Besuch von Aboriginefrauen
Temperatur - Tag (Maximum):
ca. 26-30 Grad
Anna Plains Station — 31.05.2001 – 07.06.2001
Wie immer, wenn es einem gut gefällt rast die Zeit wie im Flug dahin. Jetzt sind wir schon bald sechs Wochen auf dieser wunderbaren Farm. Das Kameltraining ist zur Routine geworden. Edgar und Jasper machen weiterhin langsame Fortschritte, doch sind wir davon überzeugt, dass sie erst auf dem Trip ruhiger werden und sich an eine Routine gewöhnen. Tanja und ich sind jetzt täglich mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt. Wir prüfen alle Sättel, verknoten alle Packtaschen neu. Laden die Sättel auf die Kamele, um irgend welche Schwach oder Druckstellen zu analysieren. Fertigen die restlichen Glockengurte an. Versiegeln ausgefranste Seile mit der Flamme einer Kerze. Tauschen Gummibänder aus die von der Sonne spröde geworden sind und, und, und.
Gerade bin ich damit beschäftigt Timcodes unserer Filme in den Computer zu tippen als es plötzlich klopft. „Entschuldigt die Störung, aber da sind ein paar Aboriginefrauen bei euren Kamelen. Sie wollen unbedingt mit euch sprechen,“ sagt Sandy, die Haushälterin von John. „Wir kommen sofort. Ich muss bloß noch den Computer ausschalten,“ antworte ich. Wenig später begrüßen wir vier Frauen. Tanja zeigt ihnen alle Kamele die sie freudig und kichernd streicheln. Annette, die Lehrerin der Lagrange Aboriginegemeinschaft, begleitet die vier Frauen und freut sich mit ihnen über den Besuch. „Wir sind hier, weil ich sehen wollte, wo meine Mutter geboren ist,“ erzählt uns eine der Frauen. Annette zeigt uns eine verwitterte Bleistiftzeichnung die eine deutsche Ärztin in den fünfziger Jahren fertigte. „Sie ist der Grund warum wir hier sind,“ meint Annette. Ja, ich wollte wissen ob ich noch etwas von meinem Geburtsort wiedererkenne,“ stimmt eine ältere Aborigine zu und deutet auf das ausgeblichene Papier. „So hat es hier mal ausgesehen, aber leider hat sich bis auf ein paar alte Gebäude alles verändert,“ sagt sie lächelnd. Wir unterhalten uns noch ein wenig und ich erzähle den aufmerksam lauschenden Damen von unserem Leben, dem Berühren der Mutter Erde und vom Leben unseres Traumes. „Es wäre für uns alle wunderschön, wenn ihr zu unserer Schule kommt und den Kindern von eurer Reise berichtet. Könnt ihr das einrichten?“ ,fragt Annette. Tanja und ich sehen uns an und nicken. „Wir wollen vor unserem Aufbruch nach Broome fahren. Wenn ihr möchtet können wir gerne bei Lagrange vorbeikommen und den Kindern von der Australienexpedition erzählen,“ antworte ich worauf sich die Aboriginefrauen sichtlich freuen. Zum Abschied schütteln wir uns die Hände. „Wenn ihr kommt backen wir einen frischen Damper (im heißen Campfeuersand gebackenes Brot) für euch,“ sagen sie.