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E-Bike-Expedition Teil 4 Vietnam - Online Tagebuch 2016-2017

Deichselbruch – Elefantenwasserfall

N 11°56’29.9’’ E 108°25’58.1’’
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    Datum:
    25.02.2017

    Tag: 606

    Land:
    Vietnam

    Provinz:
    Da Lat

    Ort:
    Da Lat

    Breitengrad N:
    11°56’29.9’’

    Längengrad E:
    108°25’58.1’’

    Tageskilometer:
    80 km

    Gesamtkilometer:
    22.487 km

    Luftlinie:
    32 km

    Durchschnitts Geschwindigkeit:
    17.7 km/h

    Maximale Geschwindigkeit:
    46.3 km/h

    Fahrzeit:
    4:23 Std.

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt / Schotter

    Maximale Höhe:
    1.500 m

    Gesamthöhenmeter:
    67.529 m

    Höhenmeter für den Tag:
    1.273 m

    Sonnenaufgang:
    06:03 Uhr

    Sonnenuntergang:
    17:54 Uhr

    Temperatur Tag max:
    28°C

    Aufbruch:
    08.10 Uhr

    Ankunftszeit:
    18:00 Uhr

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Die Straße ist eine einzige Baustelle. Ein Loch reiht sich am anderen. Steine, Staub, Splitt und Kies stressen unsere Radtechnik in schlimmster Form. Noch dazu geht es meist bergauf. Mit ca. 44 bis 48 Grad in der Sonne ist es affenheiß. Nach der monatelangen Regenzeit haben wir uns an die plötzliche Wärme noch nicht gewöhnt. Ab und an breitet sich frischer Bitumen vor uns aus und schenkt uns und den Bikes eine Atempause. Kraaack!, zerreißt ein Laut die Luft es als Tanja einen stehenden Lastwagen überholt. Sofort reiße ich meine Bremsen. „Nichts passiert aber ich glaube die Anhängerdeichsel ist gerade gebrochen“, sagt sie ihr Rad an den Straßenrand schiebend. Wir befinden uns am Ende eines langgezogenen Ortes. Der Verkehr knattert und staubt vorbei. Ich sehe mir die Deichsel an. „Hätte mich auch gewundert wenn dieser Straßenacker der letzten 20 km keinen Tribut fordert.“ „Dann hat sich die Suche nach einem Aluminiumschweißer in Da Lat auch erledigt“, meint Tanja trocken. „Ja.“ „Und? Hast du eine Idee wie wir hier jetzt fortkommen?“, fragt sie. „Keine. Das Ding ist im Eimer. Nach jetzigem Stand kommen wir keinen Meter mehr weiter“, überlege ich und fiebere krampfhaft nach einer Lösung. „Lass uns die Räder und Anhänger dort zum Restaurant schieben. Vielleicht fällt uns beim Suppenessen etwas ein“, schlage ich vor. Gesagt getan rollen wir unsere Bikes zu dem Straßenrestaurant, bestellen eine Suppe und lassen uns im wohltuenden Schatten des Betonschuppens nieder. „Wir sollten ein Taxi rufen und den Anhänger nach Da Lat zum Hotel bringen“, schlägt Tanja vor. „Und wo kriegen wir hier ein Taxi her?“, frage ich müde. „Hm, vielleicht können wir eins der Vorbeifahrenden aufhalten?“ „Der Hänger passt nicht in so ein kleines Auto. Da bräuchten wir schon eines mit einem sehr großen Kofferraum. Am besten einen Minibus“, sage ich auf einen deutend der gerade vorbeihustet. „Der hält an!“, ruft Tanja, springt auf und sprintet zu dem Fahrzeug. Skeptisch blicke ich ihr hinterher. Fünf Minuten später kommt sie zurück und sagt: „Der wollte ich nach Da Lat fahren. „Vielleicht rufst du mal in dem Gästehaus an in dem wir gestern ein Zimmer vorgebucht haben. Das Mädchen am Empfang sprach doch recht gut Englisch. Du kannst ihr sagen sie soll die Wirtin dieses Schuppens darum bitten uns ein Taxi zu bestellen“, schlage ich vor. „Gute Idee“, gibt mir Tanja recht und wählt sofort die Nummer. Unser Plan ist das Tanja den Anhänger in das ca. 40 km entfernte Da Lat bringt während ich auf die Räder aufpasse. Wenn sie den Anhänger im Gästehaus abgegeben hat wird sie wiederkommen, dann können wir gemeinsam mit den Rädern und Ajaci zur Stadt fahren.

„Ich habe eine Idee“, unterbreche ich Tanjas Telefonat. „Melde mich gleich noch mal“, sagt sie Jenny, worauf ich ihr von meinem Geistesblitz erzähle. „Wir haben noch die verbogene Deichsel des Hundeanhängers die wir in der Mongolei ersetzt hatten. Die passt zwar nicht in die Aufnahme deines Anhängers aber mit zwei Löchern und Schrauben könnte ich sie provisorisch einbauen. Wenn das klappt kommen wir damit locker bis Da Lat.“ „Und wo willst du die Löcher bohren lassen?“ „Ich suche eine Werkstatt. In Vietnam gibt es überall Werkstätten“, bin ich zuversichtlich. „Na dann viel Glück“, meint Tanja als ich mich bei der Hitze auf den Weg mache. Nur 100 Meter die Straße runter finde ich tatsächlich eine Art Schlosserei. Sofort kehre ich um, schnappe mir den Anhänger und rolle ihn zur Werkstatt. „Hier, siehst du? Da brauche ich zwei Löcher“, versuche ich dem Mechaniker zu erklären. Erst versteht er nicht, schüttelt ständige den Kopf und sagt; „Không đi, không đi.“ (geht nicht, geht nicht) „Doch, doch, das klappt“, versuche ich den Mann zu überzeugen. Ein plötzliches Lächeln erhellt sein Gesicht. Er springt auf, holt eine Bohrmaschine und setzt die zwei Löcher. Dann schwingt er sich auf sein Moped und erscheint Minuten später mit zwei neuen, passenden Schrauben. Als ich ihn frage was die Reparatur kostet möchte er 20.000 Dong (1,- US$). Ich bin happy und gebe ihm das Doppelte. Erst will er nicht annehmen aber nachdem ich ihn klar gemacht habe wie wichtig sein Job für mich war steckt er das Geld ein, lacht und umarmt mich.

Mit Stolz geschwelter Brust komme ich zu Tanja zurück und zeige ihr den provisorisch reparierten Anhänger. „Fantastisch, dann können wir uns auf dem Weg nach Da Lat ja noch die Elefantenwasserfälle ansehen.“ „Klar, warum nicht.“ 30 Minuten nachdem wir das Restaurant hinter uns gelassen haben erreichen wir den Elefantenwasserfall. Wir nehmen uns viel Zeit, um in dem Gelände herumzuklettern und genießen das Naturschauspiel. Dann fahren wir weiter nach Da Lat. Die Bergstraße ist hier zum Glück fantastisch ausgebaut, so dass uns der Anstieg bis auf 1.500 Meter wenig belastet. Ganz im Gegenteil fühlen wir uns fit und beschwingt. Vielleicht wegen der unverhofften Reparatur. In der bergigen Peripherie der Stadt stehen zwei Männer mit ihren Rennrädern am Straßenrand. Als sie uns vorbeifahren sehen schwingen sie sich in ihre Sättel und düsen uns hinterher. Na euch zeig ich’s, geht es mir durch den Kopf, in die Pedale hämmernd. Die Straße windet sich indes wieder nach oben. Mit 19 km/h trete ich mein schweres Ross in die Höhe. Im Rückspiegel sehe ich die zwei Radler die ächzend versuchen mich einzuholen aber keine Chance haben. Ha, ha, ha, freue ich mich wie ein kleiner Junge. Die Straße neigt sich in eine Senke. Die Rennradfahrer düsen hinunter, kommen immer näher. Bei 50 km/h bremse ich, da ich nichts riskieren möchte, dann geht es plötzlich wieder hoch. Erneut hänge ich die Sportler in ihrer bunten Radkleidung ab. Um den Abstand zu Tanja nicht zu verlieren bleibe ich oben angekommen stehen und tu so als würde ich die Karte studieren. Laut hechelnd und fix und fertig halten die Rennradfahrer neben mir, sehen mich mit großen Augen an und strecken ihre Damen nach oben. Immer wieder schütteln sie den Kopf und können es einfach nicht glauben von solch einem Roadtrain so grausam versetzt worden zu sein. „I love you“, sagt der eine Vietnamese in gebrochenem Englisch. „I love you also“, sage ich lächelnd und tu weiterhin so als wäre ich völlig ausgeruht und die Bergfahrt hätte mir nicht das Geringste ausgemacht. Die Männer steigen von ihren Rennböcken, laufen mehrfach und noch immer kopfschüttelnd um mein Bike. Dann zucken sie mit der Schulter, schütteln mir die Hand und düsen davon. Da ich ihnen nicht verraten habe von einem tollen Elektromotor unterstütz worden zu sein und sie offensichtlich die Radtechnik noch nicht kennen, werden sie dieses Erlebnis sicherlich bis zum Rest ihres Lebens erzählen.

Kaum kommt Tanja um die Ecke fahren wir weiter. Wenn ich die verdutzten Gesichter der zwei Rennradfahrer vor meinem inneren Auge sehe muss ich dabei laut lachen. Dann erwischt uns der schlimme Mopedverkehr der Stadt. Im Flowmodus gleiten wir durch die wespenartig dahinschießenden Krafträder und finden unsere Bleibe mitten im hektischen, lauten Zentrum. Der Besitzer des Minihotels ist außerordentlich freundlich und hilft uns die gesamte Ausrüstung in den kleinen Vorraum zu tragen. Gemeinsam verrücken wir die schweren Holzmöbel, womit wir den nötigen Raum für die Bikes und Anhänger schaffen. Dann bringen wir zum Glück über einen Aufzug die Radtaschen in den 5. Stock. „Puhh, welch ein Tag“, schnaufe ich mich auf das saubere Bett nieder lassend. „Ja, ein guter Tag. Ich hatte Glück das ich beim Deichselbruch nicht schnell gefahren bin und du hast uns mit deiner tollen Idee hierher gebracht.“ „Nicht zu vergessen, dass ich zwei Profiradsportler mit meinem E-Bike abgehängt habe“, antworte ich lachend…

Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung. Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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