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AUFGELADEN zu den Polarlichtern im hohen Norden - 2020

Die berühmteste Passstraße Norwegens – Trollstigen

N 62°27.07.5’’ E 007°39’46.6’’
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    Datum:
    19.09.2020

    Tag: 048

    Land:
    Norwegen

    Ort:
    Trollstigen

    Tageskilometer:
    185 km

    Gesamtkilometer:
    3893 km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Fähre
    1

    Brückenüberquerungen:
    7

    Tunneldurchfahrten:
    1

    Sonnenaufgang:
    06:59 Uhr

    Sonnenuntergang:
    19:47 Uhr

    Temperatur Tag max:
    17°

    Temperatur Nacht min:
    02°

    Aufbruch:
    12:00

    Ankunftszeit:
    18:00

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

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 Die Terra folgt der sich windenden Gebirgsstraße, die sich in einer Höhe von bis zu 850 Meter durch eine goldfarbene Herbstlandschaft zieht, deren Schönheit, Lieblichkeit und Pracht mit Worten nur schwer zu beschreiben ist. Als wären wir die Hauptdarsteller eines Panoramafilms, gleiten an unseren Fenstern eindrucksvolle Gebirgszüge und Berge vorbei. Der 1.450 Meter hohe Bispen (Bischof), der 1.614 Meter hohe Kongen (König) und die 1.701 Meter hohe Dronninga (Königin) sind nur einige von ihnen, denen man Namen gegeben hat. „So traumhaft, wie es hier jetzt aussieht, so hart muss es im Winter sein“, meint Tanja aus dem Fenster blickend. „Ich glaube, dass die Strecke nur von Mitte Mai bis Ende September geöffnet ist. Denke im Winter ist sie wegen den gewaltigen Schneemassen völlig unpassierbar“, antworte ich. Hätten wir uns nicht in den Kopf gesetzt, noch heute eine der bekanntesten und interessantesten Passstraßen Norwegens im Abendlicht zu fotografieren, dann würden wir uns hier mehr Zeit lassen. Auf den letzten 20 Kilometer vor unserem Ziel verabschiedet sich die Sonne hinter den hohen Bergen. „Scheiße“, fluche ich. „Ach Denis, wir wissen doch nicht, für was das gut ist“, höre ich Tanjas Antwort. „Du meinst, wenn wir früher angekommen wären, hätte uns vielleicht ein Steinschlag erwischt oder wir wären beim Lenken in eine der Haarnadelkurven von der Straße abgekommen, weil just in diesem Augenblick ein Hase über die Straße gehoppelt wäre den ich ausweichen wollte?“ „Wer weiß. Das solltest du auch gar nicht so ironisch nehmen. Wir haben in den letzten Jahrzehnten doch schon öfter festgestellt, dass, wenn es anders läuft als geplant, es letztendlich gut gelaufen ist.“ „Du hast ja recht. Es ist aber auch menschlich, einfach mal zu fluchen und seinen Ärger rauszulassen.“ „Wenn du nicht im Ärger hängen bleibst, ist das sicherlich okay“, antwortet Tanja wohlmeinend.

Wir erreichen den großen Parkplatz am oberen Ende der Trollstigen (übersetzt Trollleiter), ziehen uns eine Jacke über und verlassen die Terra. „Dort vorne ist eine der Aussichtsplattformen!“, rufe ich und eile los, da ich über den Bergspitzen noch einige Sonnenstrahlen erhasche. Wieder fährt uns ein „Wow“ über die Lippen, als wir in das von Bergkämmen eingeklemmte Tal blicken, durch das sich die Gebirgsstraße schlängelt und sich über elf Haarnadelkurven zu uns heraufwindet. „Das sind sie also, die berühmten Trollstigen, die bekannteste Strecke Norwegens“, sage ich. „Heißt sie nicht auch Adlerstraße?“ „Ja.“ „Ein passender Name für solch ein Bauwerk. Trotzdem habe ich mir die Trollstigen irgendwie anders vorgestellt“, meint Tanja. „Ja ich auch“, antworte ich da uns Nils, der Bruder von Arne, bei dem wir in Bergen zu Gast waren, ein Foto gesendet hatte, indem sich noch viel mehr Kurven noch viel enger nach oben winden. „Das ist bestimmt eine andere Straße auf dem Foto“, stellt Tanja fest. „Ganz bestimmt, denn im Tal des Fotos war ein Fjord und hier ist es ein Trockental.“ „Egal sieht trotzdem beeindruckend aus“, sagt Tanja. „Schon irre, was Menschen alles bauen können. Vor allem wenn man bedenkt, dass diese Ingenieurskunst bereits von 1936 bis 1939 gebaut wurde und von König Haakon VII für den Verkehr freigegeben wurde“, breche ich nach einigen Minuten des Staunens unser Schweigen. „Und damals hatten sie keine modernen Maschinen, die ihnen die Arbeit erleichterte“, ergänzt Tanja. „Nein, die haben früher alles mit ihren bloßen Händen geschaffen. Eine grausliche Arbeit, sich auf diese Weise in die harte Felswand graben zu müssen. Möchte nicht wissen, wie viel Arbeiter dabei ihr Leben lassen mussten.“ „Ob die Adlerstraße damals schon so ausgesehen hat?“ „Denke schon, nur dass es zu jener Zeit eine einfache Schotterpiste war, über die sich keiner der heutigen Reisenden mit einem Wohnmobil getraut hätte. Jedoch haben die Behörden wegen des immer höher werdenden Touristenaufkommens (2019 rechnete man mit ca. achthunderttausend Besucher im Jahr) im Jahre 2000 die Fahrbahn asphaltieren lassen.“ „Also sieht sie heute anders aus.“ „Nach meinen Recherchen haben sie versucht, die Optik beizubehalten, aber viel Geld in die Absicherung der Strecke gesteckt.“ „Na das beruhigt mich. Bin gespannt, wie es uns ergeht, wenn wir morgen über den oftmals einspurigen Asphaltstreifen an den steilen Felswänden, den Abgründen und Wasserfällen ins Tal fahren. Ist schon irgendwie eine Mischung aus Nervenkitzel und Faszination. Findest du nicht auch?“ „Na ja, Nervenkitzel würde ich jetzt nicht gerade sagen, aber faszinierend ist es auf jeden Fall“, entgegne ich, als wir die Aussichtsplattform verlassen, nur um eine andere zu betreten von der wir die Adlerstraße in einer neuen Perspektive betrachten können.

Auf dem Weg zu unserer Terra beschließen wir morgen in die Berge zu wandern, um die Adlerstraße von der gegenüberliegenden Seite fotografieren zu können. Dann wollen wir über die Trollstigen ins Tal gelangen, um unsere Fahrt gen Nordkap fortzusetzen. „War ein wieder Hammertag“, sage ich. „Fantastisch. Bin gespannt auf morgen.“ „Wenn ich jetzt noch ein leckeres fränkisches Bier hätte, wäre der Tagesausklang perfekt.“ „Du könntest das Bier auch weglassen.“ „Das stimmt, aber auch ein schlechtes Bier ist besser als kein Bier.“ „Na, dann beschwere dich nicht.“ „Hmmm.“…

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