Skip to content
Abbrechen
image description
Russland/Bolschaja Tschernigowka Link zum Tagebch: TRANS-OST-EXPEDITION - Etappe 3

Bankautomaten, unwillige Computer und hohe Gebühren

N 52°05'08.9'' E 050°51'35.2''
image description

    Tag: 16

    Sonnenaufgang:
    05:18 – 05:18 Uhr

    Sonnenuntergang:
    21:51 – 21:52 Uhr

    Gesamtkilometer:
    7041.45 Km

    Temperatur – Tag (Maximum):
    17 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    15 °C

    Breitengrad:
    52°05’08.9“

    Längengrad:
    050°51’35.2“

    Maximale Höhe:
    140 m über dem Meer

Weil wir wegen unserem Visum erst übermorgen nach Kasachstan einreisen dürfen, haben wir uns entschieden den heutigen Tag in unserer schönen Fabrikhallenunterkunft zu bleiben. Ohne Zweifel tut uns die Rast gut, denn wie ich schon oft erwähnt habe hängt der Erfolg einer Reise oder Expedition oftmals auch davon ab sich zu Beginn nicht gleich auszupowern, sondern die ersten Wochen zu nutzen, um eine perfekte Kondition aufzubauen. Das heißt langsam Anfangen und dem Körper und der Psyche die Zeit zu geben sich an die Strapazen zu gewöhnen. Eine frühzeitig eingefangene Sehnenscheidenentzündung oder andere Überreizungen können solch eine Reise frühzeitig beenden. Abgesehen davon habe wir sowieso genügend zu tun. Ich kann die Zeit nutzen um zu schreiben, Bilder in den Laptop zu speisen und zu beschriften, die Karten studieren und einiges mehr. Auch betreiben wir Yoga um unsere Muskeln zu dehnen oder Gymnastik um unsere Rücken zu stärken. Meist ist so ein Tag für das gesamte Programm viel zu kurz. Genau deshalb kommen wir noch vor dem Frühstück zu der Überzeugung gleich zwei Tage zu bleiben, um mit unserer gesamten Arbeit up to date zu sein.

Gegen 15:00 Uhr klopft es an die Zimmertür. Eine Frau von der Rezeption kommt rein und überfällt uns mit einem russischen Redeschwall. Wir verstehen nur Bahnhof. Es stellt sich heraus, dass wir mehr Geld für unsere schöne Wohnung bezahlen müssen. Sie kostet nicht wie gedacht 650 Rubel (ca. 18,- Euro) am Tag, sondern das Doppelte. “650 Rubel pro Person”; verstehen wir. “Komisch, die Frau mit der ich gestern an der Rezeption gesprochen hatte sprach von 650,- Rubel für uns beide”, sage ich zu Tanja. “Offensichtlich ein Missverständnis”, erwidert sie. “Jetzt wird unser Geld knapp.” “Wie viel haben wir noch?”, möchte Tanja wissen. “Es könnte gerade so langen aber gut ist das bestimmt nicht”, sage ich grübelnd, denn wenn wir an der Grenze zu Kasachstan keinen Bankautomaten finden, um Geld zu ziehen, und davon können wir ausgehen, stehen wir mit leeren Taschen in einem fremden Land. Wir entscheiden uns mit dem Taxi in die Ortsmitte zu fahren, um dort von einer Bankmaschine Geld zu holen. Das ist in Russland mit einer EC- oder Kreditkarte im Regelfall kein Problem. Die Dame die heute die kleine Rezeption vertritt versichert uns, dass wir im Dorf solch einen Automaten finden und bestellt uns ein Taxi. Aus Sicherheitsgründen vereinbart sie mit dem Taxifahrer vorher einen Preis und erklärt ihm uns nach gelungener Transaktion wieder zur Gastiniza zurück zu fahren.

Als wir das Gebäude in dem heruntergekommenen Zentrum dieser heruntergekommenen Grenzstadt betreten, strahlt uns ein nagelneuer Bankautomat an. Eine Frau hinter dicken Glasscheiben spielt in ihrem Computer ein Kartenspiel. Sie ignoriert uns völlig als wir unsere Karte in den Automaten stecken. Wir folgen den Anweisungen der Maschine und bestätigen den angegebenen Maximalbetrag von 6.000 Rubel (164,- Euro). “Ihre Transaktion kann nicht durchgeführt werden”, ist die Antwort und die dumme Maschine spuckt unsere Karte wieder aus. “Gut das sie das Ding nicht gefressen hat”, meint Tanja trocken. “Stimmt aber wir brauchen trotz allem Geld”, entgegne ich. Als ich dann an die Scheibe klopfe, um die Hilfe der Bankangestellten zu erbitten, erschrickt sie derart, dass sie fast vom Stuhl rutscht. Mit großen Augen sieht sie mich vorwurfsvoll an. Als sich der erste Schreck verzieht kommt sie aus ihrem Glaskasten, um uns mit einem russischen Redeschwall zu belegen. Wir verstehen den Namen einer anderen Bank. “Dort müsst ihr hin”, meint sie streng, dreht uns den Rücken zu, verschwindet in ihrem Glaskasten und spielt weiter.

Der Taxifahrer bringt uns zu der anderen Bank. Wir sind überrascht in dem bettelarmen Bolschaja Tschernigowka zwei Banken anzutreffen. Die Dame am Schalter nimmt die Karte. Wir schreiben den Betrag auf einen Zettel worauf sie mir die kleine Maschine reicht in der unsere Karte steckt. Ich ziehe das Ding durch den Schlitz des Fensters und gebe die Geheimnummer ein. Siehe da, es rattert im Computer. Uns fällt ein Stein vom Herzen. Doch leider zu früh. Der Computer möchte jetzt eine Nummer. Die Bankangestellte dreht die Karte von vorne nach hinten und wieder zurück. Sie gibt eine Nummer nach der anderen ein, doch der Computer ist unzufrieden, sehr unzufrieden. Eine Kollegin wird geholt. Nun probieren es die beiden zusammen. Erfolglos. In der Zwischenzeit stehen zwei ungeduldige Betrunkenen hinter uns. Sie warten und warten und werden zusehend ärgerlich. Wir versuchen sie so weit es geht zu ignorieren. Mittlerweile sind es drei Damen die verschiedene Nummern in den Computer tippen. Er ist jedoch nach wie vor unzufrieden. Die Damen verschwinden. Kommen nicht zurück. Erst nach etwa fünf Minuten erscheinen zwei von ihnen. Nun eilt auch der Bankdirektor zur Verstärkung herbei. Auch er gibt vergebens Nummern ein. Es wird telefoniert. Keine Antwort oder die Leitung funktioniert nicht. “Mein Gott! Ob wir unser Geld hier wirklich bekommen?”, geht es mir durch den Kopf. Doch die Beamten müssen weiterarbeiten weil der Computer die Transaktion erlaubt hat, nur die Nummer fehlt. Es wird wieder telefoniert. Wieder ohne Erfolg. Der Bankdirektor sucht das Weite. Die Dame entschuldigt sich bei uns. Die Betrunkenen hinter uns beginnen ungehalten zu werden und der Taxifahrer hat sich in sein Auto zurückgezogen. Dann plötzlich, man höre und staune, rattert ein Kassenautomat und spuckt einen ellenlangen Beleg aus. Ins Gesicht der Frau schleicht sich ein Lächeln. Tatsächlich zählt sie Rubel ab. Puh, Glück gehabt. Doch auf einmal schiebt sie den Beleg mit verlegenem Gesichtausdruck durch den Schlitz der Scheibe. “450 Rubel (ca. 13 ?) Bankgebühr”, entschuldig sie sich. “Und das ist nur die Bank in Russland. Das heimische Geldinstitut wird auch noch mal eine Gebühr abziehen”, meine ich. “Stimmt aber besser wir sind wieder flüssig”, sagt Tanja. “Wenn man sich überlegt das ein Rentner in Russland nur 1.500 bis 1.800 Rubel im Monat bekommt ist das eine Menge Geld”, stelle ich fest. Dann, nach einer Stunde, besteigen wir das Taxi, fahren zu unserer Gastiniza, zahlen den doppelten Preis für unsere Unterkunft und setzen unsere Arbeit fort.

Wir freuen uns über Kommentare!

This site is registered on wpml.org as a development site.