Skip to content
Abbrechen
image description
Mongolei/Jurten-Hotel Link zum Tagebuch TRANS-OST-EXPEDITION - Etappe 4

Camp der geheimen Vergangenheit

N 48°31'17.9'' E 106°03'48.4''
image description

    Tag: 100

    Sonnenaufgang:
    06:42 Uhr

    Sonnenuntergang:
    18:54 Uhr

    Gesamtkilometer:
    14154.37 Km

    Temperatur – Tag (Maximum):
    15 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    5 °C

    Temperatur – Nacht:
    -5 °C

    Breitengrad:
    48°31’17.9“

    Längengrad:
    106°03’48.4“

    Maximale Höhe:
    1240 m über dem Meer

Vielleicht lag es an der Erschöpfung warum ich diese Nacht kaum ein Auge zugemacht habe? Kaum in der Lage mich zu bewegen liege ich im Bett und überlege wie ich es fertig bringen soll heute schon wieder einen weiteren Tag über das Meer von Höhenzügen zu reiten. “Man oh man, ich fühle mich als hätten mich die ganze Nacht Wölfe gejagt”, sage ich leise von meinem Stockbett steigend. Kaum berühren meine Füße den Teppich, lasse ich mich wieder in einen der zwei Sessel sinken und bleibe stocksteif sitzen. “Stimmt, du siehst wirklich nicht besonders gut aus”, meint Tanja. “Danke, das weiß ich auch ohne es von dir zu hören. Wenn ich so aussehe wie ich mich fühle muss der Anblick ja nicht besonders gut sein.” “Na so schlimm ist es auch nicht. Aber ich kann dir sagen, auch mir schmerzt jeder Zentimeter meines Körpers. Meinst du wir sollen noch eine Nacht bleiben? Was treibt uns eigentlich weiter? Ein Tag früher oder später in Ulan Bator, darauf kommt es doch nicht an”, überlegt Tanja. “Bin ganz deiner Meinung.” “Also warum bleiben wir nicht?” “Dachte du wolltest so schnell als möglich dort sein?” “Ich? Nein möchte ich nicht.” “Na dann bleiben wir noch eine Nacht”, sage ich und spüre wie mich diese Entscheidung augenblicklich erleichtert.

Beim Frühstücken ruft die Managerin des Hauses ihr Büro in Ulan Bator an, um sich nach dem Wetterbericht der kommenden Tage zu erkundigen. “Die nächsten zwei Tage sieht es recht gut aus. Es wird sogar wieder wärmer. Dann gibt es noch mal einen kleinen Einbruch”, erfährt sie. “Vielen Dank für die gute Nachricht”, freuen wir uns, über die fantastische Entscheidung uns hier einen Tag ausruhen zu dürfen. Nach dem leckeren Frühstück mit Cappuccino und frisch zubereiteten Pfannkuchen tragen wir die Liegestühle in einen Windgeschützten Bereich der ausladenden Terrasse. Wir legen uns bei blauem Himmel in die Sonne, stecken uns die kleinen Kopfhörer unseres MPR-Players in die Ohren, hören wunderschöne Musik und genießen eine Landschaft die mit Worten schwer zu beschreiben ist. Gestern erst sind wir auf dem Zahnfleisch hier herauf gekrochen und heute liegt uns das atemberaubend wundervolle Tal zu Füßen. Immer wieder an unseren Cappuccinos mit echter Sahne und Schokoraspeln schlürfend, inhalieren wir die Einmaligkeit einer Landschaft die es nur selten auf unserer Mutter Erde zu bewundern gibt. Hinter uns, im Südwesten des Hotels, erheben sich die Berge, die hier von herbstgefärbten Mischwäldern bewachsen sind. Im Kontrast zur goldenen Farbe ist der Waldboden, dort wo die Sonne kaum hinkommt, mit Schnee bedeckt. Vor uns, im Nordosten, können wir über die Grassteppe blicken, auf der zahllose Herden weiden. Jurtenlager und Schneeflächen heben sich von dem Grün der Tundra ab. “Über diese Berge sind wir gekommen”, sage ich auf die Hügelkette deutend, die das weite Tal begrenzt. Tanja lächelt und nickt. “Ja, ist schon etwas Besonderes mit eigener Muskelkraft bis hierher gekommen zu sein. Irgendwie kann man die Schönheit und den Luxus viel besser genießen und schätzen. Es fühlt sich so an als hätten wir uns diesen wunderbaren Moment verdient, als würde uns Mutter Erde für jeden Radkilometer mit dieser Pracht belohnen”, sagt sie leise. Ich denke über ihre Worte nach und spüre wie Recht sie hat. Plötzlich fühle ich eine tiefe Verbindung zu diesem Land. Zum Land des großen Dschingis Khan. Es fühlt sich so an als würden wir mit der Steppe verschmelzen, als würde es in unseren Adern pulsieren. Stundenlang sitzen wir da und träumen. Es wie eine Meditation. Erst als die Rufe der Hirten zu uns nach oben dringen, erst als die Sonne ihre Strahlen wieder einzieht, sich hinter den Bergen versteckt und der Meister wieder seinen eisigen Atem durch das Tal haucht, verlassen wir die Terrasse und ziehen uns in das künstlerisch gestaltete Holzhotel zurück.

Wir freuen uns über Kommentare!

This site is registered on wpml.org as a development site.