Skip to content
Abbrechen
image description
Mongolei/Vor Mörön Camp MONGOLEI EXPEDITION - Die Online-Tagebücher Jahr 2011

Maden fressen sich in die Wunden

N 49°42'773'' E 100°11'497''
image description

    Tag: 371

    Sonnenaufgang:
    05:45

    Sonnenuntergang:
    21:05

    Gesamtkilometer:
    1722

    Bodenbeschaffenheit:
    Gras

    Temperatur – Tag (Maximum):
    29°C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    18 °C

    Temperatur – Nacht:
    8 °C

    Breitengrad:
    49°42’773“

    Längengrad:
    100°11’497“

    Maximale Höhe:
    1492 m über dem Meer

Wie jeden Morgen beginnen unsere Nachbarn schon um 6:00 Uhr mit ihrer täglichen Arbeit. Rezindorj treibt mit seinem Moped die Kühe zur Einzäunung neben der Jurte wo sie von Gadimaa und ihrer Tochter gemolken werden. Danach wird die Milch, die sie nicht für ihren täglichen Eigengebrauch benötigen, in Plastikflaschen und Kanistern abgefüllt, die Rezindorj auf seinem Moped um spätestens 10:00 Uhr nach Mörön bringt.

Auch wir sind schon früh auf den Beinen. Entweder Tanja oder ich, je nachdem wer die Wachschicht hatte, bindet die Pferde von den Pflöcken, sprüht Mückenmittel auf die verheilenden Druckstellen und lässt sie frei, damit sie den ganzen Tag auf der Weide fressen können. Wegen der Hitze, den täglichen schweren Gewittern und den vielen Dung der Tiere, gibt es Millionen von Fliegen die uns und den Getier das Leben nicht leicht machen. Im Gegensatz zu uns können sich unsere Pferde vor den lästigen Fliegen kaum retten. Apathisch stehen sie im Schatten einer kleinen Holzhütte in der sich die Wasserpumpe befindet und nicken wie Rockfans unaufhörlich mit den Köpfen auf und ab. Dazu wedeln sie ständig ihre buschigen Schwänze hin und her, um die Insekten zu vertreiben. Das hält diese aber nicht ab sich unaufhörlich auf die schwitzenden Körper niederzulassen. Die kleinste Verletzung, wie ein Kratzer im Fell, ist für sie ein gefundenes Fressen. Man kann richtig zusehen wie die Fliegen solche Wunden vergrößern, Gänge in das Fleisch graben, um dann Maden hineinzulegen.

Als wir kurz vor Sonnenuntergang die Pferde wieder vor unserem Zelt anpflocken macht Tanja die entsetzliche Entdeckung. „Bor hat Maden in seiner Rückenwunde.“ „Oh nein!“, entfährt es mir. Augenblicklich inspiziere ich die offene Stelle. Tatsächlich bewegt es sich in dem Fleisch, dass es einem übel werden könnte. Sofort schießen Erinnerungen unserer Pakistanexpedition in meine Gehirnwindungen. Zu jener Zeit litten unsere Kamele unter den unzähligen Fliegen die ihren Nachwuchs in deren Nasenhöhlen legten, was zur Folge hatte, dass sie ständig niesen mussten. Manchmal auch Maden. Das Furchtbare aber war, dass die Maden die Nasenhöhle hinaufkrochen, um sich im schlimmsten Fall in der Stirnhöhle einzunisten. Für uns und die Kamele ein unaufhörlicher Alptraum den wir täglich mit Pinzette und Desinfektionsmittel zu Leibe rücken mussten. Durch bedingungslose Pflege und Behandlung siegten wir am Ende über die Fliegen. Der Grund der Madenproblematik lag übrigens an den durchbohrten Kamelnasen durch dessen Löcher ein Holzpflock gedrückt wurde, an dem wiederum das Führungsseil hing. Durch die ständige Bewegung gab es Hautrisse die die Fliegen für ihre schreckliche Arbeit nutzten.

Das uns Fliegen aber hier in der Mongolei, ca. 20 Jahre später, erneut herausfordern, schockt uns zu tiefst. „Haben wir eine Pinzette?“, frage ich Tanja die Bor dem Kopf streichelt. „Nein, außer in deinem Necessaire.“ „Kannst du sie mir bitte holen. Auch das Jod und die Wundheilsalbe“, sage ich während ich mir weiter die Wunde betrachte und überlege wie ich diese ekelhafte Krabbelinsekten aus Bors Rücken bekomme. Nachdem Tanja mir die Tiermedizin reicht träufle ich mit einer Spritze erst mal Jod in die Wunde. Beherzt gehe ich nun daran mich mit der Pinzette in das eitrige Fleisch vorzuarbeiten, um Made für Made herauszuholen. Als es dunkel wird operieren wir im Licht unserer Stirnlampen weiter. „So das sind alle. Die Wunde sollte jetzt madenfrei sein“, sage ich nach einer Stunde. „Bist du dir sicher?“ „Denke schon“, antworte ich die Stelle erneut mit Jod desinfizierend und dick mit Wundheilsalbe bestreichend. Morgen sollten wir ihm die dünne Satteldecke auf den Rücken binden. Dann können die Fliegen nicht an die Wunde“, schlägt Tanja vor. „Gute Idee“, antworte ich die anderen Pferde untersuchend.

Wir freuen uns über Kommentare!

This site is registered on wpml.org as a development site.