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Mongolei/Ein Jahr und einen Tag-Camp MONGOLEI EXPEDITION - Die Online-Tagebücher Jahr 2011

Beschließen den Abbruch unseres Lagers

N 48°55'433'' E 103°39'440''
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    Tag: 412-416

    Sonnenaufgang:
    06:32/06:37

    Sonnenuntergang:
    19:33/19:25

    Gesamtkilometer:
    2468

    Bodenbeschaffenheit:
    Gras

    Temperatur – Tag (Maximum):
    9 °C/22 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    8 °C/18 °C

    Temperatur – Nacht:
    minus 6 °C/3 °C

    Breitengrad:
    48°55’433“

    Längengrad:
    103°39’440“

    Maximale Höhe:
    1380 m über dem Meer

Auch die kommenden Tage sind von unangenehmen Dauerregen bestimmt. Sicherlich kein Wetter für ein Leben im Zelt. Tanja und Bilgee besuchten Ilhauchauu der versprach vorbeizukommen. Weil Zeit in der Mongolei relativ ist dürfen wir uns nicht beklagen ihn erst zwei Tage später zu Gesicht bekommen zu haben. Nach den üblichen Verhandlungsspiel kaufte er Tenger für 630.000 (382,- €). Ein Spitzenpreis mit dem wir mehr als zufrieden sind. „Das Geld bringe ich morgen“, versprach er und war nicht mehr gesehen. Wir erfuhren, dass sein Bruder gestorben ist und er deswegen nach Erdenet ging, um die Beerdigung und Formalitäten zu organisieren. Wir beschlossen ein paar Tage auf ihn zu warten.

Nach einer Woche Dauerregen wird das Wetter wieder besser. Die Sonne scheint jeden Tag und die Temperaturen klettern tagsüber weit über 20 °C im Schatten. Der goldene mongolische Herbst hat Einzug erhalten. Bilgee nutzt die Zeit des Wartens für die Jagd. Er borgt sich ein dreißig Jahre altes Kleinkalibergewehr und macht sich mit seinem Freund Boldoo jeden Morgen auf, um Murmeltieren den Gar auszumachen. Jeden Abend kommen die Beiden ohne Beute ins Lager zurück. Wir bedauern die Misserfolge obwohl wir uns insgeheim darüber freuen. Natürlich nicht aus Schadenfreude sondern weil wir den mittlerweile bedrohten Murmeltieren ein langes Leben wünschen.

Vorgestern hat Bilgee nach mehrstündigem Warten daneben geschossen weil das Rohr der alten Flinte verbogen ist. Gestern ging eine Patrone einfach in Rauch auf. Heute gab es eine Fehlzündung. „Gott sei Dank ist das Rohr nicht krepiert“, meine ich, weil solch eine im Lauf explodierte Patrone schon so manchen Schützen das Gewehrrohr um die Ohren fliegen hat lassen. Für Bilgee sind die Misserfolge unangenehm da er sein gesamtes Leben ein erfolgreicher Jäger war und noch heute einen Teil seines Lebens durch die Jagd bestreitet.

„Früher nannte man mich den Bergmenschen. Ich hatte lange Haare was für die Menschen ungewöhnlich war. Im Sommer und auch während des Winters lebte ich für Monate in den Bergen. Ich erlegte im Jahr 250 bis 300 Gämsen und Antilopen. Es gab tausende von ihnen. Nur das Geweih und die Hoden der Tiere waren von Interesse. Den Rest ließen wir Jäger liegen. Heute ist das Fleisch wichtiger geworden weil es kaum noch Wild gibt. Wildfleisch ist begehrt. Wenn ich es mir während den Pausen im Gras bequem machte, hörte ich in den umliegenden Bergen Schüsse. Andere Jäger schossen die gleiche Beute wie ich. Wie gesagt, zu jener Zeit waren die Herden riesig. Heute haben sich die Zeiten geändert. Selbst bei den Tuwa in der Taiga gibt es kaum noch Wild. Das hat mir Ultsan erzählt“, berichtet Bilgee an einem der Abende die wir zusammen im Vorzelt verbringen.

Durch den klaren Sternenhimmel sinken die nächtlichen Temperaturen wieder bis auf minus 6 °C. Tanja lässt sich davon nicht abschrecken und zieht jeden Abend ihre Isomatte ins Freie. Sie möchte den wunderbaren Anblick bis zum letzten Tag genießen.

Am heutigen Tag beschließen wir unseren morgigen Abbruch des Lagers. „Wir haben lange genug auf Ilhauchauu gewartet“, sage ich. „Stimmt und Bilgee wird sich über Tenger freuen“, meint Tanja. „Schon. Mir ist allerdings nach wie vor nicht klar wie er an das Geld herankommen möchte? Wenn wir ihm Tenger verkaufen legt er sich Stress auf den er vielleicht nicht haben möchte. Mittlerweile kenne ich ihn. Er ist ein Mann der die Freiheit und die Wildnis liebt und es nie lange in der Stadt aushält. Wenn er Tenger wirklich will muss er einen Job finden“, sage ich nachdenklich.

Wir freuen uns über Kommentare!

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