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Moldawien/Kloster Marta si Maria

Wer bestimmt den Zeitplan?

N 46°43'59.9'' E 029°27'37.1''

Tanja berichtet:

Am Nachmittag begebe ich mich ins Gewächs Haus um Marta zu besuchen. Gleichzeitig möchte ich ihr mitteilen, dass unsere Zeit hier abgelaufen ist. Ich erzähle ihr, dass wir weiter müssen. Sie versteht nicht was ich gerade zu erklären versuche. “Wir fahren weiter.” Drehend mit den Händen zeige ich das Kurbeln der Pedale. Lege meinen Kopf zur Seite zwei Mal noch Schlafen, dann geht es los… Sie hat verstanden. Nun blicke ich in ein von Schmerz verzerrtes Gesicht. Erst verstehe ich nicht, doch dann beginnt Marta Herz zerreißend zu weinen. Es ist so schmerzhaft, sie so zu sehen, dass ich sogleich mit ihr weine. Da sitzen wir, auf dünnen Bretten im Gewächshaus, unsere nackten Füße stecken im wunderbaren reichhaltigen Boden, im dicken Matsch. Obwohl wir nicht viele Worte der Verständigung haben, verstehen wir doch so viel. In den letzten Tagen haben ich viel von Marta gelernt, sie zeigte mit, was geerntet wird und wie. Wir trugen Säcke voller Schätze aus ihrem Garten und ihrem Gewächshaus zur nächsten Abteilung. Ich nannte sie still für mich die “Polierer-Nonne”. Eine Nonne, die die Aufgabe hat, unserer Geerntetes zu sortieren, und wahrlich sitzt sie da mit einem Lappen und poliert zum Beispiel die Paprika… Ich denke an die Blumenbeauftragte, eine Schwester, welche den ganzen Tag unterwegs ist und alle Blumen der Anlage pflegt, die Töpfe abwäscht, die Fensterbretter reinigt und somit für eine schöne Atmosphäre sorgt… Vor wenigen Tagen fragte mich eine Nonne, ob ich ihr die Leiter halten würde. Sie war damit beschäftigt, in schwindelnder Höhe Glühbirnen zu putzen. Ich nenne sie nun nicht die Lampenputzernonne, da ich sie auch bei anderen Aufgaben gesehen habe… Schwester Apolinaria, eine große, schlanke Frau, die es versteh,t den Minibus zu rangieren… Die Schweinehirtin Maria. Täglich laufen kleine Schweinchen davon, welche sie nur etwas später wieder einfängt. Die kleinen Schweine schreien dann wie am Spieß. Maria lächelt und streichelt sie liebevoll. Abends fädeln fleißige Hände Perlen auf, um Kreuze zu fertigen, die dann im kleinen Kirchenladen in der Auslage liegen. Schwester Jevaxevia, die unbedingt möchte, dass wir ihren Weinberg besuchen… Nonnen beim Renovieren und beim Streichen. Jewlampia die Imkerin… Olympiya die Schneiderin… Magrina die Materialverwalterin. Während ich hier mit Marta sitze, gehen mir die ganzen Bilder durch den Kopf, die kleine Schwester Natalia, sie schält täglich bis es dunkel wird Kartoffeln. Teilweise sind sie so klein, dass ich mich frage, wie die alte Frau die Arbeit noch sehen kann. In wenigen Tagen durften wir den Platz hier leben, inhalieren und wurden geradezu liebevoll hineinverschluckt, als ein Teil davon… Nun komme ich daher und erkläre Marta, unsere Zeit im Kloster ist abgelaufen. So haben wir hier die Entscheidung getroffen. Egoistisch und selbstbezogen. Nun so weit zu sein, weiter zu ziehen. Haben wir irgend jemanden gefragt, ob sie oder er auch so weit sind, uns wieder ziehen zu lassen? Ist Marta bereit, sich zu verabschieden? Ehrlich gesagt habe ich noch nie in meinem Leben darüber nachgedacht, dass es nicht nur an dem Reisenden ist zu entscheiden, wann er für die Weiterreise bereit ist. Es ist auch an den Gastgebern. Mit dieser Erkenntnis laufen mir noch weitere dicke Tränen über die Wangen. Denis kommt hinzu. Als er uns im Gewächshaus so sitzen sieht, kullern auch bei ihm die Tränen. Wir sprechen alle drei und versichern uns gegenseitig, wie dankbar wir sind, dass sich unsere Wege kreuzten. Einige Zeit vergeht, als uns Domnina sucht und im Gewächshaus findet. Sie wusste schon von Denis, dass wir den Aufbruch planen. Domnina bittet uns, wenigstens noch den Feiertag abzuwarten und dann am nächsten Tag zu starten. Denis und ich sehen uns an, lächeln, nicken und stimmen zu, noch so lange zu bleiben…

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