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E-Bike-Expedition Teil 5 Kambodscha - Online Tagebuch 2017

Der tanzende König von Kambodscha

N 11°36’03.4’’ E 104°55’52.1’’
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    Datum:
    10.06.2017

    Tag: 711

    Land:
    Kambodscha

    Ort:
    Phnom Penh

    Breitengrad N:
    11°34’03.4’’

    Längengrad E:
    104°55’52.1’’

    Gesamtkilometer:
    23.937 km

    Maximale Höhe:
    10 m

    Gesamthöhenmeter:
    71.177 m

    Sonnenaufgang:
    05:35 Uhr

    Sonnenuntergang:
    18:23 Uhr

    Temperatur Tag max:
    35°C

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Nachdem wir jetzt den aktualisierten Impfausweis für Ajaci haben, werden wir morgen unsere Reise in Richtung der weltberühmten Tempelanlage Angkor Wat fortsetzen. Wir nutzen den Tag, um alles was wir die letzten 1 1/2 Wochen gebraucht haben, wieder in die Fahrradtaschen und Anhänger zu packen. „Jetzt sind wir schon so lange in dieser Stadt und haben es nicht geschafft den Königspalast zu besichtigen. Was hältst du davon wenn wir nach dem Mittagessen losziehen und diesem Highlight einen Besuch abstatten?“, frage ich Tanja. „Die Killing Fields und das Gefängnis S21 stecken mir noch immer in den Knochen. Vielleicht bringt uns die königliche Architektur wieder auf positive Gedanken“, antwortet sie.

“Wussten Sie, dass unser König ein international preisgekrönter Ballett-Tänzer und Choreographist ist? Bereits im Alter von 18 Jahren wurde er in der Tschechoslowakei sogar mit dem ersten Nationalpreis für klassischen Tanz ausgezeichnet. Als 14 Jähriger bekam er außerdem die Hauptrolle im Film „Le petit prince“ (Der kleine Prinz) den sein Vater, König Norodom Sihanouk, produzierte“, hören wir die von Stolz geschwängerte Stimme eines Fremdenführers, der neben einer kleinen amerikanischen Reisegruppe steht. Klick, klick, klick surren die Kameras der übergewichtigen, in der Sonne schwitzenden Touristen. Keiner der Gäste scheint dem Mann zuzuhören, denn jeder von ihnen gibt sich redlich Mühe die Speicherchips der Fotoapparate zum bersten zu bringen. Kein Wunder, denn der im Jahre 1860 errichtete Königspalast und die berühmte Silberpagode sind Zeugnisse der atemberaubend schönen Khmer Architektur.

„Danach studierte Prinz Norodom Sihamoni in der damaligen Sowjetunion und in Nordkorea Kunst“, erklärt der Reiseleiter weiter, sich nicht davon irritierend zu lassen, dass seine Zuhörer seinen Worten gerade nicht all zu viel Aufmerksamkeit schenken. „Im Alter von 23 Jahren erhielt er 1976 ein Diplom in Kinografie, also in Filmkunst, wenn sie wissen was ich meine.“ „Dann ist der heutige König von Kambodscha wohl ein richtiger Künstler?“, äußert sich ein dickleibiger Mann, im nass geschwitzten T-Shirt, mit unüberhörbarem herablassenden Tonfall. Der Reiseleiter lässt sich von seinem zahlenden Gast nicht provozieren und fährt fort. „Oh ja, viele Herrscher Kambodschas waren außerordentlich kreativ, aber sie waren auch große Strategen und Heerführer mit Weltruhm. Wenn sie auf ihrer weiteren Reise die berühmte Tempelanlage von Angkor Wat besichtigen, verstehen sie wovon ich spreche.“ Der Amerikaner nimmt seine Schirmmütze ab, wischt sich den Schweiß von der Stirn und blickt dümmlich grinsend auf das Display seiner Kamera. „Bevor ich ihnen mehr von unserem geliebten König erzähle, zeige ich ihnen die Silber Pagode des Palastes, deren gesamter Boden mit Fliesen aus Silber ausgelegt ist.“

Tanja und ich folgen der kleinen Gruppe. Als sie neben der beeindruckenden Silber Pagode stehen bleibt, setzen wir uns in hörweite auf eine kleine Bank im Schatten eines saftiggrünen Busches und lauschen dem gebildeten Kambodschaner, der seinen Job mit offensichtlicher Freude macht. “Die Silber-Pagode nennen wir Preah Vihear Preah Keo Morakot. Sie ist auch bekannt als Wat Preah Keo, was übersetzt soviel wie Tempel des Smaragd-Buddhas heißt.“ „So nennt man auch den berühmten Königstempel in Bangkok?“, wirft der stark beleibte Gast ein, der seinem Reiseleiter augenscheinlich doch zuhört. „Ja, der Name ist gleich, aber damit hat unsere Silberpagode nichts zu tun“, antwortet der Fremdenführer.

Auf dem weiteren Weg durch die sechs Hektar große Anlage, mit ihren wunderschönen Gärten, den vielen exotischen Blumen und saftig grünen Rasenflächen, hören wir mehr über den interessanten Lebenslauf des Prinzen. „Nachdem unser Prinz mit seiner Familie von 1976 bis 1978 von den verbrecherischen Roten Khmer unter Hausarrest gestellt wurde, siedelte er bis 1981 nach Peking über. Dann emigrierte er für 20 Jahre nach Paris, lehrte als Professor am Konservatorium „Gabriel Faure“, gründete nebenher eine eigene Tanzgruppe namens „Ballet Deva“ und war von 1993 bis 2004 Kambodschas Botschafter bei der UNESCO in Paris.“ „Wow“, geht es mir leise über die Lippen, als der Tour Guide eine kurze Pause einlegt. „Nachdem der Vater von Prinz Norodom Sihamoni zu alt und krank war, um die Regierungsgeschäfte weiterzuführen, kam der Thronfolger wieder in unser schönes Kambodscha zurück und übernahm seinen 12 Millionen Untertanen gegenüber, die Verantwortung. Am 29.Oktober des Jahres 2004 wurde er im Alter von 51 Jahren zum neuen König von Kambodscha gekrönt. Ich sage Ihnen, es war eine wunderbare Krönung. Ich habe sie mitverfolgt. Wir besitzen mit ihm einen toleranten, sehr bescheidenen Monarchen. Nach seiner Krönung sagte er: Ich danke den politischen Führern dieses Landes, den Führern des Buddhismus, des Islam und anderer Religionen, die mir vertrauen und mir erlauben, dem Land in religiösen, bildungspolitischen, sozialen und humanitären Dingen zu dienen.“

Als der Reiseführer mit seiner Geschichte endet, blickt er zu uns herüber. Ich nehme meine Hände über den Kopf und applaudiere leise. Der Mann lächelt uns freundlich zu. Mit dem Kopf nickend erheben wir uns von der Bank, verlassen die Reisegruppe und schlendern langsam zum Ausgang dieser beeindruckenden Anlage. „Wer hätte das gedacht hier so eine tolle Führung erleben zu dürfen“, meint Tanja angetan. „Und auf so wunderbare Weise über den Monarchen von Kambodscha zu erfahren“, ergänze ich bestens gelaunt…

Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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