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Link zum Tagebuch: TRANS-OST-EXPEDITION - Etappe 1

Fühle mich wie ein Walross

N 46°37'305'' E 019°16'433''
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    Tag: 65

     

    Sonnenaufgang:
    06:34 Uhr

     

    Sonnenuntergang:
    18:34 Uhr

     

    Gesamtkilometer:
    1786,44 Km

     

    Temperatur – Tag (Maximum):
    29 °C

     

    Temperatur – Tag (Minimum):
    16 °C

     

    Temperatur – Nacht:
    12,60 °C

     

    Breitengrad:
    46°37’305“

     

    Längengrad:
    019°16’433“

    Maximale Höhe:
    110 m über dem Meer

Nach einer unruhigen Nacht sitzen wir bei strahlendem Sonnenschein vor unserem Zelt und ruhen uns von den Anstrengungen des gestrigen Tages aus. Eine sehr liebenswerte Camperin begrüßt uns und bringt uns zwei Tassen Capuccino. “zur Stärkung”, lacht sie uns freundlich an. “Oh, das ist aber nett”, bedanken wir uns. “Darf ich ihnen ein Frühstück machen?”, fragt sie. Da Tanja mit ihrem Rapunzelmüsli am glücklichsten ist lehnt sie ab. Ich hingegen nehme das gut gemeinte Angebot an. Es dauert nicht lange als die hilfsbereite Nachbarin mir einen Teller mit bestrichenen Weißbroten kredenzt. Die ersten zwei Scheiben sind mit einer etwa halben Zentimeter dicken Butterschicht bestrichen auf der eine Zugabe von Honig fließt. “Ungarischer Honig”, erklärt sie mir gutmütig lächelnd. Zwei der Weißbrotscheiben sind ebenfalls deftig mit Butter bestrichen auf der sich lückenlos Salamischeiben befinden. “Ungarische Salami”, höre ich ihre Erklärung. Auf den anderen zwei Scheiben ist eine für mich zu gut gemeinte dicke Schicht mit Schweineschmalz geschmiert. “Habe ich selbst gemacht. Alles beim Metzger gekauft und in meiner mobilen Küche ausgekocht”, kommt die Antwort meiner Nachbarin. “Oh das ist aber sehr freundlich”, bedanke ich mich und frage mich wie ich diesen riesigen Teller mit all dem Fett, Speck und Schmalz vertilgen soll ohne dabei krank zu werden. Seit unserer Mongoleidurchquerung mit den Pferden kann ich solch eine Menge Fett nicht mehr vertragen und habe meine Ernährung umgestellt. (Auf Grund der extremen Lage und der Viehzucht ernähren sich die Mongolen hauptsächlich von Fleisch und oft recht fetthaltigen Milchprodukten. Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde und Kamele sind die Lieferanten von Käse, Milch, Sahne und zu Alkohol gegorener Milch.)Ich sehe auf den Teller mit den Gaben greife zu dem Salamibrot und beiße vorsichtig vom Rand ab. Als die Dame wieder zu ihren Wohnmobil geht stelle ich den Teller schuldbewusst auf die Seite. Wie hätte ich ihr erklären sollen, dass ich all das nicht essen kann ohne sie zu beleidigen? Neidisch sehe ich zu Tanja hinüber die mit sichtbaren Wohlbefinden ihr leckeres Müsli löffelt. “Schmeckts?”, frage ich. “Hm, sehr gut”, antwortet sie und kriegt sich fast nicht mehr ein vor Lachen.

Um den Tag langsam angehen zu lassen begebe ich mich erstmal in das Thermalbad. In den heißen, fast dunkelbraunem Wasser liegen und sitzen überwiegend ältere Menschen. Ich lasse meinen Körper in das 40° Grad warme Becken gleiten und lege mich neben einem Herrn, der hier schon seit 15 Jahren herkommt. “Für was ist denn das Wasser gut?”, möchte ich wissen. “Ach, ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht genau. Aber es tut gut und soll die Durchblutung anregen. Warmes Wasser ist doch immer gut für den Menschen und hier kann man mal richtig lange drin bleiben.” “Wie lange bleiben sie denn in so einem Becken?” “Ich halte es hier lange aus. Also meisten bleibe ich zwei bis drei Stunden.” “Zwei bis drei Stunde? Das ist ja ewig. Da löst sich doch der Körper auf?”, antworte ich erstaunt. “Ach nö, meiner nicht. Die Ärzte sagen zwar man soll nur maximal 20 Minuten im Wasser bleiben aber viele machen es länger. Ich glaube das sollte jeder selber wissen.” “Wie ist es denn hier mit der Hygiene?”, frage ich wissbegierig. “Das Wasser wird jeden Tag abgelassen und der Bademeister reinigt das Becken mit einer Art Säure. Ich glaube schon, dass es sauber ist. Früher war das aber anders. Da waren hier viele Sinti. Damals konnte man schon des Öfteren beobachten wie sie sich gegenseitig die Pickel ausgedrückt haben.” “Iiih, ist ja ekelhaft”, graust es mich. “Na ja. Wieso? Sehen sie sich doch mal um. Glauben sie die Menschen hier gehen alle auf die Toilette wenn sie müssen? Manche bleiben wie ich für Stunden im Wasser und ich sehe keinen von ihnen das Becken verlassen. Sie wissen doch, Wasser treibt.” “Dann ist es also doch unhygienisch?” “Nö, ich glaube, dass das salzige und mineralienhaltige Wasser die meisten Keime abtötet. Wobei ich mir da nicht sicher bin. Bei uns in Deutschland wird das Wasser in den Thermalbädern allerdings oft zusätzlich gechlort”, erklärt er mir und ich weiß nicht ob ich mich noch wohl fühlen soll. Mein Blick gleitet über die Wasseroberfläche und ich komme mir selbst wie ein Walross vor der sich in den heißen Fluten suhlt. Obwohl sich bei mir einige Fragen aufwerfen kann ich aber nicht leugnen, meine Muskulatur entspannt sich zusehends. Man muss seinen Kopf ja nicht unters Wasser tauchen, beruhige ich mich und verweile noch eine weitere ¼ Stunde. Dann begebe ich mich zur Massage. Schon lange wollte ich meinen geplagten Körper wieder einmal kräftig durchkneten lassen. Hier in dem Thermalbad von Kiskörös wird auch eine medizinische Massage angeboten die nebenbei auch noch erschwinglich ist. Relaxt  aber müde beginne ich erst am Nachmittag mit meinen Aufzeichnungen. Einige der freundlichen Camper sprechen uns immer wieder an woher wir kommen und wohin wir gehen. Obwohl ich meine Arbeit immer wieder unterbrechen muss, erleben wir einen wunderschönen, erholsamen Tag.

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