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E-Bike-Expedition Teil 3 China - Online-Tagebuch 2015-2016

100 Stunden Dauerregen

N 30°04’12.9’’ E 102°59’19.7’’
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    Datum:
    21.03.2016

    Tag: 267

    Land:
    China

    Provinz:
    Sichuan

    Ort:
    Pantabären-Zuchtstation
    Bifeng Valley

    Breitengrad N:
    30°04’12.9’’

    Längengrad E:
    102°59’19.7’’

    Tageskilometer:
    82 km

    Gesamtkilometer:
    15.974 km

    Luftlinie:
    59.38 km

    Durchschnitts Geschwindigkeit:
    18.5 km/h

    Maximale Geschwindigkeit:
    47.5 km/h

    Fahrzeit:
    4:23 Std.

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt

    Maximale Höhe:
    1.150 m

    Gesamthöhenmeter:
    26.564 m

    Höhenmeter für den Tag:
    1.100 m

    Sonnenaufgang:
    07:11 Uhr – 07:10 Uhr

    Sonnenuntergang:
    19:19 Uhr – 19:21 Uhr

    Temperatur Tag max:
    16°C

    Temperatur Tag min:
    9°C

    Aufbruch:
    09:30 Uhr

    Ankunftszeit:
    17:00 Uhr

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

LINK ZUR REISEROUTE

Schon um 7:00 Uhr sitzen wir in dem nüchternen, unbeheizten Speisesaal des Hotels. Das Frühstücksbuffet ist manchmal im Übernachtungspreis inbegriffen. Obwohl nicht unbedingt das serviert wird was Europäer sich zum Frühstück vorstellen, suchen wir uns die wenigen Gerichte aus, die nicht ganz so scharf gewürzt sind oder fremdartig schmecken. Während Ajaci neben den fertig gepackten Rädern sitzt, schlage ich mir den Bauch mit einem Eier-Tomaten-Gemisch voll. Davon ausgehend, dass kein Geschmacksverstärker beigemengt wurde und ich starken Hunger verspüre, esse ich mit großem Appetit. Später bereue ich meine Maßlosigkeit erneut, aber es ist immer das Gleiche, wer nicht hören will muss fühlen.

Es regnet schon seit Stunden. Die Wetterprognose für die kommende Woche ist schlechthin eine Katastrophe. Bevor wir in den Sattel steigen, ziehen wir unsere Regenkleidung über. Einige Chinesen schütteln den Kopf und deuten in den Himmel. Wir lachen, zucken mit den Schultern, verabschieden uns und strampeln los. Trotz des Regens kommen wir gut voran. Nach 60 km streifen wir die verregnete Stadt Ya’an. Ab jetzt führt uns eine schmale Straße weitere 22 km in die Berge. Mittlerweile sind wir völlig verdreckt. Matsch klebt auf unserer Kleidung, auf den Radtaschen und den Anhängern. Seit unserem Aufbruch in Sibirien, vor 9 Monaten, waren wir nicht annähend so schmutzig. Langsam winden wir uns die Serpentinen entlang. Kleinere und größere Wasserfälle stürzen sich auf beiden Seiten der Gebirgsstraße von den Bergflanken in die Tiefe. Bambuswälder ziehen sich in die Höhe, bis sie von dichten Wolkendecken verschluckt werden. Wir arbeiten uns Meter für Meter in Richtung Wolken. Das Essen kommt mir dabei immer wieder hoch. Die Nässe hat sich schon lange durch die Regenkleidung gearbeitet. Unsere Füße schwimmen regelrecht in den Schuhen. Wir stoppen für ein paar Minuten, um zu verschnaufen, dann geht es weiter durch den Dauerregen. „Wie geht’s dir?“, frage ich Tanja. „Gut, und dir?“, ruft es hinter mir. „Mir ist ein bisschen schlecht“, antworte ich und versuche das unangenehme Gefühl so weit wie möglich zu unterdrücken. Mittlerweile windet sich die Passstraße noch steiler nach oben. Wir schalten zwischen dem ersten und dritten Gang hin und her, um die Steigung überhaupt bewältigen zu können. Unser heutiges Ziel ist die Panda Base Bifengxia, (wörtlich übersetzt; Tal der grünen Bergspitze) in die nach dem Erdbeben im Jahre 2008 der Provinz Sichuan, einige Pandabären von anderen Zuchtstationen evakuiert wurden.

Als wir bei ca. 1.100 Meter den höchsten Punkt erreichen, befinden wir uns auf einem großen Parkplatz, der von Gebäuden und kleinen Verkaufsständen umgeben ist. Etwas ratlos schauen wir uns um. Mein Blick fällt auf ein paar eigenartig aussehende, geräucherte Kreaturen, die am Haken hängend auf Käufer warten. Wolkenverhangene, mit Bambuswäldern bewachsene grüne Berge, umrahmen den plateauartigen Ort. „Und wo soll hier unsere Unterkunft sein?“, wundere ich mich. „Ich frage mal den Wachmann dort“, antwortet Tanja. Der schüttelt allerdings den Kopf. Während Tanja die Telefonnummer des Hotels wählt, in dem wir schon von Chengdu aus ein Zimmer gebucht haben, versammeln sich eine handvoll Menschen um sie. Plötzlich klingelt es direkt neben ihr. Ein Mann klappt sein Mobiltelefon auf und spricht hinein. Als Tanja und er bemerken sich miteinander übers Telefon zu unterhalten, obwohl sie direkt nebeneinander stehen, sehen sie sich im ersten Moment überrascht an. „Na so ein Zufall“, sagt Tanja lachend. Tatsächlich gehört der junge Chinese zu den Inhabern des Hotels. Er gibt uns zu verstehen seinem Auto zu folgen. Zwei Kilometer weiter, in einem winzigen Bergtal, landen wir vor ein paar hässlichen Klinkerbauten, die in dieser wunderschönen Landschaft völlig fehl platziert wirken. „Zheli“, (hier) sagt er knapp, auf ein dreistöckigen, eckigen Hausblock deutend, und verschwindet. Eine Frau, wahrscheinlich die Mutter, tritt aus dem Gebäude und schenkt uns ein gekünsteltes Lächeln. Ich frage ob ich den Wasserschlauch nutzen darf, der vor dem Eingang herumliegt, um unsere Räder sauber zu spritzen. Sie nickt. Dann, nach längerer Verhandlung, dürfen wir unsere Räder in den eiskalten, großen Vorraum des Hauses unterstellen, indem die Gäste auch ihre Mahlzeiten einnehmen. Nachdem die Räder verstaut und abgesperrt sind, helfe ich Tanja unsere Ausrüstung in den dritten Stock zu schleppen. Wir beziehen eines der wenigen Zimmer in dem es eine Klimaanlage gibt. Fröstelnd schalte ich sie sofort ein und siehe da, sie funktioniert. Kaum ist alles in dem Raum verstaut, spannen wir eine Wäscheleine vom Bad zur Tür, um einen Teil der klatschnassen Kleidung aufzuhängen. „Bei der Feuchtigkeit dauert es bestimmt Tage bis alles wieder trocken ist“, meine ich meine nassen Schuhe ausziehend in denen ein kleiner See herumschwappt. „Na Hauptsache wir haben hier oben in den Bergen eine trockene Bleibe gefunden. Ich bin froh bei diesem Sauwetter nicht im Zelt schlafen zu müssen. Dagegen sind unter solchen Bedingungen einfache Absteigen wie ein Schloss“, antwortet Tanja. „Nicht nur für dich“, sage ich mich unter die Dusche stellend, aus der heißes Wasser plätschert. Um meinen Magen nicht weiter überzustrapazieren esse ich am Abend blanken Reis und schwöre mir in Zukunft bei der Nahrungsaufnahme doppelt achtsam zu sein wenn es um die Beimengung von Weijing (Geschmacksverstärker) geht…

Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.

Die Live-Berichterstattung wird unterstützt durch die Firmen Gesat GmbH: www.gesat.com und roda computer GmbH http://roda-computer.com/ Das Sattelitentelefon Explorer 300 von Gesat und das rugged Notebook Pegasus RP9 von Roda sind die Stützsäulen der Übertragung.

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