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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 3

Aufwallende Verzweiflung & Das brüllende Löwenmaul

N 24°02’32.9“ E 142°49’50.6“
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    Tag: 157 Etappe Drei / Expeditionstage gesamt 548

    Sonnenaufgang:
    05:51

    Sonnenuntergang:
    18:35

    Luftlinie:
    26,5

    Tageskilometer:
    44

    Temperatur - Tag (Maximum):
    44° Grad, in der Sonne ca. 65°

    Temperatur - Tag (Minimum):
    26° Grad

    Breitengrad:
    24°02’32.9“

    Längengrad:
    142°49’50.6“

Westerton-Camp — 20.10.2002

Wegen der frühen Hitze lade ich die Kamele mit nackten Oberkörper. Trotzdem schwitze ich wie ein Hengst. Wie gestern auch schaffen wir unseren Aufbruch mit Sonnenaufgang. Ich führe die Karawane aus dem Gidyeawald, bis wir wieder auf die Winton Jundah Road treffen. Seitdem wir ihr folgen haben wir nur ein Fahrzeug gesehen. Wahrscheinlich haben sich die Stationleute bei der Hitze in ihren Homesteads vergraben. Einen anderen Grund können wir uns für die Verlassenheit nicht erklären.

Wie in den vergangenen Tagen auch klettert die Quäksilbersäule rasend schnell auf 44° Grad im Schatten. Der Geruch von verwesendem Fleisch lässt uns schon lange nicht mehr aufschauen. Die Straße windet sich durch, von der Sonne ausgelaugtes, Gebüsch. Lebende Rinder sehen wir schon seit einiger Zeit nicht mehr. Ein toter Dingo, den der Jäger geköpft und verkehrt herum in einen Baum gehängt hat, baumelt anklagend in einem verbrennend heißen Luftzug hin und her. „Ich weiß nicht wer und warum jemand so etwas tut? Ob er damit zeigen will welch ein guter Jäger er ist?“ ,frage ich. „Anscheinend bekommt der Jäger hier eine Kopfprämie,“ meint Tanja auf den klaffenden Hals deutend. „Hat man uns nicht erzählt, dass in manchen Gemeinden bis zu 70,- Dollar pro Dingokopf bezahlt wird?“ „Ja.“ „Na vielleicht gehört diese Region dazu.“

KLEINE WEGE KÖNNEN UNS INS VERDERBEN FÜHREN!

Gegen Mittag, nach ca. 25 Kilometern, erreichen wir einen Bergzug der das gesamte Landschaftsbild beeinflusst. „Ob der zur Westerton Station gehört?“ ,fragt Tanja. „Könnte schon sein,“ antworte ich. Seit einigen Stunden kann ich unseren Marsch nicht mehr auf der Karte nachvollziehen. Westerton liegt außerhalb unserer Kartenblätter. Noch nie in meinem Leben bin ich während einer Expedition ohne Karte gelaufen aber wegen dem unvorhergesehenen großen Umweg nach Süden bleibt uns nichts anderes übrig. Obwohl wir hier auf einer Staubpiste marschieren habe ich ein komisches Gefühl. Gott sei Dank zeigt mein GPS Westerton an. Allerdings könnte es sein, dass uns die Winton Jundah Road zu einem weiteren Umweg zwingt. Sie führt von hier in Kurven und Biegungen nach Osten, um in etwa 7 Kilometer auf eine Kreuzung zu treffen. Von dort geht es im rechten Winkel nach Süden. „Wie weit ist es noch bis zum Farmhaus?“ ,fragt Tanja erschöpft. „Nach dem GPS sind es noch sechs Kilometer aber wenn hier nicht bald eine Piste rechts ab geht müssen wir der Straße folgen. Das bedeutet dann noch mindestens 15 Kilometer,“ antworte ich ebenfalls entkräftet. Die Aussicht bei dieser Bullenhitze noch mindestens drei Stunden marschieren zu müssen nimmt mir jegliche Motivation. Mein Rachen ist trocken und der Körper einfach am Ende seiner Leistungsfähigkeit. Am liebsten würde ich auf der Stelle umfallen aber diesem Gedanken nachzugeben wäre keine gute Idee.

„Ob es auf der Homestead Heu für unsere Jungs gibt?“ höre ich Tanjas Stimme wie aus weiter Ferne an mein Bewusstsein klopfen. Es fällt mir schwer zu antworten. „Ich hoffe. Wenn es kein Heu gibt können wir nicht bleiben. Wir können uns nicht erlauben unsere Kamele nur einen Abend ohne Fressen zu lassen.“ „Ich weiß. Der arme Istan hat seinen Höcker jetzt bald vollständig verloren. Es wäre schon gut wenn sie sich nach diesem Monstermarsch ausruhen können.“ „Ich sage dir. Es wäre auch gut für uns. Ich träume von einer Dusche, einem Raum ohne Sandfliegen, einer Klimaanlage und einem Berg voll Schlaf.“ „Ich auch,“ vernehme ich Tanjas leise gesprochene Worte. Schweigend setzen wir einen Schritt vor den anderen, bis wir am Fuße des Bergzuges tatsächlich auf einen schmalen Track stoßen, der nach Süden in einem Gidyeawald verschwindet. „Das ist bestimmt ein Weg zur Westerton Homestead,“ meine ich weiterlaufend. „Und? Warum biegen wir nicht ab?“ „Ich weiß nicht ob es wirklich der richtige Weg ist? Das Risiko einem Track zu folgen, der sich plötzlich in eine völlig andere Himmelsrichtung windet und eventuell an einer Bohr endet, ist groß. Wir sind beide absolut am Ende. Wir haben keine Kraft mehr einen noch größeren Umweg zu gehen. Abgesehen davon besitzen wir nur noch 20 Liter Wasser.“ „Du meinst, wenn wir uns jetzt verirren wird es knapp?“ „Das kann uns das Leben kosten. Ja…, das meine ich,“ antworte ich dem Hauptweg weiterfolgend.

BLOSS KEINEN FEHLER MACHEN!

Eine halbe Stunde später sehen wir am Fuße des sich nach Süden ziehenden Bergzuges ein paar Hausdächer in der Sonne aufblitzen. „Das ist Westerton!“ ,rufe ich. „So nah und doch so fern,“ antwortet Tanja. Mit dem Bewusstsein nun doch noch 15 Kilometer gehen zu müssen mobilisieren wir unsere letzten Reserven und schreiten in Richtung Osten aus. Nur 20 Minuten später entdecken wir ein paar alte Scheunen zu unserer Rechten. „Wo es Scheunen gibt muss auch ein Weg sein. Lass uns von hier querfeldein zu den Gebäuden laufen,“ entscheide ich. Es fällt uns nicht mehr leicht über das Gestein zu steigen. Die Kamele und wir stolpern immer wieder. Kurz vor den Scheunen versperrt uns ein tiefer Creek das Weiterkommen. Ich habe das Gefühl als würden mir die Sinne schwinden und bin kaum noch in der Lage eine Entscheidung zu treffen. Mein Körper befindet sich zweifelsohne in einem Alarmzustand. Schnell halte ich die Kamele an, um den letzten Schluck aus dem Wasserbeutel zu saugen. Chchch, chchch, ertönt es als ich nur noch Luft anstatt Wasser in den Mund bekomme. „Da gibt es eine Möglichkeit die Karawane über den Creek zu führen!“ ,ruft Tanja die voraus gelaufen ist. „Okay, wir versuchen es,“ antworte ich matt. Langsam ziehe ich die Tiere die Böschung hinunter. Schweiß rinnt mir in die brennenden Augen, so dass ich kaum noch etwas sehen kann. „Jetzt bloß keinen Fehler machen. Bleib konzentriert. Konzentriere dich. Verdammt noch mal lass dich jetzt nicht durchhängen. Auf der anderen Seite gibt es bestimmt einen Weg,“ rede ich mir zu als ich vor Schwäche über eine Wurzel stolpere. Plötzlich stehen wir vor einem Zaun der sich vor den Scheunen in beide Richtungen entlang zieht. „Wir kehren um. Hier geht es nicht weiter. Lass uns wieder zur Hauptstraße gehen,“ rufe ich Tanja niedergeschmettert zu und ziehe Sebastian wieder in den tiefen Seitenarm des Flusses.

Unter einem Gidyeabaum stoppe ich unsere Jungs. Ich lasse den laut jammernden Sebastian absetzen. Öööööhhhäää! Öööööhhhäää, beklagt er sich, dass mir mein Trommelfell erbebt. Mit zitternden Gliedern öffne ich eilig seine Satteltasche, reiße den vorletzten 10 Literbeutel heraus, öffne ihn und trinke halbverdurstet die heiße aber köstliche Flüssigkeit. Sofort strömt sie in großen Bächen aus sämtlichen Poren. Meine Sinne klären sich wieder und ich spüre wie der Puls Energie in meinen Körper hämmert. Kaum habe ich mein System vor dem Zusammenbruch gerettet trinkt Tanja. Dann geben wir Rufus davon, der es immer noch fertig bringt aufgeregt hin und her zu jagen. Die Karawane windet sich mittlerweile wie eine Schlange. Jeder unserer Jungs versucht trotz der Nasenleinen in den Gidyeabaum zu beißen. Ööööhhhäää! ,brüllt Sebastian als Jafar Hardie nach vorne schiebt und er in sein Hinterteil knallt. „Wir müssen hier schnell weg, sonst reißen sie alle ihre Nasenleinen ab,“ sage ich mit dem letzten Erglimmen von Energie. „Camis walk up!“ ,rufe ich mein Kommando und weiter geht es durch eine wabernde Wand aus purer Hitze.

Kurz bevor wir den Hauptweg erreichen überqueren wir den von uns vermuteten Track. „Das wird er sein. Er führt genau in Richtung Homestead,“ meine ich. Weil wir uns auch diesmal nicht sicher sind und in der Ferne einen Wegweiser an der Straße ausmachen können, geht Tanja voraus, um ihn zu lesen. Mit Handzeichen gibt sie mir zu verstehen die Tiere zu ihr zu führen. Nur zweihundert Meter weiter erreichen wir ein Rindergitter das sich wie ein brüllendes Löwenmaul über die Winton Jundah Road zieht. Eine Aufwallung der Verzweiflung fegt durch meinen Geist als ich feststellen muss, dass es kein Gatter gibt, um das Rindergitter zu umgehen. „Ich habe keinen Funken Energie übrig, um diesen Zaun umzulegen. Lass uns zu dem Track zurückgehen. Er führt bestimmt zur Homestead,“ höre ich mich selbst sprechen. Wieder stolpern wir zurück. Es ist immer noch 44 Grad im Schatten und wir haben in den letzten acht Stunden bald 40 Kilometer hinter uns gebracht. Das bedeutet, dass wir in den vergangenen sechs Tagen knapp 160 Kilometer zurücklegten. Bei dieser Hitze ein gewaltige Strecke die in diesem Augenblick ihren Tribut fordert.BEFINDET SICH MEIN GEHIRN KURZ VOR EINEM HITZSCHLAG?Wir schreiten nun auf dem schmalen Weg nach Süden. Fahrzeugspuren verraten uns, dass der Weg oft genutzt wird. Ob es wirklich der Track zur Westerton Homestead ist wissen wir natürlich nicht. Plötzlich gabelt er sich auf. Dem letzten Funken meines Instinktes folgend nehme ich die linke Abzweigung. Es dauert nur Minuten als sich der Weg wieder teilt und wieder sind wir uns einige dem linken Pfad zu folgen. Wir durchschreiten nun das Gatter in das Gelände der alten Scheunen. Im heißen Atem des Drachens dreht sich nur 200 Meter entfernt von uns ein großes Windrad. „Ob wir dort ein paar Wasserbeutel auffüllen sollen?“ ,frage ich Tanja. „Wie weit ist es noch bis zur Homestead?“ „Nach dem GPS noch vier Kilometer. Natürlich nur, wenn das hier keine Sackgasse ist.“ „Ich weiß nicht ob es Sinn macht zum Windrad zu gehen. Das musst du entscheiden,“ sagt sie. In meinem Kopf beginnen sich Kreisel zu drehen. Alles wirbelt durcheinander. Es ist absolut unmöglich einen klaren Gedanken zu fassen. Ob mein Gehirn kurz vor einem Hitzschlag steht? Wie lange macht der menschliche Kreislauf solche Belastungen mit? Wann kommt der Moment in dem der Geist Kapriolen schlägt und Entscheidungen getroffen werden die total irreal sind? Ist es schon so weit?

Wenn es die falsche Erdpiste ist laufen wir in die Gefahr kurz vor unserem Ziel zu verdursten. Wir müssten dann wieder zurück. Dafür brauchen wir die Kraft. Haben wir noch Kraft? Machen die Kamele so lange mit? Aber vielleicht sind wir ja gleich am Farmhaus und alle Gedanken waren umsonst? Was ist zu tun? Wegen 200 Meter Umweg kein Wasser aufzufüllen ist unverzeihlicher Leichtsinn! Leichtsinn! Leichtsinn, hämmert es in meinen Gehirnwindungen als ich meiner Schwäche nachgebe und die Tiere weiter ziehe. So, genau so, verdursten hier Menschen kurz vor ihrem Ziel. So verdursten hier Menschen nur ein paar Kilometer von einer Wasserstelle entfernt und man wundert sich danach wie so etwas geschehen konnte? „Du musst umkehren und das Wasser holen! Umkehren! Umkehren!“ ,klopft es gegen meine Schädeldecke. „Quatsch. Bleib locker. Ihr seid bald da. Lauf weiter,“ beruhigt mich eine andere Stimme deren Richtung ich nicht deuten kann. „Du kannst auch ein Camp aufschlagen. Ja, halt an und schlag ein Camp auf,“ bekomme ich einen Empfehlung die mir total wiederstrebt.

„Camis udu!“ ,brülle ich heißer, um schnell ein paar Schluck Wasser zu trinken. Mein Kopf ist so erhitzt, der Körper so verschwitzt und meine Muskeln so voll Schmerz, weshalb ich am liebsten Schreien würde. „Was haben wir nur getan? Wir sind zu weit gegangen. Wie kannst du dir nur einbilden unter solchen Bedingungen einen neunstündigen Dauermarsch hinzulegen. Du Blödmann. Du Schwachkopf. Jetzt hast du die Scheiße. Gleich fällst du um und dann? Wer soll uns da wieder raus holen?“ ,schimpfte es in mir. „Denis ein Auto! Da kommt eine Auto!“ ,ruft Tanja als ich gerade versuche mehr Wasser aus dem dünnen Schlauch zu saugen als er hergeben will.

GEORG KOMMT GERADE RECHTZEITIG

Tatsächlich hält eine Jeep neben uns. Ich gehe zum Fahrer der mich hinter seiner breiten Sonnenbrille anlacht. „Ich habe schon eure Spuren gesehen und bin ihnen gefolgt. Hätte nicht gedacht euch heute schon hier anzutreffen. Trink erst mal einen Schluck,“ sagt die Stimme hinter der großen Brille. Eine Hand reicht mir eine Flasche mit kalten Wasser. Kommentarlos greife ich danach, öffne den Verschluss und setze sie an meine trockenen Lippen. Es fließt und fließt in mich hinein. Ich bin mir absolut sicher ab jetzt unter der schrecklichen Durstkrankheit zu leiden. Ich trinke ohne den Durst besiegen zu können. „Tanja!“ ,blitzt ein lauter Gedanke durch mein Gehirn. Ich setze die Flasche ab, spüre wie das Wasser gegen mein Magendreieck drückt, drehe mich um und reiche ihr die Flasche. Auch sie trinkt wie eine Verdurstende bis die Flasche fast leer ist.

„Ist das der Weg zur Homestead?“ ,finde ich meine Sprache wieder. „Das ist er.“ „Oh gut, wusste nicht ob wir schon wieder falsch sind. Habt ihr auf der Homestead Heu?“ ,platze ich ganz direkt mit meiner nächsten Frage heraus. „Hm…, es gibt noch etwas altes Heu,“ antwortet Georg nach langem Überlegen. „Aber in einer Scheune etwas entfernt von hier gibt es mehr.“ „Und gibt es ein Gehege in dem wir unsere Tiere unterstellen können?“ „Nein, ein Gehege haben wir dort nicht. Hm…, halt mal. Da ist eine Scheune. Aber da liegen Futtersäcke herum. Es ist eine Art Spezialfutter für Rinder. Wenn eure Kamele davon zuviel fressen sterben sie.“ „Gibt es wenigstens ein paar Bäume an die wir unsere Jungs über Nacht anbinden können?“ „Hm…, nicht viele.“ Tanja und ich sehen uns an und überlegen ob es unter diesen Umständen sinnvoll ist zur Homestead zu gehen oder nicht besser ist hier zu bleiben? „Lass uns den Laden mal ansehen,“ meint Tanja zuversichtlich, worauf ich Georg erkläre ihm zum Farmhaus zu folgen.

Um 15:30 Uhr, nach neun Stunden und zwanzig Minuten Laufzeit, erreichen wir mehr oder weniger auf dem Zahnfleisch die Homestead von Westerton. Wie in Trance gebe ich nach 44 Kilometern das Kommando zum abhuschen. „Dort drüben ist eine alte Einzäunung. Wir müssten sie nur mit den verrosteten Eisenbahnschwellen, die da herumliegen, schließen und eure Kamele hätten ein Zuhause,“ erleichtert uns Georg. „Sehr gut. Das machen wir,“ antworte ich. „Und wo ist das alte Heu?“ „Da unter dem Wellblechdach.“ „Darf ich es sehen?“ ,frage ich um die Qualität zu prüfen, denn wenn zuviel Stroh drin ist fressen es Kamele nicht. „Klar,“ antwortet Georg und begleitet mich unters Scheunendach. Müde lasse ich meine Knie auf das am Boden verstreute Heu sinken. In dieser Position sehe ich mir den runden Heuballen vor mir an. Ich bin gerade im Begriff daran zu rücken als Georg ein Eisenrohr nimmt, um in dem Heu herumzustochern. „Man weiß nie ob da Schlangen drin sind,“ sagt er trocken. „Klar,“ antworte ich mit gefrierendem Lächeln und springe trotz meiner Müdigkeit in Weltrekordzeit auf die Beine. „Sieht gut aus. Ich glaube das werden sie mögen,“ stelle ich fest.

Mir ist es unbegreiflich wie ich es fertig bringe aber ich schaffe es mit mehreren Pausen tatsächlich das Heu mit Georg zu dem halbverfallenen Gehege zu tragen.

SCHLANGENWARNUNG

Dann entlade ich mit Tanja unsere Jungs die mit großen Augen sehnsüchtig und heißhungrig auf das Heu blicken. Es dauert eine weitere Stunde bis das Gehege steht, unsere Boys darin sicher verstaut sind und sich ihre wohlverdiente fette Mahlzeit einverleiben. Als die Sonne untergeht haben wir die gesamte Ausrüstung auf die Ute (Jeep) geladen und fahren sie zum Farmhaus. „Wenn ihr wollt könnt ihr im leerstehenden Wohnzimmer schlafen. Dort gibt es auch eine Klimaanlage,“ bietet uns Georg an. Während ich unsere Campbetten in dem dunklen Raum aufstelle, bereitet uns Tanja etwas zum Essen. Mein Hunger hat sich genauso wie der Durst zu einem gefährlichen nicht zufriedenstellenden Monster entwickelt. Heißhungrig schlinge ich mir dann die Nudeln von Rapunzel hinunter und spüle alles mit mindestens weiteren zwei Liter Wasser. „Ah, das war gut!“ ,stöhne ich zufrieden und hundemüde. Bevor wir uns danach auf die Campbetten verziehen, rufe ich Dean an, um ihn unsere Ankunft mitzuteilen. „Das ist gut Denis. Ihr könnt so lange bleiben wie ihr wollt. Ruht euch aus. Und noch etwas Denis. Es gibt noch mehr Heu in einer anderen Scheune. Vielleicht hat euch Georg schon davon erzählt. Ihr dürft euch soviel davon nehmen wie ihr für eure Jungs benötigt. Ich sage es auch noch mal Georg.“ „Vielen, vielen Dank Dean. Das ist großartig.“ „Keine Ursache. Ach Denis?“ „Ja?“ „Passt auf Schlangen auf. Als wir noch dort lebten, mussten wir in einem einzigen Jahr, nur am Haus, über 20 Schlangen töten.“ „Wir werden aufpassen,“ schlucke ich. „Wir haben euch doch die Geschichte erzählt, in der ein Freund von uns gebissen wurde als er im Vorratsraum nach etwas suchte. Er hat nur überlebt weil Jan ihn gleich ruhig stellte und einen Druckverband anlegte.“ „Danke für die Warnung Dean,“ sage ich und beende das Telefonat.

Es dauert nicht lange bis wir uns von Georg für heute verabschieden und in unseren Raum gehen. Es ist ein seltsames Gefühl wieder unter einer Zimmerdecke zu schlafen und das Brummen einer Klimaanlage zu hören. Ich lasse meine Blick herumgleiten. Im schummrigen Licht, welches durch eine gebrochene Glasscheibe in den Raum fällt, sehe ich zwei Sessel und eine Couch die mit einer Schutzfolie überzogen sind. Hinter uns befindet sich ein offener Kamin und daneben einige Bücherregale in denen noch eine ganze Menge Bücher gestapelt liegen. Erst vor einem Jahr sind Jan und Dean hier ausgezogen, um Huckitta Station aufzubauen. Es ist verblüffend wie schnell so ein Haus verfällt, gerade wenn es nicht bewohnt ist. Georg ist erst seit drei Monaten hier und hat die Aufgabe auf die restlichen Rinder und das Haus aufzupassen. Es ist seit vielen Jahren sein erster Job. Normalerweise bereist er mit seinem Motorrad Australien, schläft immer in einem kleinen Zelt und benötigt für sein Leben nur wenig Geld. Als bescheidener Mann bewohnt er hier in dem großen Haus nur einen kleinen Raum.

Meine Gedanken kreisen noch ein wenig herum, fliegen dorthin und hierhin, bis mich ein ohnmachtähnlicher Schlaf übermannt.

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