Die letzte Bastion der Ehrlichkeit – Wilder Tenger – Ich bin mir selbst der Nächste
N 49°42'773'' E 100°11'497''Tag: 372
Sonnenaufgang:
05:47
Sonnenuntergang:
21:04
Gesamtkilometer:
1722
Bodenbeschaffenheit:
Gras
Temperatur – Tag (Maximum):
27°C
Temperatur – Tag (Minimum):
22 °C
Temperatur – Nacht:
10 °C
Breitengrad:
49°42’773“
Längengrad:
100°11’497“
Maximale Höhe:
1492 m über dem Meer
Vor einem knappem Monat haben wir zwischen den zwei Jurten westlich und östlich von uns, in diesem wunderschönen, 1.500 Meter hoch gelegenen und fruchtbaren Tal, unser Zelt aufgeschlagen. Eigentlich wollten wir nur eine Nacht bleiben, um dann zum Jurtenlager von Bilgees Freund umzuziehen. Jedoch hat die göttliche Ordnung, oder die übergeordnete Planung, oder wie man das auch immer nennen möchte, Anderes mit uns vor. Ginge es nach uns wären wir längst unterwegs und wahrscheinlich auch bald am Ziel. Aber so sitzen wir hier wiedereinmal fest. Der jetzige Grund für die Verzögerung, wie soll es anders sein, ist die von Saraa versprochene Visaverlängerung. „Spätestens am 20. Juli habt ihr sie. Vertraut mir“, waren ihre Worte. Nun, in wenigen Tagen ist unser Jahresvisum abgelaufen. Unsere Pässe befinden sich seit vielen Wochen bei den Behörden aber es fehlt, wie soll es anders sein, irgendein Dokument. Saraa kann sich im Augenblick nicht darum kümmern. Obwohl wir ihr extra ein Flugticket gekauft hatten damit sie den Job on time erledigen kann. Saraa nutzte das Flugticket, um gleichzeitig zwei Touristinnen in Ulan Bator zu treffen und für eine Rundreise abzuholen. Wie immer setzt sie Geld, welches wir ihr für unsere Erledigungen geben, gleich für mehrere Zwecke ein. Clever und legitim, jedoch hütet sie sich davor uns dies zu erzählen. In vielen Fällen fanden wir aber heraus auf welche Art sie Geld verdient. Im Falle der zwei Touristen zum Beispiel war es ganz einfach. Ich traf sie während des Naadam und sie berichteten mir wie und wann sie Saraa kennenlernten. Das Datum war das gleiche Datum an dem sie für unser Visum nach Ulan Bator flog. Nun, jeder muss Geld verdienen und Saraa hat in dem vergangenem Jahr viel für uns organisiert. Das ist in Ordnung und wir möchten am Ende unserer Reise unter keinen Umständen, das die letzte verlässliche Bastion, die wir in diesem Land bisher hatten, auch noch fällt. Saraa war und ist für uns ein Stützpfeiler der Zuverlässigkeit und Seriosität und das soll auch so bleiben. Aber vor drei Tagen ist sie mit zwei Touristinnen und ihrer Familie in den Urlaub gefahren und das obwohl unsere Visasituation bis dato ungeklärt ist. „Ich muss mich jetzt um mich selbst kümmern. Bin sehr müde. Das mit eurem Visum klappt schon. Vertraut mir“, sagte sie erneut und verschwand. Auch wenn Tanja und ich grundsätzlich relaxte, mit allen Wassern gewaschene und weit gereiste Abenteurer sind, bleibt etwas Ungewisses, Unangenehmes zurück. Die Behörden fordern 400 US $ pro Person und Tag Strafgebühr bei Visaüberzug. Das ist Grund genug um nervös zu werden. zumindest für mich. Denn sollte die Verlängerung aus welchem Grund auch immer abgelehnt werden stellt sich die Frage wie wir hier wegkommen? Was wir mit den Pferden und unserer Ausrüstung machen? Und wie viele Tage es dauert in das von hier ca. 2.500 Kilometer entfernte Peking zu gelangen? Durch Saraas Worte „Vertraut mir“ sind wir der Situation nun völlig wehrlos ausgesetzt. Leider habe ich dabei ein äußerst unangenehmes Gefühl und bisher hat mich dieses Gefühl selten im Stich gelassen. Ein weiterer Grund meines gestressten Gemütszustandes. Nun, Anfang August wird Saraa wieder von ihrem kurzen Arbeitsurlaub zurück sein. Frühestens dann werden wir klarer sehen.
Wilder Tenger
Bevor ich heute nach Mörön fahre, um auf dem Markt Tiermedizin und Kleinigkeiten für meinen Sattelbau kaufe und unsere nicht benötigte Ausrüstung für den Transport nach Ulan Bator sortiere, müssen wir Tenger einfangen. Er streifte gestern Nacht sein Halfter ab und ist somit frei. Zum Glück hat er noch am linken Vorder- und Hinterfuß eine Fessel. Aber Pferde die für längere Zeit Beinfesseln tragen entwickeln eine beachtliche Geschicklichkeit trotz dieser Einschränkung schnell davonlaufen zu können. Bei jedem anderen von unseren Gäulen wäre ein verlorenes Halfter nicht das geringste Problem. Wir würden einfach hingehen, ein neues Halfter über den Kopf ziehen und ein Seil daran anbinden. Bei Tenger jedoch ist das unmöglich. Sobald er die Freiheit wittert galoppiert er schon bei unserem Erscheinen davon. Wir führen sein Verhalten auf einen schlechten Vorbesitzer zurück der ihn höchstwahrscheinlich oft schlug. Tenger ist zwar im Verlauf des vergangenen Jahres viel besser geworden aber noch immer erschreckend scheu. Bilgee warnte uns vor ihm immer wieder und ließ uns nie alleine an das Pferd. „Er ist verrückt in der Birne“, sagte er sich ständig wiederholend. Mittlerweile wissen wir was er damit gemeint hat. Erschrickt Tenger aus irgend einem Grund, explodiert er regelrecht. In solch einer Situation steht man dem Ross am besten nicht im Wege, denn er setzt seinen Körper ein als wolle er damit eine Steinwand durchbomben oder mit seinen Hufen einem den Kopf von der Schulter schlagen.
„Ganz ruhig mein Guter. Ganz ruhig“, sage ich mit sanfter Stimme mich langsam nähernd. Tenger schnaubt und trabt einfach zehn Meter davon. Weil er Tanjas Stute Naraa über alles liebt, entfernt er sich nie weit von ihr, so dass ich ihm nachgehe und das Ganze von neuem beginne. „Ganz ruhig. Dir tut doch keiner etwas.“ Als es mit fortschreitender Stunde heißer wird begeben sich unsere Pferde zur kleinen Pumphütte. Renzidorj hat frische, kühles Wasser in die aus groben Beton gegossene Tränke gefüllt. Immer weiter mit Tenger sprechend glückt es mir an seine Beine zu gelangen, um auch das rechte Vorderbein mit der Fußfessel zu fixieren. „Gut gemacht“, lobt Tanja, die die gesamte Zeit mit dabei ist. „Jetzt kommt das Kunststück ihm das Halfter überzuziehen“, sagt sie. „Das schaffen wir“, bin ich überzeugt. „Das schaffen wir“, antwortet Tanja ebenfalls selbstsicher.
Weil es für mongolische Pferde, aus welchem Grund auch immer, nicht so bedrohlich wirkt wenn man sich ihnen in stark gebückter Haltung nähert, versuche ich mich auf allen Vieren robbend anzupirschen. Natürlich immer dabei leise sprechend, so dass er nicht erschrickt. Eine weitere Stunde später lässt er mich wieder an seine Vorderbeine. Langsam, ein Seil in der Hand, taste ich mich erhebend an seinem Hals entlang. Immer die Hand an seinem Körper. Tenger macht große Augen und schnaubt nervös. Bereit bei einem seiner urplötzlichen Ausbrüche in Sicherheit zu hechten pulsiert mir das Blut mit Hochdruck durch die Adern. „Sieht gut aus“, flüstert Tanja als sich das Seil langsam über seinen Nacken schiebt. „Guter Junge, brauchst keine Angst zu haben“, raune ich dabei und weiß nicht wer von uns beiden mehr Schiss hat. Das rechte Ende des Seils berührt den Boden. Den schwitzenden Pferdekörper streichelnd gehe ich in die Knie, nehme das Seilende und führe es durch eine gebundene Öse des anderen Endes. Schnell ziehe ich am Seil und ehe sich Tenger versieht schließt es sich um seinen Hals. Mit Urkraft versucht er der bereits zugezogenen Falle zu entrinnen. „Jetzt kommst du mir nicht mehr aus“, sage ich triumphierend ihn zu einem der in der Erde eingegrabenen Holzpflöcke führend.
Wir wickeln das Seil um den Pflock. Dann gibt mir Tanja das Halfter. Als ich es nur in die Nähe seines Kopfe bringe dreht er durch, springt in die Luft und wirbelt herum. „Zieh das Seil tiefer! Tiefer schnell, sonst reißt er den Pflock aus der Erde!“, brülle ich. Tanja reagiert blitschnell und schiebt die Seilschlaufen zum Pfostenende. Erneut wage ich es an das hypernervöse Pferd heranzutreten. Ich stelle mich dabei hinter den Holzpfosten, um im Fall der Fälle nicht zerquetscht zu werden wenn Tenger wie eine Bombe nach vorne springt. „Wenn ich nach links gehe musst du das Seil mitführen“, sage ich, um nicht zwischen Pferd, Pfosten und Seil zu geraten. Weil wir nicht möchten, dass sich Tenger aus Versehen durch das um seinen Hals gebundene Seil erdrosselt, hat Tanja dies nur mit zwei Schlaufen um den Pfosten gewickelt. Auf diese Weise kann sie im Notfall Seil nachgeben oder es bei Bedarf fester ziehen. Bei dieser Arbeit kommt es darauf an blind dem Anderen zu vertrauen und ohne viel Worte Hand in Hand zu arbeiten. Weil wir bisher 12.000 Kilometer mit Kamelen zurückgelegt haben, dabei auch wilde Kamele für unsere Karawane trainierten, wissen wir genau was wir tun. Und trotzdem ist zu jeder Sekunde absolute Konzentration gefordert. Erneut schiebe ich meine Hand an Tengers Hals nach oben. Diesmal das Halfter führend. Es ist ein Geduldsspiel, denn immer wenn das Halfter seinen Nasenrücken erreicht, explodiert er mit solch einer Gewalt, dass uns Angst und Bang wird. „Nicht aufgeben. Wir schaffen es“, rede ich mehr mir selbst zu als Tanja. „Du schaffst es“, sagt sie mir Mut machend. Und dann ist das Halfter über Tengers Nasenrücken, gleitet nach unten über seine Nüstern und langsam unters Kinn. „Okay, jegliche Gegenwehr ergibt keinen Sinn mehr“, sage ich das Halfter schließend. „Puhh, das war ein aufregendes Stück Arbeit“, meint Tanja erleichtert ausschnaufend. „Zur Sicherheit binden wir ihm ein zusätzliches Seil um den Nacken. Sollte er dann wiedereinmal sein Halfter abstreifen können wir ihn am Nackenseil jeder Zeit fangen“, meine ich. „Gute Idee“, sinniert Tanja.
So vergeht die friedliche Zeit die wir auf der großen Weide im traumhaften Hochtal verbringen. Wegen den täglichen Temperaturschwankungen von bis zu 52 Grad zwischen Tag und Nacht oder 40 °C vor und nach dem Gewitter ist das Dasein anstrengend. Zu mancher Stunde würden wir uns am liebsten hinlegen aber in unserem Zelt ist es mit 40 °C zu warm dazu. Wenn ich schreibe klebt meine Haut regelrecht in den Campstuhl. Und trotzdem liebe ich die Hitze entschieden mehr als die extreme Kälte des vergangenen Winters.
Ich bin mir selbst der Nächste
Am Nachmittag fahre ich mit Ilchelaugsuren in die Stadt, um nochmals Ausrüstung in Saraas Garage für den Transport nach Ulan Bator zu sortieren. Danach besuche ich den Markt. Naimak, die vor wenigen Tagen mit ihrer Mutter, Schwester und Roelof unser Camp aufsuchte, unterstützt mich beim Einkaufen. Da sie die letzten vier Jahre in der Großstadt Ulan Bator verbracht hat ist es ihr hier langweilig weswegen ihr jede Abwechslung recht ist. „Wann fährst du wieder nach Ulan Bator. Roelofs Touristen müssten doch bald kommen?“, frage ich während wir an den vielen Verkaufsständen vorbeilaufen. „Ich gehe jetzt doch nicht mit auf die Reise“, glaube ich mich verhört zu haben. „Wie?“ „Na ich werde Roelof nicht begleiten. Ich muss am achten August wieder in Mörön sein. Das ist die Zeit während der ich mich als Sportlehrerin bei den Schulen bewerben kann.“ „Aber Roelof braucht dich doch. Er hat seinen Gästen bereits deine Anwesenheit zugesagt“, sage ich und spüre wie meine Psyche regelrecht zusammenbricht. „Ich fahre ja nach Ulan Bator und werde mit ihm sprechen. Aber ich kann nicht mit. Ich habe mich entschieden hier als Sportlehrerin zu arbeiten.“ „Und du lässt Roelof einfach im Stich? Nach allem was er für deine Familie getan hat? Hast du nicht gesagt du wirst es niemals vergessen wie er euch gerettet hat?“, frage ich nun wirklich entsetzt. „Aber was soll ich tun? Ich kann bei Roelof nur einen Monat arbeiten. Danach liege ich dann faul herum und habe keinen Job. Wenn ich eine Stelle als Lehrerin bekomme bin ich fest angestellt“, verteidigt sie sich. Gedankenversunken laufe ich durch die Affenhitze der staubigen Stadt und würde am liebsten weinen. Haben die Menschen in diesem Land nicht das geringste Ehrgefühl? Denken sie nur an sich selbst? Egal was man für sie getan hat? Was Njamka da gerade plant ist noch viel schlimmer als von unseren Pferdemenschen im Stich gelassen zu werden. Das ist moralische Kriminalität der übelsten Art. „Du solltest Roelof nicht im Stich lassen. Er hat dich fest eingeplant. Das ist nicht gut.“ „Es gibt andere Mädchen die an meine Stelle treten können.“ „Nein die gibt es nicht. Dafür ist keine Zeit. Außerdem hast du selbst erzählt, dass die Holländer dich und nur dich für ihre Kinder als Betreuung angefordert haben. Eltern sind da sensibel. Sie geben sehr ungern ihren Nachwuchs an irgendjemanden den sie nicht kennen“, erwidere ich worauf sie nichts antwortet. „Es wird sich eine andere Gelegenheit für einen Job ergeben. Du kannst ja auch nächstes Jahr mit dem Lehramt beginnen“, breche ich das entstandene Schweigen. „Nächstes Jahr habe ich alles vergessen was ich auf der Uni gelernt habe.“ „Hauptsache dir geht es gut“, geht es mir durch den Kopf und ihre Schönheit und Nettigkeit vereinen sich mit dem Schmutz der Stadt und der staubigen Straße. Nicht zum ersten Mal während dieser Reise kommt der Drang in mir hoch das Land so schnell wie nur möglich zu verlassen. Ich bin von der Moralvorstellungen der Mongolen besiegt. Sozusagen schachmatt gesetzt. Das Fass ist übergelaufen. Sollte sich jetzt auch noch mein Gefühl mit Saraa bestätigen käme das einem physischen K.-o.-Schlag gleich. Und sollten wir tatsächlich keine Visumverlängerung bekommen könnten wir nicht einfach fliehen sondern müssten uns auch dieser Herausforderung stellen. Ich hänge meinen Gedanken nach und frage mich ob wir hier mit den Menschen nur Pech haben oder ob es wirklich möglich ist dass ein gesamtes Volk so schräg tickt. Oder vielleicht sind es nur unsere Moralvorstellungen die mit denen der Mongolen so gar nicht zusammenpassen? Die Mongolen scheinen damit ja gut zurechtzukommen. Aber andererseits hörten wir auch viele Einheimische sich über die Unzuverlässigkeit und Unehrlichkeit ihrer Mitbürger beklagend.
Als wir Njamkas Heim erreichen, welches Roelof gebaut hat, begrüßt mich Badamsuren überherzlich. Ich setze mich auf den Stuhl, den Roelof gekauft hat und bekomme sofort kalten Milchtee und ein leckeres Nudelgericht serviert. „Zieh deine Schuhe aus und leg dich auf die Couch“, sagt sie. Ablehnen käme einer Beleidigung gleich weswegen ich mich nach dem Essen auf das Sofa lege, welches Roelof gekauft hat. Zulaa, die Schwester von Njamka springt sofort von der Couch, um sich auf einen Holzschemel zu setzen. Der neue, von Roelof gekaufte Farbfernseher, flimmert. Interessiert blickt Badamsuren in die Kiste. „Worum geht es da?“, frage ich Njamka. „Ach unser Expräsident steht wegen Korruption vor Gericht. Er streitet alle Vorwürfe ab bekommt aber trotzdem vier Jahre Gefängnis“, höre ich und würde am liebsten in einen der Sofaritzen verschwinden. Ich verfolge die live übertragene Gerichtsverhandlung, die laut Badmasuren schon den gesamten Tag läuft. Der Gedanke kommt auf, wie es im Land der Korruption geschehen kann, einen ihres Gleichens zu verurteilen. Aber was soll’s. Es bereitet nur unnütze Kopfschmerzen sich solche sinnigen oder unsinnigen Fragen zu stellen, grüble ich und lasse meinen Blick durch das hübsch eingerichtete neue Häuschen gleiten. Es besteht nur aus einem großen Zimmer welches als Wohn- Schlafraum und Küche genutzt wird. „War es so eine Kochplatte die den Brand verursacht hat?“, frage ich auf das neu aussehende elektrisch Teil deutend. „Ja“, bestätigt Njamka. Während ich hier liege und darauf warte bis mich Ilchelaugsuren abholt verstehe ich einen Teil des Gespräches zwischen Njamka und ihrer Mutter. „Wenn du nach Mörön zurückkommst, um dich für die Stelle als Lehrerin zu bewerben, und deswegen nicht mit Roelof auf die Reise gehst kann es sein, dass er unser Haus nicht fertigstellt“, überlegt Badmasuren. „Kann sein“, antwortet Njamka.
Ich rekle mich ein wenig, wobei mir wegen leichten Rückenschmerzen ein leises Stöhnen über die Lippen geht. „Was hast du?“, fragt Badmasuren besorgt. „Nichts, ist nur der Rücken“, antworte ich worauf sie sofort zu mir eilt, um mich zu massieren. „Vielleicht überlegt sie es sich noch anders und geht mit auf die Reise“, hofft während der Massage ein Gedanke durch meine Gehirnwindungen. Eigentlich könnte mir das ja egal sein. Es ist nicht meine Sache und trotzdem lässt mir die Entscheidung der jungen Frau keine Ruhe. Wir Menschen hängen irgendwie alle zusammen. Was du anderen antust tust du dir selbst an. Wie es in den Wald hinein schreit so hallt es zurück. Sprüche die in der Regel auf der Wahrheit fundieren. Sicherlich wäre es auch für das Mädchen besser ihre Schuld bei Roelof abzutragen. Er würde die Familie nie hängen lassen, denke ich als Ilchelaugsuren mit drei Stunden Verspätung auftaucht, um mich abzuholen. „Nimm das für Mogi mit“, sagt Badmasuren mir einen Beutel voller frittierter Fischtaschen und den Rest des Nudelgerichtes mitgebend. „Mogi wird es hier gut haben“, denke ich und verabschiede mich.
Als ich am Abend Tanja von Njamkas Entscheidung erzähle ist sie ebenfalls entsetzt. Es tut mir gut, denn ich dachte schon meine Empfindungen nicht mehr richtig einschätzen zu können. „Wenn ich morgen in die Stadt fahre wasche ich ihr gründlich den Kopf. Sie muss Roelof begleiten“, sagt sie.
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