Deichselriss
N 11°56’22.3’’ E 108°08’16.7’’Datum:
24.02.2017
Tag: 605
Land:
Vietnam
Provinz:
Da Lat
Ort:
Bergdorf
Breitengrad N:
11°56’22.3’’
Längengrad E:
108°08’16.7’’
Tageskilometer:
84 km
Gesamtkilometer:
22.407 km
Luftlinie:
53 km
Durchschnitts Geschwindigkeit:
19.8 km/h
Maximale Geschwindigkeit:
46.7 km/h
Fahrzeit:
4:11 Std.
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt / Schotter
Maximale Höhe:
1.020 m
Gesamthöhenmeter:
66.256 m
Höhenmeter für den Tag:
1.256 m
Sonnenaufgang:
06:05 Uhr
Sonnenuntergang:
17:56 Uhr
Temperatur Tag max:
28°C
Aufbruch:
8:00 Uhr
Ankunftszeit:
15:00 Uhr
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
Nach fünf Tagen verlassen wir das Regierungsresort. Auch wenn es schwer heruntergekommen ist und man es eigentlich abreißen müsste, um dem Besucher einen passablen Standard zu bieten, hat es uns recht gut gefallen. Es ist nicht immer der Schein, das Hui und tolles Essen welches eine gute Zeit garantiert, sondern oftmals das Gefühl. Gerade weil wir in einem semigepflegten tropischen Park, mit seinen zahlreichen heruntergekommenen Bungalows, meist als einzige Gäste lebten, war es ein skurriler, eigenwilliger und sicherlich auch unvergesslicher Aufenthalt. Vor allem die Begegnung mit dem Killerelefanten, dem Gespräch mit dem Mahut und die neu errungenen Informationen über die Dickhäuter haben die Tage hier für uns geprägt.
Bei herrlichem Sonnenschein geht es bergauf. Unser Ziel ist Da Lat. Eine Stadt die wegen ihrer Hochlage von 1.500 m auch im vietnamesischen Sommer mit angenehmen Temperaturen aufwartet und deswegen auch Stadt des ewigen Frühlings und Stadt der Künstler genannt wird.
Wegen der wunderschönen Landschaft, der Verkehrsarmut, einem traumhaft gelegenen Bergsee, auf dessen glatten Wasseroberfläche sich ein schwimmendes Fischerdorf befindet, den vielen saftiggrünen Reisfeldern, den Kühen und Wasserbüffeln die unseren Weg kreuzen, erleben wir wieder einen Tag der es wert ist gelebt zu werden. „Mein Akku ist alle!“, dringt Tanjas Ruf an meine Ohren. Ich halte sofort an. Wie gewohnt tauschen wir Tanjas und meinen Akku. Dann geht es weiter. Gegen Mittag erreichen wir ein kleines Straßenrestaurant. Wir parken unsere Bikes davor und bestellen wie immer eine phở. Nur Minuten später serviert uns die Köchin die Suppe, die wir heißhungrig in uns hineinlöffeln. Einer der Kleinlasterfahrer, der neben uns sitzt, erhebt sich und steigt in sein angerostetes Gefährt. Eine Dieselwolke hustet aus dem Auspuff als er den Motor anlässt. Aus dem Augenwinkel beobachte ich wie er den Transporter rückwärts setzt. „Der wird doch nicht?! „Stooooopp!“, brülle ich als er auch schon Tanjas Anhänger mit der Stoßstange touchiert. Wie von der Tarantel gestochen springen wir auf und rennen zu unseren Rädern. Es grenzt an ein Wunder das Tanjas Rad nicht umgefallen, der Ständer gebrochen oder sonst irgendetwas in die Brüche gegangen ist. Der Fahrer steht grinsend neben uns und entschuldigt sich. „So wie es aussieht ist nichts passiert“, sage ich erleichtert. „Glück gehabt“, meint Tanja. Der Vietnamese steigt in seine Rostlaube und düst davon. Tanja setzt sich wieder an den Tisch, um ihre Suppe weiter zu essen, während ich ihr Rad und den Anhänger erneut einer genauen Inspektion unterziehe. „Ich glaub’s einfach nicht!“, rufe ich fassungslos. „Was ist?“, fragt Tanja. „Deine Deichsel hat was abbekommen.“ „Oh nein!“ „Ja, sieht nicht gut aus.“ Tanja kommt sofort herbei gerannt. „Da schau dir den Riss an“, sage ich und deute auf die Unterseite der Deichsel. „Das konnte man von oben nicht erkennen.“ „Und was machen wir jetzt?“ „Ich werde die Deichsel mit Kabelbinder stabilisieren. Bis nach Da Lat schaffen wir es damit bestimmt. Bei diesem Schaden glaube ich allerdings nicht an eine Weiterfahrt. Ist einfach zu riskant. Sollte das Ding während einer Talfahrt brechen siehst du alt aus.“ „Du meinst also wir müssen eine neue Deichsel aus Deutschland besorgen und in Da Lat darauf warten?“ „Ja.“ „Kann wieder dauern.“ „Sicherlich, aber eine andere Chance sehe ich nicht.“ „Kann man die Deichsel nicht schweißen lassen?“ „Eventuell. Wenn wir in Da Lat jemanden finden der Aluminium schweißen kann haben wir vielleicht Glück. Wäre wegen unseres auslaufenden Visum besser nicht tagelang auf das Ersatzteil warten zu müssen.“ „Okay, aber um Zeit zu sparen werde ich sofort der Firma Weber eine Email schicken. Wenn alles gut läuft können sie noch heute eine neue Deichsel an uns senden“, überlegt Tanja. „Heute ist Freitag. Kann mir nicht vorstellen, dass das klappt“, zweifle ich. „Mal sehen“, ist Tanja zuversichtlich, geht in das kleine Restaurant und fragt ob es hier eine WLAN-Verbindung gibt. Noch bevor wir weiterfahren kommt die erleichternde Antwortmail. ‚Wir werden ihnen umgehend eine Schwerlastdeichsel nach Da Lat schicken. Da wir diese aber erst für sie produzieren müssen wird sie frühestens am Montag unser Haus verlassen.’ „Wow, die sind ja unglaublich zuverlässig“, meint Tanja. „Fantastisch. Wenn die Deichsel am Montag auf den Weg gebracht wird ist sie vielleicht am kommenden Freitag in Da Lat. Das wäre perfekt, da ich sowieso noch viel Arbeit mit meinen Aufzeichnungen habe“, sage ich.
Obzwar wir erneut durch einen technischen Schaden gebremst werden sind wir wegen der Zuverlässigkeit der Firma Weber bestens gelaunt und setzen unsere Bergfahrt fort. Wegen den vielen Steigungen beschließen wir heute schon nach 84 Tageskilometern in einem Bergdorf auf 1.250 m Höhe ein einfaches, schäbiges Hotelzimmer zu beziehen. Die Bettbezüge und Handtücher sind gebraucht. Tanja spricht mit dem Besitzer und organisiert frische Bezüge die die sechsjährige Tochter anbringt und dabei über die Treppen vom Parterre in den zweiten Stock schleift. „Frisch gewaschen und leicht angeschmuddelt“, sage ich lachend.
In einer Suppenbude besprechen wir am Abend den weiteren Zeitplan. Bis zur Südspitze Vietnams sind es noch ca. 700 km. Keine gewaltige Strecke, aber wenn wir weiterhin aktuell über die Reise berichten wollen wird es wegen der ungeplanten Wartezeit auf die Deichsel und den Schreibstopps knapp. „Wenn das Ersatzteil Ende der Woche eintrifft sehe ich keine Probleme“, meine ich über die Landkarte gebeugt. „Ja, sollten wir gut schaffen. Darf halt nichts mehr Unvorhergesehenes geschehen“, antwortet Tanja…
Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.
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