Wie wir auf die Idee kamen, wieder in den hohen Norden zu fahren
N 49°29’04.4’’ E 011°11’40.0’’Datum:
25.05.2020 bis 02.08 2020
Land:
Deutschland
Ort:
B-Dorf
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
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Wegen der Corona bedingten geschlossenen Landesgrenzen in Europa wussten wir zwei Wochen vor unserem Start noch nicht, wohin die Reise gehen würde. „Island wäre doch eine tolle Destination“, meinte Tanja. „Ja, eine super Idee. Lass uns nach Island fahren“, stimmte ich ihr freudig zu. „Was nach Island wollt ihr? Wusstet ihr, dass Hunde auf Island erst mal für einen Monat in Quarantäne müssen? Ich hatte erst letztes Jahr eine Reise nach Island geplant und die Fähre bezahlt. Auf der Webseite der Fährgesellschaft konnte ich unseren Hund einbuchen, erfuhr aber erst nach der Überweisung, dass Hunde nicht auf die Insel dürfen. Trotz vieler Telefonate, unter anderem auch mit dem Manager der Fährgesellschaft, haben die uns das Geld nicht zurückbezahlt“, erzählte mir unser Freund Heiko. Weil wir unseren Ajaci nicht zu Hause lassen wollen, war nach dieser wichtigen Information für Tanja und mich das Thema Island vom Tisch. „Na, dann fahren wir noch mal nach Norwegen. Auf unserer Fahrt durch Norwegen im letzten Jahr haben wir doch nicht viel gesehen“, meinte Tanja. Da hatte sie recht. Obwohl wir zu jener Zeit bis zum Nordkap gefahren sind, hatten wir aus Zeitgründen zu wenig von diesem wunderbaren Land gesehen. Wir mussten uns sputen, denn wir waren Teilnehmer einer internationalen Offroadtour, die eine Jungfernfahrt durch den russischen Polarkreis unternehmen wollte. Norwegen war für uns also nur ein Transitland, um nach Kirkenes und Murmansk zu gelangen, wo das Abenteuer begann.
„Also lass uns Polarlichter jagen“, sagte ich freudig erregt. Nachdem die Norweger die Grenzen Mitte Juli öffneten, lagen vor uns zwei impulsive Wochen, in denen wir die Tour vorbereiteten. Unser Expeditionsmobil musste zu Delta 4×4 gefahren werden, denn sie bekam die Crossleader Wildtiger unters Gestell. Das sind neue Reifen, die für die Auflastung auf 6140 kg geeignet waren und mit ausgeprägten Profilblöcken eine optimale Traktion in jeder Lage garantieren, also speziell für extreme Bodenverhältnisse entwickelt wurden. Somit besitzt unsere Terra Love jetzt die passenden Schuhe für unsere Tour. Danach war der große Kundendienst fällig und ich brachte unser Expeditionsmobil zu bimobil. Wie immer alles kurz vor knapp, aber es hat geklappt. Neben dem Fitmachen unserer Terra verlangten unsere neuen E-Bikes meine Aufmerksamkeit. Bessere Lenkerhörnchen, spezielle Schlaufen für die Pedale, eine Smartphone- und GoPro-Halterung und noch ein paar Kleinigkeiten, die wir auf der kommenden Tour testen wollten, gehörten montiert. Auch Ajaci´s Hundeanhänger, der extra für uns konstruiert und gebaut wurde, musste mit einer Handbremse, der Kürzung des Ständers, Sicherheitsgurten und kleineren Reifen versehen werden. Puh, und das war noch lange nicht alles. Tanja wirbelte in ihrem Büro hin und her, um den Online- und Papierkram in den Griff zu bekommen. Im Netz bestellten wir Diverses was uns noch einfiel, machten unseren Garten trotz des Sommers winterfest, putzten durchs Haus, luden Updates für die Reisecomputer herunter, checkten die Drohne, die Foto- und Filmkameraausrüstung, das Aufnahmegerät für die Podcasts und tausend Sachen mehr. Am Ende wäre ich fast lieber Zuhause geblieben, denn ich wusste nicht mehr, wo mir der Kopf stand. „Haben wir auch nichts vergessen?“, fragten wir uns immer wieder. Mir kam es so vor, als würden wir für Jahre vereisen, obzwar der Aufwand für fünf Monate nahezu der Gleiche ist. Deadline unseres Aufbruchs war der erste August. Am Abend wollten wir unseren Freund René in Dresden besuchen. Schon wenige Tage vorher wurde uns klar, dass der Termin nicht zu halten war, weswegen wir unseren Aufbruch auf den dritten August verschoben. Wie bei einem Staffellauf eilten Tanja und ich zwischen unserem Haus und der Terra Love hin und her, um unser mobiles Heim, das auf den neu aufgezogenen Reifen gelassen dastand, vollzustopfen.
Es grenzte an ein Wunder, als ich nur zwei Tage nach unserem eigentlichen Aufbruchstermin den Zündschlüssel ins Schloss steckte und der Motor der Terra Love mit einem satten Ton ansprang. „Auf zu neuen Abenteuern“, schien er uns auf seiner Sprache zuzuflüstern. „Ja, endlich geht es wieder los“, antwortete ich freudig in meinen Bart brummelnd. „Let´s go!“, rief Tanja, worauf wir uns gegenseitig in die Hand klatschten…