einem extra Reißverschluss abgesichert ist. Ich lege nun einen weiteren Balken auf die Stoffbahn und weitere Steine. Jetzt sollte es wirklich unmöglich sein selbst für starke Köder in mein Reich einzubrechen. Irgendwann werde ich den Kampf gegen die hungrige Meute schon gewinnen.

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