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E-Bike-Expedition Teil 3 China - Online-Tagebuch 2015-2016

Im Labyrinth von Tälern, Schluchten und schmalen Straßen

N 33°33’03.1’’ E 108°32’40.6’’
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    Datum:
    15.02.2016

    Tag: 231

    Land:
    China

    Provinz:
    Shaanxi

    Ort:
    Xunyangbazhen

    Breitengrad N:
    33°33’03.1’’

    Längengrad E:
    108°32’40.6’’

    Tageskilometer:
    123 km

    Gesamtkilometer:
    12.131 km

    Luftlinie:
    45.78 km

    Durchschnitts Geschwindigkeit:
    19.3 km/h

    Maximale Geschwindigkeit:
    50.3 km/h

    Fahrzeit:
    6:22 Std.

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt / Schotter

    Maximale Höhe:
    1.400 m

    Gesamthöhenmeter:
    19.120 m

    Höhenmeter für den Tag:
    1.708 m

    Sonnenaufgang:
    07:31 Uhr

    Sonnenuntergang:
    18:28 Uhr

    Temperatur Tag max:
    8°C

    Temperatur Tag min:
    minus 6°C

    Aufbruch:
    09:15 Uhr

    Ankunftszeit:
    18:30 Uhr

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

In der Google-Karte finde ich eine kleine Straße die es im MapsMe-Programm gar nicht gibt. Es ist genau die Verbindung, die wir brauchen, um auf kürzestem Weg die andere Seite der Berge zu erreichen. „Mit dieser Bergstraße sparen wir uns gut und gern 100 km“, rufe ich Tanja zu, die versteht und den rechten Daumen nach oben streckt. Wie immer, wenn ich eine gute Navigation ausgearbeitet habe, bin ich bestens gelaunt. Noch dazu scheint die Sonne vom Firmament und erwärmt den Tag auf ca. acht Grad. Unsere Bikes tragen uns durch ein schönes Tal welches auf beiden Seiten von rauen Felswänden begrenzt wird. Zu unserer Linken führt eine steil ansteigende Straße offensichtlich über einen Bergrücken. Da sie sich in eine andere Himmelsrichtung windet ignoriere ich sie und folge weiter dem wunderschönen und neuen Asphaltstreifen nach Westen. In den Dörfern, die wir passieren, wird viel geheiratet. Laute Musik hämmert durch die dünnen Stoffwände der aufgestellten Zelte. Mit einem Kompressor aufgeblasene rote Stoffsäulen und Torbögen zieren den aufwendig gestalteten Eingang der von zwei goldene Drachenlöwen flankiert ist. Häufig werden Knallkörper abgefackelt, deren Lautstärke uns manchmal fast aus dem Sattel heben. Das Tal wird immer enger und die Straße zwängt sich zwischen neu gebaute Häuser. Plötzlich kommt es mir so vor als sind wir, mitten in den Bergen, auf einer Wohnstraße gelandet. Ein ungewisses Gefühl beschleicht mich. Moderne Bautafeln zeigen was hier alles geplant ist. Die Häuser sind im alten chinesischen Stil erschaffen. Als wolle man hier ein Touristendorf aufbauen. Vielleicht gibt es in diesen Bergen eine Attraktion von der wir nichts mitbekommen haben? Oder gibt es einen anderen gewichtigen Grund in ein abgelegenes Tal eine Verkaufspromenade zu errichten? „Meinst du wir sind richtig!“, holt mich Tanjas Ruf aus meinen Gedanken. Dann gabelt sich, die seit wenigen Kilometern kaum befahrene Verkehrsader, in zwei einspurige, betonierte Sträßchen. Diesmal biege ich links ab. Wir holpern steil nach oben. „Das kann nicht stimmen!“, antworte ich jetzt Tanja. Wir müssen in den zweiten Gang schalten, um unsere schweren Rösser Meter für Meter weiter zu wuchten. Vor uns wird wieder geheiratet. Wir halten an und fragen nach unserem heutigen Zielort. Alle Anwesenden, die sich neugierig um uns versammeln, schütteln den Kopf. Entweder ist unsere Aussprache so furchtbar oder den Ort gibt es gar nicht. In meinem Smartphone zeige ich auf den chinesisch geschriebenen Namen der Kleinstadt. Sie ist zwar nicht unser heutiges Ziel, liegt aber in unserer Richtung. „Ah, Ningshann“, rufen sie. „Hier geht es nicht weiter“, höre ich erschrocken, da ich mich an keine Abzweigung erinnere, die wir verpassen hätten können. „Wenn wir zu unserem heutigen Ausgangspunkt zurück müssen haben wir uns einen Umweg von 40 km eingehandelt“, sage ich kleinlaut, weil ich mich vor einer Stunde über die gefundene Abkürzung so gefreut habe. Abgesehen davon würde das bedeuten die 100 km Umweg in Kauf nehmen müssen. „Wenn das wirklich so ist wird die Zeit knapp“, meine ich, weil wir Ende des Monats wegen unseres auslaufenden Chinavisums in Chengdu sein wollen, um von dort mit dem Zug nach Vietnam ausreisen müssen. Bis nach Chengdu sind es allerdings noch ca. 800 km. Also, in der uns gegebenen Zeit, eine große Strecke, die keine Umwege zulässt. Nach längerem Hin und Her verstehen wir ca. fünf km zurückfahren zu müssen. Dann sollen wir auf die richtige Straße treffen. Geknickt lasse ich meinen Roadtrain wieder die Steigung nach unten rollen. Tatsächlich stoßen wir nach den angegebenen Kilometern auf die Straße, die ich vorher ignorierte. Sie ist wieder zweispurig und große Verkehrsschilder zeugen davon wieder on Track zu sein. „Yippie!“, rufe ich. Ein 2,7 km langer Tunnel erspart uns eine Passüberquerung. Wir schalten die Lichter an den Rädern ein und gleiten in die dunkle Röhre. Auf der anderen Seite werden wir mit einer ewig langen Talfahrt beschenkt. „Wenn das so weitergeht wird es ein leichter Tag“, geht es mir durch den Kopf. Dann rauschen wir auf etwa 700 Meter Höhe durch die Bergwelt dahin. Tanja weißt auf eine Schotterstraße die rechts abbiegt. Weil auch sie außerhalb der Himmelsrichtung liegt und noch dazu kaum befahrbar aussieht, habe ich sie erneut ignoriert. Wir fragen einen alten Mann, der am Straßenrand sitzt und eine der chinesischen Pfeifen aus längst vergangener Zeit raucht. Lächelnd deutet er auf die Schotterstraße. „Gut gemacht“, lobe ich Tanja und ärgere mich heute zum zweiten Mal eine wichtige Abzweigung vernachlässigt zu haben. Nur ein paar Kilometer weiter führt ein betonierter Weg, der nur von Fahrrädern und Mopeds befahren werden kann, nach links in ein weiteres Bergtal. Obwohl es unmöglich ist, dass er uns zum Ziel führt, stoppe ich, studiere die Karten und frage einen Mopedfahrer der gerade von einer Staubwolke freigegeben wird. Er nickt und deutet auf den Weg. „Ob das stimmt?“, ist sich Tanja unsicher. „Woher soll ich das wissen? Wir scheinen hier in einem Labyrinth von Tälern, Schluchten und schmalen Straßen gelandet zu sein. Vielleicht hätte ich doch den Umweg über die Hauptstraße wählen sollen?“, antworte ich und entdecke nur hundert Meter weiter zwei Bäuerinnen und einen Jungen, die am Straßenrand stehen und auf irgendetwas zu warten scheinen. Auch sie deuten auf den Weg, weshalb wir es wagen ihm zu folgen.

Nach ca. 50 km legen wir eine Pause ein, essen Trockenbananen, Mandeln und stillen unseren Durst mit einem Yoghurttrink, den wir vor kurzem in einem Supermarkt entdeckten. Bisher waren wir mit unseren Rädern in China noch nie so abseits von Land- und großen Verbindungsstraßen unterwegs. Wir sind tatsächlich in, so wie es scheint, verträumten Bergtälern gelandet. Die Luft ist klar und rein. Die Vögel zwitschern und begrüßen den nahenden Frühling. In der Sonne ist es beinahe angenehm. Arme Bauern pflügen ihre Felder noch mit Ochsengespannen. Anscheinend haben wir das Tor zu einer völlig anderen Welt durchschritten. Einem versteckten Winkel von China, in dem der rasende Fortschritt noch keinen Einzug erhalten hat. Wir genießen die absolute Ruhe. Keine Autos, keine Lastwägen und ganz selten mal ein Moped. Welch ein Traum. Wieder zeigt das Land eine Variante die wir in dieser Form nicht erwartet hätten. Nach weiteren 20 km spuckt uns der kleine Weg auf eine breitere Straße aus. Obwohl wir es bedauern unseren Reise nun wieder mit ein paar rollenden Blechhaufen teilen zu müssen, sind wir froh keinen Umweg gefahren zu haben.

Das Tal, durch welches wir nun fahren, ist breit. Alle paar Kilometer führt eine einfache Hängebrücke über den Fluss. Weil die andere Uferseite im Schatten eines hohen Bergrückens liegt, kommen ein paar Dorfbewohner über die wackelige Brücke, um sich auf dieser Seite in die Sonne zu setzen. Wir begrüßen die Menschen, die anfänglich scheu und zurückhaltend sind. Dann setzen wir unsere Fahrt fort.

Es ist bereits 15:00 Uhr. Bis zu unserem Tageziel sind es nur noch 15 Kilometer Luftlinie. Um 15:30 Uhr legt sich ein Bergzug über die Straße, weswegen diese sich plötzlich in Serpentinen nach oben schlängelt. „Hast du uns doch noch einen Pass eingebaut“, sagt Tanja im Scherz, nicht wissend, dass vor uns eine gewaltige Steigung liegt, für die wir fast drei Stunden benötigen werden. Anfänglich beginnt sie recht harmlos. Jedoch nach einigen Biegungen müssen wir unseren Kopf in den Nacken legen, um die sich steil nach oben schlängelnde Straße erkennen zu können. „Das glaube ich nicht“, sage ich verblüfft, als ich erfasse heute tatsächlich noch über die Spitze des Berges zu müssen. „Wie weit noch bis zum Ziel?“, fragt Tanja um 16:00 Uhr. „Noch sieben Kilometer Luftlinie“, antworte ich. Wir legen unseren fünften Akku ein, der nach weiteren acht Kilometer leer gesaugt ist. „Schaffen wir es noch bis zum Ziel?“, fragt Tanja. „Wird knapp“, meine ich als wir den sechsten Akku einlegen müssen und noch immer nicht oben sind. Obwohl wir bereits völlig ausgepumpt sind, schalten wir vom komfortablen Turbo- auf den Sportmodus. Mittlerweile fallen die Temperaturen wieder weit unter null Grad. Weil unsere Kleidung vom Schwitzen durchnässt ist, beginnen wir hier oben zu frieren. Inzwischen halten wir nach einem Platz Ausschau, um unser Zelt aufstellen zu können. „Haben wir genügend Wasser dabei?“, frage ich. Sie schüttelt den Kopf. „Es reicht, um den Durst zu stillen aber für ein heißes Essen wird es knapp“, höre ich. Um uns nicht noch mehr zu beladen kalkulieren wir unseren täglichen Wasserverbrauch jeden Tag von neuem und nehmen nur soviel mit, dass es für einen Tagestrip genügt. Da die heutige Etappe mit nur knapp 90 km kalkuliert war, hätten wir nie damit gerechnet ein Notcamp aufschlagen zu müssen. „Wieso ist es denn so weit?“, fragt Tanja, nachdem unsere Bordcomputer bereits 115 Tageskilometer anzeigen. „Weiß nicht. Kann mir nur vorstellen, dass Google auf den kleinen Passstraßen die Entfernung nicht genau berechnen kann“, antworte ich wegen der Anstrengung heftig schnaufend. Wir halten kurz an und trinken unseren letzten Yoghurttrink. Um Energie zu sparen darf Ajaci schon seit einigen Kilometern neben dem Rad herlaufen. Verkehr gibt es hier keinen. Wir sind seit langem die einzigen auf der Passstraße. Auf 1.400 Meter erreichen wir den höchsten Punkt des Berges. Es beginnt langsam zu dämmern. Die Sonne hat uns ihre wärmenden Strahlen schon lange entzogen. Seit 8 ½ Stunden sind wir bereits unterwegs. „Wie viel Kilometer hast du noch im Akku?“, frage ich Tanja. „Sieben“, antwortet sie. „Laut GPS sind es noch immer acht Kilometer Luftlinie bis zu dem Örtchen Xunyangbazhen. Das können wir schaffen, wenn es in einem Tal liegt“, überlege ich. „Campen ergibt wenig Sinn oder?“, fragt Tanja. „Tja, bei dem Akkustand? Wo sollen wir morgen die Batterien laden? Gibt ja keine Steckdosen hier in der Wildnis. Und für eine Solarladung reicht das bisschen Sonne nicht aus. Also lass uns unser Glück versuchen. Vielleicht schaffen wir es ja doch noch bis zu diesem Kaff“, hoffe ich. Damit uns während der Talfahrt der Chillfaktor nicht zu Eissäulen erstarren lässt, ziehen wir alles an was wir haben. Dann verladen wir Ajaci in den Hänger und lassen unsere E-Bikes in das Tal rauschen. „Pass auf dich auf! Fahr nicht zu schnell!“, warnt Tanja. „Ja, mache ich. Pass du auch auf dich auf!“

Schon nach wenigen Kilometern kühlt uns der Fahrtwind trotz der vielen Kleidung aus. Wieder fällt es schwer mit den gefühllosen Fingern die Bremsen zu ziehen. Links und rechts des Weges tauchen Gewäschhäuser auf. „Ob wir darin Unterschlupf für die Nacht suchen sollten“, geht es mir durch den Kopf. Plötzlich verschwinden die Gewächshäuser wieder und der Berg wirft uns neue Höhenzüge in den Weg. „Ich habe nur noch für drei Kilometer Saft!“, ruft Tanja hinter mir. Weil ich die neuen 500 Watt-Akkus fahre und Tanjas 400 Watt-Akkus in der Regel zwei bis drei Kilometer vor meinen zu Ende sind, besitzen wir noch eine Notreserve von maximal zehn Kilometer für beide Räder. Danach wäre aber unser Energievorrat restlos verbraucht. „Wie weit noch?“, höre ich Tanja fragen. „Luftlinie noch zwei Kilometer. Aber du weißt ja was Luftlinie bedeutet. Das sagt nicht viel über die wirkliche Entfernung aus“, antworte ich als plötzlich das Ortsschild erscheint. „Kann nicht mehr weit sein!“, frohlocke ich. „Gut, mein Akkusstand ist null“, gibt Tanja durch. Dann tauchen ein paar niedrige Hütten und Häuser auf. Ob es hier eine Unterkunft gibt wissen wir nicht. Auch Jane, die im Marketing bei Bosch arbeitet und uns mittlerweile bei der Suche nach einem Nachtquartier unterstützt, konnte in diesem Dorf nichts finden.

In der Dunkelheit sehen wir ein paar Frauen am Straßenrand zu chinesischer Musik tanzen. Ein Sport, der in China fast überall zu jeder Tageszeit betrieben wird. Wir halten an und fragen nach einem Lüguan (Hotel). „Dort vorne“, verstehen wir. Kurz entschlossen unterbricht die Vorturnerin ihren Tanz und begleitet uns zu einem flachen Haus vor dessen Eingang zwei rote Lampions hängen. Ein Mann und ein junges Mädchen treten uns entgegen. „Können wir bei ihnen die Nacht verbringen?“, fragen wir. Sie sehen uns unschlüssig an. „Wir sind sehr müde und müssen uns ausruhen“, sage ich. „I understand“, antwortet das Mädchen in brauchbarem Englisch. „Du sprichst Englisch?“, fragt Tanja verblüfft, weil wir das in so einem abgelegenen Dorf nicht erwartet haben. „Yes“, antwortet sie schüchtern lächelnd. Als wir davon sprechen, dass unsere Räder, Anhänger und der Hund ebenfalls mit hinein müssen, legt sich die Stirn des Mannes in Falten. „Darf ich mir den Raum ansehen?“, fragt Tanja ohne auf das Zögern des Inhabers einzugehen. Fünf Minuten später tritt Tanja wieder auf die Straße. „Ist ein sehr einfaches, winziges Zimmer ohne Heizung“, sagt sie. „Egal, ich würde sogar in einer Garage auf den Boden schlafen. Gibt es drinnen eine Steckdose?“, möchte ich wissen, um sicher zu gehen unsere Akkus laden zu können. „Ja.“ „Gut, dann nichts wie weg von der Straße“, sage ich und beginne mit dem Entladen der Bikes. Mittlerweile haben sich viele Menschen um uns versammelt. Klar, Ausländer haben sie hier noch nicht gesehen. Und noch dazu welche die mit einem weißen, großen Hund und Fahrrädern unterwegs sind. „Can I help you?“, fragt ein etwa zehnjähriger Junge. „Absolutely“, (durchaus) sage ich überrascht, ihm eine Radtasche gebend. Nun helfen alle mit, unsere Ausrüstung in das Gebäude zu tragen. Im kleinen Vorraum wird altes Gerümpel verrutsch, so dass tatsächlich unsere Räder und Anhänger hineinpassen. Auf dem Weg zu unserer Bleibe durchqueren wir einen beheizten Raum, in dem etwa 20 Dorfbewohner lebhaft und lautstark Mah-Jongg spielen. Es ist so zu sagen die Spielhölle des Ortes. Als wir mit unseren Sachen den Raum queren, stellen die Anwesenden ihr Spiel ein und sehen uns verwundert an. Wir erfahren, dass dieses Gasthaus dem Dorflehrer gehört und er der Grund dafür ist warum hier einige Kinder Englisch sprechen.

Nachdem wir Ajaci und die Taschen ins Zimmerchen geschlichtet haben, führen uns die zwei Töchter des Dorflehrers in eine Art Restaurant, auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der einzige Tisch da drinnen ist klebrig und völlig verdreckt. Als der Wirt meinen angewiderten Gesichtzug entdeckt, holt er einen alten Lappen und schmiert die Essensreste weg. Die zwei Englisch sprechenden Töchter des Lehrers weisen ihn an eine neue Plastiktischdecke aufzuziehen. Umgehend ist dies geschehen, so dass wir unsere Arme auf dem Tisch legen können ohne daran festzukleben. Wir sind nach 123 Tageskilometer und 9 ½ Stunden extrem hungrig und bestellen trotz der offensichtlich mangelnden Hygiene ein vegetarisches Nudelgericht. Der korpulente Wirt verschwindet sofort in seiner einfachen Küche und hantiert mit dem Wok. In der Zwischenzeit bietet uns seine Frau einen Platz an einem kleinen Kohleofen an. Wir wärmen unsere aus gefrorenen Hände. Während wir aufs Essen warten, erfahren wir, dass die zwei Töchter des Dorflehrers ca. 1.500 km von hier entfernt Englisch studieren. „Wir kommen immer während der Neujahrsfeiertage nach Hause. Das ist die einzige Zeit im Jahr, in der wir unsere Eltern sehen“, erklären sie. „Oh, dann ist das sicherlich eine sehr glückliche Zeit“, meine ich. „Ja, die beste“, antworten die beiden Studentinnen. Dann serviert uns der Wirt zwei große Teller mit leckeren Eiernudeln und Gemüse. Es schmeckt absolut fabelhaft und das nicht nur weil wir hungrig sind. Nach dem Essen hat ein Dorfbewohner seinen Laptop angebracht. Stolz zeigt er uns die Google-Karte. „Wenn ihr morgen weiterfahrt, müsst ihr aufpassen. Vor euch liegt ein 2.300 Meter hoher Pass. Dort oben liegt Schnee und die Straßen sind gefroren“, warnt er uns. „Kommen wir da mit unseren Fahrrädern überhaupt drüber?“, frage ich besorgt. „Sollte schon gehen. Ihr müsst aber achtgeben“, vernehmen wir. „Und ich dachte wir haben Schnee und Eis hinter uns gelassen“, schnaufe ich mir ernsthafte Sorgen machend ob ich uns mit der Abkürzung über die Berge kein Ei gelegt habe.

Die Temperaturen in unserem Zimmer sind mit einem Eisschrank zu vergleichen und liegen bei ca. minus fünf Grad. Tanja liegt mit ihrem Schlafsack auf einer alten, elektrischen Wärmdecke, die tatsächlich funktioniert. Weil ich aber an der zweiten Steckdose die Vierersteckerleiste angeschlossen habe, um unsere Akkus zu laden, muss ich auf den Luxus verzichten. Um nicht furchtbar zu frieren, stecke ich meinen Sommerschlafsack in den Winterschlafsack und schlüpfe hinein. Erst jetzt wird es mir langsam warm. Um 1:00 Uhr nachts klingelt mein Armcomputer. Ich ziehe die ersten vier vollgeladenen Akkus aus der Steckerleiste und schließe die nächsten vier Stromsammler an. Um 5:00 Uhr morgens lade ich die letzten vier Kraftspeicher, womit wir für den kommenden Tag wieder gerüstet sind und hoffentlich heile über den zugefrorenen Pass kommen…

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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