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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 3

Alles läuft nach Plan

N 23°15’20.2“ E 150°40’03.9“
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    Tag: 263 Etappe Drei / Expeditionstage gesamt 654

    Sonnenaufgang:
    05:37

    Sonnenuntergang:
    18:44

    Luftlinie:
    19,1

    Tageskilometer:
    28

    Gesamtkilometer:
    6950 km

    Temperatur - Tag (Maximum):
    36° Grad, Sonne ca. 55°

    Temperatur - Nacht:
    20°

    Breitengrad:
    23°15’20.2“

    Längengrad:
    150°40’03.9“

Cawarral-Camp — 03.02.2003

Wieder verlassen wir kurz nach drei Uhr unser Zelt. Weil heute keine Polizeieskorte auf uns wartet erlauben wir uns ein Frühstück. Dann packen wir unsere Sachen zusammen und setzen unseren Küstenlauf fort. Die ersten Kilometer geht es durch Nebenstraßen der Stadt Rockhampton. Dann durchqueren wir das Industriegebiet. Es geht an einer großen Fabrik vorbei. Die Menschen ,die mit ihren Autos an uns vorüberfahren, sehen traurig aus. Ihre Gesichter machen auf uns den Eindruck als wären sie in einer Zeitlosigkeit erstarrt. Auch wenn unser Leben anstrengend ist bin ich froh mein Geld nicht mit so einer unendlich harten Arbeit verdienen zu müssen. Oft haben wir in den letzten Wochen, Monaten und Jahren unter den extremen Wetterbedingungen und Geschehnissen gelitten. Vor lauter Anstrengung dachte ich manchmal Blut spucken zu müssen. Doch wenn ich diese Fabrik hier sehe und die armen Menschen, die sie jeden Tag aufsuchen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, möchte ich nicht, um alles in der Welt, mit ihnen tauschen. Wir sind froh das Industrieviertel hinter uns zu lassen und unterqueren eine Brücke. Dann biegen wir in die Rockhampton – Yeppoon Road. Der Verkehr stadtauswärts hält sich in Grenzen aber stadteinwärts ist er beängstigend. Da wir die Stadt verlassen, erweist sich unser Plan, die vierspurige Straße zu dieser Zeit entlang zu laufen, als gut.

Nur an manchen Stellen können wir den Asphaltstreifen für ein paar Kilometer verlassen, ansonsten sind wir gezwungen ihm zu Folgen. Ohne Zwischenfälle biegen wir nach zwei Stunden auf eine kleine Nebenstraße ein die uns zum Küstenort Emu Park führt. Wie gestern auch winken uns entgegen kommende Fahrzeuginsassen zu. Sie rufen Glückwünsche und gratulieren uns. Manchmal halten sie auch an. „Ich habe gerade in der Zeitung von euch gelesen und meinem Mann gesagt, dass wir euch vielleicht begegnen werden. Als ich nach oben sah wart ihr direkt vor uns. Welch ein Zufall. Das ist wunderbar,“ freut sich die Frau. Wir nehmen uns die Zeit ihr ein wenig von unserer Expedition zu erzählen, worauf sie uns den Artikel schenkt. Da wir Zeitungsartikel und Interviews über unsere Reise kaum sehen oder hören freuen wir uns natürlich darüber. Wir bedanken uns und setzen unseren Marsch fort. Nach 28 Laufkilometern erreichen wir um ca. 11:00 Uhr die kleine Siedlung Cawarral. Müde schlagen wir unser Lager am Rande des Sportplatzes auf.

Wir haben gerade unsere Kamele entladen als uns ein Mann aufsucht. „Ich wollte euch nur warnen. Im Falle eines Regens steht das gesamte Gebiet hier bis zu einem Meter unter Wasser. Der Wetterbericht sagt Regen voraus. Es ist sicherer für euch wenn ihr dort oben am Wald euer Lager bezieht.“ Da es mindestens 45 Minuten dauert, um die drei Kamele wieder zu beladen bleiben wir. In wenigen Stunden wird Sharon uns aufsuchen. Sharon will uns frischen Kaffee bringen und für ein paar Stunden die Campwache übernehmen. Auf diese Weise haben wir die Möglichkeit mit ihrem Auto unseren Patienten aufzusuchen und auch das Camp zu verlegen.

Schon kurz nach 14:00 Uhr erscheint die liebenswerte und äußerst hilfsbereite Frau. Wir unterhalten uns eine Weile und trinken den versprochenen gebrühten Kaffee. „Ob es regnen wird?“ ,frage ich sie. „Ich glaube nicht. Es hat schon seit über einem Jahr nicht mehr richtig geregnet. Auf die Wettervorhersagen kann man sich doch kaum verlassen.“ Antwortet sie. „Die Wolken kommen allerdings von Westen. Das kann in der Tat Regen bedeuten. Wir sollten unser Camp nach unserer Rückkehr trotzdem verlegen,“ meine ich. Wenig später sitzen wir in ihrem neuen Geländewagen und fahren in Richtung Paradise Lagoons. Plötzlich öffnen sich die Schleusen des Himmels. Es regnet wie aus Eimern. Die Straße beginnt sofort zu dampfen. „Riechst du das?“ „Ja, man könnte meinen wir sitzen in der Mitte eines Kräutergartens,“ antwortet Tanja. Innerhalb von Minuten ist die trockene Erde unter Wasser. Die ausgedursteten und halbvertrockneten Pflanzen scheinen ihre Poren zu öffnen und den Schauer mit einer Duftwolke zu begrüßen. „Ich glaube wir sollten zurückfahren. Wenn das Wetter über unser Camp zieht sitzt die arme Sharon im Wasser,“ äußere ich mich.

Als wir das Lager wieder erreichen ist von Regen weit und breit nichts zu sehen. Trotzdem evakuieren wir die Sättel und die gesamte Ausrüstung. „Bis in zwei Stunden,“ rufen wir Sharon zu als der Motor des Geländewagens wieder aufheult und durch das dichte Gestrüpp fährt. „Ich bin wirklich gespannt wie es Sebastian geht?“ „Ich auch,“ meint Tanja nachdenklich. „Ehrlich gesagt kann ich es gar nicht erwarten ihn zu sehen,“ antworte ich. Während der Autofahrt steigert sich unsere Nervosität. Wie werden wir es verkraften wenn er im Sterben liegt? Wenn unsere Wasserpumpaktion nichts gebracht hat? War es eine richtige Entscheidung gegen die Empfehlung des Tierarztes die Medikamente abzusetzen? Wenn Sebastian diese Nacht nicht überlebt hat, müssen wir uns dann Vorwürfe machen nicht den ganzen Tag bei ihm verbracht zu haben? Oh Gott, oh Gott, meine Gedanken drehen sich immer schneller im Kreis. Jetzt biegen wir in die Straße die zum Kamelgehege führt. Noch während des Fahrens strecken wir unsere Köpfe. „Kannst du ihn sehen?“ ,frage ich. „Nein.“ Mein Herz schlägt derart, dass ich den Pulsschlag am Hals spüre. Kaum steht der Jeep, springen wir heraus und rennen zu dem Baum unter dem er die letzten zwei Wochen tagsüber gesessen ist. „Er ist nicht da!“ ,sagt Tanja. Unsere Blicke fliegen zum Ende der Einzäunung. Sebastian sitzt. Er sieht uns entgegen und sitzt. Beflügelt eilen wir zu ihm. „Sebastian! Das ist aber eine schöne Überraschung dich nicht liegend anzutreffen,“ freut sich Tanja. „Fantastisch. Ich denke er sieht etwas besser aus.“ „juble ich.“ Sofort schütten wir 10 Liter Regenwasser in einen Eimer, rühren 250 Gramm Elektrolyte hinein und pumpen ihm die Flüssigkeit, wie gestern auch, ins Maul. Sebastian weigert sich, jammert, schließt seine Lippen und spuckt einen kleinen Teil davon wieder aus. Trotz allem schaffen wir es ihm das überlebensnotwendige Elixier einzuflössen. Dann halte ich ihm eine Mohrrübe vor die Nase. Sebastian riecht daran und als er sein Maul öffnet, um sie zu fressen, können wir unseren Augen nicht glauben. „Gib ihm noch eine,“ meint Tanja aufgeregt. „Klar,“ antworte ich und halte ihm eine weitere Karotte vors Maul. Ohne lange herumzumachen frisst er auch diese. Wir sind überglücklich. Insgesamt verdrückt unser Leitkamel fünf Mohrrüben und ebensoviel Scheiben Weißbrot. Erleichtert verlassen wir das Gehege und fahren zu unserem ca.50 Kilometer entfernten Campplatz zurück.

Sharon ist mittlerweile umringt von Menschen die sie mit Fragen bombardieren. „Ach ist das schön euch wieder zu sehen. Seit ihr weg seit kommen und gehen hier die Bewohner der Umgebung, um euch und die Kamele zu sehen. Es tut mir wirklich leid wegen gestern. Jetzt weiß ich wie es ist und warum ihr mir sagtet ich solle keinem von eurer Anwesenheit auf unserem Gelände erzählen. Ich fühle mich richtig schlecht, denn ich hatte einige von unseren Freunden eingeladen. Es ist ganz schön anstrengend immer und immer wieder die gleiche Geschichte zu erzählen. Weiß gar nicht wie ihr das so lange aushaltet?“ ,plaudert sie. Tanja und ich lachen. „Mach dir keine Gedanken. Wir sind das gewohnt. Meist bereitet es uns sogar Freude mit den Menschen zu sprechen,“ antwortet Tanja.

„Hallo, mein Name ist Mike. Schön euch zu sehen. Ich wollte euch morgen filmen wenn ihr am Pazifischen Ozean ankommt. ABC News möchte einen Beitrag über euch bringen. Ist das okay für euch?“ ,fragt der Kameramann. „Aber klar,“ antworte ich. „Wann brecht ihr denn morgen auf?“ „Wir sind um ca. 5:00 Uhr mit dem Laden fertig. Es wäre gut wenn du dann da bist,“ sage ich. „5:00 Uhr? Wau, da muss ich mir mindestens vier Wecker stellen,“ lacht er.

Nachdem Sharon und Mike sich von uns verabschiedet haben kommen noch mehr Menschen aus der Umgebung die uns mit Fragen überhäufen. Einige Kinder wollen Autogramme die wir ihnen gerne geben. Als es dann dunkel wird sind wir wieder alleine. Dunkle Gewitterwolken ziehen auf und verschleiern die Sterne. Wilde Blitze erhellen das schwarze Firmament. Gebannt sitzen wir vor unserem Moskitozelt und bewundern das Naturschauspiel. „Ob es morgen regnen wird?“ ,fragt Tanja leise. „Ist leicht möglich.“ „Mein Gott, es wäre wirklich fantastisch wenn mit unsere Ankunft am Pazifischen Ozean die Trockenheit beendet wird.“ „Da hast du recht. Ein besseres Ende können wir uns für die Kontinentdurchquerung nicht wünschen,“ antworte ich in das grelle Licht eines gleißenden Energiestrahl blickend.

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