Erklärung der grossen Reise
Nach einem längeren Aufenthalt in Deutschland und einer für uns ewig erscheinenden Vorbereitung soll unsere große Reise endlich wieder weiter gehen. Bevor ich aber von unseren neuen Erlebnissen berichte möchte ich für die Leser die vorher noch nicht von unserem Lebensprojekt gehört haben ein paar Erklärungen abgeben.
30 Jahre wollen wir auf dem Land und Seeweg von Deutschland bis nach Südamerika reisen und zwar mit Landesüblichen Verkehrsmitteln. Wenn Tanja und ich von 30 Jahren sprechen meinen wir damit, dass wir diese Zeit auch unterwegs sein wollen. Wir rechnen also nicht die Zwischenaufenthalte in Deutschland dazu. In den letzten 14 Jahren waren wir oftmals bis zu zwei Jahre am Stück unterwegs. Spätestens dann aber müssen wir wieder nach Deutschland zurück, um mit Sponsoren, den Medien und vor allem unserer Familie Kontakt aufzunehmen. Wenn wir die sozialen Kontakte, die Finanzierung und alles weitere geklärt haben fliegen wir dorthin zurück wo wir unser Lebensprojekt unterbrachen und setzen die Expeditionsreise dann fort. So entsteht im Laufe der Jahrzehnte die längste dokumentierte Expedition der Geschichte. Durch die wichtigen Zwischenaufenthalte in Deutschland wird die 30 jährige Expedition, die unter dem Namen “Die große Reise” bekannt wurde, entschieden länger als 30 Jahre dauern und somit die Energie unseres gesamten Lebens beanspruchen.
Gleich hier muss ich erwähnen, dass wir heute nicht wissen ob wir unseren Traum, die längste dokumentierte Expedition der Geschichte, auch verwirklichen können. Viele Kriterien spielen da mit hinein. Wichtige Vorraussetzung ist natürlich das Tanja und ich unsere gemeinsamen Interessen bewahren und über die Jahrzehnte hinweg beide das gleiche Ziel verfolgen. Wichtig ist auch die Gesundheit die uns nicht im Stich lassen darf. Oder Unfälle, Überfälle, Naturkatastrophen oder was es sonst an Unwägbarkeiten gibt überstehen. Natürlich dürfen wir auch nicht die Lust, die Energie, den Willen, die Kraft und unsere Zuversicht verlieren. Ganz nebenbei muss immer die Finanzierung passen wobei die wirtschaftlichen Verhältnisse unseres Landes eine nicht untergeordnete Rolle spielen. Alles im allem wissen wir heuten nicht was uns das Schicksal morgen offeriert. Doch eines wissen wir. Bis heute, also schon seit 14 Jahren, haben wir unsere Lust an der großen Reise, am Entdecken, Forschen und vor allem die Liebe zu den Völkern und der Mutter Erde nicht verloren. Ungebremst und vielleicht mehr denn je suchen wir das für uns Unbekannte, um vielleicht jeden Tag mehr und mehr ein Teil zu werden von allem was ist.
Häufig werden wir gefragt ob es uns dann schwer fällt wieder in unserem Heimatland zu leben. Ehrlich gesagt kommen wir immer wieder gerne nach Hause. Wir mussten feststellen, dass zu lange Abwesenheit zu Verständigungsproblemen mit unserer eigenen Kultur führen. Nicht die Sprache ist es, sondern die veränderte Denkweise. Es ist uns aber ein Anliegen nicht den Kontakt zu unserem Kulturkreis zu verlieren, wollen wir doch Brücken der gegenseitigen Akzeptanz und Toleranz zwischen fremden Völkern und unserem Land bauen.
Seit 1991 sind wir jetzt schon auf unserer großen Reise unterwegs und haben in ca. 260.000 Reisekilometern ohne Flüge geradezu unendlich viel erlebt. Einen Auszug daraus beschreiben wir in unserer Webseite. Vor allem über unsere letzte Expedition “7.000 Kilometer zu Fuß und mit Kamelen durch Australien” ist unter der Rubrik Tagebücher ausführlich geschrieben. Mittlerweile besuchen bis zu 12.000 Leser im Monat unsere Seite. Die seit Jahren steigenden Zahlen der Menschen die an unserem Lebensprojekt Interesse zeigen sind auch Gründe für uns weiterzumachen. Vor allem aber fühlen wir uns durch die Menschen die auf diese Weise mit uns reisen nie alleine.
In den letzten 20 Monaten haben wir uns in Deutschland neu orientieren. Es galt neue Sponsorpartner zu gewinnen, eine Show unserer Red-Earth-Expedition auf die Beine zu stellen, neue Technik zu erwerben, die neue Webseite ins Leben zu rufen, eines unserer Bücher neu aufzulegen, eine Musik CD zu veröffentlichen und neben vielen anderen Dingen die TRANS–OST–EXPEDITION vorzubereiten.
Mit Spannung, Neugier und Erwartung tauschen wir das erste Mal in unserem Leben die uns vertrauten Pferdesättel, Kamelsättel oder die Hauda, also den Lastensattel eines Elefanten, mit dem Fahrradsattel. Für viele ist das Fahrradfahren nichts Besonderes, doch für uns ist es eine große Herausforderung. Als Jugendlicher bin ich das letzte Mal Rad gefahren und jetzt wollen wir gleich 20.000 Kilometer auf dem Drahtesel zurücklegen. Als absolute Quereinsteiger ist das Thema Radfahren für uns etwas völlig Neues. Vor allem galt es wären der Vorbereitung alles was wir vorher auf Kamelen geladen hatten in die Satteltaschen der Räder und einem Radanhänger zu verladen. Da wir in Sibirien, vor allem aber in der Mongolei, damit rechnen für Wochen keinen Lebensmittelnachschub zu bekommen, werden wir bis zu 25 Kilogramm Nahrung auf Tanjas Anhänger laden. Mein Anhänger ist für die nötige Technik der Live-Berichterstattung ausgelastet. Mit Batterie, Solarpaddel, Laptop, Satellitentelefon, den wichtigen Kabeln, Speicherchips, CDs und anderen Kleinigkeiten bringt er ca. 40 Kilogramm auf die Waage. Nach dem Wiegen der Satteltaschen und den Rädern trifft uns fast der Schlag. Mein Fahrrad wiegt mit Hänger ca. 105 Kilogramm, Tanjas Rad ca. 88 Kilogramm. Also ein ungeheures Gewicht. Jeder Fahrradprofi mit dem wir bisher gesprochen haben schlug die Hände über dem Kopf zusammen. “Mit diesem Gewicht möchte ich nicht für viel Geld unterwegs sein”, hören wir öfter. Oder: “Wisst ihr überhaupt was ihr da vorhabt? In Russland gibt es oftmals keine Asphaltstraßen. Eure Räder werden mit dem Gewicht im Matsch versinken. Ihr werdet schon nach den ersten Tagen alles Überflüssige nach Hause schicken.” “Wir haben aber nichts Überflüssiges dabei”, antwortete ich. “Ihr werdet schon sehen. Damit kommt ihr nicht den kleinsten Berg hinauf”, warnen uns viele Stimmen. Wenn wir über unser Abenteuer berichten wollen haben wir leider keine andere Chance. Die Technik alleine, inklusive Kameras wiegt ca. 40 Kilogramm. Ohne Technik können wir unsere Sponsoren nicht befriedigen, keine Diashows halten, keine Bücher schreiben und keine Live-Berichterstattung durchführen.
Gerne würden wir nur mit geringem Gewicht reisen. Es würde vieles erleichtern. Auf der anderen Seite aber ist gerade die Dokumentation unserer Abenteuer eine reizvolle Aufgabe und eine echte Herausforderung der wir uns schon seit Jahren stellen. Wir werden sehen wie weit wir mit dem Gewicht kommen und was wir gerade durch diese Form des Reisens erleben werden.