Auf einer Expeditionsreise gibt es keine Konstante
N 27°53’30.2’’ E 102°14’14.0’’Datum:
05.05.2016 bis 08.05.2016
Tag: 313 – 316
Land:
China
Provinz:
Sichuan
Ort:
Liangshan
Breitengrad N:
27°53’30.2’’
Längengrad E:
102°14’14.0’’
Gesamtkilometer:
16.524 km
Gesamthöhenmeter:
32.288 m
Sonnenaufgang:
06:28 Uhr – 06:26 Uhr
Sonnenuntergang:
19:47 Uhr – 19:48 Uhr
Temperatur Tag max:
30°C
Temperatur Tag min:
20°C
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
Weil uns die knappe Zeit und die noch vor uns liegenden Kilometer weitertreiben, wollen wir nach einem Tag der Erholung aufbrechen. Als wir am Morgen um 5:00 Uhr aufwachen wird Tanja von Hustenkrämpfen geschüttelt. „Macht keinen Sinn so über das Südchinesische Gebirge zu fahren“, sage ich, weshalb wir uns entscheiden Tanjas Erkältung erst auszukurieren. Erleichtert lässt sie sich wieder ins Kissen sinken. Am nächsten Morgen wecken uns unsere Armcomputer erneut. „Alles klar?“, fragt Tanja als ich mich wie in Zeitlupe bewege. „Oh mein Hals“, jammere ich und werde nun ebenfalls von Hustenkrämpfen gepeinigt. „Jetzt weiß ich wie es dir die letzten Tage ergangen ist. Dass du es mit dieser Erkältung überhaupt über diesen 3.300 Meter hohen Pass geschafft hast wundert mich“, krächze ich. „Wir können nicht aufbrechen oder?“, fragt Tanja. „Keine Chance“, antworte ich, mir die Decke über den Kopf ziehend.
Am Nachmittag nutze ich die Zeit unseres Zwangsaufenthaltes, um nach der schlimmen Bergschotterpiste die Räder einer Serviceinspektion zu unterziehen und den Distanzwinkel der Deichselhalterung von Ajacis Trailer besser zu befestigen. Dafür benötige ich aber eine Bohrmaschine, Metallbohrer, Rundfeile und Schrauben. „Woher soll ich hier eine Bohrmaschine bekommen? Ich kenne ja nicht mal das chinesische Wort dafür?“, frage ich Tanja. „Frag doch den Hotelmanager. Vielleicht kann der uns helfen“, schlägt sie vor. Tatsächlich kümmert sich Mann umgehend um mein Anliegen. In seinem Smartphone hat er eine App installiert, die das gesprochene Chinesisch in Englisch umwandelt und anders herum. Auf diese Weise schaffen wir eine Verständigung die uns wegen lustiger Falschübersetzung das eine oder andere Mal herzhaft lachen lässt, aber letztendlich kann ich erklären eine Bohrmaschine zu benötigen. „Unser Hotel betreibt einen Kleinmaschinenhandel. Es ist nicht weit. Ich werde dich begleiten“, vernehme ich und kann mein Glück kaum glauben. Nur zehn Minuten später stehe ich in einem Fachgeschäft, in dem es alles zu kaufen gibt was der Hand- und Heimwerker braucht. Ich kann mir sogar eine Bohrmaschine ausleihen. „Die Leihgebühren übernimmt das Hotel“, sagt der Manager freundlich lachend. Obwohl ich mich wegen der Erkältung recht schwach fühle bin ich überglücklich. Nie hätte ich gedacht mitten in der Innenstadt von Liangshan das Werkzeug zu finden, um meine Metallarbeiten durchführen zu können. Nach einigen Stunden ist der Distanzwinkel bombenfest verschraubt und somit die Deichselhalterung für einen Spezialeinsatz auf chinesischen Ackerpisten modifiziert.
Am nächsten Tag hat sich mein Schnupfen verschlechtert. Ich verbringe viel Zeit im Bett. Auch Tanjas Erkältung bäumt sich erneut auf. Die immer knapper werdende Zeit, um rechtzeitig Vietnam zu erreichen, macht uns ein wenig nervös. Noch liegen 800 Kilometer vor uns und wenn die Pisten so schlimm bleiben wie in den vergangenen Tagen, kann sich viel Unerwartetes ereignen. Auf so einer Expeditionsreise gibt es einfach keine Konstante. Alles ist möglich. Aber ist es nicht das was ein Abenteuer ausmacht? Wenn alles nach Plan abläuft und es keine Herausforderung welcher Art auch immer zu meistern gibt, könnten wir ja auch eine Kreuzfahrt unternehmen. Sicherlich auch ein reizvoller Gedanke, doch wenn ich ehrlich bin, ziehe ich die Abenteuer solch einer Reise vor…
Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.
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