Die Langsamkeit des Reisens entdecken und eine einfachere Zeit
N 22°25’12.3’’ E 103°54’50.1’’Datum:
12.07.2016 bis 14.07.2016
Tag: 381 – 384
Land:
Vietnam
Ort:
Sa Pa
Breitengrad N:
22°25’12.3’’
Längengrad E:
103°54’50.1’’
Tageskilometer:
25 km
Gesamtkilometer:
17.432 km
Luftlinie:
10 km
Maximale Geschwindigkeit:
50.4 km/h
Fahrzeit:
01:00 Std.
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt / Schotter
Maximale Höhe:
1.600 m
Gesamthöhenmeter:
44.838 m
Höhenmeter für den Tag:
375 m
Sonnenaufgang:
05:27 Uhr – 05:28 Uhr
Sonnenuntergang:
18:52 Uhr – 18:49 Uhr
Temperatur Tag max:
25°C
Temperatur Tag min:
18°C
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
Weil die Tage in dem wunderschönen Sa Pa für uns gezählt sind, wollen wir vor unserer Weitereise noch ein paar Highlights der Region besuchen und schwingen uns auf die Räder. Ohne die schwere Ladung haben wir das Gefühl auf einem wilden Gaul zu sitzen. Die ersten Meter ist er kaum zu bändigen und wir müssen darauf achten nicht abgeworfen zu werden oder durch die ungewohnt rasche Beschleunigung in einem der Reisfelder ein unfreiwilliges Schlammbad zu nehmen. Nachdem wir uns wieder an die Leichtigkeit des Radfahrens ohne Gepäck gewöhnt, und unseren Hengst unter Kontrolle haben, ist es das reinste Vergnügen mit ihm die steilen Passstraßen hoch zu düsen. Wir genießen die sagenhafte Landschaft, die Vielfalt des frischen Grüns in der Regenzeit, das pure explodierende Leben der Natur. In China gab es kaum Täler ohne Kraftwerke deren schmutzige, giftige Rauchschwaden nahezu jeden Landstrich verseuchten und sich über jegliches Gewächs wie eine Graufilter legten. Auch viele der Flüsse waren durch Industrieabwässer verseucht und bald jeder Bewohner hat sie als natürlichen Abtransport für den täglich anfallenden Müll genutzt. Ein real gewordener Albtraum. Trotzdem hat uns dieses Land, dessen Grenze nur ein paar Kilometer entfernt von Sa Pa liegt, ausgesprochen gut gefallen und weil wir in jenem Land der Mitte die meiste Zeit des Jahres im Winter unterwegs waren, ist es dort jetzt sicherlich auch grüner und lebensfroher geworden. Es ist schon verblüffend welch eine Vielfalt uns Mutter Erde bietet. Da schreitet man über einen von Menschen gezogenen Grenzstrich und plötzlich ist alles anders. Hier in Nordvietnam ist die Bevölkerung, hauptsächlich die ethnischen Bergstämme, in ihre farbenprächtigen Trachten gekleidet. Die Menschen sind offener, noch um einiges netter als in China. Sie scheinen mehr Lebensfreude zu besitzen. Auch ist ihre Mentalität völlig anders, in keiner Weise vergleichbar mit dem Nachbarland. Die Schwingung, die in der Luft liegt, ist spürbar feiner, angenehmer und trotz des vielen Monsunregens irgendwie wärmer. Nur wenige Einwohner spucken wie die Chinesen ständig auf die Straße oder unterhalten sich derart laut, dass Fremdländer glauben könnten sie bekämen sich gleich in die Haare. Es geht entschieden ruhiger und relaxter zu. Nach neun Monaten in China und den ersten Wochen in Vietnam hat sich der Unterschied zwischen den beiden Ländern bestätigt. Sicherlich möchte ich damit nicht sagen, dass es in China schlechter ist, nein, es ist einfach anders. Wenn man die Langsamkeit des Reisens entdeckt hat und auf dem Pferd, Kamel, zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs ist, sind solche Unterschiede zwischen Landesgrenzen massiv zu spüren und machen unter anderem den Reiz des Reisens aus. Zum Glück ist die von den mächtigen Regierungen unseres Planeten angestrebte Gleichheit zwischen den Völkern noch lange nicht erreicht. Noch unterscheiden wir uns in unserer Kultur, Religion, Sprache, Nahrung und vielem mehr. Es sei zu hoffen, dass wir Menschen unsere Unterschiedlichkeit und Vielfalt noch lange bewahren und diese als einen großen Schatz werten und nicht als Grund für Streit und Kriege sehen, um damit die unausweichliche Gleichheit zwischen den Völkern zu fördern.
Nach 12 km erreichen wir den Silber-Wasserfall der bei unserer Ankunft von dichten Regenwolken verschluckt ist. Wir steigen die Stufen, die extra für die Besucher angelegt wurden, nach oben, als die Wolkenwand für Augenblicke aufreißt und uns einen atemberaubenden Blick in das langgezogene, mit Reisterrassen angelegte Tal gewährt. Auch auf der Rückfahrt halten die Wolken zweitweise dicht und lassen die Sonnenstrahlen durchdringen. „Ein Traum!“, rufe ich Tanja zu und verstehe warum bald sechs Millionen Touristen im Jahr das Land besuchen. Für uns ist diese Situation völlig neu, da wir auf unserer Radreise von Deutschland bis hierher meist in Ländern unterwegs waren, in denen man nicht unbedingt seinen Jahresurlaub verbringt. Auf der einen Seite lieben wir die Einsamkeit und das damit verbundene Abenteuer, aber auf der anderen Seite freuen wir uns endlich in Süd Ost Asien angelangt zu sein. 50 Grad minus, wie im mongolischen Winter, oder 52 Grad im Schatten, wie im australischen Outback, gibt es hier nicht. Wir werden also weder erfrieren noch verdursten. Auch die Unterkünfte werden sicherlich schöner sein und das Essen eventuell besser als in Sibirien oder Kasachstan. Wir werden sehen was auf uns zukommt und freuen uns auf eine Zeit und Länder die uns das Vorankommen, zumindest im kommenden Jahr, einfacher machen…
Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.
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