Du kannst deine Hamburger an deine Trump-Fans verkaufen
N 10°36’38.9’’ E 104°10’30.7’’Datum:
30.04.2017
Tag: 670
Land:
Kambodscha
Provinz
Kâmpôt
Ort:
Kampot
Breitengrad N:
10°36’38.0’’
Längengrad E:
104°10’30.7’’
Tageskilometer:
102 km
Gesamtkilometer:
23.613 km
Luftlinie:
68 km
Durchschnitts Geschwindigkeit:
23.2 km/h
Maximale Geschwindigkeit:
44.3 km/h
Fahrzeit:
4:21 Std.
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt / Schotter
Maximale Höhe:
100 m
Gesamthöhenmeter:
70.938 m
Höhenmeter für den Tag:
250 m
Sonnenaufgang:
05:45 Uhr
Sonnenuntergang:
18:15 Uhr
Temperatur Tag max:
37°C
Aufbruch:
8:00 Uhr
Ankunftszeit:
13:00 Uhr
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
Wir verlassen unseren Traumstrand um 8:00 Uhr. Gleich hinter dem Beach führt der schmale Asphaltstreifen 100 Meter in die Höhe. Bei jetzt schon 32° C und einer Luftfeuchtigkeit von weit über 90 Prozent anstrengend. Wie auch schon auf der Herfahrt bringen wir die 102 Kilometer ohne lange Pausen hinter uns, um der extremen Hitze am Nachmittag so weit es geht auszuweichen. Schon um 13:00 Uhr erreichen wir wieder Kampot. Mika, der Finne und Inhaber der Lodge, empfängt uns freundlich. Schon am Telefon haben wir von ihm erfahren, dass in dem Zimmer seit unserem letzten Aufenthalt eine ganze Armada von Zecken haust. „Ich habe alles mehrfach und gründlich geputzt“, sagt die Frau von Mika. „Aber die Zecken sind noch immer drin.“ Wir sind geschockt da wir keine einzige Zecke an Ajaci entdeckt haben. „Kann mir das nur so vorstellen, dass sich Ajaci beim Spielen am Flussufer ein paar der Zecken eingefangen hat. Dort gibt es hohes Gras und Zecken lieben Gradlandschaften. Vielleicht haben ihn die Zecken nicht gebissen weil wir ihm wegen der Zeckengefahr in Südostasien rein prophylaktisch alle paar Monate ein Medikament dagegen verabreichen. Die Viecher müssen dann im Zimmer von ihm abgelassen haben und sind unters Bett gekrochen. Hast du auch unterm Bett nachgesehen?“ „Nein“, antwortet Mikas Frau jetzt. Umgehend eile ich ins Zimmer und hebe die schweren Holzgestelle hoch. Unterm Bett sieht es schlimm aus. Neben dem was sich unter Gästehausbetten im Lauf von langer Zeit ansammelt, entdecken wir auch Zecken. Obzwar wir nach über 100 km Radfahren bei 37° C im Schatten völlig am Ende sind, helfen wir den zwei jungen Putzmädels das Zimmer erneut gründlich zu reinigen. Erst dann checken wir ein.
Es ist bereits 17:00 Uhr als wir uns endlich auf der Holzterrasse am Teuk Chhou Fluss auf einem Stuhl niederlassen und wie beim letzten Aufenthalt den angehenden Abend und ein gutes Essen zu genießen. „Ist er das?“, frage ich Tanja erschrocken, als es sich ein weiterer Gast auf der kleinen Terrasse bequem macht. Tanja bestätigt kopfnickend. Als wir hier vor ein paar Wochen mit ein paar anderen Travellern saßen, machten wir die unangenehme Bekanntschaft mit diesem Amerikaner der in Kampot einen Hamburgerladen besitzt. Wegen der aktuellen Situation in seinem Land führten wir mit ihm einen politischen Disput. „Du kannst deine Hamburger an deine Trump-Fans verkaufen aber nicht an uns“, beendete Tanja das unangenehme Gespräch mit dem Resultat, dass der aggressive Mann beleidigt abzog, sich an den Nebentisch setzte, ab diesen Zeitpunkt nicht mehr mit uns sprach und uns in den folgenden Tagen ignorierte.
Da der 58-Jährige offensichtlich ein Stammgast von Mika ist und jeden Abend mit seiner blutjungen kambodschanischen Freundin hier sein Bier trinkt, sieht es so aus als müssten wir in den kommenden Tagen seine negative Aura ertragen. „Lass uns mit dem Mann Frieden schließen“, schlägt Tanja vor. „Und wie?“, frage ich, da ich nicht die geringste Lust verspüre mir die Laune vom Befürworter des Präsidenten einer kranken und schwachsinnigen Weltpolitik verderben zu lassen. „Wir geben ihm und seiner Freundin einfach zwei Bier aus.“ „Und du meinst das funktioniert?“ „Warum nicht?“ „Okay“, sage ich und veranlasse die Kellnerin des kleinen Restaurants dem Mann zwei Bier zu servieren. Als die finnische Kellnerin dem Amerikaner die Bier auf dem Tisch stellen möchte, poltert er und lehnt vehement ab. Die Bedienung zuckt mit den Schultern und trägt die vollen Gläser zurück. „Hat nicht funktioniert“, meine ich enttäuscht. Durch die Ablehnung fühlen wir uns noch unbehaglicher als vorher. Dann setzen sich Mika und seine Frau zu ihm an den Tisch. Anscheinend sind sie befreundet, denn sie wollen zusammen essen gehen. Ein Grund warum Mikas Frau die Küche der Lodge an diesem Abend erst öffnen möchte wenn sie wieder zurück ist. Da wir seit heute Morgen nichts mehr zwischen die Zähne bekommen haben, sind wir nach dem langen Tag sehr hungrig. Wir entscheiden uns in die Stadt zu laufen, um dort ein Restaurant aufzusuchen.
„Also ich fühle mich bei Mika nicht mehr wohl. Auch wenn wir für die Zecken im Zimmer irgendwie verantwortlich sind finde ich es eigenartig, dass seine Frau nicht unter den Betten gereinigt hat und das obwohl sie sich bei uns darüber beklagte mit einem großen Aufwand alles geputzt zu haben. Dann sind die beiden auch noch mit diesem seltsamen Mann befreundet und zum Schluss bekamen wir nichts zu essen. Ich frage mich warum wir da überhaupt bleiben? Es gibt keinen Grund dafür. Da wir schon vor dem schönen Aufenthalt am Paradiesstrand hier eine knappe Woche verbrachten, komme ich mir irgendwie so vor wie die Menschen die immer am gleichen Ort Urlaub machen. Nur nichts Neues ansehen. Das könnte ja Überraschungen mit sich bringen. Und wer will schon Überraschungen im Leben? Noch dazu im Urlaub?“, meine ich ironisch. „Wenn du mich fragst sollten wir uns so schnell als nur möglich von hier wegmachen“, referiere ich weiter in einem kambodschanischen Restaurant sitzend. „Schon verrückt. Ich dachte mir genau das Gleiche. Abgesehen davon komme ich mir so vor wie in der amerikanischen Komödie ‚Und täglich grüßt das Murmeltier’. Wollte nur nichts sagen, da wir ja vereinbart hatten uns vor der Weiterfahrt erstmal einen Tag auszuruhen.“ „Okay, dann lass uns morgen Richtung Grenze abhauen. Mir tun zwar nach der heutigen Fahrt alle Glieder weh, aber da die Atmosphäre bei Mika gekippt ist möchte ich keinen Tag länger bleiben als nötig.“…
Wer mehr über unsere Abenteuer erfahren möchte, findet unsere Bücher unter diesem Link.
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