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RED EARTH EXPEDITION - Etappe 2

800 Kilometer Umweg?

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    Temperatur - Tag (Maximum):
    ca. 30 Grad

Anna Plains Station — 12.05.2001

Am Nachmittag führe ich einige wichtige Telefonate. Es geht darum wie und wo wir in den nächsten 7 bis 8 Monaten unseren Nahrungsnachschub in die Wüste bekommen und auf welcher Farm wir unseren nächsten Zwischenstop einlegen dürfen. Anfänglich dachten wir darüber nach ob uns Ken Rieck, der Manager von Limestone Station, etwas in die Wüste fliegen kann. Doch alleine die Treibstoffkosten sind dafür recht hoch. Auch ist uns unklar wo Ken mitten im Busch landen kann und wie er dort seine Maschine wieder voll tanken wird. Schnell haben wir diesen Gedanken verworfen, denn die Organisationsarbeit für solch eine Aktion ist schon am Anfang sehr aufwendig. Dann hörten wir von Collin, dass eine Ölgesellschaft, die da draußen mitten im Busch arbeitet, zu mindest in den ersten 600 Kilometern den Nachschub für die darauf folgenden 1000 Kilometer liefern könnte. Leider wissen wir bis heute noch nicht ob diese Firma ihre Arbeit wieder aufnehmen wird. Angeblich gibt es irgendwo in dieser Richtung einen riesigen Inlandsee der jedes Durchkommen verhindert.

Nachdem ich mit meinen Nachforschungen kaum weiterkomme, entschließe ich mich Karl von der Kunawarritji Aborigine Gemeinschaft anzurufen. Wir haben seine Telefonnummer vom den Inhabern des Pardoo Roadhouse bekommen. Etwas nervös wähle ich die Nummer, denn er ist im Augenblick unsere letzte Hoffnung Nahrung in das Outback zu transportieren. Endlich hebt jemand den Hörer ab: „Kunawarritji,“ meldet sich eine männliche Stimme. In einem kurzen Gespräch stelle ich uns vor und frage dann den freundlichen Mann ob eine Möglichkeit besteht 6 unserer Essenssäcke zu der Aborigine Gemeinschaft zu bringen. „Kein Problem, von Zeit zu Zeit muss ich nach Port Hedland fahren. Ich kann euren Nachschub vom Pardoo Roadhouse abholen und es bei uns solange lagern bis ihr kommt. Wenn ihr als kleine Gegenleistung eine Spende an die Gemeinschaft gebt würden wir uns freuen,“ vernehme ich Karls Stimme und bin erleichtert endlich mit der richtigen Person zu sprechen. „Wie sieht es denn bei euch da draußen aus? Stimmt die Geschichte mit den Überschwemmungen,“ möchte ich wissen. „Oh ja, einige hundert Kilometer in Richtung Osten hat sich ein riesiger See gebildet. Die Kiwirrkurra Aborigine Gemeinschaft wurde deswegen evakuiert. Die Häuser stehen dort bis zum Dach im Wasser. Man rechnet nicht damit dass das Wasser noch in diesem Jahr verdunstet. Ihr könnt unmöglich in diese Richtung marschieren,“ schockt mich seine frustrierende Antwort. „Gibt es die Möglichkeit den See zu umgehen?“ „Ja, wenn ihr von uns aus nicht in Richtung Osten weitergeht, sondern direkt nach Süden dem Gary Highway folgt. Dann kommt ihr irgendwann auf den Gunbarrel Highway in Richtung Warburton. Ihr trefft davor auf den Old Gunbarrel Highway in Richtung Docker River, Ayers Rock, Curtin Springs usw.“ Aufmerksam verfolge ich seiner Wegebeschreibung auf der Karte die ich mir mittlerweile auf den Schoß gelegt habe. „Was glaubst du denn wie viel Kilometer Umweg das für uns bedeutet?“ Karl überlegt eine Weile und sagt: „Um die 800 Kilometer sind es bestimmt.“ „Was, 800 Kilometer Umweg? Das bedeutet ja eine mittlere Katastrophe für uns. Oh weh, das ist nun wirklich eine schlechte Nachricht,“ antworte ich erschrocken. „Wer weiß, vielleicht könnt ihr ja um den See herumnavigieren. Hast du ein GPS?“ „Ja, aber ich kann mir vorstellen das geradezu riesige Flächen um den See matschig und schlammig sein werden. Es wäre natürlich unverantwortlich wenn wir in dem endlosen Outback im Schlamm versinken,“ antworte ich grübelnd. „Na ja, wie auch immer, vielen Dank für deine sehr hilfreichen Informationen. Wir bringen die Nahrungssäcke nach Pardoo und bevor wir aufbrechen rufe ich dich noch einmal an,“ beende ich das Gespräch.

Sofort hole ich alle Karten heraus, um sie im Detail zu studieren. Nach einiger Zeit beruhige ich mich wieder, denn der Umweg über den Ayers Rock hat mit Sicherheit seine Reize. Auch sind wir in der glücklichen Lage in der Zwischenzeit eine Einladung auf einer Station zu bleiben, ca. 200 Kilometer unterhalb von Alice Springs, bekommen zu haben. Die 800 Km. verringern sich dadurch nicht, aber durch unser neues Ziel müssen wir sowieso in der groben Himmelsrichtung des Umweges laufen.

Mit Zuversicht und neuer Energie rufe ich das Warakurna Roadhouse in der Nähe von Docker River an, um zu fragen ob auch sie einen Nahrungsnachschub für uns aufbewahren würden. „Kein Problem, solange es keine Lebensmittel sind die ins Kühlhaus müssen tun wir das gerne für euch,“ antwortet Cathy die Chefin. Dann spreche ich noch mit Josef von der Transportfirma und vereinbare mit ihm wie und wann er unseren Nachschub nach Perth bekommt und wann er diesen nach Warakurna liefern soll. Bevor meine heutige Arbeit getan ist bestelle ich in Perth die durch den Umweg notwendigen Kartenblätter und bin zufrieden das alle lieferbar sind.

Nach einem anstrengenden Tag sitzen Tanja und ich in unserem wunderschönen Wohnzimmer und beobachten einen traumhaft schönen Sonnenuntergang. Ganze Kängurugruppen finden sich jeden Abend ein, um von dem saftigen Gras vor unserem Haus zu naschen. Rufus wird bei diesem Anblick immer ganz nervös. Am liebsten würde er die Kängurus jagen, doch er weiß das er dann mit uns Schwierigkeiten bekommt. „Sie sind eh viel zu schnell für dich Rufus,“ sage ich und streichle sein glänzendes Fell.

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