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AUFGELADEN zu den Polarlichtern im hohen Norden - 2020

Zwischen Fjell und Fjord, zwischen Licht und Schatten

N 70°03’27.3’’ E 022°27’06.0’’
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    07.10.2020

    Tag: 066

    Land:
    Norwegen

    Ort:
    Am Langfjord

    Tageskilometer:
    268 km

    Gesamtkilometer:
    6253 km

    Bodenbeschaffenheit:
    Asphalt / Unbefestigt

    Brückenüberquerungen:
    6

    Tunneldurchfahrten:
    7

    Sonnenaufgang:
    07:02

    Sonnenuntergang:
    17:34

    Temperatur Tag max:
    10°

    Temperatur Nacht min:

    Aufbruchszeit:
    13:30 Uhr

    Ankunftszeit:
    18:30 Uhr

 

(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)

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(Für weitere Beiträge klick auf eines der Fähnchen in der Karte)

 

„Wie geht es unserer Kamera?“, fragt Tanja, als ich mich gleich nach dem Aufstehen an den Tisch setze, um sie erneut auf Herz und Nieren zu testen. „Das Objektiv hat einen Treffer abbekommen und der Autofokus funktioniert nur noch eingeschränkt. Zum Glück haben wir eine Ersatzkamera dabei. Wenn wir wieder in Deutschland sind, werde ich das Objektiv einschicken. Wird sicherlich teuer.“ „Es ist nur Geld. Hauptsache, wir sind gesund.“ „Da hast du wie immer recht“, antworte ich und beginne damit, die gestern fotografierten Aufnahmen zu bearbeiten und ein paar Texte zu schreiben. Von Zeit zu Zeit sehe ich aus dem Fenster. Zwei Angler stehen am Ufer und werfen ihre Ruten aus. Am liebsten würde ich an diesen unerwartet schönen Platz noch ein paar Tage länger bleiben, aber wegen dem vorhergesagten Schneefall sollten wir uns nicht mehr allzu viel Zeit lassen. „Wir können ja ein paar Tage am Nordkap verweilen. Da kannst Du dann schreiben und wenn es wirklich zu schneien beginnt, fahren wir wieder Richtung Süden“, schlägt Tanja vor. „Dann sollten wir uns auch überlegen, den Besuch der Stadt Tromsø zu kippen“, überlege ich. „Tromsø? Das Paris des Nordens wegfallen lassen? Warum? Ist es ein großer Umweg, dorthin zu gelangen?“ „Ca. 150 Kilometer. Und wenn wir die Stadt besuchen, wollen wir uns doch ein paar Highlights ansehen.“ „Also sind es ca. drei Tage, die wir verlieren. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir so schnell wie möglich zum Kap fahren sollten. Ist ja schließlich mit den Nordlichtern das Hauptziel dieser Reise“, meint Tanja. „Okay, dann verschieben wir den Besuch der Stadt auf ein andermal. Man kann nicht alles haben“, antworte ich.

Um 13:30 Uhr verlassen wir den Balsfjord. In einem Supermarkt decken wir uns mit Lebensmittel ein und bunkern Wasser. Auf der E6 cruisen wir weiter Richtung Norden. Wir durchqueren von Birken und Nadelwäldern bewachsene Täler. Es geht vorbei an moorigen Seen und schneebedeckten Bergzügen. Die Landschaft scheint rauer zu werden, was ihrer Schönheit aber keinen Abbruch macht. Am Straßenrand stehen ein paar verlassene Tipis der Samen. Im Sommer verkaufen sie an die vorbeifahrenden Touristen ihre Souvenirs. Im Oktober haben sie ihr Camp bereits verlassen. Nur noch die in den Himmel ragenden Holzstangen ihrer Zelte zeugen von ihrer Existenz. Tanja wirft Ajaci ein paar Bälle, dann setzten wir unsere Fahrt fort. Wir fahren am Lyngenfjord entlang, der mit seinen 121 Kilometern der zweitlängste Fjord Norwegens ist. Die imposante Küstenstraße ist extrem kurvig und an manchen Stellen plötzlich recht schmal. Auf einem Höhenzug weht ein eiskalter Wind, der den Wetterwechsel anzukündigen scheint. Die Sonne steht schon am Nachmittag sehr tief. Ihr Strahlen tauchen die hier steppenartige Gebirgslandschaft in ein surreales weichwarmes Licht. Ab dem 20. November bis 22. Januar bleibt die Sonne in dieser Region unter dem Horizont. Wegen der verschneiten Landschaft, die jedes noch so geringe Restlicht reflektiert und der klaren Luft wird es jedoch nicht völlig dunkel. Fasziniert wie am ersten Tag unserer Norwegenreise halten wir immer wieder an, um den atemberaubenden Wechsel zwischen Fjell und Fjord, dem Zusammenspiel von Licht und Schatten, den spitzen Berggipfeln und Gletschern, die im Sonnenlicht funkeln, im Bild festzuhalten. Nach 268 Kilometern, 7 Tunneldurchfahrten, 6 Brückenüberquerungen und einen faszinieren Tag halten wir Ausschau nach einem Übernachtungsplatz. Direkt am Ufer des Langfjords werden wir fündig. Dank der Geländegängigkeit unserer Terra erreichen wir den schwer zugänglichen Ort. Über das grasbewachsene Dach einer Fischerhütte fliegt laut kreischend ein großer Möwenschwarm. Die Vögel lassen sich auf dem dunkelblauen, klaren Wasser nieder. Kleine Wellen schwappen ans Ufer. Ein dunkler Wolkenteppich zieht sich über den Fjord, der sich auf ca. 31 Kilometer Länge zwischen den Bergen breitmacht. Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne schneiden sich in diesem Augenblick durch ein paar ausgefranste Wolkenlöcher, tauchen die schneebedeckten Gipfel in ein dunstiges Licht und spiegeln sich im diffusen Schein auf der kalten See…

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