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Mongolei/1 ½ Mann Camp MONGOLEI EXPEDITION - Die Online-Tagebücher Jahr 2011

Alle Pferde weg

N 51°07'441'' E 099°43'449''
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    Tag: 332-333

    Sonnenaufgang:
    05:05/05:05

    Sonnenuntergang:
    21:39/21:40

    Gesamtkilometer:
    1473

    Bodenbeschaffenheit:
    Gras

    Temperatur – Tag (Maximum):
    29 °C

    Temperatur – Tag (Minimum):
    21 °C

    Temperatur – Nacht:
    8 °C

    Breitengrad:
    51°07’441“

    Längengrad:
    099°43’449“

    Maximale Höhe:
    1628 m über dem Meer

Am Morgen erfreuen wir uns über die Anwesenheit unserer Reittiere. Keines ist gestohlen worden. Wir lösen sie von den Erdpflöcken und führen sie zu einem nahen Bach dessen Ufer vor saftigen Gras nur so strotzen. Kaum haben wir unsere Pferde zum Fressen freigelassen lädt und Regzedmaa zum Frühstücken in ihrem Blockhäuschen ein. Es gibt Boortsog, Sahnelappen, frisches Brot und gesalzenen Milchtee. „Hast du gesehen wie sie die Sahnelappen mit ihren schmutzigen Fingern aus der Schüssel holt, auf den Teller gelegt und danach ihre Finger abgeschleckt hat?“, frage ich Tanja. „Was solls“, antwortet sie sich das vor Fett triefende Sahnestück in den Mund schiebend.

Am Nachmittag reiten Bumbayr und Khurga mit ihren Pferden weg. „Sie müssen unsere Pferde suchen“, erklärt Ozgondalai. „Ihr wisst nicht wo sich eure Pferde befinden?“ „Wir lassen sie laufen und fangen sie erst wenn wir sie benötigen.“ „Hoffe ihr findet sie“, antworte ich und frage mich warum sie keine Angst vor Dieben haben.

„Unsere Pferde sind weg“, erschreckt mich Tanja am Nachmittag als sie nachgesehen hat wie es ihnen am Bachbett ergeht. „Was? Wie kann das sein?“,frage ich erschrocken, springe aus meinem Stuhl, um mich mit Tanja auf die Suche zu begeben. „Ich verstehe es nicht. Vor einer Stunde waren sie noch da und haben friedlich gefressen“, meint Tanja. „Na gestohlen werden sie nicht sein“, überlege ich. „Ach was. Die sind irgendwohin gelaufen.“ „Und warum hast du Naraa nicht angepflockt?“, frage ich. Weil Sharga, Bor und Tenger niemals ohne sie weglaufen würden ist es wichtig die Stute an einem langen Seil mit einem Erdhaken festzubinden. Läuft Naraa weg folgen ihr die Wallache. „Bilgee hat Naraa auch nur nachts angebunden. Tagsüber durfte sie immer frei herumlaufen. Aber alle Tiere tragen Pferdefesseln. Sie können also nicht weit sein“, meint Tanja.

Weil heute endlich mal wieder die Sonne scheint laufen wir bei ca. 29 °C im Schatten durch ein Tal welches sich am Ende immer mehr verengt. Aufmerksam blicke ich auf den Boden um Spuren zu entdecken. Außer Hufabdrücken von Schafen und Rindern kann ich aber nichts ausmachen. Während Tanja auf der linken Seite des Tales läuft und ich auf der rechten Seite dem Bachbett folge, dürften uns die Pferde nicht entgehen. Mit dem Fernglas suche ich immer wieder die nahen, mit Gras und Bäumen bewachsenen, Berghänge ab. Plötzlich eine Regung. Konzentriert fixiere ich meinen Feldstecher und entdecke tatsächlich Pferde. Zu meiner Enttäuschung sind es aber Tiere einer anderen Herde. „Ob unsere Pferde von einem Hengst vertrieben wurden?“, erschreckt mich ein Gedanke. Nach einer knappen Stunde überlegen Tanja und ich die weitere Voregehensweise. „In diese Richtung sind sie nicht gelaufen“, vermute ich, worauf wir umkehren. Als wir in die Nähe der Baishin kommen entdecken wir unsere Pferde die alle an großen Pferdepflöcken angebunden sind. Ozgondalai läuft uns entgegen. „Ich fand sie unter den Bäumen unweit von unserer Hütte. Eure Pferde haben sich dort von den vielen Pferdebremsen im Schatten zurückgezogen“, erklärt sie. Wir sind erleichtert. „Dachte auch nicht sie verloren zu haben“, meint Tanja.

„Und? Haben Bumbayr und Khurgaa eure Pferde wiedergefunden?“, frage ich am Abend. „Ügüj. Sie müssen morgen nochmal los, um sie zu suchen“, antwortet Ozgondalai. „Morgen? Da wollten wir eigentlich aufbrechen“, entgegnet Tanja. „Könnt ihr nicht noch einen Tag bleiben?“, bittet sie uns. Nach kurzer Überlegung entscheiden wir uns an dem friedlichen Ort, bei der netten Familie, einen Tag länger zu verweilen. „Es ergibt keinen Sinn aufzubrechen wenn sie ihre Pferde vermissen. Sie benötigen die zwei Reittiere, die sich im Augenblick hier befinden, um ihre Schafe und Rinder einzutreiben. Die werden sie sicherlich nicht für die Reise entbehren können“, vermutet Tanja. „Ich bin froh über die verlängerte Rast. Habe eine Menge zu schreiben und für Bors Druckstelle kommt die Pause wie gerufen“, sage ich.

Am Abend öffnet Khurgaa den Reißverschlusses unseres Zeltes. Wie es in der Mongolei üblich ist tritt er ohne zu fragen ein. Dann sieht er in jeden unserer Seesäcke, fast verschiedene Ausrüstungsgegenstände an, entdeckt eine Tüte mit Keksen, greift hinein, holt sich einen heraus und steckt ihn in den Mund. Fassungslos sehe ich ihn an. Hätte es mir nicht die Sprache verschlagen würde ich fragen was das soll. Khurgaa grinst mich kauend an, dreht sich um und verlässt kommentarlos das Zelt. „Und mit diesen Menschen wollen wir die nächsten Wochen verbringen? Ich hoffe nicht vom Regen in die Traufe gekommen zu sein?“, geht es mir durch den Kopf.

Auch am kommenden Tag finden unsere Jungs ihre 12 Pferde nicht. Obwohl der augenblickliche Verlust einem Vermögen gleichkommt ist keiner der Anwesenden zu tiefst betrübt.“Wir finden sie später“, heißt es relativ gelassen. „Wir müssen morgen aufbrechen weil wir das Naadamfest am 10. Juli in Mörön erreichen wollen“, erkläre ich. Wenn Khurgaa und Bumbayr nicht mitkommen, können wir das verstehen. Wir kommen auch alleine zurecht“, erkläre ich Ozgondalai. „Nein, nein, sie bleiben nicht hier. Sie werden morgen auf jeden Fall mit euch ziehen“, antwortet sie freundlich lachend. Da wir nun unserer Begleiter sicher sind bäckt und frittiert Tanja, Regzedmaa und Ozgondalai den restlichen Tag drei Brote und insgesamt ca. 500 Boortsog. Somit sollte die Versorgung unserer neuen Crew gesichert sein.

Wir freuen uns über Kommentare!

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