Warum das Meer salzig ist
N 68°14’38.0’’ E 014°36’29.8’Datum:
30.09.2020
Tag: 059
Land:
Norwegen
Ort:
Super Straßenstellplatz
Tageskilometer:
72 km
Gesamtkilometer:
5212 km
Bodenbeschaffenheit:
Asphalt
Fähre
0
Brückenüberquerungen:
4
Tunneldurchfahrten:
3
Sonnenaufgang:
07:04
Sonnenuntergang:
18:39
Temperatur Tag max:
14°
Temperatur Nacht min:
9°
Aufbruch:
09:30
Ankunftszeit:
18:00
(Fotos zum Tagebucheintrag finden Sie am Ende des Textes.)
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Obwohl es schon kurz nach 16:00 Uhr ist, sitzen wir wieder in der Terra, biegen auf die E 10 ein und lassen Borg hinter uns. „Auf zu den Pottwalen!“, ruft Tanja begeistert. Gerne würden wir Lofoten noch ein bisschen erkunden, jedoch treibt uns die von Laura und Mark injizierte neue Idee voran, noch vor dem Nordkap die Vesterålen zu besuchen. Wir nutzen das uns bleibende Tageslicht, um heute noch ein paar Kilometer hinter uns zu bringen. Nach 25 Kilometer erreichen wir die imposante Brücke, die uns von der Insel Vestvågøy zur kleinen Insel Gimsøy trägt. Mein Blick fällt nach unten auf die Meeresenge, denn manchmal kann man zwischen den Inseln mächtige und gefährliche Strudel erkennen, die vom Gezeitenstrom verursacht werden. Der Saltraumen bei der Stadt Bodø zum Beispiel ist der stärkste Gezeitenstrom der Welt. Dort strömen im Wechsel von Ebbe und Flut bald 400 Millionen Kubikmeter Wasser durch eine ca. 150 Meter schmale Meerenge hin und her. Das Wasser erreicht dabei die verblüffende Geschwindigkeit von 40 km/h und an seinen Ufern entstehen bis zu vier Meter tiefe Strudel. Wer da als Schwimmer oder mit einem kleinen Boot reinkommt, hat verloren. Auch auf Lofoten gibt es einen berühmten Gezeitenstrom zwischen den Inseln Moskenesøy und Værøy der zu verschiedenen Legenden geführt hat und den Namen Mahlstrom trägt. „Und siehst du Strudel?“, frage ich Tanja. „Du fährst zu schnell.“ „Kann nicht langsamer. Da ist ein Auto hinter uns“, antworte ich. „Du hast doch gestern über den Mahlstrom gelesen. Gab es da nicht eine Legende?“, frage ich interessiert. „Ja, soll ich zur Abwechslung mal dir was erzählen?“, fragt Tanja schmunzelnd. „Sehr gerne.“ „Okay. In einer altnordischen Dichtung wird von einer friedlichen Zeit erzählt, in der niemand jemand anderen verletzte, selbst dann nicht, wenn man auf den Mörder seines Vaters oder Bruders traf. Es war eine Zeit, in der es keine Räuber und Diebe gab und sich keiner auf Kosten eines anderen bereicherte. Nicht mal ein Goldring, der auf dem Boden lag, wurde mitgenommen.“ „Eine wunderbare Zeit“, sage ich mich irgendwie danach sehnend, obwohl Norwegen ein wirklich friedliches und sicheres Land ist. „Also in dieser Dichtung“, fährt Tanja fort“, lebte der dänische König Fróði, der dem schwedischen König Fjölnir einen Besuch abstattete. Er kaufte von Fjölnir zwei Sklavinnen namens Fenja und Menja ab, die die Töchter eines Riesens waren. Er nahm die beiden mit nach Hause, wo er kurz vorher eine Mühle geschenkt bekommen hatte, die alles mahlen konnte, was man sich wünschte. Das Problem war aber, dass die Mühlsteine der Mühle so groß und schwer waren, dass sie kein Mensch bewegen konnte. Obzwar Fróði in der friedlichsten Zeit, die es je gab, lebte, war er gierig und zwang Fenja und Menja für ihn Gold, Wohlstand und noch mehr Frieden zu mahlen. Er wurde so gierig, dass er die Arbeitspausen der beiden Schwestern auf den Ruf eines Kuckucks oder eines kurzen Liedes beschnitt. Die Schwestern wurden daraufhin sehr ärgerlich und als der König schlief, drehten sie die Steine, um ein feindliches Heer herbei zu mahlen, die sein Reich überfielen. Der Anführer namens Mysing ließ den König und viele seiner Soldaten töten. Dann segelte er mit reicher Beute und den zwei Schwestern davon, womit das friedliche Reich von König Fróði ein jähes und trauriges Ende fand.
Fenja und Menja waren über ihre Befreiung glücklich, jedoch hielt ihr Glück nicht lange an, denn Mysing befahl ihnen, Salz zu mahlen. Gegen Mitternacht fragte die beiden Mysing ob er nicht endlich genug Salz hätte. „Mahlt weiter“, befahl Mysing grob. Da wussten Fenja und Menja das sie vom Regen in die Traufe gekommen sind, und mahlten weiter. Sie mahlten solange, bis die Schiffe des Heerführers Mysing völlig überladen sanken und sich dabei ein riesiger Strudel bildete, der alles bis zum Grund des Meeres herabzog. Noch heute sitzen Fenja und Menja dort auf dem Meeresboden und mahlen unermüdlich Salz, so viel Salz, das, dass Meerwasser salzig wurde und die Stelle heute Mahlstrom genannt wird…