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E-Bike-Expedition Teil 4 Vietnam - Online Tagebuch 2016-2017

103 Tageskilometer und 2.218 Höhenmeter

N 14°35’32.5’’ E 108°17’06.3’’
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    Datum:
    08.02.2017 bis 09.02.2017

    Tag: 589 – 590

    Land:
    Vietnam

    Provinz:
    Kon Tum

    Ort:
    Mang Deng

    Breitengrad N:
    14°35’32.5’’

    Längengrad E:
    108°17’06.3’’

    Tageskilometer:
    103 km

    Gesamtkilometer:
    21.941 km

    Luftlinie:
    52 km

    Durchschnitts Geschwindigkeit:
    15.6 km/h

    Maximale Geschwindigkeit:
    44 km/h

    Fahrzeit:
    6:37 Std.

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt / Schotterpiste

    Maximale Höhe:
    1.300 m

    Gesamthöhenmeter:
    61.786 m

    Höhenmeter für den Tag:
    2.218 m

    Sonnenaufgang:
    06:13 Uhr

    Sonnenuntergang:
    17:48 Uhr

    Temperatur Tag max:
    25°C

    Aufbruch:
    07:45 Uhr

    Ankunftszeit:
    18:00 Uhr

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Die Missmutige Motelinhaberin zeigt am Morgen wieder ihr wahres Gesicht. Sie möchte plötzlich 30.000 Dong mehr als gestern vereinbart. „Warum?“, fragt Tanja. „Ihr Hund“, ist ihre Antwort. „Unser Hund? Warum sollen wir denn plötzlich für ihn bezahlen?“, erwidert Tanja. „Wenn sie mir nicht 30.000 Dong mehr geben behalte ich ihre Pässe“, droht sie. „Sie bekommt keinen einzigen zusätzlichen Dong“, sage ich unsere Räder weiter beladend. Die Frau schickt nun einen der wenigen Gäste zu uns der in schlechtem Englisch versucht den Standpunkt der Inhaberin zu erklären. „Sagen sie der Dame, dass sie nicht einfach im Nachhinein die Preise erhöhen kann. Und sagen sie ihr bitte, sie soll uns umgehend unsere Pässe wiedergeben“, antwortet Tanja freundlich aber bestimmt. 10 Minuten später erhalten wir unsere wichtigen Dokumente und zahlen den gestern vereinbarten Übernachtungspreis. Zum Glück gehören in Vietnam solch unfaire Abzockversuche zur absoluten Seltenheit. Im Regelfall sind die Menschen ehrlich aber Ausnahmen gibt es leider immer wieder.

Bei bestem Wetter lassen wir den kleinen Gebirgsort und den Ärger mit der unehrlichen Motelbesitzerin hinter uns. Wir queren eine Brücke. Ein völlig nackter Mann kommt uns entgegen. Ein paar Polizisten halten ihn auf, um mit ihm zu sprechen. Bei den morgendlichen angenehmen Temperaturen gleiten wir über den Asphaltstreifen der alle paar hundert Meter von einem Löcherteppich unterbrochen wird. Bauern ernten Zuckerrohr. Trotz der harten Arbeit rufen sie uns freundlich zu. „Lass uns dort eine phở (Suppe) essen!“, rufe ich und ziehe die Bremsen. Die Köchin der Straßenbude weist uns einen Platz an einem der Plastiktische. „Sieht sauber aus“, freut sich Tanja, weil viele der kleinen Suppenrestaurants oftmals recht schmutzig sind. Zumeist liegt es daran, dass die Vietnamesen ein anderes Verhältnis zu sauber besitzen. Wenn der Tisch mit Essenresten des Vorgängers verklebt, und der Fußboden mit Dosen und Speiseresten übersät ist, kommt die Wirtin mit einem alten Lappen daher und reibt die ganze Sauerei weg. Danach ist das Grobe zwar vom Tisch, aber wenn man sich mit den Ellebogen darauf abstützt, kann es durchaus geschehen das Fett und Soßenreste am Ärmel hängen. Wie auch immer, hier ist es blitzsauber und die Wirtin spült den Lappen nach ihrer Reinigungsaktion sogar unter fließendem Wasser. Hãy súp gà (Bitte eine Hühnersuppe) versuche ich mein Vietnamesisch. Die Wirtin schüttelt den Kopf. Wir verstehen, dass es nur phở bò (Rindersuppe) gibt. Egal, dann eben Rindersuppe. Das Fleisch glauben wir sowieso immer heraus und geben es Ajaci. Eigentlich würde ich morgens gerne etwas anderes zu mir nehmen, aber in Vietnam gehört die phở bò (Rindersuppe) und phở gà (Hühnersuppe) zum Leben wie die Luft zum atmen. Suppen werden in diesem Land rund um die Uhr an allen Ecken und Enden angeboten. Überall schmeckt sie ein wenig anders. Im Regelfall recht lecker. Der einzige ernsthafte Nachteil ist aber, dass hier kaum jemand ohne Geschmacksverstärker kochen kann. Sobald man den Köchinnen und Köchen sagt: Xin vui lòng không làm tăng hương vị (Bitte ohne Geschmacksverstärker), sehen uns die Meisten ungläubig an. Nicht selten serviert man uns dann eine völlig geschmacklose Brühe. Für solche Fälle führen wir unser eigenes Salz mit, um der Suppe zumindest etwas Würze zu verpassen. Die Wirtin hier überrascht uns. Sie erklärt grundsätzlich ohne Geschmacksverstärker zu kochen da sie auf das Zeug allergisch reagiert. Das heißt, Kopfschmerzen und Schwellungen im Gesicht bekommt. „Lecker“, lobe ich zufrieden, diesmal meinen Hunger ohne Bedenken stillen zu können.

Mit vollem Magen steigen wir auf unsere Rösser, um dem angehenden Tag entgegen zu radeln. Nach etwa acht Kilometer höre ich ein lautes „Stoooopp!“ „Was ist denn?“, frage ich fast ein wenig ärgerlich, weil ich gerade so richtig schön in Swing gekommen bin. „Die Fahnestange!“ „Was?“ „Die Fahnenstange ist weg.“ „Ach nö. Das kann doch nicht wahr sein. Die habe ich bei der Missmutigen vergessen“, antworte ich. Wir beraten für einige Augenblicke was wir tun sollen. „Wir entladen mein Rad und ich düse schnell zurück, um sie zu holen“, schlage ich vor. „Ne, ich lass dich nicht alleine zurückfahren. Zum Schluss springst du mir wieder von einer Bambusbrücke“, lehnt Tanja meine Vorschlag ab. „Es gab auf dieser Strecke gar keine Bambusbrücke“, antworte ich wieder lachend, denke aber mit Schrecken an meinen Unfall, als ich mir in Mai Chau beim Sturz von der Bambusbrücke die Schulter gebrochen hatte. „Okay, dann fahren wir gemeinsam zurück“, gebe ich nach.

Wieder im Städtchen Ba To parke ich meinen Roadtrain vor dem Motel und eile hinein. Hoffentlich ist sie noch da, denke ich, da der Missmutigen zuzutrauen ist, das Ding weggeworfen zu haben oder aus Rache, weil wir die extra geforderten 30.000 Dong nicht bezahlt haben, nicht mehr rausrückt. Im weiträumigen Parterre des Motels ist kein Mensch zu sehen. Ich eile zu dem Ort an dem ich vor etwa einer Stunde die Räder beladen hatte und siehe da, die Fahnenstange lehnt noch an der Wand an die ich sie heute Morgen hingestellt habe. Schnell schnappe ich sie mir, laufe nach draußen, und halte sie wie eine Trophäe über dem Kopf. Tanja grinst. Ich stecke die Stange, an der alle Fahnen der mit dem Bike bereisten Länder hängen, wieder in die dafür vorgesehene Halterung. Dabei geht es nicht nur um eine schöne Erinnerung an all die Länder und Erlebnisse, sondern auch darum, dass die bunten, im Fahrtwind hin und herschwankenden Fähnchen, die Autofahrer auf uns aufmerksam machen.

24 km später passieren wir freudig winkend den Suppenladen. Nach 30 km geht es plötzlich bergauf. „Denke ab jetzt ist der Spaß mit der langen Talfahrt vorbei“, stelle ich während einer kurzen Verschnaufpause fest. „Du meinst jetzt geht es tatsächlich über diese Berge?“, fragt Tanja auf den Gebirgszug vor uns deutend. „Ja.“ Zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht was da für eine fette Barriere vor uns liegt. Zum Glück. Die Sonne brennt ungebremst vom Firmament. Obwohl das Thermometer im Schatten nur 25 Grad anzeigt und unsere Antriebe hervorragend funktionieren, beginnen wir zu schwitzen. Wir nehmen eine Serpentine nach der anderen. Auf dem Display des GPS ist die Zahl 500 zu erkennen. Das bedeutet, bereits 450 Meter nach oben geklettert zu sein. Lächerlich, denke ich und lasse meine Beine kreisen. Unaufhörlich und immer weiter. „Ajaci hat Durst!“, ruft Tanja als wir an einem winzigen Wasserfall vorbeihecheln. Wir halten an. Ich fülle die Trinkflaschen und lasse Ajaci das frische Gebirgswasser saufen. Um mich ein wenig abzukühlen halte ich meinen Kopf unter das kühlende Nass. Mopefahrer düsen an uns vorüber. Ob es noch sehr weit bis zur Passhöhe ist? „Ajaci in die Box“, befehle ich, worauf er wie ein geölter Blitz in seinen Anhänger springt und sich unter freudigem Gequietsche von Tanja festgurten lässt. „Wenn es noch weiter nach oben geht lasse ich ihn mal wieder laufen“, überlege ich. „Wie hoch wird es wohl raufgehen?“, möchte Tanja wissen. „Na 1.000 Meter bestimmt.“ „Und wie viel haben wir schon geschafft?“ „Das GPS zeigt jetzt 650 Höhenmeter. Auf geht’s“, sage ich.

Stunde um Stunde treten wir weiter. Stoisch wie ein Ochse der den Mahlstein dreht lassen wir die Räder nach oben rollen. Mittlerweile haben wir 1.100 Meter erreicht. Spätestens alle 9 km ist ein Akku leer. „Wie viel volle Akkus besitzen wir noch?“, frage ich, weil ich mit meiner Rechnung durcheinandergekommen bin. „Noch zwei.“ „Wenn es weiter so bergauf geht wird’s wieder einmal knapp“, antworte ich mich an die endlosen Gebirgsfahrten in China erinnernd, bei denen es am Ende des Tages mit unserem Energievorrat nicht nur einmal sehr knapp wurde. Die Landschaft um uns herum ist erhaben. Wie ein Adler, glauben wir das eine oder andere Mal, wenn die Piste nahe an den Abgrund vorbeiführt, über dem weiten Land zu fliegen. Ein Viehhirte sitzt am Straßenrand und beaufsichtigt seine Wasserbüffel die in einem Tümpel ein kühlendes Bad nehmen. Mit offenem Lachen blickt er uns entgegen und staunt über unsere schwer beladenen Räder, vor allem aber über Ajaci, der mich laut quietschend auffordert einen Zahn zuzulegen. Bequem im Hänger sitzen aber immer eine große Klappe. Wir passieren abgelegene Gebirgsdörfer. „Hello! Hello! Hello!“, rufen die Kinder unentwegt. Den Begrüßungsruf vernehmen wir derart oft, dass wir nicht mehr die Kraft besitzen ihn immer zu erwidern. Manchmal hebe ich nur noch kurz die Hand. Manchmal blicke ich auf den Boden und konzentriere mich darauf meinen Kräftehaushalt zu managen.

Indes ist es später Nachmittag. Wir legen Akku Nummer sechs ein. „Der Letzte“, stelle ich fest. „Wie weit ist es noch bis zur Unterkunft?“, möchte Tanja wissen. „25 km. Aber ob wir dort bleiben dürfen ist nicht sicher.“ „Wenn uns vorher der Saft ausgeht sehen wir alt aus.“ „Ja, dann müssen wir uns mit dem Zelt irgendwo verstecken und morgen Früh muss einer von uns mit ein paar leeren Akkus und Ladegeräten losziehen und in einem Dorf eine Steckdose suchen.“ „25 km schaffen wir bei den ständigen Steigung mit einem Akku nie“, ist sich Tanja sicher. „Stimmt. Aber wir besitzen noch meine 500 Watt- Akkus. Die sind alle noch nicht ganz leer. Das heißt, wenn wir jetzt auf einen niedrigen Energiemodus schalten, sparen wir Strom. Wenn dann deine 400 Watt-Akkus alle platt sind besitzen wir noch meine sechs 500-Watt Akkus mit Restenergie. Die bringen uns sicherlich noch mal 10 bis 15 km weit. Das dürfte klappen. Können echt froh sein gestern nicht weitergefahren zu sein. Das wäre ernsthaft schief gelaufen“, meine ich.

Bei 1.200 Höhenmetern sind wir uns sicher den höchsten Punkt des Passes erreicht zu haben. In einem Dorf legen wir neben einem Krämerladen eine Pause ein. Wir versorgen uns mit frischem Wasser, trinken gierig ein paar Sojamilchpackungen und essen dazu gesüßte Erdnüsse. Das war alles was wir in dem Laden erstehen konnten. Ajaci döst neben uns und wird von einer Kinderschah beobachtet. Ein großer weißer Hund wurde hier noch nie gesichtet und ist die Attraktion schlechthin. „Mann, mir tun alle Knochen weh“, sage ich müde. „Frag mich mal“, antwortet Tanja sich ächzend erhebend, um ihre Radhandschuhe wieder anziehend.

Tatsächlich geht es jetzt bergab. Nicht zum ersten Mal am heutigen Tag. Der Grund warum ich mich erst dann freue wenn es wirklich für längere Zeit nach unten geht. Oh nein, hinter einer langgezogenen Kurve zieht sich die Straße erneut nach oben. Meine Oberschenkel stampfen wie eine Dampfmaschine. Hauen rein, um den Boschmotor zu unterstützen und soviel wie möglich Energie zu sparen. Ich sehne mich nach einem kalten Bier. Oder vielleicht auch zwei oder drei kalte Biere. Es gibt nur wenig Schöneres als nach einem langen, anstrengenden Tag den Radlerdurst mit einem Bier zu stillen. Mann habe ich Hunger. Mein Magen sendet unmissverständliche Signale. Wer hätte gedacht hier in Südvietnam noch mal auf solch heftige Berge zu treffen? Die Sonne neigt sich immer tiefer. Das frische Grün der saftigen Reisfelder glüht golden im abendlichen Schein. Wie geil es ist so frei zu sein. Auf den Berghängen ragen verkohlte Baumstämme ihre schwarzen Stümpfe in den blauen Himmel. Obwohl die Wälder meines Wissens eigentlich geschützt sind wird hier noch immer Brandrodung betrieben. Wegen der Höhe und der schwächer werdenden Sonnenstrahlen nehmen die Temperaturen stetig ab. „Welche Reichweite zeigt dein Akku noch?“, frage ich und glaube mit dieser Frage einem Déjà-vu Erlebnis aufgelaufen zu sein. Oder? Gehört diese Frage zu einer Gedächtnisstörung? Nein, gehört sie nicht. Während unserer langen E-Bikereise hatte ich sie schon oft gestellt. „Noch acht Kilometer!“ „Bis Ziel sind es noch 15 km“, antworte ich. „Hast du auf Tourmodus umgestellt?“ „Klar, gleich nachdem wir den sechsten und letzen Akku eingelegt hatten.“ Es geht weiter bergauf. Wir sind mittlerweile auf ca. 1.300 Höhenmeter. Da die Bergrücken um uns herum kaum höher sind, dürften wir definitiv endlich oben sein. Nur geht es immer wieder bergab, so dass wir immer wieder und immer wieder nach oben strampeln müssen. „Schau mal! Siehst du das Langhaus dort drüben?“, frage ich Tanja auf ein riesiges, mit Stroh gedecktes, traditionelles Haus deutend. „Hammer!“, antwortet sie. „Das Haus gehört bestimmt zu den Mnong, eine ethnische Minderheit die in dieser Region lebt“, sage ich mich daran erinnernd was ich kürzlich gelesen hatte.

Bei der nächsten Talfahrt reagiert plötzlich meine Vorderbremse nicht mehr richtig. Misst, die Bremsbeläge sind runter, geht es mir durch den Kopf. Eigentlich müsste ich sofort anhalten, um sie zu erneuern. Ich hadere mit mir weil die Dämmerung bereits eingesetzt hat und ich mit dem niedrigen Akkustand nicht in die Nacht kommen möchte. Ein Grund warum ich den wichtigen Bremsbelägetausch hinauszögere. Nun hauptsächlich mit Hinterradbremse nach unten fahrend, bete ich endlich an unserem vermeintlichen Ziel anzukommen. Aber wer weiß ob es in der kleinen Ortschaft, die ich gestern Abend auf Google Maps entdeckte, auch wirklich eine Unterkunft gibt? Und wenn ja, ob sie uns mit Hund nehmen? 95 km zeigt mein Tacho. Noch ca. acht km bis zum Bergdorf. „Mein Akku ist leer!“, erschreckt mich Tanjas Ruf. Ich bremse. Weil nun alle ihre sechs 400-Watt-Akkus leer sind setzen wir einen meiner 500-Watt-Akkus ein der noch für ca. 5 km Energie besitzt. Weiter geht es. Mittlerweile wieder nach oben. 100 km offenbart der Bordcomputer 20 Minuten später. Erneut tauschen wir Tanjas Akku mit einem meiner 500-Watt-Akkus. „Wir sind bald da!“, rufe ich die ersten Häuser sehend. Die Sonne ist bereist untergegangen als wir die Häuser links und rechts des Weges liegen lassen. Mit fast leeren Akkus erreichen wir nach 103 Tageskilometern und sage und schreibe 2.218 überwundenen Höhenmetern ein Khách Sạn (Hotel). Ein paar Hunde springen bellend und schwanzwedelnd herum. Ein gutes Zeichen. Du bist dran“, sage ich zu Tanja, weil sie es ist die nach der Ankunft an einer Bleibe meistens nachfragt ob wir mit unserem gesamten Gerödel und Ajaci einchecken dürfen. Hoffentlich schicken sie und nicht weg. Müde stehe ich neben dem Rad und gebe schon mal die Koordinaten des aktuellen Standortes ins GPS ein. Mittlerweile ist es wegen der 1.300 Meter Höhe und der Dunkelheit richtig frisch geworden. „Sind drin!“, kommt Tanja freudig rufend nur Minuten später auf mich zu. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Wo hätten wir zu dieser Zeit noch hinsollen? Vor allem wie, da unsere Akkus nahezu aufgebraucht sind. Während ich wie immer die Räder ablade, sie in einem sicheren Raum verstaue und absperre, trägt Tanja wie immer die Ausrüstung ins Haus. Kaum springt Ajaci über die Stufen in die Herberge beginnt die Verwirrung. „Ihr Hund darf aber nicht mit ins Zimmer. Der ist viel zu groß“, meint das Mädchen am Empfang. „Aber das hatten wir doch vor 20 Minuten vereinbart. Wo sollen wir denn jetzt noch hin? Bitte rufen sie ihren Manager an und fragen noch mal nach“, sage ich. Nach bangen Warten bekommen wir grünes Licht. Aber das Zimmer, welches ich ihnen vorhin gezeigt habe, darf ich ihnen nicht mehr geben“, sagt das Mädchen und zeigt mir eine muffige Kammer direkt über dem Restaurant. Weil in dem fensterlosen Restaurant gerade eine Gruppe am Feiern ist und jeder Laut direkt in das kleine Zimmerchen hämmert, beschwere ich mich: „Hier können wir nicht bleiben. Zu klein, zu muffig und viel zu laut.“ „Na gut, dann gebe ich ihnen den Schlüssel zu dem großen Zimmer auf der anderen Seite. Kostet 300.000 Dong“, (12,37 €) vernehme ich. Warum sie das plötzlich entscheiden kann, ohne ihren Manager anzurufen, ist mir ein Rätsel. Egal, man muss nicht alles wissen.

Nach weiteren 20 Minuten ist alles ins Hinterhaus im ersten Stock untergebracht. Unsere Körper fühlen sich indes an als hätte man sie gefoltert. Es kostet uns Mühe die Stufen ins zugige Restaurant herunter zu steigen. Als wir uns etwas zu essen bestellen wollen erfahren wir, dass es nichts mehr gibt. Obwohl erst 19:00 Uhr sind wir zu spät dran. Die Gruppe, die unter dem Zimmer, welches wir hätten beziehen sollen, noch immer feiert, sitzt an einem mit Mahlzeiten überladenen Tisch. Hungrig und fast ein wenig gierig blicke ich zu ihnen hinüber. „Die lassen die besten Speisen stehen und wir sind hier fast am verhungern. Das kann doch nicht sein“, meine ich, gebe mir einen Ruck und suche die Küche auf. Die Köchin sieht mich mit großen Augen an als ich eigenmächtig den Kühlschrank öffne. Ich deute auf rohe Eier, Tofu und Tomaten und bitte sie innig uns daraus etwas zuzubereiten. Wir sind gerettet denn sie nickt mit dem Kopf. Diesmal bin ich es, der mit erhobenen Daumen wieder ins zugige und unangenehm kalte Restaurant läuft. „Sie macht uns was“, freue ich mich. „Puhh, Gott sei Dank. Ich bin hungrig wie eine Löwin“, meint Tanja schmunzelnd.

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